k – kachez kachezen – kalamît kalander – kaldiment cale – kalopeiʒ kalopieren – kaltlîchen kaltnisse – camênisch kamer- – kamerlant kamerlêhen – kamerwîp kamerwise – kampfgeziuge kampfgezouwe – kampfwât kampfwërc – kannel kannelgieʒære – kantner kantnisse – kapfel 1kapfen – kappel kappelære – kappûnen capût (?) – karclich kardamôm – Karlingen karm|bendic (?) – karrer karret – karvrîtac karvunkel – kæselîn kæse|lüppe – kastëlân kastëllære – kastvogetîe kasugele – katzenhurt katzenkint – kavalerîe kâwerzîn – kefse 1kegel – keiserinne keiserlich – këlcheht kelchvaʒ – këllerhûr këllerknëht – kelten kelterboum – 2kemelîn kemelînvleisch – kempfen kempfenbrôt – kennen kenneschaft – kërbelîn kërben – kerlingisch ker|mël – kerrîne kerschlich – kerzentâht kerzestal – kestigen kestigunge – ketzerkint ketzerlich – keʒʒelgarn keʒʒelhuot – kîche kîchen – kienlîte kienmarket – kîlhouwe kilîn – kinde|lege kindelen – kindischheit kindischlich – kintbettegemach kindischlich Adj. kînen stV. (Ia) kinne stN. kinnebacke swM. (st. kinnebackenslac stM. kinnebein stN. kinnebracke swF. kinnelîn stN. kinnereif stM. kinnezan stM. kint Adj. kint stN. (selten M.) kintamme swF. kintbære Adj. kintbarn stM. kintbëte stF. kintbettærinne stF. kintbette F. (?) kintbette stN. kintbettegemach stN. kintbetten – kîp kipel (?) – kirchære kirchberc – kirchenvride kirchgâbe – kirchlêhen kirchlich – kirchtac kirchtor – kirchzëhende kirchzûn – kistelîn kistenphant – kiusche kiusche – kiver kiverære – klâfterlanc klâftermâʒe – klageliet klagemære – klagevüerære klagewandel – 1klanc 2klanc – klarisian klârivunkel – klëber klëbereht – klefte kleftic – kleine kleine – kleinnæsic kleinôt – kleithûs klemberen – klepfze kleppisch – klinc klincwerft – kliusel kliuselen – klopfen klopfunge – klôsterliute klôsterlugenære – klôsterweide klôsterwërre – kluc kluche – klunsen klünzen – klûsentür klûsenvrouwe – knabelich knaben – knëhtelîn knëhten – kniebein kniebëten – knistunge kniuwelîn – knopfelære knöpfelîn – knüpfel knüpfen – kobel kobel – kochespîse kochgëlt – kochlêhen
|
kindischlich
Adj.
in der Wendung von kindeslîchen jâren
‘von klein auf, von jungen Jahren an’
si hatte ir [ihre Magd] sunder ouch begert, / wande
si bi der claren / von kindeslichen jaren / in ensteclicher
[liebevoller] gnade / gewonet alles hade
Elis
6910
kînen , kîmen
stV. (Ia)
‘keimen, aufbrechen, wachsen’, übers. lat. germinare (
PsM
Per 23,11
):
swanne daz korn nit ne kinet / in der fuchten erden, / so nist
nehein trost, daz iz werde / jemer wole berhaft Litan
1117;
also treit si [die Ameise] ieriu korn in ier hol.
unde chliubet iegeliches entzwain darumbe dc ez iht chine PrSchw
1,22;
GenM
146,25;
PsWindb
64,11.
– übertr.:
also tuͦt der geistliche mensche, der gottes geist enpfangen
hat; das ist ein so edel sat, si kinet und wahset untz an des seligen menschen ende
Mechth
4: 18,18;
Will
42,4(La.);
duͤ nacht von dem tac wart kiment RitteruT
231.
– verengt auf ‘wachsen’
ie mid demo steini / gab er
[Gott] uns gimeini di herti der beini, / mid der poumi
grunin / der negili chimin SuTheol
90.
– verengt auf ‘aufbrechen’
da wolde got sine truten / Jherusalem die nuwen / mit allem
vlize uf buwen / und legete dar den edelen stein, / ober den die mure nicht enkein /
noch vor der last nicht enweich HeslApk
21602
kinne
stN.
(stF.
EnikWchr
14172
vgl. 1.4; stM.
WvRh
6342
vgl. 1.5);
bei Komposita in Gl. vereinzelt kind-.
‘Kinn’, auch von Tieren (
Walth
XVII,40
s.u. 1.1 und
BdN
160,13
) mit fließendem Übergang zu ‘Kinnlade, Unterkiefer’;
übers. lat. mentum (
VocOpt
1.050;
SummHeinr
2:365,125.
1:128,173
) und molae (
PsM
57,7
).
1
‘Kinn’
1.1 als Ort des Bartes in Wendungen zu Alter, Reife und Mannheit 1.2 Tränen, die über das Kinn laufen, als Merkmal großer Trauer 1.3 das Kinn in die Hand legen, als Teil einer betrübten und nachdenklichen Haltung 1.4 die Hand am Kinn eines anderen als Geste der Vertrautheit 1.5 oft im Rahmen idealtypischer (höfischer) Schönheitsbeschr. (von Männern und Frauen) 2
‘Kinnlade, Unterkiefer’ , hier vom Esel (vgl.
kinnebacke
,
kinnebein
,
kinnebracke
)
1
‘Kinn’
dâ das gollier [der Kragen] unz an daz kin /
gereichte, unz an die rinken [Gürtelschnalle] hin / diu
knöpfel wâren silberwîz Helmbr
185;
eyn blattere an deme kynne OvBaierl
72,7;
dem vih sol ein knecht nachgan, der sol tragen ein partholz
[langstielige Barte] vnd soll das isen zu berge keren
an syn kinne, ob er schlieffe das er [l. es] in steche,
das das vih nit gestigen in keines mannes matte WeistGr
4,164
(a. 1343);
UrkCorp (WMU)
N815,7;
er stach mir mit der tyoste sîn / den helm dâ an daz kinne mîn, / daz mir daz
kinne wart bluotes naz UvLFrd
226,10
(vgl.
kinnebein
);
Herb
4407
1.1
als Ort des Bartes in Wendungen zu Alter, Reife und Mannheit:
sô junc ein man, / daz sîn kin noch nî granen gewan Crane
3591;
ich gewinne [...] ein grawez kinne als ein bok
Walth
XVII,40;
bartlôser muot, nu birc daz kinne! KLD: LvS
8:2,7
1.2
Tränen, die über das Kinn laufen, als Merkmal großer Trauer:
ir wâren wengelîn ind kin / begozzen gar mit trênen naz
Crane
3421;
NibB
2257,4
1.3
das Kinn in die Hand legen, als Teil einer betrübten und nachdenklichen
Haltung:
wie wart hie undersetzet ir kinne mit den handen? / an vreuden unergetzet
begunde siz den ougen lieht enblanden [schwer zu
machen]
JTit
4518,1;
Herb
10594;
ich saz ûf eime steine / und dahte [bedeckte]
bein mit beine. / dar ûf sazte ich den ellenbogen, / ich hete in mîne hant
gesmogen / mîn kinne und ein mîn wange. / dô dâht ich mir vil ange
[bedrückt] , / wes man zer welte solte leben
Walth
8,8
1.4
die Hand am Kinn eines anderen als Geste der Vertrautheit:
in triutelîcher wîse dô was der megede hant / an ir vater kinne
Kudr
386,3;
dô er in gruozte und an sîn kinne / im greif in valscher
[geheuchelter] friundes minne
Renner
6249.
6256;
er nam si bî ir kinne / unt kuste si an iren munt
DietrGlesse
100;
sie ging zu Lancelot und nam yn by dem kinne; des
schampt sich Lancelot ußermaßen sere Lanc
462,29;
Neidh (S)
2,131 c48:6,4;
Loheng
7226;
UvLFrd
365,8;
den künic si bî der [La. dem
] kinn gevie EnikWchr
14172
1.5
oft im Rahmen idealtypischer (höfischer) Schönheitsbeschr. (von Männern und
Frauen):
din [Christus] wolstendes
kinne Seuse
552,6;
ir [der toten Maria] enwas ouch
niht entwichen / ir varwe noch erblichen / ir nase, ir munt, ir chinne
KvHeimHinv
577;
er hett eynen großen munt und einen großen langen hals,
die zene wiß und ein hohes kinne Lanc
26,22;
Herb
3197;
ir kinne, ir kel, ir goltvar hâr, /
[...] / sol ich daz lange mîden, / so muoz ich
kumber lîden SM: WvH
4: 1,9;
MF:Mor
25: 2,1;
KLD:GvN
48: 3,2;
SM:KvA
2: 4,1;
Herb
2927;
MinneR 3
44;
wichtig auch das Grübchen:
die kunst wil, daz man prise / ein kinne von guter
wise. / daz mezseclichen sie getan / und sol ein grubelin mitten han
Physiogn
266;
sunder an dem kinne was her ein wenic gezweigespeldit
EvBeh
Einl. 15;
KvWTroj
19985;
HvNstAp
13213.
15059;
Lanc
35,5;
sinwel was der kinne sîn, / und ein kleinez gräbelîn, / als ez wol dem
kinne zan, / was enmitten dar an WvRh
6342
2
‘Kinnlade, Unterkiefer’, hier vom Esel (vgl.
kinnebacke
,
kinnebein
,
kinnebracke
):
uf einim velde das geschah / da Sampsonis manheit / ê mit
des esils kinne streit / den sig RvEWchr
30942.
30945.
–
‘Kiefer, Rachen’ (vgl.
kinnebacke
2):
dem [Fisch] brich ûf sînes mundes kinne [
aperto ore eius Mt. 17, 26(27)] , / dâ vindest du
zwên phenninge inne Philipp
5960
kinnebacke
swM. (st.
GenM
36,22
)
‘Kinnlade, Kiefer’, sowie angrenzende Gesichts- oder Kopfpartien;
übers. lat. maxilla, mandibula, mentum, mala (
VocOpt
1.051;
SummHeinr
2:365,125.
2:365,124.
1:126,151.
2:5,65
)
1
‘Kinnlade, (Unter- und Ober-)Kiefer’ von Mensch und Tier (vgl.
backe
) 2
‘Rachen’ (vgl.
kinne
2 ) 3 (untere Partie der) ‘Wange’
4 bei Fischen wohl auch der Kiefer einschließlich des Kiemenbereichs (vgl. DWB 5,682
und 778 mit weiteren Belegen; MlatWB 1,1562f. weist branchia wegen des
mhd. Interpretaments in diesem Beleg (und einem weiteren [ ckivvi piscis ])
die Bed. ‘Kiefer’ zu, ebd. 1,1563)
1
‘Kinnlade, (Unter- und Ober-)Kiefer’ von Mensch und Tier (vgl.
backe
):
in deme munde liez er [Gott] hangen
eine zungen lange. / fure die îlte er machen einen chinnebachen, / zane zwei
geverte, beinîn vile herte, / daz si daz ezzen brechen unt daz diu zunge spreche
Gen
125
(=
GenM
5,18
);
er sluc einez dagez mit einez esilez kinnebaken dusent starke risen da nider
HlReg
43,10;
Lucid
146,15;
er stach im ain scharten / uz dem kinbacken
WhvÖst
12043;
do gewan iz [das Buch] alda zu
stunt / des suzen honiges smacken / zwischen minen kenebacken / und bittert in minem
buche [Bauch]
HeslApk
15320;
alsus betriegent si daz livt, [...], we gescheh ir
chinnebach GenM
36,22.
–
alliu tier, die hörner auf dem haupt habent, mangeln der
zend an dem obern kinpacken BdN
13,27.
115,5;
ain iegleich tier mag seinen undern kinpacken gewegen
ebd.
115,3.
233,12
2
‘Rachen’ (vgl.
kinne
2):
es legent wol hundert ritter dot, / e denn verderbet wùrd der track, / wann
sin wijter kynnback / verslùnd wol zwölff man, / keme er sie miteinander an
Krone
26649.
12789.
13646
3
(untere Partie der) ‘Wange’
dirre selben vælinne / hiengen nider auf daz chinne / zwen gerüntzelt
kinnebachen Krone
9377;
vermocht ich id, ich soult zo deser zyt / uch sere slaen up uren nacken / ind
ouch an ure kynbacken KarlGalie
4266;
[
sî
] spîten im [Jesus] under sîn ougen, / in
sluogen an sînn kinnebacken, / an sîn hals und an sînn nacken Philipp
6654
4
bei Fischen wohl auch der Kiefer einschließlich des Kiemenbereichs (vgl. DWB 5,682
und 778 mit weiteren Belegen; MlatWB 1,1562f. weist branchia wegen des
mhd. Interpretaments in diesem Beleg (und einem weiteren [ckivvi piscis])
die Bed. ‘Kiefer’ zu, ebd. 1,1563):
brantia: kinnebacho SummHeinr
2:201,03.3
(vgl. kinne
2)
kinnebackenslac
stM.
Schlag auf Wange und Kiefer, ‘Backenstreich, Ohrfeige’
do quamen andere und gabin ime kinnebakinslege in sin antlitze und spotten mit
ime und sprachin: prophecie uns, Christe, wer ist, der dich sluc? PassHarm
(R)
105,14
(Mt 26,67b+c)
kinnebein
stN.
auch kind- (
SummHeinr
1:128,173
).
‘(Unter-)Kieferknochen, Kinnlade’ von Mensch und Tier (vgl.
underkinne
);
übers. lat. mandibula und mentum (
VocOpt
1.051;
SummHeinr
2:365,125.
1:128,173
) und vgl. submentum (
v̈nder kinpain ebd.
1:128,177
):
sîn [Jesus] bart was swarz und lanc genuoc /
[...] / er tahte [bedeckte]
des kinnebeines zil WvRh
6331;
WernhMl
5935;
dc er [Samson] mit aines esels kinbain tusent
haiden zu tôde scluͦch PrSchw
1,125;
KvHelmsd
1190;
RvEWchr
20864;
schrephe danne under dem chinnebein oder dû setze die egelen
an den chinnebachen Barth
147,21;
mit ir liehten hende blanc / graif si im an das kinnebain, /
[...] / si sprach: geselle,
[...] / maht du genesen? RvEWh
4849
(vgl.
kinne
1.4);
Iw
461;
Seuse
61,19;
SHort
5794;
Ottok
7993.
– als Zielpunkt im Turnier:
diu ors nâmens mit den sporn; / ir ietweder hêt erkorn / den
andern underz kinnebein Wig
545;
Iw
5334;
(s.a. ähnl. Beschr.:
UvLFrd
226,10.
452,28;
Herb
4407.
8894
)
kinnebracke
swF.
‘Unterkieferknochen, Kinnlade’ (vgl.
2bracke
):
wie vertruoc / Sampsôn daz man im hete getân, / der mit ein ander tûsent man /
sluoc mit eines esels kinbracken [
(inventamque) maxillam id est mandibulam asini Idc
15,15]
Renner
6867;
van der kennebracke. deme kenebracke vz der stat gestot
wert [ausgerenkt] , daz saltu alzo erkennen: eme stet
de munt vffin vnde kan en nicht czugetunn OvBaierl
158,1;
des hæcchedis [Hechtes]
chinnebrachin Ipocr
166
(vgl.
kinnebacke
4)
kinnelîn , kinnel
stN.
Dimin. zu
kinne
, ‘zierliches Kinn’
ein kinnelîn wol gestellit MinneR 27
235;
der touwigen rôsen glîche / wâren ir wengel und ir munt, / ir kinnel
minniclîchen stunt ErnstD
2660
kinnereif
stM.
‘Kinnkette am Pferdegeschirr’ (vgl. Pfeiffer, ross, 18,15):
submentile: chinneraif Gl
3:641,18;
das gebisse das was stehelin, / das val das was silberin, / von golde der
kinnereyff TristMönch
421
kinnezan
stM.
auch kind-.
‘Backenzahn’
molaris (lapis): muͤlstein; [
molaris
] (dens): kinnezan GlAnzfKdVz
8:397,246;
genuinus dens maior: kinnizan SummHeinr
2:316,98;
dens molaris: kinzan, kindzan VocOpt
1.067
kint
Adj.
‘jung, im Kindesalter’ (Altersspanne vom Säugling bis zum jungen Erwachsenen,
vgl.
kint
; s.a.
kindisch
; Ggs. alt), auch ‘klein’ (Ggs. michel
BuchdRügen
756
):
die wil ich [...] nider drücken, / sie sîn alt oder
kint Helbl
4,339;
StrAmis
520;
geislîche vrowen [...], / si sîn alt ode kint
BuchdRügen
842;
sie [die Schüler] sîn michel oder kint ebd.
756;
er hat [zu seiner
Schwertleite] zwelf gesellen kint / dú oͮch von hoher arte sint
RvEWh
5337;
swie kind ich von den jâren sî, / mir sint iedoch die witze bî, / daz ich mich
des vil wol verstân UvLFrd
61,28.
–
ze ~ sîn
‘zu jung sein’
dar zuo bist du noch ze kint: / du enkanst dich schaden niht
bewarn UvZLanz
324;
swîget! ir sît gar ze kint / und gegen sô hôhen dingen blint
UvLFrd
41,25;
dû bestunde mich ze frû, / ich bin ze kint noch dar zû: / wâr ich der
sterkiste man, / der in der werlde ie lîb gewan, / dû hetest mir schiere wê getân
En
10296.
11258;
Wig
3384.
– als Bestandteil von Personennamen:
her Hug der kinde UrkCorp (WMU)
466,3.
– übergehend zu ‘unwissend, naiv, unerfahren’
weise unde listich si sint, / si werdent nimmer mer so chint, / daz si uns
getuͦn die stat Dietr
8519;
man vindet liute so kint, / die lihte zweinzic jæric sint, / die die werlt
niht rehte erkennent / und si doch dicke nennent [hier: zu allem eine
Meinung haben?]
StrFra
935;
Lanc
452,6;
bei Neidh auch ‘kindisch, einfältig’, auch in der Form
kinder (NeidhWB, S. 151):
erst kint, der in bestât Neidh
WL 1:4,11;
niemen ist sô kinder [
winder:
] , / tuot im liebe leiden wanc, / im enkan der bluomen schîn, /
triuwen, niht erwenden, er ensen sich zaller zît ebd.
WL 22:1,5;
Komparativ:
die alten / die suln sîn deste kinder ebd.
SL 17:3,10
kint
stN. (selten M.)
Nom. Pl. neben kint auch
kinde (z.B.
[interl. zu filii
]
PsM
35,8
), kinder (z.B.
Parz
23,18
) und kindere (z.B.
Hester
1815
), s.a. den Formenüberblick WMU 2,1000;
stM.:
wahsen begunde do der chint GenM
39,18;
Kchr
13204.
2794.
14333;
Spec
81,6.
81,16;
SüklV
221;
mit mask. Dem.-Pron.:
herre, hie ist ein chint, der treit funf prot PrRoth
42.
1 einen Menschen in seinem ersten Lebensabschnitt von der Zeugung bis zum jungen
Erwachsenenalter bezeichnend, ‘junger Mensch’ (zur Hervorhebung eines sehr
jungen Alters mit junc z.B. 1.1 von ungeborenen Kindern und Säuglingen 1.1.1 allg. 1.1.2 in Wendungen und Kollokationen mit Verben zu Zeugung, Schwangerschaft,
Geburt und Kindbett 1.1.2.1 oft
~ gewinnen
1.1.2.2
~ machen 1.1.2.3
~ ziln 1.1.2.4
~ entvâhen 1.1.2.5
eines kindes nôthaft sîn 1.1.2.6
eines kindes swanger wërden 1.1.2.7
eines kindes swære sîn 1.1.2.8 oft
~ tragen 1.1.2.9
~ verliesen/ behalden 1.1.2.10
~ verdërben
‘ein Kind abtreiben’
1.1.2.11
mit einem kinde arbeiten , auf die (außergewöhnlichen?) Mühen einer Geburt bezogen 1.1.2.12
ze (einem) kinde gân , auf den Geburtsvorgang bezogen 1.1.2.13
~ gebërn
1.1.2.14
eines kindes (ge)ligen 1.1.2.15
eines kindes genësen
‘eine Geburt überstehen, ein Kind gebären’
1.1.2.16
eines kindes verdërben
‘an einer Geburt oder deren Folgen sterben’
1.2 von Kindern bis zur Pubertät (in höf. Texten auch ‘Knappe, Page’ , vgl.
z.B. 1.2.1 allg. 1.2.2 in Vergleichen 1.2.2.1 bezogen auf Unberührtheit 1.2.2.2 bezogen auf Unfähigkeit, Unbeholfenheit, Unwissenheit und Unbedachtheit 1.2.2.3 bezogen auf Unbeständigkeit, Unzuverlässigkeit 1.2.3 in Wendungen zur Beschreibung des zeitlichen Kontinuums seit der Kindheit
‘von Kindheit an’
1.2.3.1
von (einem) kinde 1.2.3.2
von kindes beine 1.2.3.3
von mînen kindes tagen 1.2.3.4
von kindes jugend 1.2.4 in der (abwertenden) Umschreibung kindes spil , der kinde
spil von etw. als ‘eine einfache Sache, etwas
Geringfügiges’ (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 245; vgl.
kintspil
) 1.2.5 in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 2,94; 7,39; 10,114) 1.3 von Jugendlichen und jungen Erwachsenen 1.4 in der Anrede 1.4.1 von geistlichen Schülern oder Gemeindemitgliedern 1.4.2 im Aufruf zum Feiern oder zu geselligen Unternehmungen 2 ein Verwandschaftsverhältnis bezeichnend, ‘Kind’ (von jmdm., auch im
Erwachsenenalter) 2.1 allg. 2.2 in der Anrede an das eigene Kind 2.3 in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 7,14.43.47) 2.4 in Umschreibungen für die gesamte Familie 2.4.1
wîp unde kint/ kinder 2.4.2
mâge unde kint 2.5 in Umschreibungen für ‘Mensch’
2.5.1
wîbes kint 2.5.2 oft maneger muoter kint (vgl.
barn
2.1 ) 2.5.3
maneger diete/ liute kint (s.a. 2.6 ) 2.6 in Umschreibungen für ‘Nachkommen’
2.7 in Umschreibungen für Einwohner unterschiedlicher geogr. Größen (Reich, Land,
Stadt; vgl. 2.5 und 3 ) 2.8 in Umschreibungen für Angehörige religiöser Gruppen (vgl. 2.5
und 3 ) 3
‘Zugehöriger’ in Umschreibungen, die jmdn. als zugehörig zu jmdm./etw.
darstellen oder als dessen Einfluss unterworfen 3.1 zu abstrakten Mächten 3.2 zu Gott oder seinen Widersachern (Teufel, (ewiger) Tod, Welt u.ä.) 3.2.1 Gott 3.2.2 Teufel 3.2.3 ewiger Tod 3.2.4 (gottferne) Welt 4
‘Tierjunges’
1
einen Menschen in seinem ersten Lebensabschnitt von der Zeugung bis zum jungen
Erwachsenenalter bezeichnend, ‘junger Mensch’ (zur Hervorhebung eines sehr
jungen Alters mit junc z.B.
Flore (P)
4006,
kleine z.B.
BdN
331,28,
lützel z.B.
VAlex
174,
wênec z.B.
PrOberalt
67,28
)
1.1
von ungeborenen Kindern und Säuglingen
1.1.1
allg.:
noch ain grœzer wunder ist, daz daz kint niht ætempt
[atmet] in der muoter leib und doch, wenn ez
geporn wirt, sô mag ez ain klain zeit ungeætempt niht beleiben
BdN
33,33;
[Brüste,] den die wartze kleine sint, / so gerner
saugent sie die kint Physiogn
336;
ich han eu noch niht zessen gegeben, ich han eu diu
milich ze trinchen gegeben alsam den wenigen chinden
PrOberalt
67,28;
Spec
15,16;
VAlex
119;
PrBerthKl
6,65;
Mechth
5: 23,61.
– übertr. in Bezug auf ein Unvermögen, z.B. im Rahmen von
Bescheidenheitstopoi (vgl. 1.2.2.2):
wann ich pin ain chinde mit herrenn Jeremia a. a.
a. und chan nichtt redenn [‘ich bin nicht redegewand’,
Anspielung auf Ier 1,6]
HvHürnh
Vorr. 33
1.1.2
in Wendungen und Kollokationen mit Verben zu Zeugung, Schwangerschaft,
Geburt und Kindbett
1.1.2.1
oft
~ gewinnen
1.1.2.1.1
‘ein Kind bekommen’ (auch von Männern und Paaren):
got sprah Abrahamę zuͦ / du solt einen edelen
sun han / du solt ein kint gewinnen VMos
18,16;
Amfortas, / des swester Herzeloyde was, / bî
der Gahmuret ein kint / gewan Parz
455,21;
si gewunnen samt schœniu kint ebd.
826,9;
ein vrîe vrauwe mac gewinnen fünf hande kint
[je nachdem, welchem Stand der Vater
angehört]
SpdtL
141,15;
AvaJo
9,2;
Gen
1333;
Wahrh
31;
Rol
497
1.1.2.1.2
auf den Geburtsvorgang bezogen:
swelch zit si das cruͦt nutzet, si mus das
kint gewinnen Macer
11,12.
5,9.
12,3;
swenne ein wîp êrste man nimet, gewinnet si
kint ê ir rehten zîte, man mac daz kint beschelten an sînem
rehte [die Rechte des Kindes
anfechten]
SpdtL
117,1.
117,4;
Gen
856.
1314;
RvEWchr
408;
PrOberalt
94,26;
HvNstAp
2452
1.1.2.2
~ machen:
welher man vil hârs hât an dem part und an der
prust, der macht schier kint BdN
117,8
1.1.2.3
~ ziln:
sie hât emphangen einen sun [...] / und
ist daz der seste mânt / daz sie daz kint gezilet hânt
Erlös
2786
1.1.2.4
~ entvâhen:
du hast ein chint enphangen AvaLJ
6,3
1.1.2.5
eines kindes nôthaft sîn:
ze wîbe si se imo gab [Sara ihrem
Ehemann Abraham ihre Magd Agar] , eines chindes wart si
nôthaft. / dô begunde si ire vrouwen sâ ze stunt versmâhen
Gen
848
1.1.2.6
eines kindes swanger wërden:
si newurde eines chindes swanger
Gen
529;
Konr
8,22.
8,15;
RvEBarl
2592;
Roth
2945
1.1.2.7
eines kindes swære sîn:
ich pin ains kindes schwäre
HvNstAp
6132
1.1.2.8
oft
~ tragen:
diu frouwe hête getragn / ein kint, daz in ir
lîbe stiez Parz
109,3;
Calmana, / dú bi Caine kinde genuͦg / inden
selbin ziten truͦc RvEWchr
411;
KvWTroj
17117;
Konr
18,20;
Macer
9,20
u.ö.;
si [Maria u. Joseph] füerent ein
chindelîn, / daz nie wîp sô schœnez truoc KvFuss
1761
1.1.2.9
~ verliesen/ behalden:
so mochten si di kint uorliesen. man sal den
wiben so si des ersten swanger werden geben zu nutzen da uon si di kint
behalden SalArz
65,29
1.1.2.10
~ verdërben
‘ein Kind abtreiben’
[der Teufel] ræt, wie diu muoter daz kint
verderben müge PrBerth
2:57,1;
die [
meide
] stolz sint, und kint verderbent tougenlîchen
Renner
12511
1.1.2.11
mit einem kinde arbeiten, auf die (außergewöhnlichen?) Mühen
einer Geburt bezogen:
swelch wip mit einem kinde arbeitet, sudet si den
bibos mit wine oder mit bire unde nutzet das: si geniset an der stunt
Macer
1,10.
11,12
(vgl.
swen si des kindes in arbeiten gent ebd.
8,3
)
1.1.2.12
ze (einem) kinde gân, auf den Geburtsvorgang bezogen:
swenne ein wip zu einem kinde ge. vnde des nicht
ân muge werden. so sal man si setzen in ein bat SalArz
65,54;
SHort
10809.
11242
1.1.2.13
~ gebërn
1.1.2.13.1
auf den Geburtsvorgang bezogen ‘gebären’
das si ir kint gebere / mit erbeiten und mit
grozer not RvEWchr
384;
Hochz
889;
MarldA
11.
12;
Macer
1,13
1.1.2.13.2
‘Kinder zeugen, bekommen’
als er
[Jakob] intslief got in ane rief. / er
gehiez ime ze wâre daz er vil chinde gebâre, / daz chunige die hêren
von ime chômen Gen
1672.
1083
1.1.2.13.3
(vom Kind) geborn wërden:
do daz chint geborn wart, ein sterne iesa
gesehen wart AvaLJ
18,1.
13,4;
VMos
31,10;
PrBerthKl
5,14
1.1.2.14
eines kindes (ge)ligen:
Nausica eines kindes gelac; / einen son sie gwan
Herb
17797;
des hirten wîp dô kindes lac
KvWTroj
564
1.1.2.15
eines kindes genësen
‘eine Geburt überstehen, ein Kind gebären’
duo des zît was Adames wîb des chindes gnas. / si
gebar einen sun Gen
573.
1679;
Eracl
324;
PrüllS
1,6;
BdN
487,34;
eines chindes si genas / vil unlange ir leben was
/ do daz kint geborn wart / dev shone muͦter ime sturb
VMos
31,9
1.1.2.16
eines kindes verdërben
‘an einer Geburt oder deren Folgen sterben’
du solt, here, pey mir wesen, / untz das du
sichst mein genesen / oder ob ich soll sterben / und des kindes
verderben HvNstAp
2336
(vgl.
wie im dy schone Lucina, /
[...] / auff deß mers wag verdarb / und des
kindes tod starb ebd.
6142
)
1.2
von Kindern bis zur Pubertät (in höf. Texten auch ‘Knappe, Page’, vgl.
z.B.
Parz
429,13;
Wig
11310
; s.a.
knabe
2.4,
1knappe
2)
1.2.1
allg.:
tô was er ein lutzel chint VAlex
174;
diu klainen kint BdN
331,28;
den kinden treumet nicht vor dem dritten jâr oder vor
dem vierden ebd.
9,3;
dú ungetoͮften kint under fúnf jaren wonen in einer
sunderlichen wirdekeit, die inen got us sinem rich hat bereit
Mechth
3: 1,154;
nu wuohs daz chint, daz ist war, unz iz chom vur ahte
jar AvaJo
13,1;
Macer
60,12;
SalArz
35,18;
der knapp sah wol das das kint [Lancelot
ist 10 Jahre alt] ein edelman was, und antwurt im alsus:
lieber juncker, das uch got ere, [...] !
Lanc
36,35;
wer das wais, den hais ich alt, / ob er der jar ain
kind wär KvMSph
2,12;
Pelzb
121,17;
Walth
66,8;
Wig
5604;
Mechth
4: 3,3.
– spez. vom männlichen Kind (vgl. die Wendungen unter
knëht
1.1 und 2.2.1):
ez si herre oder kneht, man oder wib, magt oder
kint WüP
97,8
1.2.2
in Vergleichen
1.2.2.1
bezogen auf Unberührtheit:
[
ich weiz ein wîp, diu wont mir in dem sinne, ebd. 9:
1,3
] sist kiuscher dann ein kint von siben jâren SM:
Wi
9: 3,6;
an der [einem wîp dar ich mich hân
gwendet, ebd. 1a:2,1)] vinde ich niht
wan kindes muot KLD: VdK
1a:2,3
1.2.2.2
bezogen auf Unfähigkeit, Unbeholfenheit, Unwissenheit und
Unbedachtheit:
fünf sterkiu regna
[Reiche] sint, / er ist vil gar ein kint,
/ swer der niht weiz Tannh
5,42;
swer daz sô vergebene tæte, / seht, der dûhte mich
ein kint, / alse ich hân daher getân. / wan wil mich ze tôren hân
SM: UvS
23: 3,4;
sô dûht ir mich ein kint, / unde wolt ir den
bestân Wig
2626;
ich bin ein wîp: næm ich mich an / ze râtenne als
ein wîser man, / sô wær ich tumber danne ein kint Iw
7853.
3321.
– bezogen auf einen senil gewordenen Mann (hier den
Marner):
ez was ein kint unde wart ein man und ist ein kint geworden
Rumelant (K)
4:7,3.
4:7,9.
– übertr. in Bezug auf ein Unvermögen, z.B. im Rahmen von
Bescheidenheitstopoi (vgl. 1.1.1):
ich bin der sinne ein kint KLD:
GvN
2: 4,2
1.2.2.3
bezogen auf Unbeständigkeit, Unzuverlässigkeit:
hüett dich das du ichtt zerprechest die gegebenn
treu unnd die gevesstent freüntschaft, wann das getzimt nur den untreuen
und den chinnden und den pösenn weiben HvHürnh
22,1;
ich gesach nie wîp sô staete, / – des ich ir doch
niht engan – / diu sô harte missetaete, / sô si tuot an einem man. / mîn
rede diu ist noch gar ein wint. / nu wil si mich zuo allen zîten triegen
als ein kint MF: Reinm
57: 5,6
1.2.3
in Wendungen zur Beschreibung des zeitlichen Kontinuums seit der Kindheit
‘von Kindheit an’
1.2.3.1
von (einem) kinde:
swaz uns von kinde / ie leides gescach / biz an
den selben tach SAlex
5232;
liute und lant, dar inn ich von kinde bin erzogen, / die sint mir
frœmde worden Walth
124,7;
lât mich an eime stabe gân / und werben umbe werdekeit / mit
unverzageter arebeit, / alse ich von kinde habe getân ebd.
66,36;
waz touc der dienest mîn, / den ich iu von kinde
tete UvZLanz
1625.
7800;
NibB
1419,4;
Iw
6995;
Parz
528,19
u.ö.;
Tr
11587.
18656;
Wig
175.
1967;
MF:Mor
15: 2,5;
RvEBarl
11154
u.ö.;
KLD:GvN
7: 2,5
u.ö.;
die mînen besten zît daher von einem kinde
SM: Te
2: 1,2;
ich bin noch, [...], /
vil staete her von einem kleinen kinde MF: Mor
17: 2,3
1.2.3.2
von kindes beine:
aller der sunden, die ich ie gevrvmt han von
kindes pêine unz an dise wile, der gib ich mich schuldich in dine gnade
Spec
4,14.
98,24;
din edele kuscheit, / di du von kindes beine /
luter unde reine / behalden hast mit vlize Pass I/II
(HSW)
26367;
HimmlJer
65;
SHort
5670;
KLD:GvN
14: 4,14
1.2.3.3
von mînen kindes tagen:
die lêre, die ich hân getragen / her von mînen
kindes tagen RvEBarl
3944
1.2.3.4
von kindes jugend:
du hâst von kindes jugende / getragen ie der êren
cranz KvWWelt
140;
wend ich nie man baz vollinkuͦmin / an allir
slachte tuͦginde / gesach von kindis iuginde Athis
F 144;
ein sunder tugent, / die hette sie von kindes
jugent Vät
38168.
32165;
auch in sîner kindes jugent
‘in seiner Kindheit’
in sinir jungin kindis jugint / er wuͦhs mit
kraft an mannis tugint RvEWchr
20498.
20510
1.2.4
in der (abwertenden) Umschreibung kindes spil, der kinde
spil von etw. als ‘eine einfache Sache, etwas
Geringfügiges’ (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 245; vgl.
kintspil
):
swer mich des bescheiden wil / nâch wâne, deist ein kindes spil
Freid
11,12;
SM:UvB
1: 2,5;
Parz
79,20.
557,13
1.2.5
in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 2,94; 7,39; 10,114):
ich fürhte als ein verbrantez chint
KvHeimUrst
23;
sô ein frumich rîter zû zim chom, / dem bôt er lîp unt
gût. / er ne chêrte cheinen sînen mût / weder an chint noch an tumben man
VAlex
159;
daz kint daz dâ ist geslagen, / daz muoz wol weinen
unde clagen Iw
723
1.3
von Jugendlichen und jungen Erwachsenen:
wir wollen ouch, daz man dekein kint cleide oder entphâhe
in disen orden, ê danne ez kume zu der zal sîner vîrzehen iâre
StatDtOrd
51,25.
51,30;
so der selbe harn gerlichen dunne ist. vnde eines kindes
ist. vnde ez ist hinder sechzehen iarn SalArz
112,50.
113,19;
unt alsô daz chint
[Alexander] nâch dem site / was wol gewâfen unt
geriten, / dô was er ein scôner jungelinc VAlex
365
(vgl.
fater, nû bin ich funfzên jâr alt ebd.
349
);
‘ave Marie! / got unser herre mit dir wone!’ / daz edele
kint [Maria] irschrak da vone / der unkundiger
gruze [vor den (ihr) unbekannten Grüßen] . / zu
stunt als die suze / gelouben entpfienc der botschaft, / do entpfienc sie von
der gotes craft / den waren gotes sun Crist HeslApk
596;
swâ man tanzet alder springet, / da ist er vor in allen. /
mit gewalte in nieman dringet / des muoz er uns kinden wol gevallen SM:
Go
2: 5,11;
Tannh
1,98;
wa das kint [Jesus] hin kam unz
an die zit, das es gewohs ein kint von drissig jaren und ein vollekomen man
Mechth
5: 23,154.
– als Beiname:
dô kom aber sint / Gêrnôt, ir bruoder, und Gîselher
daz kint NibB
1219,2
1.4
in der Anrede
1.4.1
von geistlichen Schülern oder Gemeindemitgliedern:
‘liebez kint, got minne dich!’ / diu frouwe gnâte im
unde neic Eracl
754.
2080;
Tauler
152,6;
lieben kint, dis hant wir alle gote gelobet und mit
eiden gesworn ebd.
58,8;
Spec
10,21;
EnikWchr
1861;
lieben kint mîn ebd.
1939;
vil lieben kint, nu verstont das ich sage
Tauler
151,15;
miniv uil liebin kint Spec
85,21
1.4.2
im Aufruf zum Feiern oder zu geselligen Unternehmungen:
wir sun den winder in stuben enpfâhen, wol ûf, ir
kinder, ze tanz sun wir gâhen! KLD: BvH
1: 1,2;
KLD: KvK
5:2,1;
kinder, kinder, sint gemant, / wir sun schouwen wunne manicvalde
ebd.
5:1,3;
ez meiet hiure alsô, / daz aller frowen heil / ûf gât
ein michel teil. / ir kint, ir sunt mit fröiden / jârlang wesen
geil [fröhlich]
SM: KvA
3: 2,7;
lieben kint, wa ist der wirt? / wann aller freuden
man enbirt / wa man deß wirtes nicht enhat, / wie wol der kost ist voller
rat HvNstAp
16265;
SM:WvT
1: 1,1
2
ein Verwandschaftsverhältnis bezeichnend, ‘Kind’ (von jmdm., auch im
Erwachsenenalter)
2.1
allg.:
ein wîp mac gewinnen êkint, vrîiu kint, eigen kint unde
kebskint SSpAug
141,18;
wem man auch einen teschern
[Teigtasche?] oder zwene oder kuchelech sinen
kinden mit dem broͤte bringet, waz die wegen, als vil sol dem pfister abegen an
dem gewihte WüP
92,18;
Mühlh
131,8;
ûz gie dô Noe mit sînen chinden jouch mit ire wîben
Gen
711;
sun, so wil ich nit mit dir mer / vehten, wan du bist
min kint Rennew
20015;
man sagt, daz chein kint sîner mûter kebeskint en sie SSp
(W)
1:51,2;
Rol
1137;
VRechte
271;
Wig
1599;
[Maria] so wol dich des kindes! MarseqM
56;
Seuse
268,16.
– übertr.:
frauw Salde vnd das Heil, ir kint Krone
15829.
23094
2.2
in der Anrede an das eigene Kind:
dô sprach diu vrouwe Uote ir lieben tohter zuo: / swaz
dîne bruoder râten, liebez kint, daz tuo NibB
1246,2;
chint mîn Neptalim Gen
2919;
ich sage dir kint minez VMos
14,22;
Wig
11365;
Herb
18413
2.3
in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 7,14.43.47):
daz ist immer und was ie / daz diu jungisten chint / dem
vater aller liebest sint KvHeimHinv
421;
daz kraut [...] ist den
zaubræren gar nütz. [...] aber die haimleichait
[...] schol diser gazzenspringer niht wizzen. man
hât mir daz kint verstoln, ê daz ez volporn würde, dar umb muoz ich im diu
klaider dester kürzer schrôten BdN
424,13
(Bed. der Wendung unklar)
2.4
in Umschreibungen für die gesamte Familie
2.4.1
wîp unde kint/ kinder:
der sal Wirzeburg ruͦmen mit wibe und mit kindin cehin
mile von der stat on geverde WüP
9,13.
89,48;
des saget er sime gesinde, / wibe vnd kinde, / daz
sie fride hatten Herb
15366;
beide wip unde kinder / die sluc man alse rinder
GrRud
#g+d#g- 25;
so behalte wir den lib, / dar zu kint unde wib / unde
alle unse ere Rol
436.
184.
889;
Herb
11521;
KvWWelt
248;
KvWSchwanr
1555.
1512;
Eracl
4457;
Roth
2867
2.4.2
mâge unde kint:
daz die mvzzen wesen fro, / die deheine rechte rede
verstant / vnde hie hus vnde hof hant / vnde mage vnde kint / oder mit
truwen hie inne sint Herb
15395
2.5
in Umschreibungen für ‘Mensch’
2.5.1
wîbes kint:
ir nemuget under wibe chinden neheinen grozzeren man
vinden AvaJo
25,10;
Spec
81,14;
Neidh
WL 23:11,1;
MF:Wolfr
9: 1,8
2.5.2
oft maneger muoter kint (vgl.
barn
2.1):
dû solt heizen schrîben / disiu dinc diu hie sint, / daz vil maneger
muoter kint / wîten ûf der erde / dâ von gebezzert werde Tund
1792;
Rol
7401;
NibB
19,4;
KvWTurn
497.
– (vgl. 4):
manges tieres kint ReinFu
K,1356
2.5.3
maneger diete/ liute kint (s.a. 2.6):
vier lant groz und wit irkant, / darinne manegir diete
kint / in aller hande geschepfede sint RvEWchr
1494;
maneger hande lúte kint / hat das selbe lant mit wer
ebd.
2095
2.6
in Umschreibungen für ‘Nachkommen’
ire [der anderen Söhne
Noahs] scalche wâren die Cham unde sîniu chint gebâren
Gen
760;
diu zwelf chunne / der Jacobis chinde Hochz
955;
von sinin kindin gar, / die er insinir zit gebar / und dú
do in den jaren / sinir kinde kint gebaren RvEWchr
1195;
do mit buwe nidir lie / Sem und der geslehte kint ebd.
2160.
1367.
4408.
2.7
in Umschreibungen für Einwohner unterschiedlicher geogr. Größen (Reich, Land,
Stadt; vgl. 2.5 und 3):
kint des riches, / uwer gelichen / newurden nie uf der
erde geborn Rol
6976;
Assur bezeichent ubermuͦt, Babylon schante,
Nabuchodonosor den tîefil, dei kint Babylônis hellekint Spec
39,1
2.8
in Umschreibungen für Angehörige religiöser Gruppen (vgl. 2.5
und 3):
du has al, diͤ glöuvich sint, / genant des heilgen Abrams
kint MarlbRh
77,29;
den machte her sender ougen blint, / daz her der
israhelen kint / vorvluchte HeslApk
2908;
daz diu kint von Israhel daz selb püechel machten
BdN
469,8.
431,11;
proselîtes sint die liute / die nâch der ê sint / besniten
und doch der heiden chint KvHeimUrst
712
3
‘Zugehöriger’ in Umschreibungen, die jmdn. als zugehörig zu jmdm./etw.
darstellen oder als dessen Einfluss unterworfen
3.1
zu abstrakten Mächten:
aber wir wollen hie niht sagen, waz gestalt und waz siten
icleichs planeten kint haben KvMSph
8,21;
daz wizzen wol der minne kint StrKD
54,189;
ich spriche hintze der witze chinde / vnt zesinnes ingesinde
Warnung
1631;
Ottok
710;
ich bin der Unsælden kint: / mit ten die unsælec sint /
muoz ich leider sîn unvrô Iw
4449;
der vorluste kint HeslApk
18863;
man verfluocht der sælden kint / und segent, die verfluochet sint
Freid
134,2
3.2
zu Gott oder seinen Widersachern (Teufel, (ewiger) Tod, Welt u.ä.)
3.2.1
Gott:
von der touffe wurte wir alle gotes chint
VEzzo
206;
an ir werchen bechennet man si. mines trachtines
chint PrOberalt
46,3;
nâch dem vil süezen lône, / daz got sînen kinden gît,
/ dâ warp er nâch alle zît Eracl
2433;
Mechth
1: 25,2;
Litan
748;
Rol
5625;
Spec
19,13;
LobGesMar
3,6;
JPhys
26,21
3.2.2
Teufel:
die von grozzer schulde / gotes vnt der werlt hulde / mit michelem
recht ane sint, / wan si waren ie des tivels chint Warnung
378;
daz lút wirdit bekeret; / di dír abir widir sint, /
die heizent des tuvelis kint / unt sint allesamt uirlorin Rol
60;
PrOberalt
14,21
u.ö.;
durch elliu diu wiͤcze, der der tiufel vnd siniu
chint [die die Märtyrer gefoltert haben] mohten
erdenchen Konr
19,59.
20,40.
– auch wegen der Schnelligkeit der Teufel:
man sach dort vor der purg jagen / ainen ritter,
der was wol peraitt, / mit wappen reichlich angelaitt. / er floch dort
her durch den wind, / als er war deß teufels kind HvNstAp
458
3.2.3
ewiger Tod:
hôre mich, tôdis kint; dû zû deme êwigin fûre gemeinit
bist PrMd (J)
342,35;
RvEWchr
25518
3.2.4
(gottferne) Welt:
der kunich het einen bruͦder, / der was der werlt
luͦder. / der chunde [...] niht wan nach der werlde
lebn. / dem zugen der werlde chint zuͦ StrKD
98,19;
KvWWelt
260;
Rol
7009;
RvEBarl
1546;
dien gotes minne vrömde sint, / die sint mit liehten ougen blint: /
diu selben kint / die heizent kint der erde LobGesMar
3,3;
min lip ist kint der erde. min sele got vater nennet
JTit
6299,1
4
‘Tierjunges’
si losten die eselinne vnde ir kint vnde brahten si vnserm
herren Spec
47,9;
so sin zît chumit daz er [der
Elefant] chint wil giwinnen JPhys
8,4;
al des meigen zît si [die
Vögel] wegent mit gesange ir kint MF: Wolfr
6: 2,4;
eins alten strûzes jungiu kint Reinfr
20903;
BdN
165,4
u.ö.;
StrKD
100,6;
Volmar
904;
HvNstAp
8877.
10143
kintamme
swF.
‘Amme’ (vgl.
1amme
):
wil dû, daz ich dir gewinne / eine chindammen, / diu uns daz chint behalte, /
unz iz sîn selbes walte? Exod
248.
– bezogen auf Maria:
maget wesende du in gebærest, / sin chintamme du wærest
SüklV
85;
er wil dich selbe bewarn, / des chintamme dû wære, / den dû
muoter maget gebære KvHeimHinv
281
kintbære
Adj.
‘ein Kind habend’ (übers. lat. puerpera
‘im Kindbett liegen’), auch ‘schwanger’ (sicher nur
PrWack
63,5
):
dô von des engels worten / dîn muoter [Maria]
kintbære wart / unt beleip iedoch verspart / der magde guldînez tor / dar nâch als
dâ vor KvFuss
17;
siehe, liute hant maniger lege girde vnd sunderlich frovwen die kint bere sint
PrWack
63,5.
– subst. ‘Kindbetterin, Mutter’
sæligiv mit manchvaltem lobe chintbær [Maria]
[interl. zu felix multiplici laude puerpera
]
PsM
H 86,4.
– übertr.:
diu sele die von dem götlichen worte swanger vnd kintber worden ist
PrWack
63,6
kintbarn
stM.
hier ‘(männl.) Säugling’ (vgl.
barn
stN.):
do der geleidegot [hier: trauernde] man von dem
grabe [seiner im Kindbett verstorbenen Frau] heim chom /
er nam an sinen arm den vil chleinen chintbarn / den weisen
[verwaisten] Benonim, den hiez er do Beniamin
[Gen 25,18]
GenM
71,20
kintbëte
stF.
eine jährliche Abgabe (vgl.
bëte
2; DRW 7,815):
ius annualis petitionis. quod uuͦlgariter kintbeide dicitur
UrkMittelrhein
2,306
(a. 1210)
kintbettærinne
stF.
Frau, die gerade geboren hat und besonderen Schutz und Fürsorge genießt und die
bis zur Einsegnung oder dem ersten Kirchgang (nach 40 Tagen) eine besondere
kirchenrechtliche Stellung hat (vgl. DRW 7,816), ‘Wöchnerin’ (vgl.
kintbette
):
puerpera: kind betterin GlAnzfKdVz
4:235,201;
ez sol auch kein man zu keiner kint betterinne schenke
[Beschenkung] gen StRRotenb
492;
WeistGr
1,425
(vor 1400);
an únser frowen tag zuͦ der liehtmiss bereit er vorhin drie
tag mit gebete ein kerzen der himelschen kindbeterin Seuse
29,9
kintbette
F. (?)
→
kintbette
stN.
kintbette
stN.
Zeitspanne (von 40 Tagen/ 6 Wochen) nach einer Geburt, in der Mutter und Kind
besonderen Schutz und Pflege genießen, ‘Wochenbett, Kindbett’ (vgl.
kindelbette
,
kintbettærinne
) und die Feierlichkeiten und Bräuche zu dessen Ende mit dem ersten Kirchgang
nach der Geburt (vgl. DRW 7,815f.):
er hêt mâge in der stat, / frouwen, die er sume bat /
[...] chomen dar, / dâ sîn frouwe gebar, / daz si sie
beruohten [betreuten] wol, / sô man wîp ze chintbette sol
KvFuss
780;
si sprâchen in triuwen, / die êbrêisken froͮwen / die chunden selbe den list,
/ der zuͦ chintpette guͦt ist Exod
182;
Erlös
3221;
es ist auch gesetzet, daz niemant, ez sei fraw oder man,
[...] in kein kintpette [...]
niht pringen noch geben noch senten sol, ez sei cleinot oder gelt oder wie ez genant
sei NüP
78;
zcu kynthouffene sullen nymmer danne zcwelf vrouwen gehen czu der kirchen, vnd
vier vrouwen sullen derbie dem kintbette beyte StRMühlh
119;
Macer
96,7.
– übertr.:
er [Gott] hât sînen sun êweclîche geborn unde gebirt
in iezunt unde sol in êweclîche gebern, und alsô hât der vater kintbette in einer
iegelîcher guoter sêle Eckh (Pf)
598,12;
dâ ist kintbette in der gotheit, dâ werdent sie getoufet in dem heiligen
geiste Eckh
2:86,4.
– hierher oder F. (?) ‘Wöchnerin’
daz si es [diesen Text] den lesen
sont / [...] / in doͤrfern, búrgen oder in stetten, / vor
siechen, kinden und kintbetten SHort
32
kintbettegemach
stN.
hier kindebetgemach.
‘Wochenbettruhe’
daz man der kunigin stôrt / ir kindebetgemach, / daz kom ir
übel hernâch Ottok
69144
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