1gesprenge
stN.
‘Ansturm, Anspringen’
sie quamen mit gesprenge / in daz grozze gedrenge, / mit drin
tusenten vnd me Herb
5186;
in dem gedrenge / hûb sich ein gesprenge / von der dît allumme zû / den
brûdren mit strîtis mû / gewirkende vil bange NvJer
25099
2gesprenge
stN.
Bedeutung unsicher, ‘Gesprenge’ als Bezeichnung für hölzerne
Zieraufsätze von Altarretabeln meint hier evtl. einen (steinernen)
‘Wimperg’ als giebelartige Bekrönung von Portalen (vgl. das
Bild in der Hs., abgedruckt in der Ausgabe):
und alsus merke, wie daz dise tuer [im von
Ezechiel beschriebenen Tempel] kein gesprenge hatte, ouch was si
nicht uzgezogen an den wengern [Pfosten (ohne Fialen?)] .
doch mochte is wol sin, daz si hetten einen anslac adir ein
spunt [Schlitz im Türrahmen] , do di tuere invile
Cranc
Uzl 265,17
gesprenze
stN.
→
gespranz
gesprich
stN.
‘Sprechen, Rede’
di vrouwin ludin si [die Ratsherren] vor sich / daz
si hortin ir gesprich PfzdHech
196,34
gesprinc
stN.
1
‘Quelle, Brunnen’
2 bildl. ‘Ursprung, Ausgangspunkt von etw.’
3
‘Getränk’
1
‘Quelle, Brunnen’
ein gespring Agar irsach, / da was hin ir ungemach. / si gab dem sune trinken
baz / und vulte wider ouch ir vaz HistAE
641;
niwan ein wenic er da grub, / alzuhant man da entsub, / wie sich daruz ein
wazzer hub / als ein richlich gesprinc PassIII
663,52;
TvKulm
146;
Eckh(Pf)
389,21.
–
‘Wildbach’
in torrente: in dem gesprink VocAbstr
373
2
bildl. ‘Ursprung, Ausgangspunkt von etw.’
du [Gott] bist aller dinge begin /
unde aller sache gesprinc HeslApk
11.
1031;
doch ist ir [der Seele] wesen und daz gesprinc irre
werke allermeist in dem herzen, alsô ist der vater ein angenge und ein gesprinc
aller götlîcher werke Eckh
3:422,11;
die andere wisheit ist [...] ein gesprinc der
gotlichin clarheit und ein burne gotlicher warheit Parad
104,22;
der wunder rink / ist ein gesprink, / gâr unbewegit stêt sîn punt
Granum
3,9;
HeslApk
13535.
– metonymisch für das Ergebnis der Schöpfung, hier die Menschheit:
da mac man wol pruven an / daz got menschlich gesprinc /
minnete vor alle dinc HeslApk
473;
des sal dich al irdisch gesprinc / und al himelische
craft / eren daz du iz has geschaft ebd.
9040
3
‘Getränk’
halt zu minen snitern dich. / mit en iz und mit en trink, / beide brot und daz
gesprink HistAE
1821
gesprinede
Subst.
Bed. unklar, etw. Sprießendes, ‘(junge) Baumpflanzung’ (s.a.
Sprinz Schmeller, BWB 2,705):
arbustum: gesprinode Gl
3:352,33
(BStK927)
gespriu
stN.
zu
spriu
.
‘Abfall, Auswurf, Spreu’, (vgl.
geraspe
):
quisquiliae: gispriu Summheinr
2:42,200
gespüc
stN.
‘Spuk(-gestalten)’
owê, ir dorfliute, iuwer kæme vil ze himele, wan
[nur] daz selbe extlîn [die Mordaxt des
Aberglaubens] , daz ermordet alle, die an zouberîe geloubent und an
wârsagen und an wârsagerinne und an lüppelerinne, an nahtfrouwen und an sô getân
gespüc und an pilwiz [Dämonen]
PrBerth
2:70,32
gespüele
stN.
‘Spülwasser, Spülicht’
durch irs spotz bejag / namen si das gespuͦl, / es
wär warm oder chuel, / und gussen [erg.:
ez
] auf sein hawpt Vät
39511;
ez sol nieman bî tage noch bî naht keinen harn noch hûspaht noch unsûber
gespüele noch keine unsûberkeit, swie daz genant ist, her füeren in die stat
StRMeran
424
gespulc
stM.
‘Brauch, Gewohnheit’
semeliche unsere burgere hant einen gespulg, das sü gut usnement umbe andere
unser burger und vor dem geltezil gebent sü ir gut, das sü hant, zu einem wibe zu
wydemen oder iren kinden, oder andern iren frunden zu einem selengerete
UrkStraßb
4,2:26,29
(a. 1303)
1gespünne
stN.
‘Muttermilch’
wilt aber dû gemainleich wizzen, welher frawen milch pezzer
sei, sô nim ain glas oder ain glate tafeln von holz und lâ des gespüns tropfen dar
auf: sint si dann dick und zevliezent niht, sô ist daz gespünn guot
BdN
25,15.
452,27;
GestRom
145
2gespünne
stN.
unklar, ob hier sonst erst später belegtes ‘Gesponnenes,
Gespinst’ oder
gespünne1
:
stôz in daz [mit Salz und Pimpinelle vorbereitete
heiße] wazzer einen viltz vund leg in auf den smertzen
[...] vnd nim gespvnne vnd ezzeich vnd rôsen wazzer
geleich mit einander vnd wasch daz vader
[vorherige] wazzer ab Barth(H)
487
gespunnen
stN.
(Glr. Elis ) d.i.,
gespunne
swF.
→
gespinne
gespunse
swFM.
‘Braut, Bräutigam’
dann ist daz riche der himel glich zehen ivnchvraven di da
namen ir lampen vnd gingen vz gegen dem gespvnzen vnd der gespvnzen
EvAug
62,14;
du solt daz wissende sin, daz ich mit den minen aller liebesten frv́nden vnd
mit den minen aller liebsten gespvnzen alsus spvnziere, also ich mit dir dise vier
iar gespvnzieret habe MerswZM
19,23;
eines tages sach ich den hanen scherzen / mit sînen gespunzen in einem garten
Renner
3521;
sy hat [...] die welt mit aller ir geziert gantzlich
verschmach umb iren heren Ihesum Christum, den himelschen gespuntzen aller rainer
und demuͤtiger hertzen Stagel
102,37
gespunst
stF.
1
‘das Spinnen, der Vorgang des Spinnens’
2
‘Material zum Verspinnen’
3
‘das Gesponnene, der Faden’
1
‘das Spinnen, der Vorgang des Spinnens’
wande sich di reine wolde / nach godelicher gunste / generen mit gespunste
Elis
6992.
7120.
– auch: das Einspinnen (einer Fliege im Spinnennetz; anders Glr.z.St.
‘die Spinne’):
ein spinn er [Augustinus, Confessiones
10,35] spynnen sach / ir gewepp. da peicht er nach / das im
sein czeit damit verswant, / [...] / dy weil er schaut
czu der gespunst Teichn
646,77
2
‘Material zum Verspinnen’
flas enkonde si doch niet / zu garne wol gespinnen: / des bat si ir gewinnen /
wollen wa si mochte, / waz ir gespunste dochte Elis
6986
3
‘das Gesponnene, der Faden’
weben si [Eoma, Adams Tochter] ze
dem êrsten vant [erfand] / und macht die gespunst zehant /
ze tuoch EnikWchr
1446;
und als in denne des [des Spinnens] verdrôz, / sô
warf er zuo der wende / unwirslîch ûz der hende / beidiu kunkel
[Spinnrocken] und gespunst KvWTroj
15879
gespür
stN.
Koll. zu
spür
‘mehrere Spuren’ (vgl.
gespor
,
spor
):
nü kam er vf ein gespùr, / als ob yme ritter ritten vor Krone
28733
gespuwe
stN.
→
gespîwe
gëst
stM.
→
gist
, →
jëst
gestal
stN.
‘Beispiel, Probe zur Ansicht’ (vgl. Schiller/Lübben s.v.
stâl, stale M. und N.; anders Glr.z.St.:
‘Zustand’):
mocht ich sy sonder begryp aenschouwen, / ich weys daz wol daz
myn oughen / ir selden solden werden ontzogen. / daz man saget, daz ist waer: / waer
daz liep ist, daer ist der ougen schaer. / daz ist eyn waer gestal, / daz merchet
aen desen wol MinneR336
223
gestalt , gestellet
Part.-Adj.
die beiden Part. Prät. von →
stellen
werden im Mhd. in den gleichen adj. Konstruktionen
verwendet -
gestellet jedoch deutlich seltener.
1
‘so seiend, beschaffen; sich (so) verhaltend’ , i.d.R. präd.
(vgl. aber z.B. 2.1
KLD:GvN ), oft semantisch so an sîn/wërden angenähert, dass
sich ein eigener semantischer Beitrag kaum fassen läßt ( 1.1 mit explizierendem Adv. (gelegentlich auch halbpräd. Adj., vgl. Behaghel, Dt. Syntax 3,475- 477) 1.2 mit explizierenden präp. Wendungen 1.3 mit explizierendem Vergleich 1.4 mit Ausdrücken, die eine Beschreibung vertreten 1.5 phras.: umbe jmdn./etw. gestalt sîn
‘(so) um etw./jmdn. bestellt sein’
2 in der Wendung gestalter eit
‘ein im Wortlaut festgelegter Eid’ (zur Wendung eit
stellen
stellen
, vgl.
1
‘so seiend, beschaffen; sich (so) verhaltend’, i.d.R. präd.
(vgl. aber z.B. 2.1
KLD:GvN ), oft semantisch so an sîn/wërden angenähert, dass
sich ein eigener semantischer Beitrag kaum fassen läßt (
talis est dilectus meus, alsus minneklich gestellet ist min
suͤsses lieb Seuse
378,14;
zwey augen zweyerleye getan, / [...],
/ braun einz, daz ander gra gestalt Physiogn
191
); im späten Mhd. auch im spielerischen Wechsel mit gestalt stF.
adj. gestalt i.S.v. ‘aussehend, gestaltet’
(vgl.:
pilosus ist ain tier, [...], daz hât
ain gestalt oben als ain mensch und ist unden gestalt als ain tier
BdN
157,21
); immer mit einer Beschreibung korreliert
1.1
mit explizierendem Adv. (gelegentlich auch halbpräd. Adj., vgl. Behaghel, Dt.
Syntax 3,475- 477):
den [Frauen] wâren cleider
untter lîp / vil armeclichen gestalt Iw
6193;
wâ wart ie baz gestalter lîp KLD:GvN
23: 2,2;
Brangâne und Kamelîne, / die sint in sulchem schîne / und
alsô minnenclîch gestalt, / daz sie vröuden manicvalt / wol mugen geben einem
man HvFreibTr
4857;
so wirde ich so rehte froͤlich gestalt
Seuse
450,18.
377,29;
HvNstVis
558.
–
frowen guot, [...] / sî sint
milt und minnenklîch gistellet / und hânt dâbî tugende vil
SM:Had
11: 6,7;
SM:Te
9:2,6;
sin roͤselechten wangen, die da brunnen als
die rosen, sint nuͦ [...] erbleichet und gar
magerlich gestellet Seuse
551,27.
– bes. mit wol, wobei die Verbindung →
wolgestalt zunehmend fest wird:
ir wengel wol gestellet / sint gevar / alsam ein
touwic rôse rôt MF:Wolfr
8: 4,1;
des man sach, wie wîblîch wol si sint gestalt
SM: Had
3: 1,6.
52:9,3;
si ist gestalt unmassen wol / da di gurtel ligen sol
HvNstAp
15085;
gestalt sô ritterlîche wol RvEBarl
11889
1.2
mit explizierenden präp. Wendungen:
– mit ane:
der win ist gut zcu trinkene welchir di mittel maze
hat an der groze vnde an der kleine vnde al dar nach he gestalt ist an deme
aldir SalArz
20,45.
– mit mit:
er was so hovelichen / mit witzen gestellet / daz er
wart gesellet / Wildehelme von Österrich WhvÖst
9319.
– mit nâch:
das sin gotlih gewalt / nah sinim antlútze gestalt /
ein menschin mahte RvEWchr
222;
Iw
2816;
rîfe und anehanc die heide hât betwungen, / daz ir
liehter schîn / nâch jâmer ist gestalt KLD:GvN
30: 1,4;
RvEWchr
11789.
– mit ûf:
dîn munt ist ûf den kus gestalt
MF:Wolfr
8: 2,7.
– mit ze:
sîn muot ze zorne wart gestalt Wig
2240;
juncvrau, [...] wizzet ir
der botschaft niht, / so bringe ich ir iuch innen: / ir dunket mich ze
sinnen / gestalt WhvÖst
11121.
–
hî, wie ist er ze vehte / und ze kampfwîse /
gestellet sô ze prîse Tr
11208;
si ist minneklich / und gestellet ze sehenne gehiure
SM:WvH
5: 2,5
1.3
mit explizierendem Vergleich:
geracîte heizt ein stein, / [...]
/ und ist als ein nuz gestalt Volmar
481;
si ist âne lougen gestalt sam diu minne
MF:Mor
25: 2,3;
nû sach er innerhalp dem tor / ein wîtez wercgadem stân:
/ daz was gestalt und getân / als armer liute gemach Iw
6188;
Brun
7802.
–
ir hor: daz ist gestellet sus / gel sam ein thopasius
Minneb
2449;
ja weren als eine rote nackensnur / siner vrouwen
lippen gestellet Brun
2759
1.4
mit Ausdrücken, die eine Beschreibung vertreten:
– erfragend:
sô lât mich erkennen daz, / wie der dienest sî
gestalt, / den ich mich sol nemen an KLD:UvL
33: 2,4.
–
wie sint geschaffen die ingange des abgrúndes, oder
wie sint gestellet dú wasser ob dien himeln? Seuse
293,15.
– wiederaufnehmend:
starkiu bein, krumbe vüeze / hêt si, sus was si
gestalt Wig
6349;
trag ich zuotzir holt, so treit sî gegen mir haz. /
nimt daz nit ein ende, / daz kostet ein sterben / mich vil senden man:
darzuo bin ich gestalt SM:Wi
1: 4,13.
– vorausweisend:
deß leuwen art ist so gestalt: / lauffet er an ainen
degen palt, / so kennet er zu kurtzer frist / das er ain rechter reck ist
HvNstAp
12543;
daz sehste gebot ist sô gestalt, / er sî junc oder
alt, / er sol sîn in rehter fuor / und sol lân sîn überhuor
EnikWchr
9081
1.5
phras.: umbe jmdn./etw. gestalt sîn
‘(so) um etw./jmdn. bestellt sein’
vmme Rome was iz so gestalt / daz der richin gewalt / vbir
die armin nine gienc Athis
A 125;
ich welle ervinden / wie es umb die vigend sy gestaltt
GTroj
21825;
SalArz
101,54;
EnikWchr
8597
2
in der Wendung gestalter eit
‘ein im Wortlaut festgelegter Eid’ (zur Wendung eit
stellen
→
stellen
, vgl.
Tr
15698
):
er schwur deß ainen gestalten aid / das er nagel, part noch
har / nicht abgeschnite untz an das jar / das du zu manne wirst geben, / ob im got
wil fristen das leben HvNstAp
15180.
3362;
über die uorgeschribenen sache alle hat er uns einen gestalten ayt geschworen
DRW
4,565
(Herrgott,MAustr.; a. 1329)
|