a – abe blâsen abe bliuwen – abe dienen abedienest – abe erbeiʒen abe erbiten – abe erziugen abe erzürnen – abegezogen abe erzürnen swV. abe etzen swV. abe ëʒʒen stV. abe formen swV. abe gân V. abeganc stM. abegëlt stN (M.?) abe gëlten stV. abegenc Adj. abegenge stN. abegengec, abegenc Adj. abe gerëhten swV. abegescheiden Part.-Adj./Adv. abegescheidenheit stF. abegescheidenlîche Adv. abegetroc stN. abegewelbe (?) stMN. abe gewinnen stV. abegezoc stMN. abegezogen Part.-Adj. abegezogenheit – abe hëlfen abe|hendec – abe klûben abe klucken – abe legen abelegunge – abelougenunge abe machen – âbentganc âbenthan – âbentsolt âbentspil – abephendec abe phlücken – aberhâke abe rîben – abe|runs(e) aber|wenken – abe schieʒen abeschiht – abe sîgen abe sîn, abe wësen – abe sprëchen abe springen – abe strumpfen abe stürzen – abe triefen abe triegen – abe vâhen abeval – abe vretzen abe vrëʒʒen – abe welzen abewendec – abewîsære abe wischen – abezuc abe zücken – âbrëchære âbrëchen – achen achilon – ackern ackerrëht – adamantîn adamas, adamant – adel|spar adelsun – âderslahen âderstôʒ – affenlich, effenlich affenmuot – aften aften|dës – afterklage afterkome – afterreif afterriuwe – afterwort afterzal – âgëʒʒel âgëʒʒele – ahlês ahorn – ahtbæren ahtbærgezît – âhteschaz âhteschillinc – âhui ahzec – alabadîn alabandâ – alberîn albern|ach – alene alêne – alkar alkofon – allergotesheiligentac allerhalbe – allermannegelîch allermannelîch – allerwochelîches alles, alleʒ – almeine almende – alpteil alpuzzer – al|tagelich altære, altâre, alter – alterkleit alterlachen – altheit althêrre – altvrenkisch altvrouwe – alwëc alwegent – ambahtære ambahte – ambôʒ ambra – âmer âmer – amman|meister ammannin – an- â|name – anderheit anderleie – anderweiden anderwerbe – ane behaben ane behalten – anebietunge ane bilden – ane brieven ane bringen – ane draben ane dræhen – ane erkiesen ane erkoufen – ane gâgern ane gân – anegengelich anegengen – anegevanc anegevelle – anegrîfunge ane grînen – ane harn ane harpfen – ane hœnen 1ane hœren – ane kifeln ane kivern – ane kroijieren ane künten – aneleitrëht aneleitunge – ane massen ane mâʒen – aneneigec ane neigen – ane reichen anereichunge – aneruofunge, anerüefunge anerûschunge – aneschouwede aneschouwelich – ane seilen ane senden – aneslac ane slahen – ane spinnen ane spirzen – ane stân âne stân – ane strîten ane stroufen – ane tragen anetraht – anevanc ane vangen, ane vengen – anevengunge ane verdienen – ane vüegen anevüerærinne – ane weigen aneweigunge – ane wirken anewirkunge – anezündære ane zünden – 2anger 3anger – angestzil ängstel – ankesmër anlamin – antifener Antipodes – antreite antreiten – antvristen antvristunge – 3antwurt antwürtære – apfelrîs apfelrôt – aprille aprille, approlle – arbeitlich arbeitman – arclist arclistec – areweiʒwaʒʒer areweiʒwisch – armbendec armbouc – armgestelle armgolt – armunge armuot – arômâten arômâtic – artec artecheit – arzâtîen, arzedîen arzâtîn – as as – aschenglas aschenhûfelîn – asen âsen – ass(e) assach – astronomierre astronomus – atichblat atichstein – auctoriteit Augsburger – âvoy âwasel – ay âʒ – âʒ|zît
|
abe erzürnen
swV.
‘etw. von jmdm. durch Zürnen erlangen’
irn megt im [Gott] ab erzürnen niht Parz
463,1
(vgl. erzürnen mit der Präp. abe
ebd.
798,3
);
PrBerth
1:271,3;
durch got und durch mîn êre / tæt ich, swaz ich tuon solde, / der mirz niht ab erzurnen wolde / mit hôchvart und mit drô Ottok
55130
abe etzen
swV.
‘(vom Vieh) abfressen lassen’
und swer dem andern sein chorn dez nahtes ab etzzet und schaden dar antuͦt StRMünch
253,18
abe ëʒʒen
stV.
‘(jmdm.) etw. wegfressen, -essen’.
– von Tieren und Menschen:
daz [Tier] æzze im abe sin gras StrKD
70,49;
die cristenheit sie [die als Heuchler gedeuteten apokalyptischen Heuschrecken] benagen / und ezzen hir die grunekeit / gnuc ab, swaz ir die werlt treit HeslApk
14163;
ich trage von gesten grozzen last; / si ezzent mir michel guͦt abe StrKD
161,11.
– von Krankheiten:
di sirie vnde muselsucht vnde andir ubil sichtum di di lit abeezzen SalArz
4,39.
– spöttisch, bezogen auf den Fußkuss in der Wendung got die vüeze ~
, von Frömmlern (vgl. Röhrich 2, 494f. ):
‘sich, wie er gat, / der got die fuzze wil abe ezzen’ MinneR52
19
abe formen
swV.
‘die Form von etw. nachbilden’
HvFritzlHl
125,4
(s.u. abe bilden)
abe gân
V.
1
‘abwärts, nach unten gehen’
2
‘weg-, fortgehen, sich entfernen’
2.1
‘an Land gehen, von Bord eines Schiffes gehen’
2.2
‘abweichen, vom rechten Weg abgehen, abirren’
2.3
‘aus einer Zugehörigkeit, einem Wirkungskreis, einem Gremium ausscheiden (auch: durch Tod)’
2.4 verhüllend für ‘sterben’
2.5 (von der Früh- oder Fehlgeburt:) ‘ausgestoßen werden, abgehen’
2.6
‘sich ablösen, sich loslösen’
2.7 (von Wegen) ‘abzweigen’
3
‘schwinden, zurückgehen; aufhören, zu Ende gehen; fehlen’ , mit sachl. Subj. oder in unpersönl. Konstruktion 3.1 mit Subj. 3.1.1
‘weniger werden, abnehmen, nachlassen, verfallen; verschwinden, verlorengehen’
3.1.2
‘aufhören, zu Ende gehen’
3.1.3 (von Verträgen, Vertragsbestimmungen u.ä.:) ‘ungültig, nichtig, aufgehoben werden’ (häufig, vgl. WMU) 3.1.4
‘jmdm. abgerechnet, abgezogen werden’
3.1.5
‘jmdm. fehlen, mangeln (an etw.)’
3.2 unpersönl. ‘jmdm./einer Sache entsteht ein Verlust (an etw.)’ . 4
‘ jmdn./etw. verlassen, sich von jmdm./etw. abwenden’
4.1 mit Dat.d.P.: ‘jmdn. verlassen, sich von jmdm. distanzieren, jmdm. untreu werden’
4.2 mit Gen.d.S.
‘sich von etw. abwenden, lossagen’
5
‘jmdm. etw. verwehren, verweigern, versagen; jmdm. gegenüber einer Verpflichtung nicht nachkommen, ein Versprechen nicht einhalten’ , mit Dat.d.P. und Gen.d. S.
1
‘abwärts, nach unten gehen’
[der Igel] stiget uf ein rebe, [...] / her abe er diu ber scuttet, so gat er abe, biz er dei ber ubir walget [sich über die Beeren wälzt]
MillPhys
128,4;
‘jamer’, er [Jacob] sprach, ‘wie gern ich woͤlt / das ich zuͦ minem kinde [Joseph] soͤlt / ab gaͮn hin in der helle gaden!’ KvHelmsd
2223.
2920.
3531.
– (von Gestirnen) ‘untergehen’
der stern der prinnenden kron ist undergangen oder abgangen KvMSph
35,27.
37,17.
– (von Gewässern) ‘abfließen’
zẃschont dem Ruͤlichzbach, als der alt runs abe gat in die Brigen UrkCorp (WMU)
1434AB,20,
ähnl.
271,19.
3266,21.
– übertr. ‘(wirtschaftlich, gesellschaftlich) herunterkommen, absteigen’
‘dirre man / wahset so sere an guͦte, an habe / das er uf gat und wir abe’ RvEWchr
5583
2
‘weg-, fortgehen, sich entfernen’
2.1
‘an Land gehen, von Bord eines Schiffes gehen’
Gunther mit sînen gesten gie von den schiffen abe NibB
586,2;
nu man gelante in eine habe, / nu gie daz volc almeistic abe / durch banekîe ûz an daz lant Tr
11658;
damit furens in dy hab / zu Constantinopel und giengen ab Hawich
4851.
5089
2.2
‘abweichen, vom rechten Weg abgehen, abirren’
woldez [Vieh] ze der zesewen abe gen VMos
29,25;
ir sult in den wec der heiden nicht abe gên und in di stete der Samaritânen în gêt nicht EvBeh
Mt 10,5
2.3
‘aus einer Zugehörigkeit, einem Wirkungskreis, einem Gremium ausscheiden (auch: durch Tod)’
des hat er vns borgen gesast, also, ob er einer abe ge, daz er einen anderen [...] wider sezze UrkCorp (WMU)
1000,4.
2787,28.
2466,13,14;
wenne die fünf man jares abegaͧnt, so soͤllent di abegaͧnden fünfe den nuwen fünfen [...] disen brief befehlen
2DWB
1:295,27
(Straßb. Tucherzunft);
mit/von tôde ~ :
get aber der lantgraue abe mit tode UrkCorp (WMU)
599,14.
1126AB,28,30
2.4
verhüllend für ‘sterben’
[wenn jemand] sin dinc [Testament] setzet [...] di wile he bi guten sinnen ist [...], daz hat craft [...], ab he denne abeget StRFreiberg
56,23;
geschehe och, [...] daz ir einer abegienge, so súllent die andern zwein meister, die da lebende blibent [...] einen andern kiesen [...] an dez stat, der da abegegangen ist UrkStraßb
5,1:40,30. 33
(a. 1334);
dô kam den jungern in den sin, / ob Jesus abe gînge, / welcher danne enphînge undr in allen den gewalt, / der ir phlegêr wurde gezalt JvFrst
3003
2.5
(von der Früh- oder Fehlgeburt:) ‘ausgestoßen werden, abgehen’
er [
stain
] hilft den swangern frawen krefticleich, daz in diu purt iht abgê oder daz si iht nôt leiden mit dem gepern BdN
445,19.
42,8.
483,29
2.6
‘sich ablösen, sich loslösen’
also daz ime [dem slangen
] die alte hut zuͦmole abeget Tauler
95,10;
varwe di do nicht abe get MarcoPolo
37,8;
in einen bornenden ofen ich yn [
den metale
] dun / zu besehen waz dar an wolle abegaen Pilgerf
12284
2.7
(von Wegen) ‘abzweigen’
vnd sol der wec [...] an dem zvne abe gan UrkCorp (WMU)
532AB,20
u.ö.
3
‘schwinden, zurückgehen; aufhören, zu Ende gehen; fehlen’, mit sachl. Subj. oder in unpersönl. Konstruktion
3.1
mit Subj.
3.1.1
‘weniger werden, abnehmen, nachlassen, verfallen; verschwinden, verlorengehen’
sin richeit was wit unde breit / dú im do wuͦhs, und gie niht abe RvEWchr
4026.
8124;
daz uns der lîp von siechtuom abe gât BuchdKg
12,8;
da von der smertz im abe giͤng Minneb
5467;
do Crist irstunt vome grabe, / do gienc sin vinsterkeit abe, / daz her begunde schinen, / den vremeden und den sinen, / und nam die cristenheit zu HeslApk
2176;
abir unse meistere sprechin daz di vier element nicht abegêin, si bestein ewicliche an deme geseligiten libe unsis herrin Parad
60,7;
und gebe ime got einen gantzen woren ker von den súnden zuͦ gonde [...] und der ker moͤhte so kreftecliche sin, alle pine und buͦsse ginge mit abe [verschwände zusammen mit den Sünden]
Tauler
125,28;
were oͮch [...] daz von hagel [...] von dem zehenden iht abgienge UrkCorp (WMU)
2249,36
3.1.2
‘aufhören, zu Ende gehen’
swanne der winter abe ginc / und der sumer ane ginc SAlex
5247;
das hie ein welt [Weltalter] ge abe / mit zal und al hie ende habe RvEWchr
31853;
urleug gent abe [
prelia cessant
]
HvHürnh
74,7;
do gebot her das di gewonheit sulde abe gen und wandeln in eyne hubischir MarcoPolo
14,16
3.1.3
(von Verträgen, Vertragsbestimmungen u.ä.:) ‘ungültig, nichtig, aufgehoben werden’ (häufig, vgl. WMU)
ob leiht [...] des edelen graven Albrest tohter [...] stvrbe vnd daz der heirat ab gieng UrkCorp (WMU)
470,25;
oft vom Kauf:
och verzigen sich die vorgenanten [...] wissentliche helfe vnd rates [...], da von der koͮf nv oder har nach moͤchte abegan oder in dekein weg zerslagen werden ebd.
2353,32;
Gerichtstermin:
vnd sol ouch der takch vmb deheiner hand sache niht ab gen [verschoben werden]
ebd.
1312AB,20
3.1.4
‘jmdm. abgerechnet, abgezogen werden’
an ieder marc sol vns abe gan ein vierteil korngeltes UrkCorp (WMU)
3360,43;
weitere Belege s. WMU 1, 17b.
–
daz er vns dev zwelf hvener ab liezze gen vnt daz wir im nver ein phvnt alle iar dienten UrkCorp (WMU)
N561,4.
3.1.5
‘jmdm. fehlen, mangeln (an etw.)’
mîn wille ist guot, und klage diu werc, / gêt mir an den iht abe Walth
100,23;
davon wart er so riche / an varndem guͦte, an richir habe, / das im des gie vil weinig abe RvEWchr
6401;
so beginnet er bergen und stelen / und sinen gwin verhelen, / swenne im gê daz ampt abe / daz er dennoch eigen gut habe StrKD
80,115;
der lebte noch und was so kranck / das im abgieng der ganck HvNstAp
5134;
in [den Auferstandenen] get nit abe, [...] / weder nagel oder har, / und waz den lip gezieret habe, / dez enget in nihts nit abe HvNstGZ
6202
3.2
unpersönl. ‘jmdm./einer Sache entsteht ein Verlust (an etw.)’.
– mit Dat.d.P.:
daz innere her / begunde swachen an der wer, / wan in gienc abe und jenen zuo: / die mêrten sich spât unde vruo Tr
5529;
daz der vâlandes man / vil sêre vürhten began, / im solte von dem bluote / an crefte unde an muote / in kurzen zîten abe gân ebd.
16069;
ie der lip me zunimt, / me danne im der notdurft zimt, / ie me get der sele abe / ane maht, an tugentlicher habe Vät
20729;
waz frumt iz gote, bistu gerecht? / ist gut din leben unde sleht, / dor an get gote zu noch ab Hiob
8877.
–
nu seht wies allen guoten dingen abe gê KLD:Rub
22:2,5;
di wisheit merit sich wan man si teilit, beheldit man si aber, so geit ur abe Parad
87,32
4
‘ jmdn./etw. verlassen, sich von jmdm./etw. abwenden’
4.1
mit Dat.d.P.: ‘jmdn. verlassen, sich von jmdm. distanzieren, jmdm. untreu werden’
waz undrostes hat din reiner lip [Maria] , / da du keme zu dem grabe / und dir die juͤngern gingen abe? HvNstGZ
3820;
herr, dar umbe ist ir och vil, so sú dine vrúntschaft erwerbent und sú in lidenne beweret son werden, daz sú dir abe gant Seuse
236,24;
sit vrowen maniger abe get, / swer noch in ir gebot stet, / der solde in vor in allen siͤn StrKD
30,123;
swen der man ze vorsprechen nimet, der sol sîn vorspreche sîn umb allez daz er den tac ze schaffen hât, er werde im denne mit rehte benomen, oder ir einer dem andern niht abe wil gân SpdtL
168,8
4.2
mit Gen.d.S. –
‘sich von etw. abwenden, lossagen’
wande dv des [Götzendienst] abe bis gegan, / uon div so hat dich got getan / gesunt uon dinen siechtagen TrSilv
492;
swer ez also vuget / daz er da [in der Beichte] dicke in [den Teufel] ruget / unde offenbaret sinen rat, / des heimlich er ab gat [dessen Gesellschaft verlässt, flieht er]
Vät
16704;
ich gewinne denn menig groz vermessenheit, der ich doch ab gan in gelazenheit Seuse
233,29.
–
‘einen Besitz aufgeben’
zu swilcher wîs ers [
sînes rechten gûtes
] abe gêt umbetwungen, sô ist her der gewere gelôset mit rechte SSp(W)
2:24,2.
–
‘von einer Vereinbarung oder Regelung abweichen, dagegen verstoßen’
und sweder únser [...] des urluges abe ge, / der werde sa des andern man RvEWh
10612;
wan das er [David] wolte stete han / die suone unde des nicht abegan / des Abner mit sichirheit / mit im do hate uf geleit RvEWchr
27430;
were, dc wir dirre sichereit vnt dirre gelubde abegiengen, wir soltin sin meineide vnt trv́welos UrkCorp (WMU)
N5,40;
und so er diser ordnung keiner ob tische weri ab gegangen, so gab er im selber buͦss dar úber Seuse
25,28.
–
‘sich von einer Verpflichtung (durch Zahlung von Buße) lösen’
so muz he iu sin wort sprechen zu rechte oder muz is mit der buze abegehn StRFreiberg
203,13
5
‘jmdm. etw. verwehren, verweigern, versagen; jmdm. gegenüber einer Verpflichtung nicht nachkommen, ein Versprechen nicht einhalten’, mit Dat.d.P. und Gen.d. S.:
daz dû in sînen hulden stêst / und dienstes im niht abe gêst RvEBarl
7052.
12231
u.ö.;
der kúnec und diu kúnegin, / [...] / warent gelieb under in zwain, / ir trúwe als unverwandelot schain / das ietweders dem andern nie / sines willen abe gie RvEWh
14254;
RvEAlex
8818;
min kunst gat mir des hie abe / daz ich iu nit kan gesagen / von Malfern, zu welhen tagen / er uf dem mer was swebende Rennew
26372;
nym unnsrer veste [...] in dein gewalt [...] welcher dir dann abe ste [La. dir des abge ‘verweigert’] , / den wellen wir dir twingen / und in dein hulde pringen HvNstAp
10529
abeganc
stM.
1 zu abe gân 2 , 2 zu abe gân 3 , 3 zu abe gân 4 ,
1
zu abe gân 2,
‘Weggang, Austritt’ (der Sonne aus einem Sternbild):
die sunne in irem zugang und in irem abgang KvMSph
22,28
(vgl. die Entsprechung
nach dem zuͤgang und der sunne hinegange Sphera
69,1 ).
–
‘Abweichung’
zu dem grozzten abgange der sunne Sphera
75,7
(vgl. Glossar z.St. und
der sunnen grozte abweichunge ebd.
71,9 )
2
zu abe gân 3,
‘Verminderung, Nachlassen’
daz ist daz himelrîche / [...] des kraft niht abeganges hât, / sîn gewalt ân ende stât RvEAlex
15581;
so verges ich ir [Geliebte] doch nummer me. / mir geschech wol oder we, / so ist daran kein abgang MinneR36
117.
–
‘Aufhören, Zuendegehen’
suez was ir [der Minne] anevang / dar nach swaͤr der abgang MinneR433
14.
–
‘Fehlbetrag’
vnd schol mir ouch deheinen abganch noch deheinen gebresten nicht reiten [anrechnen] von den zollen UrkCorp
1057,11;
abganch von den zollen ebd.
1057,12.
2021,16
(vgl. Regest!).
–
‘Schwund’
üb man [bei der Münzprobe] archwenich vint da amme schillinge gebresten unde abeganges zwei gersten chorn RbBasel
8,10
3
zu abe gân 4,
‘Aufgabe, Verzicht’
so sol er in minnen minnewerg wúrcken, und das in eime abegange sin selbes Tauler
400,24
abegëlt
stN (M.?)
‘als Schuldtilgung zu erbringende Leistung’
fur diu selbiu gult hab wir im geseczet [...] neun fuoder wein geltes [...] ze abgelt und ze ablosung ze drein jaren UrkSüdtirol
3,2:24
(a. 1314)
abe gëlten
stV.
‘etw. von jmdm. durch eine Gegenleistung erwerben, jmdm. etw. abkaufen’
swelche abir vndir vns nicht bliben wollin, den sul wir gunen, daz sie ir gut vorkofin [...] oder sullins in abe geldin selbe UrkMeissen
1,266
(a. 1305).
–
‘etw. bezahlen’
vil pezzer und nutzer waͤr, / der sich machet schulden laͤr / und nur altag gilt ab / denn der altag grozzeu hab / nemen tuͤt auf sein phant Teichn
391,45
abegenc
Adj.
→ abegengec
abegenge
stN.
1
‘Abweg, Verirrung’
2
‘Ende’ , räuml. 3
‘Anfang’ (zeitl.)
1
‘Abweg, Verirrung’
die treit got lange umbe [verstößt sie nicht]
[...] in ir abegenge sô er ir bezzerunge uerwarthet TrudHL
68,24
2
‘Ende’, räuml.:
das ort, / in dem der erde gelende / hat abegenge und ende RvEWchr
2641;
zeitl.:
an dem abegenge dirre werlde Spec
112,5.
142,31
(vgl. abeganc)
3
‘Anfang’ (zeitl.):
des nasten tages nach vnsers herren besneidunge von gotes geburte vber tausent zway hundert fuͤmf vnd nevtzkh iar an dem ab genge des sehsten UrkCorp
N 748,6
abegengec, abegenc
Adj.
in der Wendung
~ werden
‘verloren gehen, abhanden kommen’
swenne mir ain vaz geswichet unde abegengic wirt Konr(Sch)
179,33,
abegenc ebd.
216,8
abe gerëhten
swV.
‘aufbrauchen, verzehren’ (?):
dem patriarch was ger, / mit sînen vînden [von ihm Belagerten] ze strîten; / die wolden alles bîten, / unz der patriarch sîn hab / mit den gesten [seinen Verbündeten] gerehte ab Ottok
34379
abegescheiden
Part.-Adj./Adv.
zu
abe scheiden
stV.
in myst. Texten ‘losgelöst vom Irdischen, Kreatürlichen (und hingewendet zu Gott)’ (vgl.
abegescheidenheit
stF.):
des geistes, der abegescheiden stât Eckh
5: 410,7;
sint senftmuͤtig und demuͤtig und abgescheiden Tauler
283,15;
daz abegescheiden herze
Eckh
5:430,2.
5:404,6
u.ö.;
ein abegescheiden leben
Tauler
330,8;
Seuse
296,27;
die tugent hâst dû lûterer und abegescheidener Eckh
2:46,4;
Tauler
102,3;
Seuse
245,9;
minne in dem lûtersten, in dem abegescheidensten, in ir selber enist niht anders dan got Eckh
2:42,3
abegescheidenheit
stF.
‘ Losgelöstsein von allem Irdisch-Kreatürlichen’, Zentralbegriff Eckharts (entfaltet im Traktat ‘Von a.’, Eckh
5:400-437) und der unter seinem Einfluss stehenden myst. Literatur:
swenne ich predige, sô pflige ich ze sprechenne von abegescheidenheit und daz der mensche ledic werde sîn selbes und aller dinge Eckh
2:528,5;
und dis heisset ein abgescheiden leben, dise abgescheidenheit von aller lust geistes und naturen inwendig und uswendig Tauler
330,8;
etlich profeten haten bildrich vision [...] soͤlich bildrich vision werdent noh dike gotes heinlichen frúnden, etwen wachende, etwen schlafend, in stiller ruͦw und abgescheidenheit der ussren sinnen Seuse
183,11;
[Thomas von Aquin] hate gar grôze libe zu ôtmutikeit und zu abegescheidenheit und was ein rechte innewoner sînis selbes HvFritzlHl
101,7
abegescheidenlîche
Adv.
in der Verbindung sich ~ halten (von etw./jmdm.) ‘die abegescheidenheit (von etw./jmdm.) wahren, darin beständig bleiben’
daz man sich als abegescheidenlîche halte von allem trôste und helfunge, als man tæte, sô man gegenwerticlîchen got enpfünde Eckh
5: 284,1;
das ir úch súllent abgescheidenlichen halten von allem dem des Got nút ein wore sache enist Tauler
271,14
u.ö.;
die tohter vie an, alle schedlich geselschaft ze miden und sich abgescheidenlich ze halten Seuse
138,19.
288,12
abegetroc
stN.
→ abetroc stM.
abegewelbe (?)
stMN.
nichtwesen mac man zwir verstên, / sîn sin hât zweier hande lên. / eines walt iz in im selbe, / sam iz sî ein abgewelbe / des wesens und ein roubnus JvFrst
2608.
Bedeutung und Ansatz unsicher, vielleicht als Neubildung abe|gevelle ( ‘Wegfall’?) zu ane|gevelle stN. zu lesen, vgl. Anm.z.St.
abe gewinnen
stV.
‘etw. erlangen’ (durch Bemühung)
1
‘etw. durch Ablösen von etw. erlangen’
2
‘etw. von jmdm. erlangen’
2.1 Besitz (einvernehmlich oder gewaltsam)
2.2 Erlaubnis, Gewährung eines Anliegens 2.3 Wendungen.
1
‘etw. durch Ablösen von etw. erlangen’
die cimberen [den Ziemer] er abe gewan / von dem lide, an dem si was [beim Zerlegen eines Hirsches]
Tr
2944
2
‘etw. von jmdm. erlangen’
2.1
Besitz (einvernehmlich oder gewaltsam):
is abir daz di vrowi des zu rati wirt mit urmi vormundi, daz su sogitan liepgidinge mit liebi din erbin abigiwinnit Mühlh
146,24;
gezæme iu iht des ein man habe, gewinnet ez im abe nâch sînem willen, oder lâzet ez im BuchdKg
60,10;
wie man in ir habe / mitt robe wolte gewinen abe GTroj
15786;
die hat einen nachgebur der sie teglichen urlaget und ir ir gut abgewinnet Lanc
257,35;
Iw
2608;
UvZLanz
2899;
StRAugsb
126,13
2.2
Erlaubnis, Gewährung eines Anliegens:
mit bete gewinnet uns abe / daz wir der vrouwen hulde swern Greg
574;
und gewinnet mit minnen / der küneginne ein urloup abe Iw
2886;
[Marke] wânde im [Tristan] abe gewinnen, / [...] daz erz durch in lieze [mit Morolt zu kämpfen]
Tr
6244
2.3
Wendungen.
– jmdm. den sige, strît ~
‘jmdn. im Kampf besiegen’
swer an dem vleische gesiget / [...] den tuveln abe gewinnet / den sig HeslApk
4894;
das euch zu velde nie kain man / kainen streyt abgewan HvNstAp
3029.
– jmdm. den lîp ~
‘jmdm. das Leben nehmen’
swem er den lîp gewinnet abe, / den bestaten wir hie ze grabe UvZLanz
3843.
67;
StrKD
4,278
abegezoc
stMN.
‘Schaden’
daz sint dy dem menschen machen / hinderwert ab gezcoges vil [
detractiones
] / mit schimphe und mit afterspil / und mit manchem ungevelle Hiob
11529.
– Vgl. gezoc stMN.
abegezogen
Part.-Adj.
‘abstrakt’
und mag man niht gesprechen mit abgezogner red [
oratione abstracta
] : diu väterlichait ist diu sünlichait oder diu sünlichait ist die hailigaistlichait BdN
482,14
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