giricheit
stF.
auch girkait (z.B.
Teichn
590,68
) und girekeit (z.B.
Herb
13016
).
‘Gier, Begierde, Leidenschaft’ (meist in negativer Wertung; vgl.
gir und
girde
):
di kunig hiessen [...] auf den weg
ez [Gold und Silber] strewn / durch all solich weishait, /
ob des volks girichait / des schatzes sich an nem Vät
40002;
der mensche lebet eine von brōte niht; / [...] / bī
des brōtes giricheit / sint uns alle die ūzgeleit / die in der werlde girde streben,
/ wie sie in grōzer vulle geleben Kröllwitz
3810;
[die Brüder und Schwestern des Spitals sollen] sich
hvͤten for aller hoͤfart. vnd for itel ere, hazze, gierigkait, for
nachrede vnd mvrmvͤlvmb SpitEich
36,9;
hazzis, nides sit ir vol, / vrazis unde trunkenheit. / uwer
lib treit unkuscheit, / girekeit stecket da bi Daniel
3071;
SAlex
6683;
Teichn
590,68;
Mechth
3: 24,19
u.ö.
–
Achilles also svnder frist / vf sine vinde reit / mit so
getaner girekeit, / als der lewe danne tu Herb
13016.
–
die wile das die minne wahset an der sele, so stiget si mit
girekeit uf zuͦ gotte und breitet sich alvliessende gegen das wunder
Mechth
5: 4,12.
5: 4,24.
1: 46,25
giriclīche
Adv.
‘gierig, leidenschaftlich’
untrūwe slīchet alsō ein mūs / in valsches mannes herzen hūs, / der sie mit
willen hūset, / der węnet, daz er werde rīch / und slint den angel girichlīch
Rumelant (R)
10:1,5;
Iulianus der valsche man / mit allem vlize was daran, / daz er gewunne richen
schatz. / uf einen klugen vorsatz / was er gireclich gewant Pass III
314,37.
–
wie girecliche du [Christus] bist
gereit / aller diner hant getat, / die dine kunst gemachet hat / in diner minne
gebot Vät
3252
gīrisch
Adj., Adv.
zu
gir
; Verbreitung des kurzen oder gedehnten Stammvokals unklar;
auch gierisch (
HeslApk
3771
), gijrisch (
Krone
14137
) und geirisch ( Warnung ).
‘gierig, habsüchtig’
alle die gīrisch in dirre werlt sint, / genist der einer, daz
ist wunder Erinn
812;
der geirische man, / der nimmer genuc gewinnen chan Warnung
2845;
so der girisch man ie mer des schatzes hat, so er ie mer
brinnet, daz er in gemer PrOberalt
164,24.
–
swenn ein giresch man nāch źre / dar an gedenket harte sźre, / ervindet er
einen listegen rāt WälGa
3225.
– subst.:
daz ist an den gīrischen wol gewęre Erinn
843.
– adv.:
die irdisch gut mit unwitzen / also girschen besitzen
HeslApk
5856
gīrischeit , gërischeit
stF.
zu gir/gër; Verbreitung des kurzen oder gedehnten
Stammvokals unklar; auch geriskhait (z.B.
TrudHL
47,25
), gereskhait (z.B.
ebd.
114,13;
), gi(e)rschait (z.B.
Spec
30,26.
149,16
), geirischeit (z.B.
Erz III
36,301
).
‘Gier, Habsucht’
[eine Bürde des Reichtums] ist daz er gerne węre /
rīcher, diu heizt girescheit WälGa
2915;
swer an dem rīchtūm begriffen wirt, / den im diu gīrischäit
gebirt, / dem ist daz himelrīch vor bislozzen Erinn
824;
giriskheit unt huͦrlust. und ander werltliche achust
JPhys
9,13;
diu girischheit und ander haubthaft suͤnt
PrOberalt
126,31;
die geirischeit des gutes, / des willen und des mutes, / da bit dich got vor
bewarn, / wilt du sinen weck varn Erz III
36,301;
Spec
149,33;
WälGa
1578.
7360;
LBarl
11018.
–
diu girischeit ist alein an dem schatz niht, si ist auch an
den eren, so der man gert daz er hoͤher si und geweltiger danne ander
luͤte PrOberalt
59,20.
59,26
giritse
Subst.
→
gires
girlande
swF.
‘kostbarer Kopfschmuck, Diadem’ (vgl. afrz. garlande):
da [an den
Fingern] sterkten [l.
steckten
] die edlen vingerlein / die pesser waren dann
zway landt. / [...] / sein haupt trug ain gyrlanden, / das
in Kriechen landen / oder in Marroch kain man / ze tragen auff seinem haupt gewan
HvNstAp
579
girlich
Adj. , girlīche, gërlīche
Adv.
adv. auch -līchen.
‘gierig, begierig, leidenschaftlich, mit
Hingabe’
1 adj. 2 adv.
1
adj.:
vil maneger, der ze helle ist komen / niuwan durch girlīchen muot / und ninder
kristenlīchen tuot, / niuwan horden unde sparn; / der mac noch baz ze helle varn /
dann Etzele der męre, / swie er ein heiden węre Bit
13393.
–
fraw. / schaw, bitt ich dich, und rat mir eys. / heis stat
myn girlich gedencken MinneR 240
4.
– wohl nicht hierher sondern verschriebenes →
garlich
‘ganz und gar, vollkommen’
daz waz doch besunder / ein gierliches wunder / daz sie
[Maria] sin [den auferstandenen
Jesus] nit enkante / biz er sich selber nante
HvNstGZ
3838
2
adv.:
mir daz hertze hupfet / innewendig und krabelt. / nach ir ez
girlich zabelt Minneb
2368;
diu helle ist in der erden und ouch daz vegeviwer; dā brinnet niht inne wan
erde, daz sint irdische sünde, die von irdischer liebe anklebent. sō denne daz viwer
sīner materje ie mźr an dem menschen vindet, sō ez ie girlīcher sich dar an heftet
DvASchr
314,23;
swaz er getuon mohte / und im ze tuonne tohte, / daz erfult er volleclīche, /
wand er regap sich gerlīche / unserm herren got alsō LvRegFr
988.
1064.
3545;
Glaub
647;
JvFrst
3382.
–
sin manlich sin, sin werdlich leben / dar
zu [zum Kampf] sich gerlich ruste
WhvÖst
7907;
nie man gesach ze strit / zwen man so gerlichen
tuͦn ebd.
3773
girlīcheit
stF.
‘Gier’
sant Augustein, / der vergicht, der wellt flust / sey nicht
anders dann ain lust / und ain girlichait betrogen Teichn
701,7
girn
swV.
→
gërn
girnisse
stF.
auch gërnis.
‘Begehren’
des beleib sust ungehindert dō / von der girnis racio
JvFrst
3288;
ouch der lźrźr Thomas / uns kunte von der wārheit daz /
unsers hźrn vernunftikeit / lībliche gernis vurseit / gote dem vater ebd.
3496
girol
Subst.
→
gerhilla
girregar
stM.
von →
girregarren
abgeleiteter Name eines (angeblichen)
Dämons:
vrouwe, ich [einer der Liebhaber, die sich vor dem Hausherren als
Dämon ausgeben] heize Irregank
[Fehltritt] , / mīn bruoder heizet Girregar
RvMunre
1335;
die [
drī guote knütele eichen
] hulfen
wol den mannen / disen Irregank vertrīben, / so entörste dā niht blīben / weder
Irregank, noch Girregar ebd.
1441
girregarren
swV.
Bed. unklar; wohl wie
gīgen
und
gīgengarren
bezogen auf das Hervorbringen kreischender
oder unartikulierter Laute, also etwa ‘giksen und gaksen, kreischen, grölen’
u.ä. (vgl. auch DWB 4,1,1,1373f. s.v. garren und 7549-59 s.v.
girren, bes. A2):
wir [die Dämonen, von denen angeblich die erwischten Liebhaber
besessen sind] brengen dikke an den wān / vil mangen wizzīgen man,
/ daz er niht weiz, waz er kan. / [...] / mueste wir hie
beharren, / wir solden girregarren / und machen sulhen irregank
[Fehltritte, Wirrwarr] , / daz der wirt ān sīnen dank
/ des nimmer gedenken möhte RvMunre
1344;
nū hānt diu wīp gelźret, / daz si niht werden nunnen, / die sus girregarren
kunnen / an Irreganges leichen [zu den Liedern des Dämons
Irregang]
ebd.
1432
girschen
swV.
auch girischen.
‘starkes Verlangen verspüren, gierig (nach etw.) trachten’
so en girsche nieman nach deme gvte BrHoh
57;
nach im [dem vergänglichen, irdischen
Gut] giren [Laa. girischen,
girschen
] , die bischove, / [...] /
und hant sam vlizigen vliz / an die girikeit so gewant HeslApk
5826.
– hierher wohl auch:
nīeman tote, nith hvͦre, nit stele, nit girche BrHoh
4
girse
swM.
eine Falkenart (vgl. Dalby, Mediaeval Hunt, 69a):
do sint gervalkin und gyrsyn di gar gut sint MarcoPolo
32,3
gīrskropf
stM.
‘Geierkropf’, hier als Personenname:
die wīle kom ouch Gīrskropf, / sīn gesell Helbl
1,394.
1,409.
1,419
girst
Subst.
→
gires
gīrstein
stM.
‘Geierstein’
quirindros haizt geirstain. den zeuht man dem geirn auz seim
hirn und ist guot wider all schedleich sach und füllet den ammen ireu prüstel mit
milch BdN
457,14
girstīn
Adj.
→
gërstīn
girte
swM.
Bed. unklar; Anm.z.St.: ‘Band, Gürtel’; vgl. aber auch L. Diefenbach,
Glossarium latino-germanincum mediae et infimae aetatis, 1857, S. 263c
girtus als mlat. Äquivalent zum mhd. Wort wirte (und zu
anspin;):
die da die türsten wolten sin, / der gab ainer [als
Hochzeitsgeschenk] ain spiegelin, / der ander ainen wirten
[Spindelring] , / der drit gab ain girten
Bauernh
390
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