grutte
swM.
ein würzender Bierzusatz (in der Hauptsache aus Sumpfporst, wildem Rosmarin oder
Sumpfmyrte ), hier wohl die Alleinberechtigung zu dessen Herstellung und Verkauf
(vgl. DRW 4,1226f. und →
grûʒ
stMF.):
vmb den grutten vnd vmb ande recht datz Halle UrkCorp (WMU)
695,23
grütz
stSubst.
→
grübeʒ
grütz
Subst.
→
grutsch
grütze
st.Subst.
stM. Vät .
–
‘Grütze’
elleborum gepulvert unde mit gruͦtze gemenget sterbit
di muͦse Macer
54,7.
54,17;
ein bruder [...] brahte mit im
grutze. / [...] vor dem siechen er in sot. / vil liebliche
er in im do bot Vät
15497;
man kochte im wedir daz noch diz, / er will nur habin gricz / alle tage in
siner kuchin Dalimil
99,26;
haber, kerne, grütze / were mir harte nütze KgvOdenw
13,83.
5,39
grützenvrâʒ
stM.
‘Breifresser’
eyner was eyn grutzenvraz, / der
[...] begerte daz / er hette eynen hals so lang / recht
als eyn cranch [...], / daz er lenger in synem crayn /
wollust der spise mochte trayn Hiob
8065
grûwe
stF.
‘Grauen, Schrecken (von Krieg und Kampf)’, formelhaft, nur als Reimwort im
Dalimil :
wan ir von den [euch bekriegenden] iungfrown /
vbirladin siet in groszin grawn Dalimil
10,38;
von Behem biz zcu Glogow, / hettes du in der selbin grow / ein polonisch wort
/ nirgin do gehort, / wan daz gancz Polan lant / czu aschin waz virprant ebd.
43,10.
32,69.
82,89.
94,47
grûwe
swstM.
vereinzelt auch griuwe.
1
‘Furcht, Schrecken’
2 was Furcht, Schrecken hervorruft, erregt
1
‘Furcht, Schrecken’
[die Sünden] machent den grûwen und den grûsen sô grôz,
daz ez alliu diu werlt niht vollesagen kan PrBerth
1:202,7;
mich bestuont der grœste griuwe [:
ungetriuwe
] / der mir iemer mê beschiht Virg
274,10;
vor dir [Sünder] wirt
im [dem Priester] ein gruwe, /
[...] wen er wirt spehen / dich sin uf der sunden rost
Daniel
6804;
eyn gesichte mich ane vacht / in grozem gruwe bin der nacht
[...]. / ich bibte und vorchte mich hart, / al myn
gebeyn irschrecke wart Hiob
1668;
MvHeilGr
551
2
was Furcht, Schrecken hervorruft, erregt:
– bezogen auf Gefahr, Bedrängnis usw.:
vor froste unt vor rifen / unt vor den starchen gruen / so
lit iz [das Land ] unerbuen HimmlJer
219;
könde er denne gebûwen / ein steinhûs vür den grûwen, / der lip und sêle
künftic ist, / daz wêre ein meisterlicher list Renner
4990;
daz he [...] helfe mir uz dem gruwe
PfzdHech
286,12;
jo sullin di untruwin / vurchtin disen gruwin [die
Strafe] , / daz man si lezit da vor / als ein unreinez hor
ebd.
331,34;
doch in der zit des gruwen / geschen alle disse wort
Daniel
6472.
– bezogen auf schreckliches, ohrenbetäubendes Geschrei:
daz sich ieder man verbarc / von disen grôzen grûwen [l.
griuwen (: schriuwen)? (vgl. Anm.z.St.)] /
hinder in daz gebirge tief. / [...] die wîl die risen
schrûwen, / sî wârn der sinne gar ein roup Virg
394,3.
– bezogen auf die Hölle:
secht, der helle abgrunde / muzet ir beide buwen. /
horet, von disme gruwen / koset Jeremyas so: [...]
Daniel
2902.
– bezogen auf eine Person:
wîlent lobte man guoter liute leben [...]: / sô
spottet man ir nu, swâ si gênt; / [...] swer nu wil sîn
ein frumer man, / den muoz ez gar sûr kumen an, / wenne er muoz sîn der werlde
grûwe Renner
5721
grûwel
stM.
→
griuwel
grûwelen
swV.
→
griuwelen
grûwen
swV.
1
‘Furcht, Grauen empfinden’ , unpers. mit Dat.d.P. 2
‘Abscheu, starke Abneigung (gegen etw./jmdn.) empfinden’ , unpers. mit Dat.d.P.
1
‘Furcht, Grauen empfinden’, unpers. mit Dat.d.P.:
mir groͮwet so, ich fvrchte, wir / ze noten kvmen
ReinFu
K,81;
ez mochte in allen gruwen / in deme ringe, / wen er da vinge,
/ wen er da felte Herb
5568;
als der iude quam dar in [in den Tempel des Apollo] ,
/ do wart im gruwen sere Pass III
284,67;
Pass I/II (HSW)
31208;
Cranc
Dan 7,15.
Jes 21,3;
HvFritzlHl
111,10;
Seifrit
5195.
– mit Präp.:
vor der vruchtberen not [Kreuzigung] / ensal mir
[dem hl. Andreas] nimmer gruwen Pass I/II
(HSW)
23889;
Eckh
1:344,1(La.);
swenne armen liuten gein den grûwet, / die billich si beschirmen sölten
Renner
4700;
nieman dem andern gar getrûwet, / einem kint gein sînem vater grûwet
ebd.
22100.
– vereinzelt mit Akk.d.P.:
dô [...] begunde mich gerûwen / und harte sêre
grûwen / durch dî alden mêre, / dî dise cleffêre / sô lange hâten vor geseit
Widerstr
1567.
– refl.: ‘über jmdn. entsetzt sein’
glich wurden sie sich gruwen / jenen zwehen
richteren [den Ältesten, die Susanna verleumdet hatten (vgl. Dn
13)]
Daniel
7814
2
‘Abscheu, starke Abneigung (gegen etw./jmdn.) empfinden’, unpers. mit
Dat.d.P.:
wizzet daz ein unrein man / einen reinen siht vil ungern an, / wenne im grûwet
swenne er in siht Renner
14663.
– mit Präp.:
vor ir valschen abgoten / begonde in vaste gruwen Pass I/II (HSW)
26505;
den cristenen sal gruwen / vor sime [des
Teufels] gebote alle zit Pass III
165,59;
Eckh
4:21,15;
Renner
22782;
hi von nehete im sin [Herodes] val / an eime
tode harte scharf, / wand er von im nicht verwarf, / dar abe im solde gruwen
Pass I/II (HSW)
19373;
wem grûwet gein der wirtschefte niht, / [...] als
dô der künic Herôdes saz / und mit sînes bruoder wirtinne âz, / die er im vor
nam mit gewalt Renner
5681
grûwen
stN.
‘das schreckenerregende Verhalten’
[der Löwe] begie grosze hochfart / mit lymmen vnd mit
grauwen, / mit schrien [...], / da er den
[anderen] lewen sah toten Krone
13277
grûwenisse
stNF.
‘Grauen, Schrecken’
[Höllenstrafen:] hitze kelde vinsternisse / worme stank
und gruwenisse [
horror
]
Brun
6401
grûwesal
Adj.
‘grauenvoll, schrecklich’
do wart gotes gerichte in hart, / wand si [...]
iamerlichen tot erkurn / mit gruwesalen gelazen Pass III
60,49
grûwesal
stNF.
1
‘Furcht, Entsetzen’
2
‘Grauen Erregendes, Verabscheuungswürdiges’
1
‘Furcht, Entsetzen’
grusal [
formido
] wirt si
bedecken Cranc
Ez 7,18
2
‘Grauen Erregendes, Verabscheuungswürdiges’
der tuͦuil [...]
[...] machete michel gruͦwesal vffeme kirchove vnd
groz gedoze [um einen reuigen Sünder zu vertreiben]
PrLpz (L)
72,18;
so sal der werlde itelkeit / dir sin rehte als ein gruwesal
Vät
15183;
ein gebot [...] : / rure nicht den
witzestam [Baum der Erkenntnis] ! / gruwesal daz
undernam [verhinderte die Einhaltung des Gebots] : /
valschir rat, dy slange, [...] / trueloz zu Even quam, /
bruch der dinge schicte Cranc
Vorr. 27
grûwesam
Adj.
1
‘Grauen, Schrecken erregend, schrecklich’
2 bezogen auf den Geschmack: ‘abscheulich’
1
‘Grauen, Schrecken erregend, schrecklich’
der meister machte vier rat [Räder als
Folterwerkzeuge] , / ein werc also gruwesam, / daz manigem sin
herze erquam / an angestlichem schricke Pass III
683,67;
doch irschrac er sere davon / daz daz her so gar gruwesam / unde mit kraft da
here quam Macc
10825.
4999;
daz vierde tier [...] groz, starc,
gruesam Daniel
5765;
daz iz [Tier] ein geschrei irhûb /
mit sô grûwsamir stimme NvJer
18156;
[der Edelstein Saphir] hailt swern und schäuht den
grausamen siehtum, der daz antlütz negt BdN
457,32;
mir wider lief / ein gesichte, do ich slief, / gruwesam, daz
min sinnen / vorchte wurden gewinnen Daniel
3529;
daz der han des nahtes die unrehten und die grausamen fürsätz
oder daz grausam bedünken an krankmüetigen läuten vertreib mit seim gesang
BdN
192,19;
ungelucke gruwesam Daniel
4753;
NvJer
3342.
8419.
– vom Aussehen, Anblick:
der heilige lichame [Elisabeths] / inwas nit
gruwesame, / an zu sehen eislich Elis
9384;
in ougen blicken / gruesam was ir [der
Säule] schicken [
intuitus eius erat
terribilis Dn 2,31]
Daniel
764;
der tûvil aldâ vor in quam / in einre forme grûwesam
NvJer
18919(S. 523);
Sirene [...] habent
[...] gar ain graussam antlütz BdN
240,10;
sein [des Drachen] gesicht ist
sô graussam den läuten, daz si ez niht erleiden mügent und daz si etswenn dâ von
sterbent ebd.
269,5
2
bezogen auf den Geschmack: ‘abscheulich’
wenne die hund siechent, sô ezzent si ain kraut, daz
grausam [
abhominabilis
] ist auf der
zungen BdN
125,32
grûwesamlich
Adj.
‘Schrecken erregend, schrecklich’
zu hand man da sach / ain grausamlich tyer gan, / daz waz frayslich getann
GrAlex
3947.
–
‘abscheulich, schändlich’
ich enmac niht sinnen / ze fleischlîcher minne. / dîn wille ist grûslîch
[Konjekt.; Hs. grawssamleich
] / und dîn
leben suntlîch MargAntioch II
325
grûʒ
stMF. , grôʒe
swM.
Ansatz grôze (nur im SalArz belegt) unsicher; vereinzelt
griuz ( Neidh ).
1
‘(Getreide-)Korn, Samenkorn’
1.1 eigentl. 1.2 bildl. zum Ausdruck des Kleinsten, Geringsten, zur Verstärkung der Negation 2
‘Brei’
3 wohl ähnl. wie nd. grût F. (vgl. Schiller/ Lübben
2,160f.): ein würzender Bierzusatz (vgl. DRW 4,1226f. und
grutte
swM., zur Sache s. a. LexMA 2,135f.)
1
‘(Getreide-)Korn, Samenkorn’
1.1
eigentl.:
swenne aber daz korn wechset in kaldeme lande an trockener
erden, so wirt iz swere vnde hat uil grozen SalArz
8,60;
cassia fistula ist eines boumes frucht. vnde ist sin
groze gut zu der ercenie ebd.
84,38;
der groze [Nom. Sg.]
ebd.
84,41;
gift, diu was sô starc, / [...]
daz ieman möht sîn genesen, / in swen si komen wære / einer grûz swære
Ottok
78105.
–
‘geschrotetes Korn, Grieß’
ein anderslachte korn [...]
let sich ringe malen [...] vnde ist sin mel vnde
sin groze ane maze linde SalArz
8,49
1.2
bildl. zum Ausdruck des Kleinsten, Geringsten, zur Verstärkung
der Negation:
sehet wie grôz ein grûz sî: / sô vil was dâ niht holzes bî Er
7526;
als kleine ist ein grûz / verlieset ir hie nimmer niht, / die wîle man
mich sîn hüeten siht Mai
183,32;
ich enahte ûf iuwer drô / sô tiure niht als ûf ein grûz
[überhaupt nicht]
KvWTroj
34717;
wizzet, daz er niht ein grûz / mêr gibet umbe ein ander wîp KvWPart
6888;
daz [...] mir der ander als ein
grûz [völlig unwichtig] / werden müeze in kurzer
frist KvWEngelh
1116.
–
(niht) umbe ein ~
u.ä.:
nûne ist doch sô tiure als umbe ein
grûz [nicht im Geringsten] / daz insigel
verschertet KvHeimUrst
1028;
Rittertreue
778;
ezn vrumt in niht umb ein grûz / swaz ich im guotes
gesagen kan Wig
114;
und læget ir von hunger tôt, / ich gibe iu nimmer umb einen
grûz [gar nichts]
Helmbr
1757;
Jüdel
149;
Krone
28693;
EnikWchr
8287.
18270;
WhvÖst
607.
–
niht gegen/ mit einer ~
:
jâ, wæn, inder zwêne knaben / in allen diutschen rîchen / bezzer ez
mit wîben haben / niht gein einer griuze Neidh
WL 33:5,10;
im war niht gegen einer grûz Eracl
1191;
mohte wir allen minen win / no [=
noch
] hinte getrinchen ouz, / daz
wande [Konj. Prät. von wenden
] ich
niht mit einer grouz StrKD
59,164
2
‘Brei’
do wart Danyel sachen / zusamne [
s.
z.
‘mischen’
] pech, smaltz, die har; / sieden liez er disse par
[Teile] / unde machte uz der grus /
stucke [Klumpen] . dar nach er die mus / leite in des
trachen munt Daniel
8049
(Dn 14,26)
3
wohl ähnl. wie nd. grût F. (vgl. Schiller/ Lübben
2,160f.): ein würzender Bierzusatz (vgl. DRW 4,1226f. und →
grutte
swM., zur Sache s. a. LexMA 2,135f.):
dat jamerliche bir, dat du levende has gebruen, / du in maht it nimer
verduͦwen; / dumbe mensche, dronc win [...]! /
zuͦ dineme bire is bose gruz gemenget, / die dine sele zuͦ grozen
noden brenget; / din bir [...] is wereltlich gewerf, / want
it des hevils [Hefe] der minnen nit in hat, darumbe
blivet it derf [
= derp ungegoren]
Lilie
50,23
(oder doch i.S.v. ‘Getreidekorn’ zu 1.1 [vgl. Glossar
z.St.]?).
– das damit gebraute Grutbier?:
[wer sich selbst um sein lob bringt,] im
selbe schenket argen tranc vür gruz Frl
6:7,9.
– Aufsicht über das Braugewerbe:
dise dru amthe, den toil [= zol
] , den
punderamth, de gruz, di insal se niet virpehtin UrkCorp (WMU)
59,41,37
grûʒeloht
Adj.
‘körnig, sandig’, von körnigen Farbflecken eines Edelsteins:
‘gesprenkelt’
iacincti, der sint trieslaht: / einir ist rot unte gruzelot;
der ist och aller staine tiurost PrüllS
2,2.
– vom Harn, wohl bezogen auf die kornförmigen Bläschen auf der
Oberfläche:
swenne daz harn ist oben gruozeloht, zwâre sô ist daz houbet
allenthalben siech Barth
129,4
grûʒwërt
stN.
so viel wert wie ein grûʒ, zur Verstärkung der Negation (vgl.
grûz stMF. 1.2):
sus schrîb ich mit vremder hant [mit unkundiger Hand
über die Frauen] , / als der mit golde umbe gêt / des in niht grûzwert
bestêt [von dem ihm kein bisschen gehört]
Wig
7575
gubelnagel
stM.
zu gubel M. mit der Grundbedeutung ‘rundliche Erhöhung’ (vgl.
SchweizId 2, 99).
‘Hufnagel’
gunfus: gubelnagel VocOpt
5.170
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