geswenze
stN.
1
‘aufwendige Kleidung’ (vgl.
swanz
,
swenzel
,
swenzelîn
) 2
‘tänzerische Beweglichkeit’ (oder ironisch zu
1 ?)
1
‘aufwendige Kleidung’ (vgl.
swanz
,
swenzel
,
swenzelîn
):
die [eitle Mädchen] loufent hin, die loufent her, /
ob ieman dâ sî der ir ger / oder der ir geswenze lobe Renner
411
2
‘tänzerische Beweglichkeit’ (oder ironisch zu
1?):
die pilgerîne [Herzog Ernst und Wetzel] in ir
geswanze / nâch den fideln süeze tanze / an wîzer hant dâ trâten ErnstD
5501
geswër
stN.
(selten auch M., z.B.
SalArz
43,10.
55,4;
F.
OvBaierl
82,2.
82,4;
sw.
BdN
110,27.
392,4
u.ö.);
auch
gisuur Volucr(W)
351
(als geswür anzusetzen?).
‘Geschwür, Schmerz’
tegelîches fiebers sêr / het ein kint, [...], und
zwei geswer LvRegFr
4624;
her hate ein geswere an sîme beine; dô wolde iz ime der arzet ûz burnen mit
eime îsene HvFritzlHl
215,22;
geswer ist ouch ein smerze, / des nieman sol sîn gerent. / ich trage ein
swerndez herze, / daz ist siuften wegen worden swerent Hadam
472,1;
PrBerth
1:154,26;
Seuse
68,28.
– übertr.:
d(er) nit ist [...] daz wirsiste
geswer / daz t(ri)bet uns ze allen meinen [Unrecht]
VMos
39,20.
– meist in medizinischen Texten:
di wurzeln gesoten in wine vertribet di bosen geswer, di bosen
geswlst unde bosen druse [Beulen]
Macer
22,6;
is ist ouch gut zu dem geswer bi den oren ebd.
7,7;
pappiln [...] brechent di gesver di
uon blute sin SalArz
10,58;
ein geswer in dem houbte daz heizet litargia ebd.
112,10
u.ö.;
daz wazzer, daz gesigen ist [...]
durch der veigenpaum aschen, [...] öffent und waicht die
herten apostem und die geswern BdN
322,33;
Barth
133,4;
OvBaierl
44,8;
VocOpt
43.114
geswer (?)
stMN.
unklar:
auch sol chein fischer seinen lachs uff das eys legen vnd behaldenn an dem
geswer; ab er das tete, der sol denn selben lachs gar zu pusse vorliesen
StRPrag
85
geswërbe
stN.
→
geserwe
geswerme
stN.
auch geswarme.
‘Schwarm, Horde’ (Koll. zu
swarm
):
di ander du warne, / hi ist des tiueles geswarme, / daz si
sich wafen schiere Rol
3380;
der tiuel hat uz gesant / sin geswarme unt sin her ebd.
5739;
StrKarl
6801
geswërte
Subst.
‘Halsabschneider, Meuchelmörder’
sicariorum: gisvertero Gl
1:749,45
(BStK637)
geswerzede
stF.
‘schwarze Kleidung’ (?), (vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,421):
pullati: geswerzida Gl
2:535,22
(BStK151)
geswëster
stswF.
meist Pl. (Sg.
UrkCorp (WMU)
3014,37;
UrkRegensb
528
); im Pl. auch geswestera(n), zur Formvarianz vgl. WMU
1,688.
S.a.
geswister
.
‘Schwester’
1 leibliche Schwester 2 Ordensschwester
1
leibliche Schwester:
Anastasia die gute / drie megede alda bi ir hete, /
[...]. / geswestere waren dise dri PassIII
32,64;
zwo geswestran da [in
Bethania] waren, / [...] / Martha und Maria
genant; / den was ain brúder och, alsus / genant mit namen: Lazarus
WernhMl
7728;
frow Anna und Ysmaria / die warend zwo geschwestra ebd.
1636;
mit ir geswestran baiden EckenlE2
93,8;
sancte Johannes êwangelista und Kristus wâren zweier geswestern kint
HvFritzlHl
145,21;
MinneR444
115;
UrkCorp (WMU)
3273,20;
ElsLA
47,21.
– bildl.:
unser herre [...] sprach:
‘lerent von mir das ich diemuͤtig bin und
senftmuͤtig’. dise sint zwo gespilen, zwo geswesteren die alwegen
bi einander wonent und loͮffent Tauler
347,34
u.ö.
2
Ordensschwester:
durch miner tohter Elspeten willen, di si [...] dvrch
mein pet in ir orden ze einer geswester habent enpfhangen UrkCorp (WMU)
3014,37;
ich schaff und wil, daz man mir zehant nach meinem tode gewinne 52 guter
geswester, die mir ein iar die freytag vasten wazzer und prot durch meiner sel
willen UrkRegensb
528
(a. 1341);
und schol man ie der geswester geben alle freytag 2 d. und einen hornafen
[ein Gebäckstück]
ebd.
528
(a. 1341);
iz quâmen ouch ze hove / [...] / geswester münche
unde nunnen, / der wir genennen niht enkunnen LvRegFr
4909.
– übertr.:
dez enpfie si [Martina] vil suoze / der himel
her mit gruoze / der engel prince si enpfie / [...] /
darnach der megde schar / ir geswestern [Schwestern im Glauben,
Genossinnen] alle gar Martina
239,24
geswetze
stN.
Koll. zu swaz.
‘Geschwätz’
da mide [mit den Demütigen] lude giengen, / di
weizgot widerviengen / der heligen gesezze: / si giengen mit gesuezze, / gewandes
riliche, / gezieret uppecliche Elis
3074
geswîche
stF.
‘Verführung’
in geschach diu geswîche / von grôzer heimlîche: / heten si der entwichen, /
sô wæren si unbeswichen Greg
411
geswîchen
stV.
selten ohne Präfix ge-, vgl.
swîchen
.
‘sich (jmdm.) entziehen, (jmdn.) im Stich lassen, entweichen’
1 ohne Dat. 2 mit Dat.d.P. 2.1 Subjekt ist eine Person 2.1.1 mit Gen. 2.1.2 mit präp. Erg. 2.1.3 als Fluch, meist daʒ got jmdm. 2.2 Subjekt ist eine Sache 3 mit Dat.d.S. 4 unpers. mit Dat. ‘schwach werden’
1
ohne Dat.:
ez [
gelük
] vellet vnd steiget, /
[...] ez ermet vnd reichet, / ez vürdert vnd besweichet
[La. geswijchet
] , / ez geit vnd nimt
Krone
6043;
da von [von dem Schlag] er überwunden / vnd toter
auf die erde seich / [...], / daz sein vehten gar gesweich
ebd.
6550.
– mit präp. Erg.:
ez ist noch vnde was ie: / swer ez an der rede hat, / daz
er geswichet an der tat Herb
15054;
die [ein Drittel der
Glaubenslehrer] tet der tuvel geslagen /
[...], / so daz sie irme namen zu rume / von irem
orden wichen, / oder von gote geswichen, / daz sie nicht rechte larten
HeslApk
13572.
– nicht entscheidbar, ob Gen. oder Dat.d.S. (s.u.
3):
nû bedenche wir daz, / wie von der brœden erden / ein sô vester mensche
solte werden, / [...], / daz er niht geswiche der burde
[dass er unter der Bürde nicht versage]
Aneg
2333;
sein [Gaweins] hertz sam ein adamas / nie
deheinr manheit gesweich Krone
8678;
HeslApk
20994
2
mit Dat.d.P.
2.1
Subjekt ist eine Person:
er [Joseph] wolt tougelichen der
frouwen [Maria] geswichen AvaLJ
11,3;
ich [Gott] wil iw wârlichen / niemmer gesuîchen
Exod
810;
Rol
2953
u.ö.;
MF:Reinm
34b:3,3;
heiliger geist, mir nicht geswich, / die glosen mir vor
tichte, / so schribe ich nach dir lichte HeslApk
21388
2.1.1
mit Gen.:
der gewaltige Appolle / wil helfens mir geswichen
Rennew
5959;
die [seine Helfer] wolte er immer mêre /
hœhen unde rîchen / und nihtes in geswîchen UvEtzAlex
2228
u.ö.;
eine rede du gester tæte, / der ich dir niht geswîche: / wiltu lân daz
rîche, / sô wil ich ouch die werelt lân LBarl
1072;
dines vruͤndes laster niht vermere, / hilf im tragen sin swere,
/ diner triwen im niht geswiche ErzIII
36,197
2.1.2
mit präp. Erg.:
so müesse got an selden mir geswichen Wartb
Rs 85,10;
vnd ob in die geswichen an rehter nót, die bi in lib vn gvͦt
solten wagen vnze an den tot UrkCorp (WMU)
93,15;
Reinhart Krimeln zv im nam, /
[...]. / ern gesweich im nie zv keiner not
ReinFu
K,1115;
die swuoren gewislîche, / si newolten im niemer
geswîchen / ze allen sînen sachen Kchr
4938;
Rol
131
2.1.3
als Fluch, meist daʒ got jmdm. ~ :
‘daz im got geswîche!’ / si schalt in freisliche, / als ir
der grôze zorn geriet En
11465;
daz dir got geswîche! Eracl
1046;
Bîspel(Pf)
10,119;
des [wegen seiner Gewalttaten] muͦz
im [Ermrich] got an dem urteil [beim
Jüngsten Gericht] gesweichen Rab
757,6;
Sibote
501.
– ins Positive gewendet:
sô werdest dû gesegenet êwichlîchen, / daz dir dû gotes zeswe
nîmêr geswîche! JJud
1750
2.2
Subjekt ist eine Sache:
di uogel unter dem himele / musen tote nider uallen. /
uon dem ummazen scalle / geswaich in daz geuidere Rol
3539.
310;
der lîp hât mir geswichen Kchr
919;
ine weiz, wie mir der lîp / und al mîn craft in kurzer
vrist / geswachet unde geswichen ist Tr
9470.
14317;
LBarl
1935;
dô gesweich ime der tach. / umbe di burh lach er al di
naht SAlex
2808;
Wernh
D 3783;
ob yme sin swert geswich Krone
13226;
NibB
2185,1;
an dem tod mues im [dem
Ruhmsüchtigen] gesweichen / gut, err, frewnt und lannd
HvBurg
2082.
6028;
MF:Rugge
10:1,7;
Parz
444,8.
811,20;
Wig
36.
– mit Pron.-Adv.:
swaz man dort getuot, / nu schaffet sô hie heime, daz iu iuwer muot /
niht dar an geswîche, swâ man sol haben êre Kudr
279,3
3
mit Dat.d.S.:
dem [der Lehre von der Wiederauferstehung] soltu
niht geswîchen, / du solt ez glouben âne wanc LBarl
3784;
doch mohten si [die aus Trauer
Fastenden] dem lîbe sô gar geswîchen niht: / si nerten sich nâch
sorgen NibB
1072,3
4
unpers. mit Dat. ‘schwach werden’
so geswichit deme gaiste PrGeorg(Sch)
24,126.
– mit präp. Erg.:
die gehugide unsirs herren todes [...] het also
groze kraft, daz si den gaist sterchit, deme geswichin ist an kraft, daz er den
lip niht fúrbaz mach bringen PrGeorg(Sch)
24,135;
mir ist geswichin von minne ebd.
24,130
geswîchene
Subst.
‘Ärgernis, Anstoß’
scandalum: gisuihhani Gl
1:815,11
(BStK665);
Gl
4:658,42
(BStK949)
geswîeschaft
stF.
‘Verschwägerung’
ein kneht [...] het des abtes
bruodertohter ─ / mit wie getânen sachen moht er / sîn gewesen in friuntschaft /
einem phaffen mit geswîschaft! Ottok
42368
geswige , geswîe
swM. (selten F.)
auch geswîhe (
Lucid
30,13
).
‘angeheiratete(r) Verwandte(r), Schwager, Schwägerin’ (die Art
der Verwandtschaft ist nicht überall genau zu bestimmen):
sweher unte giswîen îlten si vernîden [Jakobs
Söhne rächen ihre Schwester Dina an Hamor, Sichem und deren Volk ( Gn
34,25-26)]
Gen
1643;
daz wil ich [Jonathan, Sauls
Sohn] kunt tuon / Daviten [Mann von Jonathans
Schwester] dem geswîen mîn, / der mir niht lieber möht gesîn
EnikWchr
10175;
er [Gansguoter] was sin
[Gaweins] geswye. / Amurfina, sin amye, / des pfaffen
swester tochter was Krone
13175;
ir [der unstæte
] sippe machet breite
schar: / swelch untugent mac niht gesîn / ir mâc, diu ist doch ir geswî WälGa
2534;
vnserm lieben geswein hern Eberharten von Walsse vnd seiner housfrowen Marîen,
di mein, Levtolts, muem vnd mein, Albers, swester ist UrkCorp (WMU)
2900,1;
mit mines geswigen hern Albern von Weitrah vnd mit mines swehres hern
Wuͦlfinges von Kyowe ingesiglen ebd.
N622,8;
Wig
1174;
Ottok
83742.
– als Teil der Anrede:
Genelun, geswige min, / la dise unrede sin Rol
1406.
1534;
geswîe mîn vil guote Kchr
1303
u.ö.;
lieber mîn geswî Ottok
42595.
– swF.:
von miner geschwigin UrkCorp (WMU)
2680,15;
vnd ob Fridrich [
min ohaim
] niht enwære,
so sol ich daz gelvbde laisten meiner gesweien, seiner havsvrowͦen ebd.
492,19;
ir swiger ouch Sophie / unde Agnes ir geswie / an werltlicher hochfart / bede
waren ungespart Elis
1026
geswîgede
stF. oder N.
‘Schweigen’
ích nihabo bihálten nóh réhto giwéret in góte noh an mînemo nâhesten die
réhtun mînna nóh [...] rehten rât, lángmuoti, reht
gisprâchide, reht gisvîgide BambGlB
147,32
geswil
Subst.
‘Schwiele, dicke Haut’
callus: gosuil [
geswil, callus dr. durities pedum inferior
uel manuum interior Gusinde, Konrad von Heinrichau, in:
Mitt.d.Schles.Ges.f.Volksk. 13 (1911), S. 374- 400, hier
386]
VocAbstr
373;
callus cutis spissata: giswil SummHeinr
2:227,281
geswinde
Adj., Adv.
1
‘rasch, schnell, geschwind’
2
‘ungestüm, heftig’
1
‘rasch, schnell, geschwind’
nâch der gîgen tanze ich vil geswinde SM:Go
2: 1,11;
so kund man nie vinden / mentschen so geswinden / ze
demuͤtigen werken SHort
8194;
ein brief der wart geswinde / getihtet und geschriben drat
WhvÖst
2928;
si [die Tochter des Pharao] hiez ir
balde und geswinde / das korblin [mit Moses] gwinnin
RvEWchr
8957;
snelleclich und geswinde ebd.
27183;
behende, snel, geswinde WernhMl
5968;
SM:KvL
20:3,9;
KvWLd
27,11.
–
‘unvermittelt, plötzlich’
so wir also bi enander sitzende sint, so kummet aber ein geswindes heiters
lieht und umbeschein uns MerswBrf
334
2
‘ungestüm, heftig’
mich sluogen sturmwinde / vil nahe zeinem steine / in einer
naht geswinde, / min fröude diu was kleine Tannh
13,39;
si slugen slege herte. / geschwind was ir geverte, / ir sleg
wurden dicke HvNstAp
9358;
Aiax der fürste und Hercules / die tatten manig geswindes
mes [
meʒ stN. ‘Maß’] / mitt
swerten GTroj
16014;
WhvÖst
8766;
Märt
18038;
Mechth
4:17,28.
–
al hie ist sin knecht, / der an mich mit siner hant / hat
gelait geswindiuͤ [feste, harte] bant
Märt
17406
geswindelîche
Adv.
‘rasch, geschwind’
so er underwilent ze geswintlichen uf die spise oder trank
viel, dez erschamt er sich vor sinem erberen
gemassen [Tischgenossen]
Seuse
25,26
u.ö.
geswindenlich
Adj.
‘rasch’
der eltter fragen do began / Parissen, den jungen man, / von
siner geschwindenlichen vartt GTroj
13205
geswindicheit
stF.
‘Heftigkeit, Jähzorn’
sú behaltent sich in sinnelicher genuͤgeden, gunst und
ungunst, und daruz wurt geborn unrehte urteil, und in in stont vil gebresten,
hochfart, geswindekeit, [...] und manig disem glich
Tauler
30,1;
die swindekeit [La.
geswindekeit
] die verjaget und vertribet den heilgen
geist ebd.
106,31
|