abegezogenheit
stF.
‘Abstraktion’
aber alse man die menschlichen naturen in ir selber betrahtet, daz ist in der abgezogenheit [
in abstracto
]
ThvASu
30,7.
96,32
abe gieʒen
stV.
1 tr., ‘eine Flüssigkeit (aus einem Gefäß, von etw.) weggießen’
2 intr., von starkem Regen
1
tr., ‘eine Flüssigkeit (aus einem Gefäß, von etw.) weggießen’
swer di linsen ezzen wil. der sal daz wazzer da man si inne sudet abegizen. vnde sal si in eime andirn wol siden SalArz
10,8.
10,22;
BdN
394,9;
so guͤzze daz wazzer abe vnd suͤde ez [den Reis] denne in eime reinen smaltze. vnd guͤz daz smaltz denne her abe vnd ein zvcker dor vf BvgSp
5.
2
intr., von starkem Regen:
dô was der doner vil grôz. / a wie starke daz weter ave gôz VAlex
110
(Hs. ane;
SAlex
134 :
nider gôz; vgl. Anm.z.St.)
abe glîten
stV.
des hornis [...], vor dem dri horner [des vierten Tiers] glitten abe [herabfielen; ceciderant Dn 7,20]
Daniel
5882
abe graben
stV.
1
‘jmdm. durch Graben ein Stück Land entziehen’
2
‘(Erde) durch Graben abtragen’
1
‘jmdm. durch Graben ein Stück Land entziehen’
swer sîner gebûre gemeine ab eret oder grebet oder zûnet SSp(W)
3:86,1
2
‘(Erde) durch Graben abtragen’
[Hercules] gruob daz ertreich ab aller ding und truog new erden und stain dar und beschütt den drôr ze mâl und macht die stat trucken BdN
273,27.
–
daz er [Teufel] den wec ab grüebe, / der dâ der kristenheit / hinz himel was sô breit, / daz der wurde smal Ottok
44876
abegründe
stN. ,
abegrunt
stM.
auch appetgrunde,
ebgrunde.
– stM. selten,
Fem.
Cranc
Aba 3,10.
1 räumlich ‘bodenlose Tiefe’
1.1
‘unterste Tiefe des Weltbaus; Erdtiefe’
1.2
‘Hölle’
1.3
‘Tiefe des Meeres, Meeresgrund’
1.4
‘Flut, Wasser’ , vereinzelt in Bibelübertragungen 1.5
‘unendliche Tiefe (des Himmels)’
1.6
‘Schlucht’
2 durch die Symbolik der grundlosen Tiefe bestimmte bildl. Verwendungen, oft mit einem Gen.-Attr.
1
räumlich ‘bodenlose Tiefe’
1.1
‘unterste Tiefe des Weltbaus; Erdtiefe’
daz wendel mer vellet an vier enden in daz abgrunde Lucid
41,15;
nv eret hiute den schephære himeles vnd erde, der die tiefe des abegrundes mezzet vnd erchennet, vnd die praiten erde in siner hant beslozzen hat Konr
11,48;
KLD:Kzl
16:9,4;
MF:Her
6:3,3;
daz selbe holz hiez do / begraben und versenken so / Salomon in ein únde / und in der erden abgrúnde RvEWchr
33338;
daz der track gern won in den tiefen abgrünten der erd BdN
269,10
1.2
‘Hölle’
nu ist daz afgrunde / gesezzit den unrechten Roth
4442;
das brinnende ~
StrKD
61,240;
Vät
32472;
daz endelôse ~
RvEBarl
2012;
Vät
31620.
3330;
das ewige ~
Mechth
3:1,61.
3:7,14.
6:16,57.
– übertr. für Vagina:
er [Teufel] muoz in daz ab gründe, / wider in die helle TeufelsÄchtung
136
1.3
‘Tiefe des Meeres, Meeresgrund’
die stain sere spieltent, / [...] dú tiefen abgrúnde wurdent blos, / so das sú lagent wasser los WernhMl
11289;
Job, bistu in das tyfe mer / [...] gangen [...]? / hastu gewandert her und dar / verre in dem ebgrunde tyf [...]? [
abyssus Iob 38,16
]
Hiob
14239
1.4
‘Flut, Wasser’, vereinzelt in Bibelübertragungen:
er samnet als in einen buterich wazer des meres. er setzet in den schacen daz abgrunte [
ponens in thesauris abyssos
]
PsM
32,7.
41,8;
daz ebgrunde tet sich uf / und gab der archen einen puf, / daz si funfzen clofter io / steig uber alle berge ho HistAE
373
1.5
‘unendliche Tiefe (des Himmels)’
von des himels abgrunt. man siht auch oft des nahtes, als ob ain gruntlôs tiefen gê in den himel BdN
78,30
1.6
‘Schlucht’
dô er was in sorgen vluht / und vor dem einhürnen lief, / in ein abgründe tief / viel er über eine want RvEBarl
4614
2
durch die Symbolik der grundlosen Tiefe bestimmte bildl. Verwendungen, oft mit einem Gen.-Attr.:
– für den Abgrund der Hölle (vgl. 1.2):
das abegrunte der helle Konr
10,146;
ähnl.
Walth
3,12;
PrGeorg
90,9;
Daniel
2900;
Pilgerf
7461.
– für die unerschöpfliche Fülle, das höchste Maß:
in dero hello da ist dot ane tod. karot unde iamer. [...] daz richiste trisehus alles unwnnes, der hízze abgrunde Himmel
68;
da muͦssend juden und haiden / und boͤs cristan [...] ewenklich sin / in ab grund der hellen pin KvHelmsd
3664;
herr, du hast daz abgrúnd diner grundlosen minne als gar us gegossen in dinem minneklichen lidenne Seuse
290,13.
– für den tiefsten Grund (des Herzens):
[er] gruͦzte sie [Marienbild] von dem tiefen abgrúnde sines herzen Seuse
26,18.
– für die Unergründlichkeit (des Wesens Gottes):
got hirre sint din orteil ist / ein abgrund so man list. / eime bistu ein vredeschilt, / den andirn wirfestu war du wilt. / wer is der daz alliz berichte? Brun
6910;
ô grundelôse tief apgrunt, in dîner tiefe bistû hôch, in dîner hôcheit nider! wie mac daz sîn alsô? daz ist uns verborgen in dîner tiefe apgrunt Eckh(Pf)
516,34;
Tauler
174,28;
Seuse
330,11.
– für den Ort der myst. Vereinigung:
sô versinket si [Seele] iemer mê in daz apgründe der gotheit, alsô daz si niemer grunt envindet Eckh(Pf)
501,12;
Tauler
101,30.
176,8;
Seuse
21,28
abegründec
Adj.
‘unergründlich, unermeßlich; grundlos, nichtig’
got der vater hât ein vollekomen însehen in sich selber und ein abegründigez durchkennen sich selben mit ime selber Eckh(Pf)
6,9;
die abgrúndige demuͤtkeit unsers herren Tauler
293,17;
si [
creature
] enwere noch denne ein abgrúndeg nicht vor siner [Gottes] hoͤhi, wan si were geschaffen ebd.
368,20.
278,14.
368,5.
–
‘(in sich selber) ruhend, gründend’ (? vgl. abegrüntlich):
so muͤst ein ieglich formlich red suͦnder die andern, abgescheiden von dem wesen, abgrundik in ir selber sein Eckh(J)
88,22
abegründecheit
stF.
‘grundlose Tiefe, Unergründlichkeit’
die abgründicheit götlîches wesens und götlîcher natûre Eckh
2:84,7;
daz dero menschen ingenomenheit in die wiselosen abgrúndkeit nieman moͤhti gewoͤrten Seuse
23,7.
184,6
abegrunt
stM.
→ abegründe stN.
abegrüntlich
Adj., Adv.
‘grundlos, unergründlich’
got in der gotheit ist ein geistlich substancie, diu apgrüntlich ist, alsô daz nieman dâ von gesprechen kan, dan daz ez niht ensî. swer sprêche /, daz ez iht wêre, daz wêre mê gelogen dan wâr Eckh(Pf)
500,27;
nu ist ein verborgen abgrunt in der sele, das ruͤffet ane vnderlas mit einer wilden, abgrúntlicher vnbegriffenlicher stimme (vs) deme goͤtlichen abgrunde Mechth(M)
283
(Anhang).
–
‘(in sich selber) ruhend, gründend’ (? vgl. abegründec):
dor um, wer daz also, daz man moht abgescheiden in der gotheit die natur von der eigenschaft des heilgen geists, noch dann bestund der heilg geist abgruͤndlich in im selber suͦnder die natur. und daz enmak niht gesein im suͦn, wann der suͦn der fleuͤzt auz dem vater Eckh(J)
87,27
abegrüntlicheit, abegrüntlichkeit
stF.
‘grundlose Tiefe, Unergründlichkeit’
daz lieht ist daz êrste [...], daz den geist [...] versenket in daz dunsternisse. [...] aldâ wirt er enkleidet von liehtes dunsterheit, aldâ verliuret er beide in der apgruntlicheit Eckh(Pf)
516,30;
ach, ewigú warheit, dero tieffú abgruntlichkeit ist verborgen allen creaturen Seuse
88,15;
in disem wilden gebirge des úbergoͤtlichen wa [subst.] ist ein enpfintlichú vorspilendú allen reinen geisten abgrúntlichkeit ebd.
188,21
abegunst (abegünste?)
stF.
Mask. Mechth
4-4,41; vgl. auch
âbunst
.
1
‘Missgunst, Neid, Hass’
2
‘Unglück, Unheil’
1
‘Missgunst, Neid, Hass’
abgunste unde untriuwe FvSonnenburg
44,1-11
(9-mal wiederholt);
in vreislîchir abegunst NvJer
15171;
ouch wîstin sî ir abegunst / an der ungetouftin dît ebd.
17533.
[der Teufel] schuntte / sî [...] in abegunst
20928;
du solt gemartert werden mit mir, verraten in der abegunst [La. furgunst
] , [...] gevangen in dem hasse Mechth
1: 29,5.
7:53,10.
4:4,41
2
‘Unglück, Unheil’
vnd davon spricht Quÿntilianus: „aller abchunst ist das maist vnd das swärist [
excedit omnem calamitatem; La. es über trifft allen Jamer
CD
] , das man sich nacht vnd tag altzeit füricht” Schachzb
106,79
abegünstecheit
stF.
wie abegunst 1:
das ist eigene behagunge ir eigener wúrklicheit und ander hofartkeit und eigenwillikeit und guͦtdunklicheit, ungelossenheit und swarmuͤtikeit, abgúnstikeit und ander manig unreine trophen Tauler
184,6
abe gürten
swV.
‘(jmdm.) etw. durch Lösen des Gurtes abnehmen’
daz swert er ab gurte und leitez von der hant NibB
1643,2;
mit Ersparung des Akk.d.S.:
zwene vielent an daz pfert, / darnach zwene an sporn und swert, / balde sü im gurten abe Kistener
189
abe hacken
swV.
‘abhacken’
[dass sie] sumelîche wurgeten, / dise lebende schunden [...] genen dî houbt abhakten NvJer
26490;
gib ez dem ze trinken, dem man diu gelider schol abhacken [amputieren]
BdN
407,19
abe halten
stV.
‘fernhalten’
wan si enhaltent niergent me ab denne von irem luterm nichte [etwa: sie halten (die weltlichen Dinge) von nichts mehr fern als von ihrem lauteren Nichts]
Tauler
376,26
abehanden
Adv.
von ~ bringen
‘(jmdm. etw.) entwenden’
wer deme andirn von abhenden brenget synen wagen, [...] sin holcz StRHeiligenst
31
abehære
Adj.
‘abgeschabt, kahl, abgetragen’ (Kleidung):
der roc was grüener varwe, / gezerret begarwe, / abehære über al Er
326;
wenn ain gwant wirt abher, / so kert er [Trödler] daz inwendig ussen Teichn
589,4;
Märt
23499
abe heben
stV.
1
‘herunter heben’
2
‘beginnen’
1
‘herunter heben’
daz du in [Jesus vom Kreuz] abe huobe unde in so scone begruobe AvaLJ
158,3
(vgl.
157,1:
abe dem criuce heben);
der kaiser in selbe [vom Esel] abe huop Kchr
14509.
–
ir wizzet wol, swenne der diep / dem wirte die want ab gehebt [abträgt] / ode im die swellen undergrebt, / so geschiht vil lîhte schade dâ Eracl
4019
(sprichwörtl.?)
2
‘beginnen’
der moler huͦb ab. mit rotter vnd mit chlarer varb. der frawen schoͤn [...] mit vleizz molen GestRom
67
abeheldec
Adj.
‘abschüssig, steil abfallend’
abheldec unde glat / was si [Brücke] zu beiden siten PassIII
239,34
abe hëlfen
stV.
1
‘jmdm. herabhelfen (vom Pferd, vom Sitz)’
2
‘jmdm. helfen, etw./jmdn. loszuwerden’ , mit Dat.- und Gen.-Obj. 3
‘jmdm. behilflich sein’
1
‘jmdm. herabhelfen (vom Pferd, vom Sitz)’
man half im von dem sezzel abe Wildon
3,485;
die in [vom Pferd] abe helfen solden UvEtzWh
1530;
die hulffen der frauwen abe und auch dem ritter LancII
160,7
2
‘jmdm. helfen, etw./jmdn. loszuwerden’, mit Dat.- und Gen.-Obj.:
durch dîne tugent des [der Sünden] hilf mir abe Winsb
65,10;
ir milten, helfent mir des bœsewichtes abe KLD:SvT
5:1,12;
swaz di pvrgær oder die jvden dar vmb an gieng daz si [...] in des an schaden ab helfen UrkCorp
2817,12;
so hilff mir dises kumers ab MinneR66
202.
3
‘jmdm. behilflich sein’
lös im [dem hilfesuchenden Fremden] sein phant und hilf im ab Hawich
4811;
werdent die her gejeit, / sô helft in schiere ab Ottok
77268
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