Wörterbuch
ABCDEF s.VGHIJK
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b – bächelîn
bächeln – backenknûʒ
backenslac – badekeʒʒel
badekleit – badevolc
badewâc – balde
baldecheit – ballerisse
ballespil – balsamlich
balsammæʒec – balster
balster – banboum
banbrief – banekîe
banël – banierære
baniere – banovære
banoven – banvîre
banvîretac – bar
bar – bârbrët
1barc – barkân
barke – barmecheit
barmeclich – barnen
barnstëcke – bartierunge
bartinc – base
Baseler, Basler – batalieren
batalierre – baʒ
bazân – bebreiten
bebrunzen – bëchswarz
bëchtranc – beckenknëht
beckenkol – bedæhteclîche
bedahtheit – bêdenthalbære
bederben – bediutecheit
bediuteclîche – bedringen
bedröuwen – begâben
begâbunge – bêgehart
begëhen – begesten
begetern – beginst
beginstnisse – begnâdunge
begougeln – begrîflich
begrîflîcheit – behabede
behaben – behalt
behaltære – behebunge
behecken (?) – behëlfen
behëlfunge – behern
behêrren – behœrlicheit
behosen – behülfec
behülfelich – behûsunge
beide, bêde – beierisch
Beierlant – beinîn
beinîsen – 2beiten
beitunge – bejac
bejagen – bekennelich
bekennelicheit – beklage
beklagen – beklipfen
beklocken (?) – bekorære
bekorlich – bekriegen
bekrîen – bekuppeln
bekürn – belderîchen
belëcken – belîbelich
belîben – belle (?)
bellechîn – Belzebub
belzelîn, belzel – 1bemeinen
2bemeinen – benahtunge
benæjen – benedîunge
benediz – benihte
benît – benuomunge
benützen – 2ber
bër – bërcgesworne
bërcgot – bërcphenninc
bërcrëht – berechenen
berechenunge – bereit
bereitære – bërgen
bergîn – beriemen
berieʒen – berillîn
berîmeln – berîʒen
berkel – bernbunge
bërnde – bernzunge
berœsen – berty
berüchtegen – beruofære
beruofen – besæjen
besalben – beschaft
beschaft – bescheiden
bescheiden – 1beschern
2beschern – beschînen
beschirm – beschouwede
beschouwelich – beschuoben
beschuohen – bëseme
bësemen – besideln
besiffeln – besîtes
besitzære – beslieʒunge
beslîfen – besnaben, besneben
besneiteln – besoufen
bespæhen – best
bêst, bêste – beste
bestëchen – bestie
bestieben – bestrîten
bestrouben – besunderbar
besunderheit – beswæren
beswærnisse – bët
betagen – beteidigunge
beteidingen – bëtelorden
bëtelruof – beterminierunge
bëteros – betimbern
betirmen – betrahtegen
betrahten – betriuten
betriuwen – betrüeben
betrüebenisse – bettegegate
bettegëlt – betterise
betterise – betûchen
betüemen – betwengen
betwinc – bevatzen
bevëlch – bevillen
beviln – bevolgec
bevollen – bevür
bevürhten – bewarlich
bewærlich – bewëgen
bewëgen – bewërfen
bewërken – bewirten
bewîselîche – bezâfen
bezaln – bezëmen
bezenen – bezoc
bezoubern – bî
bibe – bibunge
bic – bíderben, bedérben
biderbenen, bederbenen – bî|ein
bîeinander – bierzins
biese – bîgesëʒʒe
bîgestendec – bîhtegen
bîhten – bilchmûs
bildære – bildeslêre
bildesnitzer – billich
billîch – bimʒ
bin – binnen
bînstoc – birden
bir(e) – birnenkërn
birnkumpost – bî schaffen
bîschaft – bisemvaʒ
bisen – bîsorge
bîspël – bît
bitære – bitteric
bitterkeit – biuge
biugunge – biutel|snîdære
biuteltuoch – bî vüegen
bî vüeren – bîzeichenen
bî zëmen – blægen
blâ|gleien|bluome – blandine
blanke – blâst
blaster – blâterkopf
blæterlîn – blëchhantschuoch
blëchrinc – bleichlich
bleichros – bletzelîn
bletzen – bliczen
1blîde – blindecheit
blindeclich – bliuclich
bliuge – blœde
blœdecheit – blüegeln
blüegen – bluombolle
bluome – bluomenzît
bluom|ôsterâbent – bluotgieʒen
bluotgieʒende – bluotspîwunge
bluotstëchære – bluotwurm
blut – bocks
bocksbluot – bogenschuʒ
bogensnuor – 2bolle
bollen – bônwibel
bônwinde – borge
bor|gemeit – (bornütze,) enbornütze
bors, borse – borvërre, enborvërre
borvil – bote
botech – botwar
botwarære – boumen
boumgarte – boumzaher
bovel – bræche
brachen – brâ|hâr
bræhen – branc
brangen – brætelîn
braten – brëche
brëchel – breisier
breit – brenken
brenn-, bern(e)-, birnschatz – brësthaft
brëstlich, brëstenlich – briefbuoch
      brëstlich, brëstenlich Adj.
      brët stN.
      brëtelîn, britelîn stN.
      brëtervëlt stN.
      bretsche swF.
      brëtsnîdære stM.
      brëtspil stN.
      brëtspilære stM.
      brëtstein stM.
      bretten swV.
      brëtten stV. (IV)
      breviere stN.
      brî swM.
      brichelich Adj.
      brîdel stM.
      brîden stV. (Ia)
      briech Adj.
      brief stM.
      briefbühse stswF.
      briefbuoch stN.
briefbuochelîn – brieʒen
brî|mel – brîsger
brîsschüechel – briulêhen
briumeister – briutelstuol
briuten – brœdeclich
brœdeheit – brôt
brôtbanc – brôtkouf
brôtloube – bruch
bruch – brückelât
brückelîn – bruckslac
bruckwëc – brûne
brûnen – brünneholz
brunnekîn – brünselbërc
brünseln – bruochstinkende
bruochwëc – bruoderzeichen
bruost – brustgezierde
brustklopfen – brûtgebende
brûtgesanc – brûtsanc
brûtschaft – bûchstœʒec
bûchstrenge – budeminc
bûden – bû|geschirre
bû|gevelle – buhsholz
bûhurdierære – bûlslac
bulzen – büntnisse
buntschuoch – buochbediuten
buochblat – buochstap
buochswam – buosemsnuor
buosemtuoch – buppe
bur – burcgesuoch
burcgewer – burclêhen
burclêhenrëht – burcrëhtacker
burcrëhten – burctorære
burcvëlt – bürde
bürdelîn – bürgelschaft
bürgen – burgertavel
burgervëlt – burnegël
burneholz – bürste
bürsten – büschelîn
buschoff – bûteilen
bûteilunge – buttenblüejende
buttenbluot – bûz
bûʒe – buʒʒel

   brëstlich, brëstenlich - briefbuoch    


brëstlich, brëstenlich Adj. 1 ‘mit Mängeln behaftet, schädlich’
2 ‘drückend, bedrängend’
   1 ‘mit Mängeln behaftet, schädlich’ brestlichen smertzen / jetten vs dem grunde / vnd [...] / reine tugende seijen dar MinneR471(Pf) 9,21; ein brestenlîch gebreste / der hôhen muot kan senken Hadam 147,1    2 ‘drückend, bedrängend’ des ritters prestliche pin / erkantte dü miltte an der stund GTroj 8778

brët stN. Pl. bret(e) ( Wh 242,19, Tr 2222, Eckh 1:264,7, Helbl 13,92) und breter ( UrkCorp 548A,32, StRMünch 191,16 u.ö.). 1 ‘Brett, Latte, Bohle’
2 ‘Schildbrett, Schild’
3 ‘Spielbrett’
4 ‘Brett zum Geldzahlen, Zahlbrett’ (s.a. zalbrët )
5 ‘Leichenbrett, Bahre’ (s.a. bârbrët )
   1 ‘Brett, Latte, Bohle’ asser: prêt VocBV927 3:359,2; als ûf des meres wâge / ein schefbrüchiger man / ûf einem brete kæme dan / ûz an daz stat gerunnen Er 7065; dâ durch [durch ein Fenster] rahter die hant / und leit im ûf ein bret ein brôt Iw 3305; dorno so teyle di substancia [...] vnd lege sy vf eyn bret, das do breyt si vnde slecht vnd ouch reyne Pelzb 133,23; Barth 152,16; StrKD 58,II 127; BvgSp 8. – für bauliche Zwecke: swelich sagmuͤlner dez paumes, den er ze pretern sagen wil, abhakchet mer danne diu scherv [der untere, kegelförmige Teil des gefällten Baumstammes] StRMünch 280,27; daz man fuͤrbaz [...] alliu haͤwser und staedel [...] nicht anders sol decken dann mit pretern oder mit ziegeln ebd. 478,13; HvNstAp 13358; daz ûzer bret an der tür Eckh 5: 422,8; Kreuzf 7589    2 ‘Schildbrett, Schild’ den schilt er gegen dem wurfe bôt / [...] zehant enzunde sich daz bret / und verbran im von der hant Wig 6977; swâ er den schilt erreichte, / daz herte bret erweichte Er 5537; ir schiltriemen sint nacket blôz / und unverdecket von den breten Wh 242,19. er [der Greif] was mit trackenbluote rôt / gemâlet ûf des schiltes brete KvWTroj 30899; En 5767; UvZLanz 4423. 1167    3 ‘Spielbrett’: – für Schach: ein schâchzabelgesteine, / unt ein bret, wol erleit [mit Einlegearbeiten verziert] , wît Parz 408,21; ein schâchzabel [...], / an brete und an den spangen [Beschläge] / vil schône und wol gezieret Tr 2222; ûf dem bret dem roche / ander gestein ist undertân Georg 150; die zway tyrlein [Springer] / ob dem prette HvNstAp 8776; sô hiez er machen [...] in daz bret vier und sehzic velt HvBer 9509 u.ö. – für Tricktrack: sus wurden würfel dar geleit / und ein bret schœn unde sleht, / ûf dem der wunneclîche kneht / dâ spilte mit der künigîn KvWTroj 15895. 15888; er warf sî [die Würfel] wider ûf daz bret, / er warf diu ses ouch alliu driu HvBer 9363. ûf dem brete spiln/zabeln: si spilten beide ûf dem brete UvTürhTr 1017; swenne ir denne ûf dem brete / schâchzabels [...] / spiln mit im beginnent Flore(S) 4673; Krone 22754; Tr 9889; der sun der zabelte ûf dem brete Schlegel 135. in dem brete zabeln/(ver)spiln: dâ funden si besunder maniger hande spil, / in dem brete zabelen, schermen under schilden Kudr 353,3; er lerte sie spielen in dem brett SalMor 4,4; swaz man in dem pret verspilt uͤber 60 dn StRMünch 415,23. – bildl.: div luge vnt div vntriwe / vf dem bret machet riwe / da man die sel setzet hin / durch der svnden gewin Warnung 1364. 1406; GFrau 1094    4 ‘Brett zum Geldzahlen, Zahlbrett’ (s.a. zalbrët ): er sazt sich nider zuo dem bret, / er nam im alle die gebær, / als er in grôzen trehten wær, / wie er daz guot bewante HvBer 8781; nû setzent ûf unde zellent / drîzic unze ûf daz bret Flore(S) 5077    5 ‘Leichenbrett, Bahre’ (s.a. bârbrët ): du lijst uf dem blozen bret / dar uf man dich zu grabe dret HvNstVis 37; aschen unde erden / hiez er im schutten ûf ein bret / und lie sich heben ab dem bet / ûf den aschen hernider: / ‘diu zît ist komen, daz ich wider / gedîhen sol ze aschen [...] ’ Ottok 21876

brëtelîn, britelîn stN. ‘kleines Brett’ asserula: bretel VocBV927 3:359,3. – als bemaltes Wappen: manic herzeichen gar ahtbêr [...] sô dirre und der / an ein drîeckot britelîn [La. bertelin ] / heizet mâlen [...] / ein tierlin oder ein vogellîn / [...], / seht, sô wil er ein herre sîn! Renner 1071. – als Buchdeckel (anders Anm.z.St.; vgl. jedoch FWB 4,1097 mit Belegen für bret als Bucheinband): ein goltsmit ich mir würken bat / zwei britelîn von gold aldâ: / dar in bant man daz büechel sâ UvLFrd 141,5

brëtervëlt stN. Bed. unklar (Grundstück mit einer Holzhütte, aus Brettern gebauter Unterstand?): din tritelvuoz, din obedach, din zunge diu wirt lam; / so kumt ein schur unde ouch ein hagel daz boeset dines mundes gelt ─ / noch volge mir geselle, vriunt, und buwe ein bretervelt FvSonnenburg 37,12

bretsche swF. ‘äußere grüne Schale der Walnuss’ (vgl. SchweizId 5,1017): beswæret wart sîn [des Affen] tumber muot, / do er die bitterkeit bevant / der bretschen, und dar nâch zehant / begreif der schalen hertekeit Boner 2,8

brëtsnîdære stM. ‘Sägemüller’ brenge mir ouch den byͤrschrotener / und dar czuͤ den botener, / [...] bretsnyder, deler [Verfertiger von Dielen] OsterSpI 330

brëtspil stN. ‘Brettspiel’ brettspils kund er oͮch vil / und manger leye seyten spil Staufenb 159; ez ist vil mangerhanden / vröud’, der dû maht trîben vil: / schâchzabel ziehen und bretspil, / schirmen, schiezen mit dem bogen HeroLeander 140; EnikWchr 14479; Pilgerf 6737. mit bretspil und mit kriechelîn [Weinsorte] / verzert er jârs die koste sîn Renner 16763; wir verpieten ales spil, do man mit pfenning verliesen macht, niur rehtez pretspil und sachzagel StRMünch 247,14. 415,18; es sol [...] nieman spielen uff der münßen [...] ußwendig [außer] brettspile DRW 2,492 (StraßbMünzg; um 1330)

brëtspilære stM. ‘Brettspieler’ bretspiler mein ich niht, / die man durch kurtzwile spilen siht / zu rehter zit und an verderben Jüngl 373

brëtstein stM. ‘Stein eines Brettspiels’ do trug man ein pret [Schachbrett] dar, / das was swarcz vnd vngevar. / dar auff so lagen prettstain Veltsp 73

bretten swV. ‘jmdn. an etw. (Kreuzesholz) heften’ ir suchent Jhesum von Nazareth, / der an daz cruͦcze wart gebret? / er ist erstanden: wesent fro! HvNstGZ 3680

brëtten stV. (IV) ‘weben’ dú was von erst dú mit begunst / irdahte wipliche kunst / mit nadiln und mit drihin: / nejen, brettin, rihin, / diz vant ir kunst do bi dén tagen RvEWchr 544; ez [das Hemd der kvschekeit ] was och ane zotten [Fäden] / gezeltet [ ?] noch gebrotten Martina 15,80

breviere stN. aus lat. breviarium. ‘Sammlung von Stundengebeten, Brevier’ daz sî [ die brûdere phaffen ] singen unde lesen nâch den brevieren unde bûchen, die nâch dem orden geschrîben sint StatDtOrd 34,30; daz man in eime iegelicheme hûse habe die breviere nâch dem ordene von dem ambehte, daz zu dem tage unde zu der naht gehôret ebd. 72,21

brî swM. selten auch stM. ( Daniel , MinneR 52 ). ‘dickflüssige Speise, Brei’ ûz hirse man den brîen tuot Gen 588; dîn muoter durch die wochen / kan guoten brîen kochen Helmbr 454; vor vorhten und vor riuwen / muost ich den brîen niuwen [stampfen] BFrau 344. 333. begeben volc, swi ez si, / ez ezze vleisch, vische, bri Daniel 1840; hirsbrîn ist ir [der Kärntner] spîs, / [...] swînîn sint in frömd genuoc: / si sint niur zuo dem brîn kluoc EnikWchr 27530; von dem muose und von dem brîn Schlegel 397. 146. er [Mann mit einer flachen Nase] lecke von einer wende bri, / daz in die nase nicht irre MinneR52 80; wer sich menget under die klien, / den ezzent die swine mit dem brien SalMark 316. – metonym. für ‘Speise, Essen’ der tôre sorget alle tage, / wie er brîen vil bejage Freid 58,22. 83,27 (La.); er lat chunig und chaiser sein, / wie si muͤgen, und yzzt seinn prein, / daz er niemand lobt noch strafft Teichn 564,2950 u.ö.

brichelich Adj. bruchelich

brîdel stM. britel

brîden stV. (Ia) nur Part.Prät. gebriten belegt. ‘etw. weben’ (vgl. Brüggen, Kleidung, S. 209): mange decke [...] von edeler sîden wol gebriten Tr 669; des covertiure was gebriten / von sîner frouwen an der ram KvWEngelh 2528; diu banier [...], / diu wol ûz sîden wâren / gebriten und gespunnen KvWTroj 30763 u.ö.; er fuorte ein liehten cyklât, / der mit golde was gebriten KvWTurn 303. 174. 396; Er 7715; HvFreibTr 883; Cranc Ez 16,13. – bildl.: swaz er wunne pflac, / diu was mit sorgen undersniten. / in sîne vröude wart gebriten / swær unde bitterlîche nôt KvWTroj 17704; die heilige alde scrift und die nuͦwe, die sint so vaste zu samne gebrietin, daz da nieman niht wider gesprechen mach PrLpz 109,22

briech Adj. Bed. unklar: wann die saff sint ze briech [l. riech? Anm.z.St.] , / so wirt zu hant der lip siech HvNstGZ 761

brief stM. md. auch brieb ( SAlex 3424. 4191; Herb 1037 [: liep] u.ö.) und brib ( Brun 34 u.ö.; UrkCorp 862,17 u.ö.); weitere Formen WMU 1,289. – aus mlat. breve. jede Art von (kürzerem) Schriftstück, v.a. ‘Brief’ und ‘Urkunde’ 1 ‘durch Boten überbrachte Mitteilung, persönliches Schreiben, Brief’
1.1 allgem.
1.2 verbale Wendungen
1.3 Paarformeln
1.4 übertr.
2 ‘rechtsgültiges Dokument, Urkunde’
2.1 allgem.
2.2 mit näherer Bestimmung; zur Art des Rechtsgeschäfts
2.3 in festen Formeln im Protokoll und in der Corroboratio von Urkunden
2.4 Wendungen
2.5 übertr.
3 ‘Verzeichnis, Register’
4 ‘Zauberbrief, Amulett’ (vgl. Hwb. dt. Abergl. 1,380 u. 1575f.)
5 ‘Titel, Vorrede’
6 Andere schriftliche Dokumente und Aufzeichnungen
6.1 eigentl.
6.2 phras.; (jmdm.) einen (wâren, niuwen) ~ lesen
6.3 übertr.
   1 ‘durch Boten überbrachte Mitteilung, persönliches Schreiben, Brief’    1.1 allgem.: als ich den willen, den ich in dem herzen begriffen hân, an einen brief giuze mit der hant, [...] und sende in einem andern menschen und lâze in den lesen, sô bekennet er mînen willen Eckh 3:403,15; si schreip unde sande / einen brief Tristande / und enbôt im, daz er kæme Tr 15554; sîn boten hiez er kêren / in fremdiu lant über mer, / [...] bî den sant er manegen brief UvZLanz 5589. do prach der chuͦninc Marssilie / des keiseres insigle: / selbe er den brief las, / wande er wole geleret was Rol 2113; der der botschaft ouch phlac, / [...] der gap dem herzogen einen brief. / einem schrîbær er dô rief, / der den brief las Ottok 41557. den brief ich uz der buͤhsen nam Rennew 34493; und gab ir ein vergulte buchs in die hant, daruß nam sie einen brieff mit eim ingesiegel das guldin was Lanc 491,29; die prieff sind peraitt. / ain petschafft ward dar an gelait, / das was ain gulden vingerlein HvNstAp 2051    1.2 verbale Wendungen: einen ~ tihten ‘verfassen’ er dihte selbe einen brieb. / mit sîner hant er in screib SAlex 3424; die geistlichen herren die besante her ubir al / vnde liez tichten einen brief. / siner muͦter inbot her alliz liep TrSilv 528; si kunde [...] brieve und schanzûne tihten, / ir getihte schône slihten Tr 8139; Eracl 1797; Lanc 499,16. einen ~ ûfbrechen ‘öffnen’ den brief er dô ûf brach Gauriel 371. an dem ~ lesen: do enbot er mir daz, / also ich selbe an sinem briue las Rol 7208; als man an den brieven las Eracl 1368; RvEAlex 4370. an dem ~ geschriben sîn u.ä.: ich wil iuch wizzen lân, / waz an dem brieve geschriben was Eracl 459; Lanc 490,33; an den priefen man fand / geschriben HvNstAp 2934; das er im sagt was an dem brieff geschriben stunde und anders nit Lanc 493,9; GrRud Eb 28. einen ~ übersehen, überlesen: als er den brief übersach, / dô wart er frô Eracl 452; der schriber uberlase den brieff von eim ende biß an das ander Lanc 492,18; RvEAlex 4494. einen ~ an/in die hant geben ‘überreichen’ do gap er ime ze stunde / einen brief in die hant GrRud βb 25; RvEAlex 5812; einen brief her [ein Engel] ime an die hant gab / vn̄ hiez daz her in lese Ägidius 1213    1.3 Paarformeln: er hiez dô gebieten herrevart [...]. / er sante boten unde briefe / ze Chriechen unde ze Mazedôn VAlex 596; Herb 17344; Wig 8679; Ottok 34066. brieve unde botschaft was in [den Boten] nu gegeben NibB 1421,1; StatDtOrd 99,12; Wig 8696. mit brieven und mit sag Ottok 1908    1.4 übertr.: die nu sîne brieve [die Botschaft des Mai] hœren wellen [...], / die losen der lieben nachtigal Neidh SL 20:3,1    2 ‘rechtsgültiges Dokument, Urkunde’ (vor 1200 nur ganz vereinzelte Belege: Spec 99,4; Wernh A 4578)    2.1 allgem.: doch sprechen wir daz brieve bezzer sint denne die geziuge: wan die geziuge sterbent, sô belîbent die brieve lange stæte SpdtL 114,6; so ist dc nivze vnd gvͦt, swaz man dvrch besservnge tvͦt, daz man daz an brieve scribe, daz ez her nach stete belibe UrkCorp 1293,13. ein meister, der grôze kunst / ze schrîben het und ze tihten, / der muost die brief verrihten / und muoste [...] machen / eine hantvest niwe Ottok 59488; an einem brieve langen, / dâ wâren an gehangen / diu insigel aller der herren ebd. 95778; der brieve machten si zwên, / die muosten ouch gelîche stên ebd. 35890    2.2 mit näherer Bestimmung; zur Art des Rechtsgeschäfts: in allem dem rehte, alse an disem brief geschriben stat UrkCorp 924,30; der brief, der in latinen vͤber dise selbe friunge gemach ist ebd. 3571,11; daz er sich zuo im phlihte / mit brieven und mit eide kraft / einer êwigen friuntschaft Ottok 85913; der [Theophilus] durc troͮbesal gotes uerloͮgenote unde deme leidigen tieuele ze hantueste einen brief screib Spec 99,4; MarlbRh 17,38; Brun 6308. – zum Aussteller: daz vnser herre [...] stete mache mit sinen gvͦten brieven alle die ding UrkCorp 1984,12; mit guoter brieve stætikeit / der bischolf tet gewisheit Ottok 61043; vnsers gerihtes brief UrkCorp 2618,21; der stet [Stadt] brief ebd. N163,22; des kvͤnigs brief ebd. 2817,32    2.3 in festen Formeln im Protokoll und in der Corroboratio von Urkunden: wîr Cuͦnrât in romschên kûnc erwelt [...] tvn kûnt allen den dîe disen brief íemmer gesehent UrkCorp 7,42; allen dien die disen brief anesechent ebd. 8,16; allen dien die disen brief werdent lesende oder hoͤrende ebd. 14,20; allen den, die disen brief sehint ald horint lesin ebd. 920,12; wier [...] und die burger gemeinlich bekennen offinlich an disem brieve WüP 9,5. daz diz allez stête vnd ewig si, dar vmbe henken wir v̓nser jngesigel an disen brief UrkCorp 925,27; dar zu so habin alle unser burger [...] iru insigel an disen brief gehangen zuͦ einem woren und offin urkunde der vor gescribin sache WüP 9,18; dar vmbe geben wir dien vor genanden vroͮwen [...] disen offen brief bisigelt mit vnserme jnsigel UrkCorp 689,11    2.4 Wendungen: tôte [ungültige] briefe: wann die zeit uz ist, die in dem prief genant ist, so ist auch der brief tod RechtssB B66,36 u.ö.; vnd [die Schuldbriefe] sullen auch itz vnd fuͤrbaz tode, false vnd verworffen brief sin vor allen gerihten vnd an allen steten UrkWürzb 45,155 (a. 1346). einen ~ (triuwe und ~ ) brechen: daz man nichtz gelauben chan / waz si schreibent oder sprechent, / also daz si prieff prechent Teichn 419,102. 587,151; seint man trew und prieff pricht, / ez ist allez mit gevaͤr ebd. 412,54. 564,1257; swâ si [Fürsten] die kraft ir brieve brechen Ottok 71585. – Paarformeln (mit hantveste, (in)sigel u.a.): daz ir sô niulich gâbt / brief und hantveste / über die suone veste Ottok 14943 u.ö.; waz ain man dem andern sait, / das man luͤtzel gelobt dar an. / man wolt brief und hant vest han Teichn 587,146 u.ö.; HvNstAp 4771; KvWSchwanr 573; StRBrünn 399. daz er soͤlti brief und insigel nemen von der stat [...] siner unschulde Seuse 68,10; Teichn 612,82. 538,70; und gebent im [dem Antichrist] gros geleite, ir ingesigel und ir brieve Mechth 4: 27,95. das wir [...] all ir brief genad rechten vnd freihäit bestätt haben UrkIndersd 60 (a. 1329); prieff und purgelschaft Teichn 412,61; du hast niendert brieff noch pfant, / nu ain clain wil [auf Erden] ze weren ebd. 592,32    2.5 übertr.: sin aygen pluͦt schraib [durch den Kreuzestod] den brief, / vnser gruntfeste [grundlegende Urkunde] Wernh A 4578    3 ‘Verzeichnis, Register’ frô Welt, ir sult dem wirte sagen, / daz ich im gar vergolden habe, / [...] daz er mich von dem briefe [Schuldbuch] schabe Walth 100,27; ich wird ab geschriben [gelöscht] / von dem lebendigen briefe Minneb 2515; ähnl. Rennew 24972; kumet aber he in dem tage nicht [vor Gericht] , so ist he ein recht verzalter man an allen sachen. so sal man in schriben an der burger brif bi andere verzalte [ehrlose, geächtete] lute StRFreiberg 155,13 u.ö.; an disem brief ist geschriben der prugkzol uͤber die Yser StRMünch 232,16    4 ‘Zauberbrief, Amulett’ (vgl. Hwb. dt. Abergl. 1,380 u. 1575f.): auch gap sie [Medea] im [Iason] einen brieb; / swer in sach, der hette in liep, / die wile er [der Besitzer des Briefes] den brief las Herb 1037. 1103. 2275; wellestû machen, daz dich dîne vînde müezen vermîden, sô scrîp an ein plîge [=blî ] oder an eine zinîne tavel sînen namen unde dise buochstabe [...] unde trach den brief under dînem fuoze Barth 148,12; der priester strihte im umb sîn swert / einen brief, der gap im vesten muot: / vür älliu zouber was er guot Wig 4428. 7335; PassI/II 260,40    5 ‘Titel, Vorrede’ swer den brief dises buoches wil wizen, der sol in alsô erchennen: ‘introductiones et experimenta Bartholomei [...]’ Barth 127,14. – Kreuzesinschrift (Übersetzung von titulus Io 19,19): die selbe rede betútet der brief [ scripturam tituli; vgl. Glossar z.St.] , der da gescriben wart uber daz frone crúce Lucid 113,13; und do screib Pylatus einen brif, und satzte en uf daz cruce. vnd do was ane gescriben: Jhesus Nazarenus der iuden kunic PassHarm(R) 113,32 (Io 19,19); Spec 60,13    6 Andere schriftliche Dokumente und Aufzeichnungen    6.1 eigentl.: – kürzeres Schriftstück, als Gegensatz zu buoch: hi sint zwene jungelinge gewesen, di brachten wur mich einen brif. da laz ich ane alle di gut dete di ich ie beginc. nach den so quamen balde wol hundert dusen dufele geigangen, di legeten wur mich ein michel buch, da al min bosheit inne stunt HlReg 39,26; an buche vnd an briebe / gescriben ich niht en kvnde, / [...] wie liep in was beiden, / daz sie sich solten scheiden Herb 5956; waz püecher oder prief er dâ mit [mit der Tinte] schreibt BdN 381,15. – schriftliche Quelle (häufig bei Brun ): also uns saget der ware brib Brun 1184; ich spreche als uns sprach der brib ebd. 7649; do her [Johannes] an sinem offenbaren brif [Apokalypse] / ditz mere uns allensamen schrif ebd. 2447. – Sonstiges: die langen brieve [Prophezeiungen] [...] / die si von ir [Maria] tihten Wernh 2664; sô der phaffe disen brief [Aufzeichnungen seines Knechtes] gelas, / sô nant er in vil rehte / ir kint und ir geslehte StrAmis 1270; mangen seltsænen brief [Erzählungen?] / lâsen sie von listen StrDan 8202 (vgl. Anm.z.St.); er hât vür den zantswern / mir geschriben einen brief [Rezept] Frauenlist 557; waz iuch von mir [über Artus’ Tafelrunde] wirt geseit, / daz ist die ganze wârheit, / des hân ich wâre brieve [schriftliche Beweise] alhie HvFreibTr 1263. 1406; so swelher sin husvravn lazzen wil, der geb ir einen brief des scheidens [ libellum repudii Mt 5,31] EvAug 9,11. 179,23; so welch mensche anbetet daz tir [...] / adir den brif [ caracterem Apc 14,9] an sime vorhoubet / treit Brun 8756; KvHeimUrst 1693; RvEWchr 17004; Vät 39573. – Reimformel sunder/âne brieve ‘ohne etw. Geschriebenes vor sich zu haben’ (häufig im Mnl.; vgl. MNW 1, 1437f.): die baden [...] Morande up alle lieve / dat he ane brieve [ohne bes. Benachrichtigung] / selve wolde komen [...] / zuͦ eres heren hove MorantGalie 390. 552; sulche [Spielleute] ouch da waren / die van minnen inde lieve / sprachen ane brieve [auswendig] ebd. 5154; ich sachte dyr zo hant sunder breve [ : leve ] , / wee ich in myme synne / droge Karlles mynne KarlGalie 4474. 8295 u.ö.; Brun 8005    6.2 phras.; (jmdm.) einen (wâren, niuwen) ~ lesen: des lis ich hie den wâren brief [davon sehe ich hier den klaren Beweis] Parz 85,23; einen niuwen brief sir aber dô las [sie gab ihr neue Ratschläge] , / waz aber ir rede solte sîn Tr 14154; er leites an daz grüene gras die maget wol geborn. / in weiz waz brieves er ir las KLD:KvN 1:2,6    6.3 übertr.: schrift ’t al in uͥres herzen briͤve, / dat de reine inde liͤve / is gehangen entüschen zwene diͤve! MarlbRh 27,26; owe, so get er [der Teufel] / mit dir fur den richter / und weiset im deines hertzen brif, / wie du von recht sullest tief / mit im in die hell Vät 40569; HvNstAp 12143

briefbühse stswF. ‘Behältnis für Briefe’ diu briefbühse [der Schachfigur] bediutet daz, / [...] daz der phleger gewarnet wol / mit guoten boten wesen sol HvBer 8584; dirre vende [der brieftrage ] sol ein briefbühsen hân Ammenh 18025

briefbuoch stN. ‘Buch mit Schriftstücken, Textsammlung’ brievebuoch en franzoys ich weiz wol: solch kunst ist mir niht diu blibene [ist mir nicht fremd geblieben] Tit 164,2; Kompositum nicht gesichert, auch Aufzählung brieve, buoch ist möglich, vgl. Heinzle, Tit., S. 210f.