eigenman
stM.
nur Sg. (Pl. eigenliut, eigenliute).
‘Leibeigener, Höriger’
wie heten sô geworben die edelen bruoder mîn, / daz ich
[Kriemhild] eigen mannes wine solde sîn?
NibB
822,2;
daz sin eigen man, des lib vnde guͦt sin eigen ist, vs sinem guͦte an koͮfe
vnde an sazzunge niht getuͦn mag ane sines herren hant UrkCorp (WMU)
1338,15;
ob halt aintweders herren dienstman oder aigen man in des anderen herren lant
ein pvrich hat ebd.
1312A,2.
SSpAug
217,19;
Pass III
142,36
eigenmeister
stM.
‘Verwalter von Klostereigentum’
pruͤder Ludweich der aigenmaister daz [l. da ze
] Zwetel UrkCorp (WMU)
3062,8
eigenminne
stF.
‘Selbstliebe’ (vgl.
eigen
1.4
):
alliu minne dirre werlt ist gebûwen ûf eigenminne Eckh
1:108,1
eigennuz
stM.
‘Eigennutz, Selbstsucht’
den selben eigen nvtz, daz des menschen
[weltliches] leben da ist, daz enmach niemen ertoten
wan div [göttliche] minne Baumgart
198,161
eigenschaft
stF.
1
‘Verfügungsgewalt, Besitz’
1.1 über Sachen 1.1.1 allg. ‘Eigentum, Besitz’ (oft bezogen auf die Besitzlosigkeit von Mönchen) 1.1.2
‘Eigentumsrecht’ (Verfügungsrecht über Eigentum im Ggs. zu Lehen) 1.1.3 übertr. (mit Übergang zu 2) 1.2 über Personen 1.2.1
‘Leibeigenschaft’
1.2.2 (freiwillige Leibeigenschaft) ‘Ergebenheit, Dienstbarkeit’
1.2.3
‘Eigensinn, Ichbezogenheit’ (im Ggs. zu Gottergebenheit) 2
‘Eigenart’
2.1
‘Beschaffenheit, Wesen(smerkmal)’
2.2
von
‘aus sich selbst heraus’
2.3
‘eigentliche, ursprüngliche Bedeutung’
1
‘Verfügungsgewalt, Besitz’
wir suln alliu dinc haben, als ob sie uns gelihen sîn und
niht gegeben, âne alle eigenschaft, ez sî lîp oder sêle, sinne, krefte, ûzerlich
guot oder êre, vriunde, mâge, hûs, hof, alliu dinc Eckh
5: 296,5
1.1
über Sachen
1.1.1
allg. ‘Eigentum, Besitz’ (oft bezogen auf die Besitzlosigkeit von
Mönchen):
inchein mvnch inhein eiginschaft sol han
BrEng
33;
an disen drîn dingen: kûscheit, gehôrsame, zu lebene
âne eigenschaft, liget dirre regelen craft StatDtOrd
29,31
u.ö.;
also geschiht dir, geistlicher mensch: stirbest dv in
eigenscheft, dir wirt genomen alliv div vrævde vnd aller der lon, den dv
verdient hetest in dem himelrich PrBerthKl
4,86;
SpitEich
2,10
1.1.2
‘Eigentumsrecht’ (Verfügungsrecht über Eigentum im Ggs. zu
Lehen):
so geben wir in ægenschaft an der muͤl, die vor lehen von vns ist
gewesen UrkCorp (WMU)
2849A,4;
vnd sol der maister des spitals mit der aigenschafft tvn, swaz er wænt
dem spital nvtze vnd gvͦt sêi ebd.
3415,43;
eîgenschaft des [...] guotes ebd.
727,35;
von dem daz lehen des ersten chomen ist unde des diu
eigenschaft ist, mit dem mag er ez wol zeim erbelehen machen
StRAugsb
155,35
1.1.3
übertr. (mit Übergang zu 2):
min zunge / bi in [den beiden
Liebenden] niur ain hertze zelt; / wan iegliches hat erwelt
/ daz ander zuͦ einer aigenschaft WhvÖst
2387.
–
wir haben ein eigenschaft an gote, dâ mite wir würken mügen als mit
unser eigener sêle Eckh
3:200,7
1.2
über Personen
1.2.1
‘Leibeigenschaft’
nâch rehter wârheit sô hevet sich eigenschaft von
getwange, unde von vancnüsse, unde von unrehtem gewalte SpdtL
222,24.
222,6;
ez ist gar wider gotes gebote, / der sîner kinde
vrîheit / der eigenschefte vür leit, / daz er si ze schalken gebe
Tr
6108;
do wart dén heidin angeleit / der zoum zinslichir
êigenschaft RvEWchr
28183;
NvJer
8679.
– übertr.:
Krist, durch den vrîtak, [Karfreitag] ,
den du vri uns hast gegeben, / [...] von todes
eigenschaft wir sint gevrîet Rumelant
3,54b;
in dez tievels lant / und siner eigenschefte bant
RvEWchr
11025;
KvWTroj
8285;
mit Übergang zu 1.2.2:
sus hât er sînen muot / und sînen sin dem guot gegeben: / er muoz
in eigenschefte leben WälGa
2812
1.2.2
(freiwillige Leibeigenschaft) ‘Ergebenheit, Dienstbarkeit’
wer dem helde gesiget an, / der füret di frauwen mit
im dan, / er gewynne dan sein holde / mit silber und mit golde / oder sust
mit aigenschafft HvNstAp
6103.
– im Minnedienst:
du süeze wîp, do dich mîn ouge alrêst gesach, / dô
gap ich mich dir alse eigenlîche, / daz ich dir die eigenschaft nie sît
zerbrach SM:UvS
22: 3,3;
ich [...] bin vereygent
eygentlich / und kan niht eygener werden. / kein eygenschaft uff erden /
kan sich gein der gemodeln Minneb
1718
1.2.3
‘Eigensinn, Ichbezogenheit’ (im Ggs. zu Gottergebenheit):
in einem
gelazsenen [gottergebenen] menschen
[...], in dem sich nút zitliches gebirt nach
eigenschaft, dem werdent sinú oͮgen uf getan, daz er
[...] ist eins mit im Seuse
340,27;
nu koment die vernúnftigen
[...], und besitzent do ir natúrlich liecht mit
eigenschaft, recht als es got si, und es enist nút denne ir blosse nature
Tauler
167,8.
369,30
2
‘Eigenart’
2.1
‘Beschaffenheit, Wesen(smerkmal)’
daz ist gotes eigenschaft und sîn natûre, daz er unglîch sî und niemanne
glîch sî Eckh
2:89,6;
gotes eigenschaft ist wesen ebd.
1:131,4.
5: 22,18;
von der aigenschaft und von der wesunge unnd von krefften
ettlicher kreüter [...] wellenn wir sagenn
HvHürnh
59,1;
Tauler
252,20;
Tr
17039
2.2
von
~
‘aus sich selbst heraus’
sie sündære / [...] jâhen durch
des tiuvels spot, / daz alliu dinc von eigenschaft / trüegen lebelîche kraft, /
als rehter schephære / nie wurde und niht wære RvEBarl
2103
2.3
‘eigentliche, ursprüngliche Bedeutung’
mensche in der eigenschaft sînes namen in dem latîne
meinet in einer wîse den, der sich alzemâle under got neiget und vüeget
Eckh
5: 115,20
eigenschaftlich
Adj.
die Wesensmerkmale von etw. betreffend, ‘wesentlich’
Moyses der sprach: ‘ [...] got ist
[...] ein einvaltig got’. so múgen wir doch also
grossen fúrgang nemen an den sunderlichen eigenschaftlichen bescheiden namen die wir
im zuͦ legen Tauler
276,24
eigenschaftlicheit
stF.
‘das (dem Menschen) je Eigene’
so muͦssen alle die formen von not dannan die man in allen
kreften ie enphieng: das kennen, das wissen, das wellen, die wúrklicheit, die
fúrwúrflicheit, die bevintlicheit, die eigenscheftlicheit Tauler
257,24
eigenschalc
stM.
‘leibeigener Knecht’
dem gote dem niht verborgen ist / und des eigenschalc du bist, /
[...] / der müeze dich behüeten Tobiassegen
16;
Elyezer des hern Abrahames eigen schalc PrLpz (L)
82,13;
ich bin iedoch din eigen scalch SüklMill
37,3;
KvFuss
1709
eigensgewer
stF.
→
eigengewer
eigensinnelich
Adj.
‘dem eigenen (ungelehrten) Denkvermögen entsprechend’
wenne soliche büechere gehœrent leigen nút zuo, wenne ir ein teil
[...] wellent es usrihten noch ir selber eigin
sinnelichen wisen MerswSend
199
eigentuom
stN.
1
‘Eigentum, Eigentumsrecht’
2
‘Eigenschaft, Ureigenes’
1
‘Eigentum, Eigentumsrecht’
Henricus [...] deberet mitti in possessionem predicte
aree vuͦr heginduͦm UrkKölnSchr
2,5
(12. Jh.).
–
‘Herrschaftsbezirk, Grundherrschaft’
in unser und unsers stiftes eigendom und gerichte UrkTrier
319,21
(a. 1351).
– übertr.:
habent wir von minnen zuͦ eren und zuͦ lobe Cristo in
diser zit niht eigentuͦm, so ist aber der himel unser eigen gar
Seuse
490,21;
dar ümbe wolt’ ez nieman Got / verhengen, daz er stürbe / umb unser
eigentuom Damen
4,11
2
‘Eigenschaft, Ureigenes’
si suochet vürbaz, waz daz sî, daz got in sîner gotheit ist und in sînem
eigentuome sîner eigenen natûre Eckh
1:172,2;
Eckh (Pf)
682,26
eigenunge
stF.
‘Eigentumsübertragung’
daz ouch unse gabe und unse eygenunge [...] stete
unde veste blibe UrkMühlh
309
(a. 1314);
die eigenunge, die wir dem reich getan haben mit der burch ze Colemberg
UrkHohenz
2,350
(a. 1319).
– wohl hierher ‘Eigentum’
geschriben stet also / in deutronomio [Dt
7,6] : / ‘ich han dich uzirwelit, / zu volke mir gezelit. /
einunge [l. eigenunge, vgl. Anm.z.St.]
saltu mir sin / di’enende dem gote din.’ Daniel
2249
eigenvrouwe
swF.
‘Leibeigene, Hörige’
wir Engelschalhen von Suezzenhaim haben gelobt, da er vnser aigenvrowen nam zv
einer rehten chonen, swaz im got chinde geb mit der selben vrowen, daz diu halbev
weren vnsers herren [...] vnd halbeu vnser UrkCorp
(WMU)
3171,27
eigenwiht
stN.
‘hörige Frau’
ein prûzisch wîb, ein eiginwicht, / [...] dî intran /
von der burg NvJer
13146
eigenwille
swM.
‘eigenes Wollen, Eigensinn’ (im Ggs. zur christl. Gottergebenheit):
waz ist eigen willen me / wen ein slange voller we? TvKulm
2301.
2291;
eigenwillen muͦss ich lan, / ich muͦss durch got gezomet gan
Seuse
397,15;
Vät
21963;
mensch, dein ist der aigenwill Suchenw
42,15;
Pilgerf
13077;
Tauler
65,28;
eigenwillec
Adj.
‘dem eigenen Wollen folgend’
du solt wissen das kein eiginwillig mensche mag kuͦmen in dirre zit zuͦ sime
ursprunge MerswNF
103,1;
nuͦ habe es nút fúr úbele, wenne ich ettewaz dinen gebresten ruͦren muͦs.
[...] ich bekenne [...] wol,
das du [...] ein [...]
vernúnftiger eiginwilliger man [bist] MerswWeltw
46,17
eigenwillecheit
stF.
‘Befangenheit im eigenen Wollen’ (im Ggs. zur Gottergebenheit):
in in stont vil gebresten, hochfart, geswindekeit, bitterkeit,
eigenwillekeit Tauler
30,1;
das ist eigene behagunge ir eigener wúrklicheit und ander
hofartkeit und eigenwillikeit und guͦtdunklicheit ebd.
184,5
u.ö.;
alle [...] got minnende menschen
[...] moͤgent war nemmen
[...], wie [...] schedelich
eiginwillikeit und ungelossenheit ist MerswWeltw
42,9
eigenwîp
stN.
‘leibeigene Magd’
serva: eigenwib VocOpt
41.087;
ancilla: eigenwib ebd.
41.088
eigenzehent
stM.
‘dem Grundherrn zustehender Zehnt’
daz mir mein genaedige fraw Hailca, die abbtezzin zu Geisenvelt, jren aeigen
zehent zv Binden ferlassen hat UrkCorp (WMU)
290,16
eigeslich
Adj.
→
egeslich
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