getwancsal
stN.
auch gedwengesâl (
Spec
121,31
).
‘Zwang, Druck, Bedrängnis’
doch ist ez alsô dar komen von gewalt unde mit getwancsal
SpdtL
134,12;
âne getwancsal und âne ander geværde PrBerth
1:545,28;
UrkCorp (WMU)
29,3;
HvBurg
6077.
– sprichwörtl.:
Aristotiles: / ‘als edel ist des menschen muot, / daz er betwungen
ungern iht tuot; / man füert in baz denne man in ziehe: / getwancsal hœrt aleine ze
vihe’ Renner
11532
getwâs
stN.
‘Gespenst, trügerisches Wesen’
dich hât geriten der mar, / ein elbischez âs / dû solt daz übele getwâs / mit
dem kriuze vertrîben RvMunre
648.
1310;
er [der Drache/Teufel, vgl. Apc 12,7-9] ne comet
njemer mere / an di selben ere, / da er wilen ane was, / er ist ein bose getwas
Glaub
530;
der tufel Sathanas, / sin gespenste vnde sin getwas, / vz
eime bilde [Apollos] sprach Herb
3500.
12856;
LvRegSyon
2349.
– bildl. ‘kraftloser Schein, ein Nichts’
id [die Gegnerschar] was allet eyn gedwas / vur
Karlle als hey woulde stryden KarlGalie
7572
getwâse
Adv.
→
geswâse
getwed-
→
getwæd-
getwël
Adj.
Bed. unklar, evtl. ‘ruhend’ (zu
tweln
):
die rosen farwen muͤnd / sint da gar verswuͤnd / die liechten
kelen sinwel / die wissen arm getwel / die wol stenden hende / hant genomen ende
LS250
46
getwelde
stF.
→
getwerlde
getwenge
Adj., Adv.
‘eng, eingeengt’
der himelvater, [...]den ummeslôz / ein kleine brust
getwenge, / gar sünden blôz Rumelant(R)
9:3,11;
er wolde sundir sparn / in einen andrin ordin varn, / der dâ wêre strengir /
zu traine [l. tragen
] und getwengir
NvJer
4668;
UvEtzWh
5805 La.;
WvRh
6303.
– Adv. ‘bedrängt’
als er zu mir disse wort / gesprach, ich viel getwenge / uf
die erde min lenge Daniel
6121
getwenge
stN.
vgl.
getwanc
1
‘Enge, Beengtheit’
2
‘Gebiet, Umfassung’
1
‘Enge, Beengtheit’
dô sî quâmen an die Nar [an den Fluss Narew] , / dâ
wart ein sulch gedrenge, / daz sich von dem getwenge / vil der ungetouftin / in der
vlût vorsouftin NvJer
21285.
25096;
ein vels grôz, / dâ daz wazzer durch flôz; / kreftic in dem getwenge, / gar
snel waz ez in der enge ErnstD
3557;
Gen
436;
MinneR30
615,3;
PassIII
373,39;
UvEtzWh
5805.
–
‘Bedrängnis’
swie manic nepfel [Becher Wein]
er getranc [
an gotes hohzît getrunken
hatte] , / so manigen tac leit er getwanc / von durstes
getwenge, / daz er des tages lenge / nimmer getranc
[...] wazzer
tran [Tropfen]
Vät
12893;
deme bûman er [Joseph als Verwalter
Potiphars] niweht innam / / mit unrehteme gedinge noh mit
neheinem gedwenge Gen
1857
2
‘Gebiet, Umfassung’
‘ [...] dem [runden, vollkommenen
Buchstaben O] bin ich glich’ spricht her
[Christus] ‘erkant, / und in miner crefte rant
/ hohe, tuefe, breite, lenge / bliben gar in min getwenge
[...]’ HeslApk
22928
getwër
stN.
‘Mischung’, hier evtl. ‘Temperatur’
nich nebrennet der sunne [...] / noch
diu mane fiuhtet dar ingegen uber naht, / da ne ist von luftes gedwere neheinere
slaht unmaht Himmelr
10,4
getwërc
stN.
(auch stM., z.B.
Eilh
3459;
Lanc
315,6
)
auch gezwerc ( Lanc ); Pl. getwerc
(z.B.
diu zwei getwerc Wig
3191
) und getwerge (z.B.
SAlex
6063
) sowie getwirge [:gebirge]
JTit
6109,2
).
‘Zwerg, kleinwüchsiger Mensch’
pigmei: gidwerch Gl
1:648,22
(BStK681);
vil lützel sîn ob dem satel schein: / grôze arme und kurziu
bein / hêt er nâch der getwerge sit Wig
6591;
vil schiere maz ich abe den lîp [Ottos IV.] nâch
sîner êre, / dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werk, / miltes muotes
minre vil danne ein getwerc Walth
27,2;
ein wildez getwerc NibB
493,2;
das was ein geczwerg kurcz und höferecht
[bucklig] und ußermaßen ungeschaffen
Lanc
604,12;
ein getwerc was in dem hove dâ, / daz selbe solte namen hân /
Melôt petit von Aquitân / und kunde ein teil, alsô man giht, / umbe verholne
geschiht / an dem gestirne nahtes sehen Tr
14238;
KvWLd
1,192;
Iw
5010.
– bildl.:
er ist dez gelovbin ein getwerc / swer hie siner hende werc / an bettet fur
einen got Martina
221,57;
dâ hât sîn rîterlîchiu kraft / geworht sô ellenthaftiu werc. / er ist vor
[im Hinblick auf] schanden ein getwerc Mai
192,4.
– als Koll. bezogen auf die Menschheit:
ane getwinc / tvot er menic bœse dinc / div niht muozlich sint / der svndige
menschin kint / darzvo menic svndic werc / tvot daz menschlich getwerc
Martina
116,20
getwërgelîn
stN.
Dimin. zu getwerc
‘Zwerglein’
der tôre lie’z getwergelîn / wol zerblûwen von im gân UvTürhTr
2582;
daz lone got zuͦ Kriechen dem lieben vatter min, / daz er dir bot
solich ere, vil kleines getwerhelin WolfdD
431,4.
441,2;
Er
1097
getwërginne
stF.
‘Zwergin’
mit der küniginne / wol hundert getwerginne / kômen hêrlîch geriten
PleierGar
6712;
dâ dienet ir vil manec getwerc / und manec schœniu getwerginne / mit golde und
mit gimme Laurin
755.
827
getwerlde (?)
stF.
unklar, evtl. ‘Getümmel, Durcheinander’ (vgl. II Macc 12,13ff.)
oder auch ‘Verweilen, Ruhe’ (zu
tweln
):
Judas rief den ubersten an / got vursten alle der werlde / den mand er in der
getwerlde [Helm schlägt welde: getwelde vor]
Macc
10238
getwinc
stM.
‘Gerichtsbarkeit und der dazugehörige Rechtsbereich’ (vgl. DRW
mit weiteren Belegen):
min rechtez vnde lidigez eigen [...], daz gelegen ist
in dem dorfe vnde getwinge ze Armense UrkCorp (WMU)
2841,4
u.ö.;
diss sint die züg [Reihenfolge der
Rechtsinstanzen] die das gotzhus sol han in sinem getwing und in sinem
gebiete WeistBa
238
(a. 1344 kopial)
1
‘Herrschaftsgebiet’
2
‘Gerichtsbarkeit’
3
‘Zwang’
1
‘Herrschaftsgebiet’
die berge die ich hân genant, / besliezent dâ daz selbe lant
/ alsô ein sineweler rinc. / einhalp besliuzet ir getwinc / Prômontôrjum Bôrêum
RvEAlex
17310;
swer der burger ald die in unserm getwinge sint her Klingnower fuͤret,
der git von ieglichem suome der stat 1 pfunt ze buͦze StRZürich(B)
163,32.
– in der Paarformel ~
unde ban (i.d.R. in Rechtstexten):
swas jch da hatte an luͤten vnde an guͦte, an getwinge vnde
an banne, an holze vnde an velde UrkCorp (WMU)
N567,17;
allen den, die gesessen sint in den dörfern und uf den höfen, uber dü
getwing und ban gehört zuo dem getwinge gen Boswil WeistGr
5,85
(a. 1343);
UrkBern
2,764
(a. 1271);
UrkEidgen
197
(a. 1312)
2
‘Gerichtsbarkeit’
dc die herren, die hie vorgenemet sint, den getwing vͦber min lv́te
vnde v́ber min gvͦt hetton UrkCorp (WMU)
2059,14;
tuomherren, ambtliute unde tuomherren unde gotshus dienestmannen eigenen liute
unde gesinde sint dez gewerfes [Abgabe] vri unde allez
getwinges [Anm.z.St.: Auferlegung von Dienstleistungen]
vri RbBasel
2,5;
der kung sal vor alle dinc / haldin vleischis getwinc; / des in die kunginne
virmant / di da siczcit zcu der linkin hant PfzdHech
187,30
3
‘Zwang’
svz ist er [der Mensch] hie geborn / ze einer wize
erkorn / darzvo ane getwinc / tvot er menic bœse dinc Martina
116,15.
117,17;
er [
der endechrist
] prediet ein nivwen e
/ vnd storit christenlichiv dinc / so verre vnde sin getwinc / ez iemer vollebringen
mac ebd.
192,76;
WvRh
3003.
11794
getwinc|hœric
Adj.
‘einer Gerichtsbarkeit (
getwinc
) unterworfen’
allen den, die gesessen sint in den dörfern und uf den höfen, uber dü getwing
und ban gehört zuo dem getwinge gen Boswil und in den vorg[enannten] kelnhof
getwinghörig sint WeistGr
5,85
(a. 1343)
getwinclîchen
Adv.
‘dringend, überwältigend’
lûte rüeret ez der
sumberslegge [Paukenschläger] / gezwinklîchen balde. /
rispent unde rifelnt iuwer swenze [schleift Eure Schleppen über den
Boden]
SM:Go
2: 2,5
=
Neidh(S)
1,410 B54:3,5
getwincnisse
stF.
‘Zwang, (gerichtlich) festgelegte Beschränkung der Freiheit’,
vgl.
getwancnisse
:
alle getwingnisse ist des bischoves, unde sol man alle gevangen entwürten in
sinen vron hof RbBasel
13,1
getwungenheit
stF.
nur gezwungenheit.
‘Zwang, Druck, Notwendigkeit’
ein ubergúlden dis alles ist, daz es nút kome von
gezwungenheit, es sol komen von einer kintlichen hertzeklichen minne
Seuse
454,14;
als der fenix in dem fúre, also der hirtz und der wis slang,
dero einem die horn, dem andern die hut zuͦ dick wirt, und sich denn mit
gezwungenheit ernúwrent ebd.
436,9.
–
‘Beherrschung, (Selbst-)Zwang’
dar umbe gie er ellend und lieblos und enzoh sich mit groser
gezwungenheit, daz im dur na wart ein groͤssú suͤsekeit
Seuse
10,8
getwungenlîche
Adv.
‘drückend, zwangsläufig’
swen liebes-arme schrenken / getwungenlîch betastet, / den mac niht wol
bekrenken / unmuotes muot; sîn herz ruolîch rastet Hadam
148,2;
JvFrst
5283
gëtzen
swV.
→
gëckzen
|