geschepfunge
stF.
‘Schöpfung, Erschaffung’
ist geburt ein geschepfnüsse, sô was Krist ein geschepfunge sînes vaters in
der êwigen geburt persônlich unde wesenlich Eckh(Pf)
534,12;
da von solt wir pieten er / unser frowen
geschephung [Mariä Empfängnis] / lieber frey und
unbetwung Teichn
464,1989.
464,1461
geschert
Part.-Adj.
mit ~ segelruote wohl ‘mit dem Segel hart am
Wind’ (schon terminologisch im Sinne von ‘gebrasst’
oder i.S.v. ‘gehisst, aufgetoppt’?):
sy sassen zu den poten an, / mit freẅden füren sy von dan / mit gescherter
segel ruet [Rah, Segelstange]
Hawich
5076
geschich
stM.
‘Geschehen’, in der Wendung durch den ~
‘zu dem Zweck’
her [einer der apokalyptischen
Reiter] hir neme den vride / von der erden; daz sie sich /
irslugen durch den geschich, / daz sie nemen in daz leben, / wart ein groz swert im
gegeben; / da mite sie solden sich irslan HeslApk
10588
gëschicheit
stF.
‘das Aufschäumen’ (s.a.
gist
):
do geist in geistes geschikeit / zoch an sich menschen knochen Frl
7:6,14
geschicke
stN.
1
‘Beschaffenheit, Gestalt, Benehmen’
2
‘Begeben heit’
3
‘Fügung, Zufall’
4
‘Anordnung’
1
‘Beschaffenheit, Gestalt, Benehmen’
dô er nû diu kleider an / het geleget, der iunge stolze âne gran / was noch
und het doch ein menlîch geschicke Loheng
873.
6237.
6937;
swartz har und do bie dicke, / daz hat sulich geschicke, / wa
hin sin gemute sich lenket, / dan ab ez kaume entwenket Physiogn
120.
156.
214;
[der reiche Bürger merkt,] daz sô liutsælic, sô wünnesam
/ noch sô wol getân geschicke / sîner ougen blicke / an menschen nie vernæmen
UvEtzWh
5351;
UvEtzAlex
23931.
17295;
JTit
768,1.
1642,4
2
‘Begeben heit’
das geschick daucht sy wunderlich HvNstAp
20120
3
‘Fügung, Zufall’
alleine von erst liechte / der mensch von sinnen sichte /
valle in der sunden stricke / unwizens oder von geschicke Hiob
4216
4
‘Anordnung’
[Wir tun] den pürgern zu Eger
[...] dieße sünderliche gnade,
[...] das sie [...] auf
dheinerlei handelung ader geschickes wegen zu dheine lanthgerichte geheischet,
genött noch geladen süllen werden DRW
4,441
(EgerPriv.; a. 1305 kopial)
geschickede
stF.
‘(schönes) Aussehen, Gestalt’
avoy wie stuonden sîniu bein! / reht geschickede ab in schein
Parz
168,8.
170,21.
361,26;
si truoc geschickede unt gelâz, / ich wæne deis iemen kunde
baz / erdenken ân die gotes kunst Wh
249,3.
188,19.
241,30
geschickelîche
Adv.
‘von ungefähr’ (vgl. Neumann, Teichn. S.
166):
lieger, trieger, neyder spot, / das geschikchleich vallet in
Teichn
611,43
geschicket
Part.-Adj.
→
schicken
swV.
geschicknisse
stF.
1
‘Fügung, Vorsehung’
2
‘Beschaffenheit, Verhältnis’
1
‘Fügung, Vorsehung’
got synen kocher uf ken job / tet do er deme tuvel grob / dy
loube gab [...] / daz er mit Job umme ging / und sluc in
[...] / als mit ettelichen philen, / dy der tuvel czoch
mit ylen / uz deme kocher gewisse / der gotlichen geschicnisse Hiob
11364
2
‘Beschaffenheit, Verhältnis’
Thaurisium ist eyne groze stat und ist gelegin [...]
no by Baldac und ist in gutir geschiknisse und gelege MarcoPolo
6,3;
ir wip glichin sich den mannen in allir geschicnisse, taceo de partibus infra
ebd.
70,4.
–
di ediln [in der Provinz Baldasya
]
tragin bruche [Hosen] von lywote [l.
lînwât
] odir von sidynen tuchirn, und eyn
iclichir legit noch siner geschiknisse [
secundum statum
suum
] hundirt vach odir lxxx mynner odir me, czu
wortin das ym der ars groz schine; wen das dunkit si wesin eyne edilkeit der
eynen grozen ars hot MarcoPolo
12,11
geschide
Adj., Adv.
oder geschîde? Eine Zuordnung zu den Verben
scheiden
,
schîden
ist unsicher, die Verhältnisse in dieser Wortgruppe
selbst sind unklar.
1
‘gescheit, urteilsfähig, überlegt’
2 unklar, ob hierher oder ein eigenständiges Lemma, von Kochendörffer als Part. von
schiden swV. erklärt, ‘getrennt’ (?)
1
‘gescheit, urteilsfähig, überlegt’
wer hat ouch gotes handen / und siner craft wider standen /
und hatte do by vride? / nymant zwar ist so geschide, / want got ist des zu wol
gelart Hiob
3100
u.ö.;
Hiltbrant der was geschîde: / er nam der alten wunden war / die der von Bern
het geschrôten [...] und stach im in die wunden tief
JSigen
183,6;
HistAE
2244
u.ö.;
Hadam
432,3;
Minneb
4642
2
unklar, ob hierher oder ein eigenständiges Lemma, von Kochendörffer als Part. von
schiden swV. erklärt, ‘getrennt’ (?):
di benanten virczen lid [Wahrheiten] , / wil man
merken gar geschid, / czuͤt man uz dem gelouben TvKulm
1234;
nu lestu, her, geschide / den dinen knecht mit vride
[
dimittis servum tuum
Lc 2,29
]
ebd.
3011
u.ö.
– in genealogischen Angaben die Anzahl trennender Generationen bezeichnend
(?):
Job [...] waz geborn geschide / wol indem
sechsten lyde [im Abstand von sechs Generationen] /
von Nachor Hiob
445;
der [
vurste von Brunswic
] sich
dursten / let nach ern, daz im ie zam / von dem alten edlem stam: / wen her ist
wol geschide / in dem virden gelide / Sente Elzebet verwar TvKulm
81
geschidet
Part.-Adj.
→
geschide
geschîdicheit
stF.
‘Weisheit’
und der gedenck meines hertzen dy gescheydigkait [interl. zu
et meditatio cordis mei prudentiam
Ps 48,4
]
PsMb
30(Glossar).
ebd.
30(Glossar)
geschihede (?)
stF.
nur in PsTr belegt.
in den Wendungen mit oder von ~
‘vielleicht, zufällig’ (s.
geschiht
2):
ich hede uirburgen mich mit geschihede uon imo [
abscondissem
me forsitan ab eo
]
PsTr
54,13;
fon geschihede lebintic hetin uirslichet uns [
forte vivos
degluttissent nos
]
ebd.
123,3;
uon geschihede daz wazzer hete uirslunden uns [
forsitan aqua
absorbuisset nos
]
ebd.
123,3
geschiht
stF.
1
‘Ereignis, Geschehen’
1.1
‘Tat, Handlung’
1.2
‘Geschichte, Bericht über Geschehen’
1.3 allgemeiner auch ‘Sache, Angelegenheit’ , in kausalem
Zusammenhang ‘Grund’
2
‘Zufall’
3
‘Art und Weise, Eigenschaft’
1
‘Ereignis, Geschehen’
ein michel olebach / uz einein kisilinge floz: / diu
geschihte duhte uil groz Wernh
D 4231;
die historien [...], daz sint die
geschrift von den geschihten in den landen und in den zeiten BdN
358,27;
Frl
10:2,1;
StrKD
161,529
1.1
‘Tat, Handlung’
ein keiserlich geschiht / von im geschehen wære [Gründung des
Bistums Magdeburg durch Otto I.]
RvEGer
248;
so torlich ist al ir geschicht Frl
7:31,11;
Spec
111,25;
Tr
12998.
–
‘Vergehen’
er muͤze stan zu gerihte / umme alle die
geshihte / die begangen hat sin lip Rennew
18184;
wa die burgere solche gescychte clagn von den burgmannen
UrkFriedb
73
(a. 1306);
swer eime gaste dirre geschichte deheine tete
unverschuldet, der sal die bezzerunge halbe tuͦn WüP
7h,2;
UrkCorp (WMU)
2345,15
1.2
‘Geschichte, Bericht über Geschehen’
hæten die [Tristan und Isolde]
durch liebe leit, / durch herzewunne senedez clagen / in einem herzen niht
getragen, / sôn wære ir name und ir geschiht / sô manegem edelen herzen niht /
ze sælden noch ze liebe komen Tr
215.
9484;
der geschihte / der wir von iu vernomen hân, / daz ez iu
ist sô wol ergân, / des sîn wir inneclîche vrô UvZLanz
8618;
er wolde selben wesen bot / der geschihte und der mære
Ottok
3105;
RvEWchr
8322
1.3
allgemeiner auch ‘Sache, Angelegenheit’, in kausalem
Zusammenhang ‘Grund’
er dankete der geschihte / sîm neven, der der triuwen
wielt, / daz er im sîn muoter behielt, / diu ir kint vil gerne sach
UvZLanz
8406;
diz kôffes vnd dierre geshicht, so ist getziuch:
[...]
UrkCorp (WMU)
1981,30;
der chŭnich im da ze helfe pot / drew hundert helm an der geschicht
Suchenw
17,111;
dazs aber alle stille swigen, / dem lantgesinde rede
verzigen, / daz geschach durch die geschiht : / sin kunden der lantsprâche niht
Tr
10873;
ine weiz durch welhe geschiht
[weswegen]
ebd.
9523;
Elis
5115;
von dirre selbin
geschiht [deshalb] / in jamirte so sere
RvEWchr
3431.
10368;
wizzet ir umbe welhe gesciht, / warumbe wir daz miden
Wernh
D 1146.
– semantisch verblassend:
dâ ergienc ein schedelîch geschiht / und ein
jæmerlîchiu angesiht / von den sînen die daz sâhen Wh
25,1;
er er kante sein nicht / von deß nebeles geschicht
HvNstAp
14781;
der stain erlœst von widerwärtigen geschihten
BdN
467,20;
von scheltwoͤrten
[...]: swaz auch der geschiht fuͤrkumet,
daz man also spricht, er ist ein buͤbe, oder sie ist ein huͤre
WüP
45,2;
Tr
5555;
GTroj
14165
u.ö.
2
‘Zufall’
dô truoc in diu geschiht / (wande ern versach sichs niht) /
vil rehte an sîner vrouwen lant Iw
3923;
si liezen ez an die geschiht, / weder si genæsen oder niht
Tr
2423.
– in Wendungen von ~
‘zufällig’ (s.a.
geschihede
):
daz kom niht von geschihte / daz si algerihte / in dem
vinstern hol / solte geberen also wol: / die Christes predigere / weissagten
dise mære / vor, wie si solt gebern Wernh
A 3333;
zuo der Wahsenden Warte / kam er von geschihten
UvZLanz
5125;
mit muote oder von geschihte Er
5811;
PrOberalt
43,7;
StatDtOrd
105,14
3
‘Art und Weise, Eigenschaft’
der süeße luft [im Mai] / mit sîner
tuft / hât erkirnet [offenbart] sîn geschicht, / daz man
vil bernder blüete sicht SM:Tu
6: 2,10;
daz vingerlîn was der geschiht, / man verzêh im betlîches
niht, / swer ez an der hant truoc UvZLanz
4953;
sie lac doch in der geschicht, / als ob sie slâfen
solde [Isolde stellte sich schlafend]
HvFreibTr
2712;
Frl
4:6,7;
Ottok
9626;
WhvÖst
11508.
– unklar, ob hierher oder zum stN., s. FrlWB S. 117:
ein meister sach an ir [der Giftmaid] valsch
geschichte Frl
5:20,11
geschiht
stSubst.
‘Reihe’
ein tier / [...] hete in sinem munde / an scharfen
zenen dri geschicht PassIII
431,5
geschihtbuoch
stN.
von Ereignissen berichtende Schrift (für Actus Apostolorum):
daz die junger mit der maget Marîen wider giengen ze Jerusalem. an der
zwelfboten geschihtebuoche WvRh
13024 Überschr.
geschihte
stN.
‘Ereignis, Geschehen’
so wirt hi beschrebin ein geschichte daz wol zu merkene unde zu sagene stet
Köditz
49,31;
doch wil ich ein geschichte / harte wundirlîch dêswâr / ûch hî machin offinbar
NvJer
4928;
und enphieng auch er chain we / von dem geschicht daz er
sach, / waz geschehen solt her nach Teichn
356,27;
Herb
16520;
HeslApk
505.
–
‘Unruhe, Zwist’
swo aber ein geschichte geschehe bi tage oder bi nachte, da
sal nieman zuͦloufen uͦffe sinen eit, denne durch bescheidenheit
dieselben geschichte ze scheidene, ze bezzerne unde nicht ze ergerne
WüP
7i,6
geschihtelich
Adj., Adv.
Adv. auch -lîchen.
1
‘zufällig’
2
‘machbar’
1
‘zufällig’
die forschunge dez rattes eigentlichen behöret zuo den
geschihtilichen sünderlichen dingen [
ad contingentia
singularia
]
ThvASu
146,29;
nu kam geschihtlîchen dar / morder ein vil michel schar WvRh
4358;
wa geschichtlich velt ain man, / dem gehoͤrt die
friung an Teichn
576,67.
576,116
2
‘machbar’
diz ist der almehtikeit niht undertenig,
[...] wan ez niht haben mag reden dez geschihtlichen
dinges oder dez müglichen [
quia non potest habere rationem
factibilis neque possibilis
]
ThvASu
294,13
geschihten
swV.
‘sich um etwas bemühen; erreichen’
warvm ir des niht uch engunnent / auch, daz ir [...]
an uch selber daz geschihtent, / daz reht gerihte ir hieltent eben, / als ez die
warheit hat gegeben? [
Lc 12,56f.
]
EvStPaul
8439;
e siv [die Folterknechte] gein gotis hulde / ir vil
grozin schulde / nach genaden gerihten / vnd hie also geschihten / umbe ir
süntlichis lebin / daz in geruohte got vergebin / ir vngefüegen missetat
Martina
79,20
geschihtic
Adj.
‘zufällig’
in den geschichtigen teilen [
in
particularibus contingentibus
]
ThvASu
146,22
|