keiserlich
Adj. , -lîche
Adv.
adv. auch -lîchen.
‘kaiserlich’, wobei sich der Funktion des Suffixes entsprechend verschiedene,
z. T. auch sich überschneidende Gebrauchsweisen unterscheiden lassen (vgl. Mhd. Gr.
Wortb. A 102).
1 als Attribut für jmdn., der als Kaiser bezeichnet wird (von Gott bzw. Christus) 2 was einem Kaiser gemäß, angemessen, entsprechend ist 3 was einen Kaiser hervorbringt, erzeugt 4 was zum/ dem Kaiser gehört 5 was von einem Kaiser ausgeführt, bewirkt, veranlasst wird
1
als Attribut für jmdn., der als Kaiser bezeichnet wird (von Gott bzw. Christus):
wol mir, ich danken dir, keyserlicher gottes sun
Mechth
7: 23,2.
4: 24,20;
diz keiserlîche kint, / des himel, erde und wazzer sint / und allez, daz
darinne vert Erlös
3417;
Emanuel man nande / den keiserlichen dienstman Pass
I/II (HSW)
36981.
3515;
Seuse
91,34.
–
~ maget für Maria:
so hôrt den wunderlîchen list, / wie got unser herre Crist / geboren wart
in zîdes vrist / von einer keiserlîchen maget Erlös
69.
2049
2
was einem Kaiser gemäß, angemessen, entsprechend ist:
der keiser wirt lobelich / und wirt wachsend uf von jugent /
an voller keiserlicher tugent HeslApk
18928;
es zimit wol keiserlicher milthekeit, wol tvͦn den, die dem riche zvͤ allen
zithen getrúwe sint UrkCorp (WMU)
1653,4.
– adv. auch ‘nach Art eines Kaisers’
er lebete keiserlîche, / wander kundiz wol bedenken
SAlex
4027;
do er in sant Pêters münster gie / und man in keiserlich
enphie Eracl
4130.
4980;
Mai
188,34;
von Gott:
tet er mir nu den selben tôt, / den ih dir hat gedaht, / oder versenchit
mih sin chraft / also verre in abgrunde, / oder vergebe mir mine sunde, / so
riht er cheiserliche! Eilh
Rr1,14.
– bes. übertr. i.S.v. ‘herrlich, prächtig, stattlich’
wie gânt im sô gelîche in ein / diu sîniu keiserlîchen
bein! Tr
710
u. ö.;
sîn keiserlîchez houbet zimt ir [der Krone]
alsô wol, / daz sî ze rehte nieman guoter scheiden sol Walth
18,32;
er hete keiserlichen ganc / und einen küniclichen site
KvWTroj
3066;
JSigen
86,7;
RvEGer
2918;
adv.:
Agmennon kaysserlichen straitt GTroj
5933;
da were ein vrowe riche, / die gebe keiserliche / almuͦsin
vor ir suͦnde GrRud
Gb 26;
zimier [ritterl. Schmuck] und wapen stuͦnd im
keiserliche JTit
1396,2.
6225,3;
Tr
692;
Erz III
69,84;
MinneR 37
151
3
was einen Kaiser hervorbringt, erzeugt:
nû het den keiserlîchen segen / der keiser enpfangen und der wîhe regen / als
man ze keiser künige wîhen solde Loheng
6481
4
was zum/ dem Kaiser gehört:
by dem see in der mure der stat ist eyn keysirlich pallas und eyn hoys, das
hot XV pfortin kegin deme mittage MarcoPolo
29,19;
daz er ab zoch sein gewant, / sein chaiserlich chlaider
cehant GvJudenb
5006;
keiserlich gewant Eracl
2384;
RvEWchr
2317;
Loheng
7385.
– auf Gott oder Christus bezogen:
dô kam mit zeichenlîchen siten / von keiserlîcher stüele
kraft / dîn hœhste wort RvEBarl
2689;
oben uf dem boͮme des crúzes swebet die
allerschoͤnestú, keyserlichú, dúrninú crone des riches Mechth
7: 1,85;
di keiserliche crone / di ist ime [Christus] uf
gesetzet Glaub
1456;
HlReg
90,5;
Erz III
6,716
5
was von einem Kaiser ausgeführt, bewirkt, veranlasst wird:
sô gunnet mir daz ich bejage / iuwer keiserlîche gunst
KvWHvK
219
u. ö.;
er wold in wîhen dâ ze keiser / und machen ganz unde sleht /
alliu keiserlichiu reht, / diu er ze Rôm enphâhen solt Ottok
13542;
nv vernement den andren vride den der keiserliche gewalt gesetzet vnde
gestetet hat mit williger kvr SchwSp
111b;
StRSchlettst
28;
MGHConst
8:330,9
(a. 1347).
– auf Gott oder Christus bezogen:
diz ist ein keiserlîch gebot RvEBarl
9010
keiserrëht
stN.
das durch den Kaiser bestimmte Recht (zur Sache vgl. 2HRG
2,1532-1535):
alse her [...] vornam daz des grozin Ditherichs
Gropin son mit eime andern pladekin [wohl: Störenfried (vgl.
Anm.z.St.)]
[...] den lantfrede gebrochin unde gefrevelt hattin, do liz
her obir si richtin mit dem swerte, also des daz keiserrecht begerte
Köditz
30,14.
17,6;
diss is der vurgang der keyserrechte KlKsr
Vorrede,Überschrift;
gewalt ir [Richter] den gerechten
tut, / valsch machet ir keiser recht, / strafet nicht der sunden knecht
Daniel
2779
keiserrîche
stN.
Herrschaftsgebiet, Reich eines Kaisers, ‘Kaiserreich’ (hier
übertr.):
das keyserrich sol oͮch an der cronen stan gebildet
Mechth
7: 1,37.
7: 1,79.
–
ja næm ich vür ein keiser rich ir minniklichez kosen Regenb
3,452b.
– bezogen auf Maria als →
himelkeiserin:
vam throne dines keiserriches, / da du, vrow, eweliche riches
MarlbRh
131,33
keiserschaft
stF.
‘Kaisertum, -würde’
künic- und hôhe keiserschaft / sîn [des Priesters]
hôher gewalt verrigelt und versigelet Boppe
1:12,13
keisertuom
stN.
‘Kaisertum’
1 bezogen auf die Regierungszeit 2 bezogen auf das Amt, die Institution, ‘Kaiserwürde’
1
bezogen auf die Regierungszeit:
in dem achtzehenden iar unsers rychs und in dem fumften dez cheysertums
UrkMühlh
405
(a. 1332);
abir in dem funfzcênden jâre des keisertuͦmis Tibêriî des keiseres stûnt vore
[verwaltete] Pontius Pilâtus Judêam
EvBeh
Lc 3,1;
in dem 15 jar vnsers reiches vnd in dem andern des cheysertuͦms
UrkIndersd
62
(a. 1329);
UrkFrankf
2,262
(a. 1329);
StRLauda
183
2
bezogen auf das Amt, die Institution, ‘Kaiserwürde’
an den Rein ge mit in! / daz keisirtum von in gewin! Dalimil
63,106;
wir lesin ouch sulchiz tun / von Tyto Vespasiani sun, / wi der virnam di mere
/ wi daz sin vatir were / gekorn an romisch keisirtum PfzdHech
317,7;
sô möht er daz keisertuom dâ ze Rôme wol besitzen / und alle der kristen herre
sîn Loheng
4827.
4849;
StRBrünn
383;
EnikWchr
24995
keitivic (?)
Adj.
wohl von mnl. keitivich (von keitijf aus afrz.
chaitif; vgl. Anm.z.St. sowie MNW 3,1284f.; s.a.
katîve
,
schêtîs
), hier keitunge.
‘unglücklich, arm’
da myn herre der konig die keitunge jungfrauwen in syn
beschirmung nam ein jare und einen tag Lanc
308,21
keitunge
→
keitivic
këlacker
stM.
Acker mit Vertiefung (vgl.
këlhalde
); hier wohl als Flurname:
in curia episcopi: de Wegelanger, daz Legenwis unus ager, retro pomerium auf
dem Kelacher unus ager TradSchäftl
462
këlbant
stN.
verschrieben kle- (SHort
2700).
‘Halsfessel’
si hiess den kneht sa zehant / dar maniger hand bringen: /
klebant mit isen ringen, / armissen und ketten SHort
2700.
– wohl hierher (vgl. BMZ 1:132,6):
der hunt sprach: ‘daz wil ich dir sagen. / des tags muoz ich ein kelben
[l. kelbant; La.: kelbern
] tragen, / und muoz an einem seile stân / gebunden
[...]’ Boner
59,42
këlbe
→
këlbant
kelbelîn , kelbel
stN.
Dimin. zu
kalp
.
‘(kleines, junges) Kalb’
din vater hat getötet ein gemestez chelblein
EvAug
178,23;
des kälbleins flaisch, daz in der muoter leib getœt ist, ist
guot für vergift und hailt der slangen piz an dem menschen BdN
130,3.
131,15;
únser herre tuͦt in reht als ain rich man sim kaͤlblin: daz lat er gan
spilend und mit grosser vroͤde uf der haide, und swenn er wil so schleht er es an
daz hobet daz es tod lit PrGeorg
69,4;
Renner
12492;
Loheng
436;
Seuse
420,8.
–
des hirzs kälbel, sô daz gevangen wirt von ainem menschen und
wirt ain klain gefüert in panden, sô volgt ez dâ nâch dem menschen ungepunden
BdN
131,10.
129,33.
– im Sprichwort:
eines hat bewîset mich / ein spruch, der dik gesprochen wirt: / das ein
bluomoht kuo vil dik gebirt / ein vlekehtes kelbelîn Ammenh
3883.
– als Bestandteil von Personennamen:
Cvͦnrat kælbelin UrkCorp (WMU)
1360,1.
N511,2
kelberbein
stN.
‘Knochen von Kälbern’
gegen des menschen biz vrumet kelber bein so si gebrant
werden vnde gepuluert SalArz
75,53
kelberbûch
stM.
‘Bauch von Kälbern’
ez sol auch niemen cheinen chelberbuch noch cheinen
lemberbuch noch chein chitzin erschieben [(mit etw.) voll
stopfen] wande mit dem netze [Bauchfell oder
Fettnetz] daz davon chomen ist StRAugsb
200,15
kelberhërre
swM.
wohl jemand, der die Abgabe für Kälber bezieht oder für die Eintreibung derselben
verantwortlich ist; evtl. auch ein reicher Viehstandsbesitzer (vgl. DRW 6,721), hier
als Bestandteil eines Personennamens:
Otto dictus Kelberherre DRW
6,721
(Scheffler,ANürnbNB.; a. 1263)
kelberîn
Adj.
‘vom Kalb, kälbern’
vitulinum: chelbiriniz Gl
3:668,11
(BStK287);
kelberin uleisch ist wol getempirt. vnde machit gut blut
SalArz
16,52;
ein gugel man obene drûfe vant. / al frisch rûch kelberîn
Parz
127,7;
HvHürnh
38,9;
EnikFb
1041.
–
sanctus Lvcas nam angenge uon dem opphere des heiligen
Christes. da uon ist er gescriben mit chelberimme antlvzze Spec
118,21
kelberschîe (?)
Subst.
Bed. unklar; falls Zweitglied zu →
schîe
(vgl. Lexer 2,723), dann wohl Bez. für einen sog. Kälberstall für Jungwild
(zur Sache vgl. Riesenthal, Jagd, S. 304f.); hier wohl bildl. von weiter
Kleidung:
wie suͤmlich tragent gelencket [mit einer Taille
versehen] / ir gewant nach dem nuͤwen schnit / etlicher nach dem
alten sit / dem wont ain langer mantel by / recht als er sy ein kaͤlberschy
MinneR 368
48
kelbervël
stN.
‘Kalbsfell, -haut’ (vgl.
kalpvël
):
ir kleider waren kelber fel HvNstGZ
794
kelch , kelich
stM.
‘Kelch’ (i. d. R. für den Abendmahlskelch):
calix: kelch VocOpt
12.034;
dâ der kelch mit wîne stêt / und diu oblat lît dâvor LvRegSyon
3136;
ich pringe die chirichtur / [...] /
und den alter plossen, / den kelich und das kirichgewant / und was man in der
kirichen fand HvBurg
5641;
mit in sûlen sî ouch zu deme sîchen vûren eine reinecliche
stôlen unde einen cinninen kelch unde eine wîze twêlen StatDtOrd
73,24;
Litan
1445;
Rol
258.
– übertr. (mit Bezug auf Mt 26,39 bzw. Mc 14,36):
als Matheus [...] / beschribet gantz
mit warer tat: / e got Crist zur martyr trat, / er bat und sprach: ‘ey, vater min, /
der kelch ge vur mich, mac iz syn!’ Hiob
1124;
daz ich ze der stunde den kelch miner bitteren marter allein
litte vúr ellú menschen Seuse
260,26
këlch
stM.
‘angeschwollener, dicker Hals; Kropf’ (vgl. AWB 5,75f.):
struma: chelch Gl
3:438,70
(BStK926);
SummHeinr
2:484,408
këlcheht
Adj.
hier -aht.
‘mit einer Geschwulst behaftet’, hier von Bäumen wohl ‘mit Maserknollen,
Wucherungen behaftet’ (vgl. Ganslmayer, Adjektivderivation, S. 285f.; anders
WMU 2,988):
als der grabe gêt von dem berig entriht fvͤr die chelchahten pvͦchen vntz in
die Saltzah immer mer ze tal UrkRait
401
(a. 1299)
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