gemüetic
Adj.
vgl.
gemuot3
Adj.,
muote
stF.
‘unerschrocken, voller Mut’
das selbe land beschlossen waz / da Melopar gemüttig sasz /
allen werden rittern. / ich waiss daz man nie bittern / argen ungetrüwen man /
dorfte by den tagen an / werlichen beschowen GTroj
11328
gemüeticheit
stF.
vgl.
gemüetic
Adj.
‘Unbekümmertheit’
es si an zuͦ vil klaffende oder an zu vil trinckende
oder an zuͦ vil essende oder an zuͦ vil gemuͤtekeit oder an
zuͦ vil bekúmbernisse Tauler
128,10
gemüeticlîche , gemuoticlîche
Adv.
vgl.
gemuot, gemüet2
Adj.
‘einfühlsam, innig’
in enr entsunkenheit luht im in von got also: froͤwent
úch wol gemuͦteklich, ellú lidendú gelassnú menschen Seuse
93,9;
drie neis viere jungling des himelschen ingesindes
[...] viengen an mit im ze singen
[...] und sungen so wol gemuͤtklich, daz es als
suͤsseklich erschal ebd.
112,3.
21,12
gemüetlich
Adj., Adv.
vgl.
gemuot, gemüet2
Adj.
‘einvernehmlich, gefestigt’
ez wart dâ von in beiden [Iwein und
Gawein] / ein vil gemüetlich scheiden, / und sazten sich ze ruowe
hie Iw
7248.
–
dâ was weder man noch wîp / alsô gemüetlîch gemuot, / ez müeste durch die
vrowen guot / und durch den herren weinen RvEGer
4815.
–
‘mit innerer Bereitschaft’
wesenliche andaht das ist ein gemuͤtlich anhangen
gottes mit einem bereiten gemuͤte Tauler
84,15.
303,26;
ein ‘gemuͤtliches hangen’, vnd wirt daz gesachet von einem
wundrunne RvBib
53,19.
100,20
gemüffe
stN.
‘Spottlust, aufmüpfiges Verhalten’ (s.a.
mupfen
):
ir etelîcher möhte sîn gemüffe gerner lâzen, / dem sîn gämelîche zimt als
einem, der wil toben Neidh
WL 11:3,3
gemûlet
Part.-Adj.
‘mit einem Maul ausgestattet’
der bracke was harmblanc gevar [...] / diu oren lanc,
rot als sin har, zereht gemuͤlet und mit breitem hirne JTit
1184,2
gemülle
stN.
‘Zermahlenes, Staub’
man sol auch niemann daz gemulle geben under den koln
WüP
72,29;
werent wir [...] ein usgekert
gemúlle worden Seuse
490,1;
pulvis: gemúlle [vgl. stoͮb
Mt 10,14
]
EvAlem
62(Mc 6,11;L 9,5;10,11);
VocClos
Pu57
gemünde
stN.
‘Gemünde’, Längenmaß in der Größenordnung einer
Handbreite:
was eyne ele in dy hoe und eyne ele in dy breyte und czoch
sich uf bis an dy lyste alumme, dy do was eynis gemundis dicke Cranc
Ez 43,13;
gemünde: mensura, quae vulgariter dicitur latitudo pugni cum extensione
pollicis [Maß, das gewöhnlich die Breite der Faust zusammen mit
Ausstreckung des Daumens benennt]
VocAbstr
372;
palmus: gemúnde VocClos
Pa52;
swer slifstain fvͤret, der ahtzehen gemvͤnde hat UrbBayJ
201;
UrkBresl
88
(a. 1314)
gemuore
stN.
zu
muor
.
‘Moor, Sumpfland’ (s.a.
gemose
):
daz ergat niemer wen da daz gemuͦze und daz rote mer [La.
gemoͤre vnd toͤtez wazzer
] swebit
Lucid(H)
27,7
gemuot
Part.-Adj.
→
müejen
swV.
1gemuot, gemüet
Adj.
zunehmender Gebrauch im Mhd., vgl.
gemüete, gemuote1
stN., (vgl. W. Braune, Gemüt, in:
PBB 43 (1917), S. 356-359).
‘gesinnt, gestimmt’
1 mit modifizierendem oder graduierendem Adv., im Übergang zum Kompositum, vgl. z.B.
hôchgemuot
,
swachgemuot
,
wolgemuot
2 mit (al)sô und explizierendem Nebensatz
1
mit modifizierendem oder graduierendem Adv., im Übergang zum Kompositum, vgl. z.B.
hôchgemuot
,
swachgemuot
,
wolgemuot
:
– attr.:
dô sprach diu juncvrowe guot / ‘neinâ, ritter wol
gemuot [...] ’ UvZLanz
972;
manec vürste hôch gemuot Wh
18,8;
sîne mâge und grôz gemuotiu wîp ebd.
412,6;
Kriemhilt diu hêre und vil trûrec gemuot
NibB
1225,1;
so ist diu vrîgemuote lerche dêmütig worden
SM:UvB
6: 1,7;
KLD:UvL
25,6;
Parz
339,1;
GrRud
Ib 19.
– präd.:
diu minne ist wunderlich gemuot KvWLd
14,23;
er was vresliche gemot Roth
772;
sie ist [...] wîplîch gemuot
KLD:UvL
54: 7,7;
die weil der herr ist wol gemuet Teichn
625,9.
15,3;
Wig
1242;
dô wart der herre Sîvrit ein lützel sanfter gemuot
NibB
127,4;
Wig
1874;
Eracl
2210;
der win machit zornigen man wol gemut. den trurigen vro
SalArz
34,15;
sus kam er în gegangen / rîch unde hôhe gemuot
Tr
11141;
SM:UvS
17:3,4.
– mit Gen. d. Relation:
sie waren des weters wol gemvt Herb
17075.
– subst.:
dâ wont diu guote / vil sanfte gemuote
MF:Mor
26: 1,10;
di alden, di kinder, di weich gemuten, di vil magern sul
ez [den Trank] nicht nemen Macer
54,17;
davon ist den vaig
gemueten [:guͤten
] /
wirdichait mer schad denn guͤt Teichn
424,66;
dw valsch gemuten ebd.
462,64;
KLD:UvL
10:2,3.
– mit Interrog.-Adv.:
hœret an dem künege, wie er sî gemuot NibB
1803,3
2
mit (al)sô und explizierendem Nebensatz:
der helt ist sô gemuot, / daz er vil mit sîme lîbe tuot
UvZLanz
1823;
do waz der fuͤrst also gemuet / daz er lobet grozz guͤt / und da
pey gar lutzel gab Teichn
15,3;
Tr
5889;
Parz
356,7.
–
ê / danne ich [Laudine] ze
langer stunde / mînes lîbes gunde / deheinem sô gemuoten man / der nie dehein
ahte ûf mich gewan Iw
8087
2gemuot, gemüet
Adj.
zu ahd. gimuoti (vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,329), abnehmender Gebrauch im
Mhd., vgl.
gemüete, gemuote2
stN., (vgl. W. Braune, Gemüt, in:
PBB 43 (1917), S. 356-359).
‘ansprechend, lieb’
sin furstentuͦn was also wit, / des herren, daz er lange zit / under
wilen uze bleip, / biz er der stunde me verdreip, / danne ir gemude were Elis
2095
3gemuot
Adj.
vgl.
gemuote3
stN.,
muote
stF.
‘mutig, tatkräftig’
daz er gemuot was unde snel UvZLanz
4437;
ez heizent allez degene unde sint gelîche niht gemuot
NibB
1821,4;
der gemuote Tristan aber dô sprach Tr
6820;
er ist ze vrech und ze gemuot, / ern ruochet hiute, waz er
tuot ebd.
8667
1gemuote
stN.
→
gemüete, gemuote1
2gemuote
stN.
→
gemüete, gemuote2
3gemuote
stN.
zu
muote
stF., auch gemoyt, gemoet.
nur in der Wendung in sîn ~ komen belegt ‘jmdm. (im Kampf)
begegnen’ (vgl. Th. Frings, Die Sippe muoten im
Mittelhochdeutschen, in: PBB 66 (1942), S. 327-337):
de wyle Belyn dar vur sich reit, / eme quam in syn gemoet / Loryn ein kone
ritter guet. / dem durch stach do Belyn / den schilt vur der nasen syn
KarlGalie
7313;
[Orias] quam zo hant in syn gemoyt. / dar stachen sich de
ritter guet, / so dat yr schechte brachen beyde ebd.
11387.
12409.
13116;
[
Morant van Riviere
] quam balde in sin
gemuͦt MorantGalie
4297
gemuoten
swV.
→
muoten1
1gemuothaft
Adj.
vgl.
1,2gemüete, gemuote stN.
‘auf etw. vertrauend, getrost, zufrieden’
[Morold] was niwan an sîner craft / und niht an gote
gemuothaft Tr
7226.
6126;
si [Helena] bar der Kriechen ougen /
durchliuhteclicher wunne spil / und gap ir herzen crefte vil. / si mahte si
gemuothaft KvWTroj
34085
2gemuothaft
Adj.
vgl.
gemuote3
stN.,
muote
stF.
‘tatkräftig, tapfer, mutig’
Tristan was gemuothaft : / zerneste [im
Ernstfall] und ze ritterschaft / vertet er sîner stunde vil
Tr
13097;
ob ieman sô gemuothaft / getürre sîn KvWTroj
3542
gemuotheit
stF.
vgl.
1,2gemuot, gemüet Adj.
‘Behagen, Frohsinn’
wan elliu sîn gemuotheit / was gar in senede nôt geleit
Tr
955;
sîne [Tristans] sinne / diun wâren
niwan an minne / und an gemuotheit geleit. / er suohte gemuotheit / in wunderlîcher
ahte ebd.
19053.
– als Beiname (hier ironisch):
der künec Gurmûn Gemuotheit / der hæte unmuot und michel leit
Tr
7155
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