1blīde
stF.
‘Fröhlichkeit, Freude’
so sagt si [Maria] dank sere / irem
schepfere [...], / daz ir div werlt hie nidene / semftev
wort zvͦ sprach, / swer ir bleide angesach Wernh
A 1286;
selich moesse syn de zyt, / dat mir gescheyt is sulche blyt KarlGalie
10630;
du solt den munt besniden / mit so grozzer bleide / an rede vnd an speise /
daz er dich iht verwise / ze Babiloni LebenChristi
298
2blīde
stswF.
‘Wurfmaschine, Steinschleuder’
er vorhte keine mangen / noch dribog, darant noch bliden Rennew
14907;
herzog Heinrich an der vart / für die burc ūf den berc / blīden unde antwerc /
hiez balde rihten ūf Ottok
21389
u.ö.;
Martina
8,106;
Kreuzf
6451;
Minneb
110;
er liez būwen zū hant / vier blīden harte grōz LivlChr
8215;
NvJer
11273;
swie wol die kasten sint geladen, / der grosten bliden stain
[können der Burg keinen Schaden zufügen]
SHort
6543;
ūz den blīden man starke warf / manigen stein swźre Kreuzf
2916;
daz si nit dorsten nahen / so verre als ie kain blid warf SHort
6535;
dir kumet [...] / zu hulfe der ertzengel / Mychael
[...] / unde wirfet von dir dan / sam ein blide jenen
man / in der helle bitterkeit Daniel
6848
blīde
Adj., Adv.
‘froh, heiter; freundlich’
1 Adj. 2 Adv.
1
Adj.
man sach da manigen helt balt / schönen unde bleiden Serv
131;
de was gehaissen Wide, / der kśnsche und der plide
RvEWh
514;
frou Źre im hōhen prīs beneme, / diu lūter und diu blīde
KvWKlage
29,6;
ich wil leben mit den blīden, / die ir zīt vroelīche līden MF:Veld
9,6;
welt ir daz niht vermīden, / sō müezt ir von den blīden / kźren gein der riuwe
Parz
530,12.
– als Prädikatsnomen:
vröw dich, vrow, bis blid ind vro! MarlbRh
39,21;
ir sült hōchgemuot sīn under schilde, wol gezogen, küene,
blīde, milde KLD:UvL
38: 2,2;
der schoene sumer gźt uns an, / des ist vil manic vogel blīde
MF:Veld
24:2;
blīd und lōse was ir reden Ottok
90463;
swie ich dar umme sterben schol, / so getruwe ich doch wol / der durch die
ich ez lide, / si werde nymmer blide / nach minem tode me gesehn WhvÖst
10398
2
Adv.:
swie blīde er pflege der zühte und swie schœne sī sīn līp, /
er möhte wol erweinen vil wętlīchiu wīp, / swenne er begonde zürnen
NibB
415,1;
swie blīde er hie gebāre, er ist ein grimmer man ebd.
1753,3;
swiech dar umbe lache / und gebāre blīde Neidh
WL 27:3,6;
daz ich den ganc sō blīde an vie UvLFrd
282,27
blīdeclich
Adj., Adv.
‘fröhlich; freundlich; tugendhaft’
swer mit zühten treit der fröiden kranz, / und dem sīn muot
stāt von wīben hō, / dem erloube ich sī [Tanzweise] ze
singen wol: / blīdeclīchen man si tanzen sol KLD:UvL
46: 1,6;
sin blidecliches kosen / vnd sin wiplicher sitt, / da verfahet er nü wenig mit
Krone
24440;
ich ward gevragt, von wi daz sey, / weil [solange]
ein magt ist mannez frey, / daz si bleidichleichen tuͤt / sam si hiet eins engels
mut, / untz iͤr wiͤrt der man gegeben Teichn
365,3
blīdekeit
stF.
‘Anstand, Benehmen’
versinne dich, liebiu tohter min! / [...] wie hastu
diner blydekait / so gar vergezzen, sit daz man sait / von dir in allen richen / daz
man dinn gelichen / an zuͤhten kund vinden niht? / die machstu hie gar enwiht
WhvÖst
10727
blīdenęre
stM.
‘der mit der blīde Steine wirft’
blīdnęr unde schutzen / heten si ot genuoc Ottok
58446
blīdenkaste
swM.
‘Gewichtskasten der Steinschleuder’ (Kasten mit Gegengewicht, der an einem
Ende des Hebelarms der blīde angebracht ist, vgl. LexMA 2,278):
nie blidenkaste so swere wart, ezn [Verlust des
gelückes
] würde im überswenker Frl
5:89,19
blīde(n)stein
stM.
1
‘Stein, der mit einer Wurfmaschine geschleudert wird’
2
‘Stein, der an der Kette eines Kriegsflegels hängt’ (vgl. Schultz, Höf. Leben
2,213f.):
1
‘Stein, der mit einer Wurfmaschine geschleudert wird’
und wurfe er den blīdenstein / wol zwelf schuo lanc vor allen sīnen sellen
Boppe
1:30,11;
darumb er auch erworfen wart / mit einem blidensteine / zu Nidekg Hornb
4,27;
mir enwer nicht laide, / ob ein hagell pleidstain durch si gieng Neidhc
95:17,7
2
‘Stein, der an der Kette eines Kriegsflegels hängt’ (vgl. Schultz, Höf. Leben
2,213f.):
er truͦg ainen grozzen / slegel in der hende [...]. /
an des slegels ort / hiengen bliden stain WhvÖst
11941
blīdeschaft
stF.
‘Freude, Fröhlichkeit’
der blīdeschaft sunder riuwe hāt / mit źren hie, dér ist rīche MF:Veld
6:1,1
u.ö.;
vröud ind blidschaf gif ouch mir! MarlbRh
36,2.
51,21;
daz got dine sele so wert vnde so edele gemachit hat, daz sie rehte blitshaft
oder frovde niet haben mac, siv enhabe iren sheppere got, an dem vnde bit dem sv
sich frowe SalHaus
33,28.
36,6;
Brun
4114;
weitere Belege bei Bartsch, Karlmeinet, S. 274.
bliegen
V.
Etymologie unklar.
‘mit jmdm. streiten’
vor got sin verwazzen / die mit in [
vrawen
] gerne bliegen! WhvÖst
12819
blīen
swV.
‘etw. mit Blei versehen, etw. mit etw. beschweren’
mit geblieten riemen slahen
HeslApk
4696;
sō wirt diu sźl niht gein val mit swęre geblīt Loheng
7669;
mit einer luter stimme / er [Löwe] in ir
[der Welfen] ore schriget, / div mit tode sint
gebliget, / daz div lebin gewinnent Martina
174,6
blīenīn
Adj.
‘bleiern’
dō liz her in [
Ignacius
] slahen mit blīenīn geiselen HvFritzlHl
78,16
blījīn
Adj.
blīen, blīgīn.
‘aus Blei gemacht, bleiern’
do slvͦch sant Sebastian den tiͤufel mit einem pliͤgenen
cholben Konr
6,49.
13,19a;
der ander gźr ist blīen En
9928.
10217;
di mine rede man schribe, / [...] mit eynem gryffel
yserin / in eyn blyen blechelin Hiob
7796.
7797;
grōze knöphe blījīn RvEAlex
16213;
ein blīen vingerlīn Volmar
906;
wenne der [
dunst
] den kalten pleienne huot rüert BdN
81,14;
die pleiein rœrn, dar inn man daz wazzer hie vor laitet
under der erden ebd.
480,10.
– in Vergleichen:
diu bercswęre bürde / der verwāzenen huote / diu lac in in ir
muote / swęre alse ein blīgīner berc Tr
17847
(vgl.
HvFreibTr
5284
);
als ein blīgīn berc unbewegelich Eckh
5: 412,2;
und swaz dar in gevellet, / smelzet sam ein blien klot [=
klōz
]
HeslApk
20625
blīkiule
swF.
‘mit Blei (Bleiknöpfen?) besetzte Schlagkeule’ (vgl. Schultz, Höf. Leben
2,213):
seht wa man aber zugie / und sluc in mit blikulen / so ungevuge bulen, / daz
man iamer an im sach PassIII
383,9.
639,49
blīkloz
stM. oder stN.
‘Bleikugel’, gemeint ‘Geißel mit Bleikugeln’
also hies er in mit blikloczen eine lange wile schlahen ElsLA
515,28
blīkolbe
swM.
eine Schlagwaffe ähnlich wie
blīkiule
:
cestus: blicolbe VocBV927
3:360,63;
dā golden sie in rehte / [...] mit blīkolben swāren
En
6936;
er hiez in balde grifen an / und mit blikolben slan PassIII
164,80
blīmasse
stF.
‘Bleiklumpen’, hier bildl.:
ware schirmere, / wis min uoruechtere / vnde hilf der
tugintlicher scare, / daz si uz dem herzin uertribe gare / der sunden blimasse, / so
wirt der sin wasse / uor dir zu uernemene vnde ze redene Litan
21
blinde
stF.
‘Blindheit’, übertr. im relig. Sinne:
der lere wart so vil gepflogen / von den heiligen alsus, / unz der ritter
Maximus / mit alle sime gesinde / liez von der ersten blinde / und geloubete an
einen got PassIII
638,82
blinde
swM.
auch adjektivisch
ain plinder BdN
217,32;
s.a.
blint
Adj.
1
‘Blinder’
2 Phras. (vgl. TPMA 2,29ff.)
1
‘Blinder’
sehs toten hiez er vf sten, die blinden machete er gesehende,
hvfhalze gereht, męnigen siechen gesvnt Spec
26,9;
KvHeimUrst
344;
RvEBarl
2741;
doch gebt mir sīnen līchnamen her, / des mennischeit
vonds [= von des
] blinden sper / starp, dā diu gotheit genas Wh
68,24.
303,26;
Walth
37,14
2
Phras. (vgl. TPMA 2,29ff.)
– Vergleiche:
sī giengen slahende umbe sich / mit swerten sam die
blinden Iw
1293;
dīnes [Marien] lobes underwinden
/ ist gespilt nach sitte der kinden, / von den varwen sam des blinden /
sprechen, die er nie gesach SM:EvS
1: 19,3.
–
ob aber der blinde den blinden sol leiten, so vallent si beide miteinander
in div grvebe EvAug
35,17
(Mt 15,14);
Priesterl
132;
Erinn
256;
Freid
55,9;
swer blinden volget, der ist wol erblendet
SM:UvS
28: 3,7;
Boner
68,35.
98,49;
BdN
217,32.
–
ein liecht in sźndes mannes hant daz vreuwet den blinden selten
MF:Sperv
2:10,6;
waz frumt liehter schīn den blinden? KLD:TSchreiber
4:3,4;
MinneR30
625,1;
Boner
85,64.
–
swer so winchet dem plinten, / der verliuset sine stunde
Wahrh
71;
swer blinden winket, derst ein kint, / mit summen rūnet, deist verlorn
KLD:Namenlos
h 9,1;
Freid
54,22.
– des Blinden Traum als Bild für trügerische Vorstellungen und
Hoffnungen:
zin anderhalp ame glase / geleichet, und des blinden troum, / die gebent
antlützes roum, / doch mac mit stęte niht gesīn / dirre trüebe līhte schīn: / er
machet kurze fröude alwār Parz
1,21;
dem blinden ist mit troumen wol, / wachende ist er leides vol Freid
55,1;
Renner
7841.
–
under den blinden, des syt gewis, / ein eineugiger konig is SalMark
543
blindecheit , blindekeit
stF.
1
‘Blindheit’
2
‘Verfinsterung’
1
‘Blindheit’
bite in daz er mir her abe / sinen segen sende, / der min not virende, / die
ich an blindekeit han! Vät
3691;
darabe sal entwichen / min alde stete blindekeit PassIII
93,55;
nu was im leide genuc, / daz sich sin vreude gar versluc / mit der blindekeite
also ebd.
302,77.
– übertr. im relig. Sinne:
als im sin [Saulus’] blindicheit geriet
PassI/II
181,8;
owe [...] diner grozen blindekeit, / di mir wolde
machen leit / di kunigin, di vrien, / gotes muter Marien! MarLegPass
25,437
2
‘Verfinsterung’
sin [des in der Vision eines Mönchs erscheinenden
Augustinus] ougen beide im schone / gelich der sunnen im branten,
/ die sich ebene wanten / uf der ecclesien blindekeit. / sin luchtende klarheit /
gab ir gesichtes [Glanz] vil also PassIII
449,9
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