getumele
stN.
‘Getümmel, Unruhe, Aufruhr’
do wart allis gahis ein crâdim [
kradem
‘Lärm’] unde ein getumele uon himele also einis
heizmuͦtigin geistis Spec
77,32;
da quam czuͤ dem getummele von eyner brucken / daz smalcz von mucken /
und daz blut von eynem schlegele OsterSpI
742;
so wart uzermazen groz gedumele und gerumele in deme kirchofe van den dufelen,
daz di in dem munstere waren, wanten verloren sin an deme libe, und duchte si wi
allez ertriche irbibete HlReg
45,1
getumere
stN.
(zu
tummern
).
‘Lärm, Getöse’
dô wart in der selbin nacht / wol in dem êrstin slummere / ein sô grûwlîch
gedummere / vornumin obin in der luft, / recht als allir winde luft / sich zusamen
trûge / und ein dunre slûge NvJer
24781.
– übertr. ‘Aufruhr’
in dem selben sumere / ein michil getumere / hûb kein [l.
gegen
] Polênen sich NvJer
27710
getuoche
stN.
‘Tuch, Gewebe’
als er [Petrus] dar in [Jesu
Grab] sich neigete, / linen geduche erzeigete / sich ym
EvStPaul
14491
geturst
stFM. , getürste
stF.
auch getrost (
HeslApk
10942
).
‘Kühnheit, Verwegenheit’
der erwelde Baldewîn / ein menlich helt ist gesîn, /
[...] / in vollem geturste / durch der vînde lant er
reit Kreuzf
108;
die [Märtyrer] stuoten [l.
stuonten
] vor den vursten / mit michelen getursten
ArnoltSieb
10,6;
von eines mans getürste LvRegFr
572;
Kreuzf
2485;
ir sit so hoh ein fvͥrste ─ / ich weiz wol, ir habt
die getvͥrste ─ / mvͥget ir der heiden mich erwern, / vnd vier
fvͥrstinne mit mir ernern [...] ?
TürlArabel
*A 120,14;
der von Meinz ez wol darzuo bræhte, / daz der mêrer teil der
fursten / sich underwunden der geturste / durch daz reht ze werben / kunic Adolfs
verderben Ottok
69515;
Wernh
A 1616;
LBarl
3803;
HeslApk
13157
getürste
Adj.
‘kühn, verwegen’
Petrus der groze vurste / wart do vil geturste / do er sich hub vf ruen walt /
zv bosen tieren manichvalt PassI/II
169,38
getürstelîchen
Adv.
‘kühn, verwegen’
ouch half im craft der minnin / daz er geturstilichin streit
Athis
C 45;
wie geturstliche [Glr.z.St.
‘vermessen’] / verbrach er dem rîche, / daz er bî
sînem eide lobt! Ottok
17009;
etwenne koset der geist mit gotte heimlich fru̍ntlich vnd
getu̍rstlich [unbekümmert, mit Glaubensgewissheit]
RvBib
40,9
getursten , getürsten
stN.
auch getorsten ( HeslNic 4876 ).
‘Kühnheit, Verwegenheit’
dem [
fursten
] sagten si
mit getursten, / der kunic niht enwolde / enperen, er solde / im leisten sîn reht
Ottok
73494;
LBarl
16410;
der babest hat under sinem hove / kardinale und bischofe, / der konic hat sine
forsten, / die mit vrevelen getorsten / uf disem erdriche leben HeslNic
4876;
JTit
5487,2.
– semantisch abgeschwächt:
ich pin tochter eins edeln fursten / der noch lebt in dem
getursten / daz er treit dez reichez chron Teichn
397,48
getürstic
Adj.
auch getörstig (
Lanc
235,5
).
1
‘kühn, verwegen’
2
‘begierig, (taten-) durstig’
1
‘kühn, verwegen’
daz ist vil grozzer, wizze Krist, / daz ieman so geturstick
ist, / daz er sich setzet wider got StrKD
1,50;
TrudHL
127,31;
si nam daz wunder, daz der hunt / wart alsô getürstec ie, / daz er betwanc den
beren hie, / der alsô michel was gesehen KvWPart
18407;
der nie gelernet ars que pars, / der wirt getürstiger denne her Mars, / der
aller vehter abgot was Renner
8790;
AugsbDritt
194,7.
– subst.:
sît ir iuch schuldec wizzet, vriunt Hagene, / sô sult ir belîben und iuch
vil wol bewarn, / und lâzet die getürstigen zuo mîner swester mit uns varn
NibA
1403,4
2
‘begierig, (taten-) durstig’
Schŷron der liez daz knebelîn [Achilles] / diu
grimmen tier niht vliehen. / er wolte ez dar ûf ziehen, / daz ez getürstic wære, /
und ez niht diuhte swære / strîtlicher sorgen bürde KvWTroj
6055.
6798.
11653;
jâ dâ ist er unser vatter nâch der gotheit und unser bruoder nâch der
menschheit. sô wir des gedenken, sô werden wir getürstig ze bittende PrNvStr
263,32
getürsticheit
stF.
auch getoͤrstikeit.
‘Kühnheit, Verwegenheit’
kunst vnd glu̍cke, / gedu̍rstikeit vnd mannes mu̍t, / dis
sint dem manne gewisse huͦt Krone
20513;
dis solt du dik an sehen und solt einen trehen wassers nút
mit friheit noch vermessener getoͤrstikeit getúrren nemen, denne mit
demuͤtiger vorchte Tauler
200,5;
do der legate gesach des bischofes getürstekeit und unlange mit im gekrieget
hette, do lies er die sache ligen vor schame und gesweig ir mit großen schanden
ClosChr
51,4;
BrZw
70;
BdN
28,29
getürsticlîche
Adv.
auch getörste-/getorsticlich, sowie -lîchen.
‘kühn, verwegen’
getorsticliche er [
Ioseph von
Arimathie
] in getrat / vnd vm den lycham Ihesu bat
EvStPaul
5322;
do kam der boͤs gaist zuͦ ir in den keller und sy vertraib in
getúrstiklich Stagel
23,4.
119,24;
swer under iu den allen gît / getürsteclichen sînen wec, / der dunket mich
frum unde quec KvWTroj
18569;
ClosChr
51,2;
Lanc
223,36.
–
di suze lere dine, / Crist reinir megede barn, / di ne wolde
din scalc nit ubiruarn, / do er uze sines uater lande / vil gestorticliche
irnande [sich traute] / in daz sware ellende
Litan
849
getürstige
Subst.
‘Mut, Kühnheit’
audacia: giturstige Gl
4:38,15
(BStK681);
Gl
4:132,22
(BStK391)
getusternisse
stN.
‘Gespenst, Trugbild’
des wanden si gwisse, / daz er were ein getusternisse, / daz den menschen
dicke trugit Glaub
1292
getwæde
Adj.
‘guten Willens, verständig’
horet [...] mine rede, / dy war ist
und gar getwede! Hiob
5018
u.ö.
– subst.:
di wisen und di getweden / uns sullen des entscheiden schir
Hiob
12666
u.ö.
getwædic
Adj.
‘gefügig, folgsam, zahm’
din volk daz ist dir undirtan /
[...] / wen biz iz werde getwedic, / so wiz im dar bi
genedic HeslApk
2315;
mache sô getwedic / dî heidin, daz sî icht durch spot / uns sprechin an:
‘wâ ist ir got?’ NvJer
9154;
di erste [gute Eigenschaft] ist gedult, daz der
mensche getwedic si undir der burdin des lidines Parad
62,28
getwædicheit
stF.
‘Sanftmut’
wirt einer suster it sweres ober [l.
oder
] it unmogeliches beuolen sie sal daz gebot intfan
mit getwedecheide [übers. lat. mansuetudo
]
vnde mit otmutkeide BrEb
68.
66
getwædigen
swV.
‘etw. zähmen, bändigen’
uil vaste si widerstunden / der unreinen sunden, / den fleiscelichen lusten /
under irn brusten / daz si getwedigeten ir fleisc / und gereinegeten irn geist
Glaub
3000
getwalte
Subst.
zu
twellen
swV.
‘Verzögerung, Aufschub’
tarditate: gitualti Gl
2:191,61
(BStK637);
Gl
2:191,61
(BStK665)
getwanc
stMN.
1
‘Zwang, Druck’ (s.a.
betwanc
,
betwinc
) 1.1
‘Drängen, Zwang, Gewalt’
1.2
‘Bedrängnis, Not’ (vgl.
getwenge
stN.) 2
‘Verengung, Engstelle’ (vgl.
getwenge
stN.) 3
‘Bauchschmerzen, Verstopfung’
1
‘Zwang, Druck’ (s.a.
betwanc
,
betwinc
)
1.1
‘Drängen, Zwang, Gewalt’
der chunich Hainrîch was ze den Nortmannen, / die er mit
michelem getwange / der toufe getwanc Kchr
15791;
her sluc her vnde dare / so dicke vnde so lange, / daz
von sime getwange / die crichen liden grozze not Herb
10236;
daz holz wider gît / sîn loup dem winder durch getwanc Georg
2043;
si [
Lavîne
] warte, wanne Ênêas / zû
quâme geriten, / des si unsanfte hete erbiten
[erwartet] / mit grôzeme getwange
[qualvoll (Anm.z.St.)]
En
11377;
Gen
2873;
Eckh
5:290,7;
SiebenZ
78;
UrkHohenz
3,201
(a. 1349).
–
‘Herrschaft, Bedrückung’
sich samnent manige fursten / wider unseren herren
Cristen. [...] ir gedwanc scuͦle wir zebrechen,
/ ir ioch werfen wir zetal Rol
7718;
in sîner êrsten vrîheit / wart al sîn vrîheit hin geleit:
/ der buoche lêre und ir getwanc / was sîner sorgen anevanc Tr
2085.
14416;
nu ist ez an ein ende komen, dar nấch ie mîn hérze ranc, / daz mich ein
edeliu vrowe hât genomen in ir getwanc MF:Eist
12:1,2.
– von Gott ‘Allmacht, Herrschaft’
alle ding gar sunder wanc / zuet [l.
ziuhet
] und meistert syn
[Gottes] getwanc Hiob
3364;
neigent úch under die almehtigen hant gottes, wan die
viende von der helle muͤssent sich neigen und boͤgen
[...] under dem herten getwange des almehtigen
gottes Mechth
7: 52,4.
–
‘Verfolgung’
ist oͧch daz deme schultheissen [...]
duhein gevangene entran in den spittal, der nachvolgen was
[Verfolgungen gab es] oͧch nuwen unce
an des spittals dôr. hinin entâtent sie kein getwang UrkStraßb
2:99,7
(a. 1288).
–
‘Acht, Bann’ (vgl.
getwincnisse
):
ez ist auch gesetzet, daz kain man niht langer in kainem getwange sein
sol denne ain viertail iares NüP
140.
56
1.2
‘Bedrängnis, Not’ (vgl.
getwenge
stN.):
si chômen in daz lant durh hungers gedwanch, / si chômen
fridelîchen, nieht wîchlîchen Gen
2152;
der bluome [...] danne werde erlôst / von des
strengen winters hant, / wan sô bristet sîn bant, / und stât danne den sumer
lanc / schône ân allen getwanc HartmKlage
848;
zwewir libi middilanc [zweier Leben
Vermittlung; vgl. auch Freytag, SuTheol. S. 126ff.] / obini
gnadi, undini gidwanc SuTheol
210;
Rol
614;
Kchr
15722;
Flore
170;
KLD:UvL
10:2,6;
Vät
12892
2
‘Verengung, Engstelle’ (vgl.
getwenge
stN.):
reht sam der wein seugt auz ainem viehteinne väzlein und daz
dâ verspunt ist, wann sô gêt der luft datz den engen
nüeten [Ritzen] ein und seust in dem getwang
BdN
108,30
3
‘Bauchschmerzen, Verstopfung’
swenne den wîben wê ist [...] umbe
den nabel oder an der geschaft, sô gewinnent si ein getwanch, daz si dunchet des,
daz si niden sî zesamene gebunden Barth
133,11.
153,5;
petersilge [...] loset den getwanc
der da ist uon deme plademe [Blähung] in deme grozen darme
SalArz
12,7;
di daz getwanc habin di suln nicht baden biz si di darme
gereinigint uon deme miste ebd.
25,51
u.ö.;
Albrant
1,22
getwanclich
Adj.
‘einengend, Zwang ausübend’
sie bieten den rukke sô siu fleihent daz getwanch gaistlicher
zuhte [La. getwancliche zuhte gaistlicher dinge; das
Leben nach der Disziplin der Ordensregel]
TrudHL
70,7
getwancnisse
stN.
auch getwencnisse.
‘Bedrängnis, Zwang’
daz ich ane getwenknisse, ane vorhte [...] vnd ane
allen argen list frilich vnd ledicliche [...] han
vercoͧft das vorgenante guͦt UrkCorp (WMU)
N100,29;
unreht gewalt, unrehtes vogtes getwancnisse, schelten unde spoten, swaz ez sî
daz man iu tuo, daz vergebet in luterlîchen durch got PrBerth
1:369,25;
Eckh(Pf)
392,26
|