gibe
Adj.
nur in der Wendung gib unde gæb belegt ‘gültig, im Umlauf’ (von
Münzen; vgl.
gibic
,
gæbe
2, gæbic,
genge
2.2, gengic
1):
viͤrzehen hvndert pfvnt Regenspvrger pfenning, die danne gib vnd gæb
sint UrkWittelsb
2,77
(a. 1295);
UrkObAltaich
164
(a. 1320)
1gibel
stM.
auch givel (s.u. 1.2); zu ahd. gibili stNM; zu
den ungeklärten etymologischen Bezügen zu ahd. gibillia swF. vgl. Kluge, S.
357; semantische Überschneidungen mit
gëbel
(3) zu ahd. gebal
stM.
1 bautechnisch: wohl ‘(vordere) Giebelmauer, Frontseite’ (vgl. AWB 4,249, FWB
6, 2119), wohl auch freistehende Mauer (vgl. 1.1 ) 1.1 in Kölner Urkunden: die Mauer (Wand), die von der Frontseite abgehend zwei
Nachbarhäuser trennt oder ihnen gemeinsam ist (vgl. Glossar
UrkKölnSchr S. 2,309) 1.2
‘Giebelöffnung’
2 auch allg. (übertr.?) der höchste Punkt
1
bautechnisch: wohl ‘(vordere) Giebelmauer, Frontseite’ (vgl. AWB 4,249, FWB
6, 2119), wohl auch freistehende Mauer (vgl. 1.1)
1.1
in Kölner Urkunden: die Mauer (Wand), die von der Frontseite abgehend zwei
Nachbarhäuser trennt oder ihnen gemeinsam ist (vgl. Glossar
UrkKölnSchr S. 2,309):
paries qui dicitur givel UrkKölnSchr
1,107;
murus dividens in fronte (givel) domum Udelrici Suevi et domum Cunize et
Rudolfi ex dimidia parte pertinet ad domum Udelrici ebd.
1,36
u.ö.
1.2
‘Giebelöffnung’
des ahtent manige liute niht, / die man noch ir getreide siht / sô lange
behalten, biz daz die wibel [Käfer] / oben ûz
fliegent ze dem gibel: / den belîbent die hülsen ân den kern / und gebent ez
dennoch hin ungern Renner
5212
2
auch allg. (übertr.?) der höchste Punkt:
–
‘Baumwipfel’
[auf einem Fisch (vermeintliche Insel), der abtaucht]
er wand er moͤht entrinnen / uf des baumes gibel / des meres
ungezibel [den Untieren des Meeres]
WhvÖst
1065.
–
‘der Gipfel (der Vollkommenheit)’
swer mit schatze mæzze / disen yrdischen
gibel [Maria] / hoch vnz an den himel / mit
guldeinen spelten, / dein tohter moht er niht vergelten Wernh
A 697;
in der úberweslichen drivaltekait der
úbergegoͤteten gotheit, in dem togenlichen,
úberunbekanten, úberglestigen, aller hoͤhsten gibel da
hoͤrt man mit stillsprechendem swigene wunder Seuse
190,15
2gibel
stM.
→
gibelîn
gibelîn , gibelinc
stM.
auch gibel und gebbelîn; zu dem italianisierten Schlachtruf
der Anhänger des staufischen Kaisers ‘
Waiblingen
’:
‘
ghibellino
’ (gegen die Welfen/ Guelfi); seit der 1.
Hälfte des 13. Jh.s im ital. politischen Wortschatz Bez. für jmdn. mit einer
kaiserfreundlichen und papstfeindlichen Haltung (vgl. LexMA 4,1435-38).
‘Ghibelline’
in Italiâ / dî partîen wesin sâ / gelfin unde gibbelîn NvJer
1482.
26753.
1486;
BuchdRügen
233.
229;
Ottok
160
u.ö.;
Ammenh
7329.
–
man die gibling dô sach / die gelfen slahen ûs der stat Ammenh
7338
u.ö.;
Suchenw
9,192.
14,90.
–
wolt er kumen, im hülfen gibel und gelfe Loheng
3510
gibelinc
stM.
→
gibelîn
gibelwant
stF.
auch gebelwant (vgl.
gëbel
3).
‘(vordere) Hauswand an der Giebelseite, Giebelmauer’
der rise truͦg ein stange - die waz zwelf kloftern lang - / zuͦr
hant vnd zuͦn armen ein schilt, [...] / einer gebel
wende waz er wol gelich WolfdD
1335,3;
von stachel waz sins schiltes rant, / braitt als ain gibel
wand GTroj
5410
gibic
Adj.
nur in der Wendung gibic unde gæbic belegt ‘gültig, üblich, im
Umlauf’ (von Münzen; vgl. gæbic,
gæbe
2,
genge
2.2, gengic
1):
der vor gnant Weichart oder sein hausvrow [...]
dienen [als Abgabe leisten] schulln
[...] ze rechtem purchrecht aller iaerichleichen
[...] an sand Jorgen tag drey schilling Wienner mvnz,
di zo den selben taegen gibich vnd gaebich sind UrkHohenf
393
(a. 1338);
UrkCorp (WMU)
N718,11
gîbitze
M.
auch giwicz.
wohl den Ruf nachahmende Bez. für die Vogelart ‘Kiebitz’ (vgl. Suolahti,
Vogelnamen, S. 264-67; der Glossierung onocrotalus [s.u.] wird häufig →
hortumel
‘Rohrdommel’, aber auch andere Vogelarten zugewiesen):
onocrotalus: giwicz Gl
3:25,32
(BStK875);
mîn herze gert niht touben, / brâchvogel, gîbitz, stâren, /
[...] / ez wil ouch anders keines vogel vâren; / wan
mit dem reigervalken gên den lüften / wil ez êt immer klimmen / nâch ir, der lob kan
nieman übergüften Hadam
528,2;
er kranch [Kranich] , er storch, er elbiz
[Schwan] , / er eul, er gouch, er gibiz, / er wergel
[Würger] , er grezel
[Leinfink] , er widehopf! / sol ich in zihen bi sinem
schopf? Jüngl
258
gickelen, gickeln
swV.
‘kichern, giggeln’ lautmalerische Iterativbildung (vgl. DWB 4,1,4,7316 und
7323 s.v. gicksen; Schmeller stellt das Verb zu gickel
‘inneres Beben, Zucken’, vgl. Schmeller, BWB 1,883f. s.v. gigkeln
und gigkel):
ein touber spottet oft eines stummen, / ein alter tôre eins jungen tummen, /
ein lamer gickelt ûf den krummen Renner
16138
gickelvêch
Adj.
‘buntscheckig, bunt durcheinander, kunterbunt’
iuch genüeget niht, daz iu der almehtige got die wal hât verlân an den
kleidern, wellet ir brûn, wellet ir sie rôt, blâ [...]. man
muoz ez iu ze flecken zersnîden, hie daz rôte in daz wîze, dâ daz gelwe in daz
grüene; sô daz gewunden, sô daz gestreichet; sô daz gickelvêch PrBerth
1:396,29;
auf der kykelvehen wyse bei einem chleinen wazzer Mühldorf
K 41;
nu werdent halp edel knehte / von Geppen und von Ruoprehte / geborn, die tuont
vil rehte / nâch gickelvêhem geslehte Renner
1662;
geistlich leben ist niht gar veste, / êlich leben hât fremde geste, / pfaffen
leben ist gickelvêch ebd.
6027;
Neidh
SL 21:7,5.
WL 29:8d,1
gickelvêchroc
stM.
unklar, ob Syntagma.
‘buntes Obergewand’ (vgl.
roc
):
polimita: gigilvehroch [La.
gicgelveherroch
] vel multicolor tunica SummHeinr
2,31,14
gickengouch
stM.
→
gucgouch
giechhalme
swM.
→
jochhalme
gief
stM.
md. gîf (
Secret
159;
Hiob
7678
), deshalb Interferenz mit →
gif
stM. möglich (s.u.
Hiob
14998
).
‘Dummkopf, Schwachsinniger, Narr’
sie sprach san: / ‘[...] er [der
Scholar, Liebhaber] hat vür den zantswern / mir geschriben einen
brief.’ / also afte sie den gief [
‘Trottel’, ihren Ehemann]
Frauenlist
558;
ReinFu
K,866;
RvMunre
720;
HBirne
185;
in ungedanken dô entslief / der selbe bôse verstocte gief EbvErf
2600;
HistAE
410;
Vät
2377;
ir gewonheit si des twanc, / daz si so nacket liefen / gelich den tummen
giefen Pass I/II (HSW)
35436;
HvFreibTr
5115;
minen knecht ich zumir ryf / durch helfe, der als eynen
gyf [Bettler ?] / mich versmete und mir nicht gab /
antwurte nach [l. noch
] der helfe
stab [Iob 19,16 und Komm. des N. de Lyra]
Hiob
7678.
– unklar, ob hierher oder zu
gif
i.S.v. ‘Gierschlund’
Cetus der visch / hoffet er sulle verwinden / alle vysche und
verslinden / den er volget; und sy vlyn / und ken des meres stade czyn, / da das
wazzer ist nicht so tyf / das da swimmen muge der gyf Hiob
14998
giefen
swN.
Bed. unklar, möglicherweise ‘grobschlächtiges, dummes Betragen’ (zu
gief
) und/ oder das Hervorbringen von Lauten mit offenem
Mund, ‘Schreien, Lärmen’ (zur gemeingerm. Wurzelbed. ‘klaffen, offen
stehen’ vgl. DWB 4,1,4,7343f.):
hie mit si gen im liefen mit hatschen [Äxten] und
mit kuͤlen. / ir guften und ir giefen gap solchen doz, iz mohte drab
ergruͤlen / mangem JTit
2738,2
giege
Adj.
‘dumm, töricht’
die giegen beginen [Beginen] /
tuͦt er [der Geiz, die Habgier] och nach den winen
/ stellen und fúrkoffen [im Voraus kaufen zum Zwecke der
Preistreiberei] korn, / dez ir vil menigú wirt verlorn
SHort
4995;
und wohl auch (Konjektur):
ebd.
5045
giege
swM.
‘Dummkopf, Trottel’
menschen widerwerteclich / die livte da mitte betriegen / machen siv ze giegen
Martina
92,54
u.ö.;
gewinnet si etswenne muot, / daz si mê müge triegen, / so wænent dan die
giegen / daz in daz niht schade sî Katze
2050;
wol fuogt den affen tôrenspil, / ez gent die narren gerne ir
guot den giegen KLD:Kzl
16: 13,16;
der giege vertort WhvÖst
11620;
Reinfr
354;
SHort
6020
u.ö.;
Neidh (S)
1,456 c189:1,16.
– vereinzelt gërnde giegen
‘Spielleute, Possenreißer’
des man die gernden giegen / gelichet noch den fliegen: / sam
die fliehent die winter zit, / so tunt die spillút den strit
SHort
3177
giegel
stM.
‘Dummkopf, Narr’
da von er tor, er giegel, / der siht in dehainen spiegel: /
er waiz niht was im misse zimt WhvÖst
2705
giegel (?)
stMN.
Hs. gigel.
Bed. und Ansatz unklar; möglicherweise i.S.v. ‘Unfug, Dummheit’ zu
giege
swM.; oder verwandt mit erst später belegtem
gigeln
‘hüpfen, zappeln, heftig verlangen’ (vgl. DWB 4,1,4,7478) und gugeln,
gügeln (vgl. DWB 4,1,6,1052 ‘um sich schlagen, heftig gebärden’),
also etwa ‘Gerangel, Schlägerei’
mich trieg der wan, / sich hebt noch heut ein gigel
[:spiegel; La. krieg
] / wer
da gewin / der werf sein flust vber einen zawn Neidh (S)
2,220 c124:6,18
giegengêre
swM.
→
gugengêre
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