k – kachez kachezen – kalamît kalander – kaldiment cale – kalopeiʒ kalopieren – kaltlîchen kaltnisse – camênisch kamer- – kamerlant kamerlêhen – kamerwîp kamerwise – kampfgeziuge kampfgezouwe – kampfwât kampfwërc – kannel kannelgieʒære – kantner kantnisse – kapfel 1kapfen – kappel kappelære – kappûnen capût (?) – karclich kardamôm – Karlingen karm|bendic (?) – karrer karret – karvrîtac karvunkel – kæselîn kæse|lüppe – kastëlân kastëllære – kastvogetîe kasugele – katzenhurt katzenkint – kavalerîe kâwerzîn – kefse 1kegel – keiserinne keiserlich – këlcheht kelchvaʒ – këllerhûr këllerknëht – kelten kelterboum – 2kemelîn kemelînvleisch – kempfen kempfenbrôt – kennen kenneschaft – kërbelîn kërben – kerlingisch ker|mël – kerrîne kerschlich – kerzentâht kerzestal – kestigen kestigunge – ketzerkint ketzerlich – keʒʒelgarn keʒʒelhuot – kîche kîchen – kienlîte kienmarket – kîlhouwe kilîn – kinde|lege kindelen – kindischheit kindischlich – kintbettegemach kintbetten – kîp kipel (?) – kirchære kirchberc – kirchenvride kirchgâbe – kirchlêhen kirchlich – kirchtac kirchtor – kirchzëhende kirchzûn – kistelîn kistenphant – kiusche kiusche – kiver kiverære – klâfterlanc klâftermâʒe – klageliet klagemære – klagevüerære klagewandel – 1klanc 2klanc – klarisian klârivunkel – klëber klëbereht – klefte kleftic – kleine kleine – kleinnæsic kleinôt – kleithûs kleinôt stN. kleinôtlîn stN. kleinphenninc stM. kleinreht stN. kleinschüʒʒic Adj. kleinshabere (?) swM. kleinspalt stSubst. kleinunge stF. kleinvël|hitzerôt Adj. kleinvüege Adj. kleinvüege stF. kleinvüegic Adj. kleinvüegicheit stF. kleinvüegiclîche Adv. kleinvüegunge stF. kleinzëhende stM. kleinzol stM. kleip stM. kleit stN. kleithûs stN. klemberen – klepfze kleppisch – klinc klincwerft – kliusel kliuselen – klopfen klopfunge – klôsterliute klôsterlugenære – klôsterweide klôsterwërre – kluc kluche – klunsen klünzen – klûsentür klûsenvrouwe – knabelich knaben – knëhtelîn knëhten – kniebein kniebëten – knistunge kniuwelîn – knopfelære knöpfelîn – knüpfel knüpfen – kobel kobel – kochespîse kochgëlt – kochlêhen
|
kleinôt
stN.
stF. (
Ottok
79451;
HvNstAp
13611
); auch -at (
HvBurg
5457
), -et/-ät/ æt (
PrGeorg
17,6;
EnikWchr
8114;
HvHürnh
25,1;
Ottok
20361
), -it/-eit (
UrkRegensb
724
(14. Jh.)
); Pl. auch -er (
Tauler
52,6;
PrGeorg
18,12
), diese Form aber auch als Sg. (
Tauler
152,10;
Mechth
1: Reg. 46
u.ö.).
1
‘Kleinigkeit’ (vgl. Schiller/ Lübben 2,479) 2
‘Kostbarkeit, Kleinod’
2.1 wertvolle, fein gearbeitete Sache 2.1.1 allg. 2.1.2 als Zierat, Schmuck 2.1.3 als Geschenk, Gabe 2.1.3.1 von ungewöhnlichen Gaben 2.1.3.2 als Minnepfand o.ä. Zeichen der Verbundenheit, z.B. Fingerring oder Ärmelstück der Dame, das an der Lanze des Ritters befestigt wird 2.2 von v.a. ideellem Wert 2.3 euphem. für die männlichen Geschlechtsteile 2.4 übertr.
1
‘Kleinigkeit’ (vgl. Schiller/ Lübben 2,479):
sô nimt sie allez, daz zu gerâde hôret; daz sint alle schâf und gense
[...] und alle wîblîche kleidere, vingerlîn, armgolt,
schapil [...] noch ist mangerhande cleinôte, al en nenne
ich es sunderlîche nicht, als bursten, schêren, spiegele, nizkemme SSp
(W)
1:24,3
=
SSp
35,21;
dise reine vrouwe clar / koufte aller hande kindes spil, / kruseln, fingerline
vil, / di gemachet werden / von glase unde ouch uz erden, / unde ander cleinode
gnuͦc, / daz die reine frouwe druc / in ir ummecleide / nach suzer mildekeide / uzer
Isenache / den kinden zu gemache / unde ouch zu kurzewile Elis
3613.
3627
2
‘Kostbarkeit, Kleinod’
2.1
wertvolle, fein gearbeitete Sache
2.1.1
allg.:
nu virbarc Rachel also / das selbe
kleinoͤde [Götzenbilder] biir
RvEWchr
6500;
da hieß sy tragen her füre /
[...] / ain klainot, di was groß: / di welt hat
nit ir genoß. / es was ain stain flamen var, / als ain liechtes fewr klar. /
er was groß als ain kopf HvNstAp
13611;
des kunicrîches kleinât, / zepter, krône unde swert
Ottok
87337;
dicz schon puchslein, / da sol klainat inne sein: /
dew edel lavande [Lavendelsalbe] / die sy mit ir
hande / under ir antlucz straich HvBurg
5510;
StRAugsb
187,27
2.1.2
als Zierat, Schmuck:
do hette Hector / schone kleinote, / steine harte
rote, / grune vnd wizze, / gemachet wol mit flizze / in daz silber vnde in
daz golt Herb
8189;
der konig gewan Banin sere lieb und gab im schöne
cleyder, cleynote und anders gutes viel Lanc
117,5;
sende mir den cleinen schrîn, / dâ mîniu cleinœde
inne sîn / und mîniu cleider dâ mite Tr
10760;
nu wart der eine des gewar / daz er in der nider
wete / einen bruch gurtel hete / von siden und von golde. / er sprach: ein
munich niht solde / tragen sulich kleinode Rennew
36035;
GTroj
20283;
EnikWchr
11734;
Tauler
154,30;
Helmzier:
vnser cleinode von vnserm helme: die wizzen ynfel mit zwain zopfen,
vnd ietweder horn oder spitz gezieret mit einem boschen von pfawens vedern
UrkCorp (WMU)
788,11
2.1.3
als Geschenk, Gabe:
durch daz si wârn gerüstet wol, /
[...], / daz in nihtes enbrast / des ie dehein
vremder gast / durch cleinôt [
‘als Geschenk, zum Verschenken’
] ûz brâhte UvZLanz
8563;
in tausent jaren seyt / ward nie so schone hochtzeit.
/ clainat ward da gegeben: / solt ich hundert jar leben, / so ward so
reichleiche nie / gegeben als man dete hie HvNstAp
13425;
alt unde junc, man unde wîp / enpfienc ir
[Helenas] wunneclichen lîp / mit cleinœt und
mit gruoze KvWTroj
23177;
ouch lie si ir vrouwen / diu kleinôt schouwen / diu
ir her Gwîgâlois gewan, / [...] daz phärit
[...] den sitich und den hunt
Wig
4029;
StatDtOrd
105,5;
KvHeimHinv
386;
RvEWchr
7641
2.1.3.1
von ungewöhnlichen Gaben:
ich han durch aller frowen pris / ain
clainett [die Köpfe zwei erschlagener
Riesen] ze lande brachtt: / da mit ich niemans han
gedacht / won der jungen kaysserin, / dü sol da mit geerrett sin
GTroj
7117;
den tiufeln ez geworfen wart. / dô wart niht
lenger gespart, / si spilten da mit des bales schôn / und hêten in diu
kleinet [die abgeschnittenen Körperteile des
Papstes] ze lôn EnikWchr
22670
2.1.3.2
als Minnepfand o.ä. Zeichen der Verbundenheit, z.B. Fingerring oder
Ärmelstück der Dame, das an der Lanze des Ritters befestigt wird:
‘nu wil ich, herre’, sprach sie, ‘das ir myns
kleynotes mit uch furet; seht hie diß fingerlin und furt es mit uch zu
einem wortzeichen das ir myn hercz mit uch furt.’ Lanc
393,25;
ir sult mir eine stuchen
[Ärmel] geben / zv eime kleinote. / des
darf ich zv note, / daz man erkenne da bi, / daz ich ein frowen ritter
si Herb
9510;
Gaweynen sie jren ermel lie / hie nydden zü einem cleynot
Krone
18016;
den gu̍rttel er ir snelle bot / vnd bat, daz sie jn ir zuͦ cleynot
/ von yme haben solt ebd.
23308;
Parz
134,19.
373,18
2.2
von v.a. ideellem Wert:
er gie hin ab, und behielt daz fuͦstuͦch [mit
dem ihn eine Stimme verglichen hatte] vil jaren als sin liebes
kleined Seuse
58,14
2.3
euphem. für die männlichen Geschlechtsteile:
daz selbe pulver [...] heilet di
trorinden wunden, unde nemeliche di wunden an dez mannez cleinote
Macer
59,11
2.4
übertr.:
vride ist daz beste clainoͮde, daz got ie vf daz ertriche gegap
PrGeorg (Sch)
19,165;
das cleinoͤter heisset des herzen lust
Mechth
1: 42,1;
scham, laster, spot ist unser leben, / dise drew klainat
wir auch geben / allen den die wir weisen, / damit wir sy preisen. / die uns da
volgent, was habent die me / dan scham, laster, spot und we?
HvBurg
5902
kleinôtlîn
stN.
‘kleine Kostbarkeit’, hier für Waffen und Wasserkrug, die David dem
schlafenden Saul entwendet hat (I Sm 26):
füer disiu kleinôtlîn / Saulen hin, dem sweher mîn. / dâ bî
sol im sîn bekant, / daz sîn leben stuont in mîner hant EnikWchr
10799
kleinphenninc
stM.
Geldablösung für kleindienest/ kleinreht:
ein muttel habern, dreizich ze pausteur, vier chlainph.
UrbNOÖst
296
u.ö.
kleinreht
stN.
geringfügige Abgabe, vgl.
kleindienest
:
una cum sex d. Treverensibus census vulgariter dicti cleinrecht
UrkMoselQ
502,30
(a. 1335);
gent si 16 omen und klein reht DRW
7,1082
(ZGO, Anf. 14. Jh.)
kleinschüʒʒic
Adj.
‘Knospen/ Triebe hervorbringend, sprießend’ (zu
1schoʒ
stN.):
so sin [des Feigenbaums] este
iezvnt chleinschüzzik wirt vnd sin bleter geborn werdent [
cum iam ramus eius tener fuerit et nata fuerint folia Mc
13,28]
EvAug
112,15
kleinshabere (?)
swM.
unklar, ob Kompositum.
Bezeichnung einer Haferabgabe:
de predictis bonis avene [...] dicte kleinshabern
XII. mod. UrbBayS
5,518
kleinspalt
stSubst.
feines Pelzwerk (s.a.
spalt
):
ein die schonsten frauwen von der werlt
[...] hett einen surkot an von pellel mit einer
feder [Pelzfutter, -besatz] von cleinspalt
Lanc
547,19
kleinunge
stF.
‘Verringerung, Schwund’
es waͤr cleinung von den froͤden Gottes Lilie
75,11
kleinvël|hitzerôt , -rôt
Adj. , -süeʒe
Adv. (?) , -wîʒ
Adj.
Reihe dichterisch-emphatischer Wortbildungen bei UvL auf
kleinvël- zur überhöhenden Beschreibung weiblicher Lippen bzw.
Haut:
– von zarten, leuchtend roten Lippen:
sô tuot mir vil fröiden kunt / ir kleinvelhitzerôter munt
KLD: UvL
32: 4,7.
41: 5,6.
29: 5,14;
wol ir kleinvelrôtem munde! ebd.
52: 4,1.
30: 1,6.
45: 3,5.
47: 7,2.
58: 5,1;
UvLFrd
519,30.
577,29.
–
kleinvëlsüeʒe adv. (‘in lieblicher Weise mit zarten Lippen’) oder
halbprädikativ?:
ir kleinvelsüeze redenter munt / tuot mir vil hôhe freude kunt
UvLFrd
575,31.
– von zarter, heller Haut (am Hals):
ir vil kleinvelwîzer hals, ir kinne, / munt, brâ, wängel,
ougen liht, / ist der minnen spiegel, dâ man inne / manger hande wunne siht
KLD: UvL
43: 6,1
kleinvüege
Adj.
1
‘zierlich, fein(gliedrig)’
2
‘dünnflüssig’
3
‘scharfsinnig, erkenntnisreich (?)’
4
‘gering’
5 auf die Stofflichkeit bezogen ‘fein, vergeistigt’
1
‘zierlich, fein(gliedrig)’
er mûste gar cleinfûge [Hs. cleine
fuge
] sîn / der sich dâ [in das dichte
Kampfgedränge] solde twingen în Kreuzf
1955;
ez [
ein gewant
] was von seiden geweben / mit chlæinvüegen [La.
chlæinen ovgen
] wiften [Geweben, Fäden]
Serv
527
2
‘dünnflüssig’
der [
colera (Gen.)] geit ein teil mit blute. unde machet iz
cleine fuge. also daz iz gevarn muge SalArz
3,49;
jst daz fleuma gesaltzin vnde cleine fuge, so wirt ouch si
gesalzen. jst aber daz fleuma dicke, so wirt diselbe melancolia unnaturlich ebd.
4,46.
2,35.
21,39
3
‘scharfsinnig, erkenntnisreich (?)’
des cleinfuͤgen meisters Liconiensis EngelbTr
69;
der cleinfueg meister Heimo ebd.
69
4
‘gering’
an gemeinen worten reht / und an urdruz [Unlust,
Überdruss] kleinvüege, / swâ man ez z ôren trüege
RvEAlex
8031
5
auf die Stofflichkeit bezogen ‘fein, vergeistigt’
viur als viur enbrennet niht: ez ist als lûter und als kleinvüege, daz ez niht
enbrennet Eckh
1:379,12.
3:167,5
u.ö.;
si wirt uswendig gekleidet mit dem geklerten libe, der siben
stunt liechter wirt denn der sunnen schin, schnel, kleinfuͤg und unlidig
Seuse
244,11
u.ö.;
er wart ouch alsô kleinfüege, er bedorfte enkeiner stat mê
PrNvStr
304,8.
286,32;
HvHürnh
46,9;
KvHelmsd
2805
kleinvüege
stF.
‘Feinheit’ (im Gegensatz zu grober Materie):
kleinfüegi bewîsete er [Christus] , dô er ûf dem
wazzer gieng und dô er von sîner muoter geborn wart, als der ein kint ûz dem vinger
zuge PrNvStr
304,17;
zwo genaden die zierent / dise trahte und florierent / snelheit vnd clein fœge
Martina
266,35;
KvHelmsd
3751
kleinvüegic
Adj.
‘zart, fein’
der wein, [...] des weinper süess
sind vnd wol zeitig vnd chlainfugig [
subtilis aeris
‘von feinem Duft’
] , vnd nicht ab gelesen wirt, pis daz heraus get di sterkch seiner
substancz, der wein ist süzzer vnd lobleicher HvHürnh
52,6
kleinvüegicheit
stF.
‘Feinheit’ (im Gegensatz zu grober Materie):
wie mit grosser minne er von himelriche uf ertrich küme und mit welher
clainfüegket er in unser frowen lip kem EbnerMarg
99,17;
der engel zuo den houbeten bezeichent almehtekeit gotlîcher majestâte, der zuo
den füezen kleinfüegekeit irre wesenheit Eckh (Pf)
661,37
kleinvüegiclîche
Adv.
‘klein, winzig’
wie mag daz sin in der natur, daz ein grozes hus sich
erbildet in einem kleinen spiegel [...] ? oder wie mag daz
sin, daz sich der groz himel als kleinfuͤgklich truket in daz klein oͮge, und doch
an der groͤzi einander unglich sint? Seuse
292,10
kleinvüegunge
stF.
‘Feinheit’ (im Gegensatz zu grober Materie):
si [die Seele] sol sô gar ze nihte werden an ir
selben, daz dâ niht enblîbe dan got, [...] unde daz si mit
der selben cleinfüegunge, diu got ist, flieze in allez daz, dar got êweklîche in got
vliezende ist Eckh (Pf)
505,7.
509,20
kleinzëhende
stM.
kleine Abgabe (vgl.
kleindienest
und
kleinreht
):
durich siner vriund pet haben wir dem vorgenanten C(hunrad) dem Nozel
[...] lazzen den chlainzehent datz Holtzchirchen
UrkScheyern
2,119
(a. 1311)
kleinzol
stM.
Zoll, Abgabe von geringem Umfang (?):
novam praebendam canonicalem [...] cum parvo theloneo
dicto vulgariter cleynzol in Indagine trans Albeam UrkMeissen
1,330
(a. 1329)
kleip
stM.
swM. (
ChristhChr (GP)
11897,
aber vgl. Laa.z.St.); auch klaub (
KgvOdenw
5,73
).
‘klebrige Streichmasse, Lehm, Teer, Pech’ (s.a.
klëp
):
daz [Körbchen] hiez sie vlizlichen / virbichin und
virstrichen / beide uzen und innen / an allin wazzir rinnen / mit hartze und cleibin
[Laa. clebe, clevbe
] also wol ChristhChr (GP)
11897;
dâ vant er einen brunnen grôz, / dar inne sô vil kleibes vlôz
/ daz gar dâ mit gemûret was / Babilônje RvEAlex
13146;
man trit daz stro in den klaub, / daz er bi einander blaub
[bliebe]
KgvOdenw
5,73.
–
‘Klumpen, Klecks’ (hier bildl.):
dû himelischez brôt [Christus]
[...], getempert und ze samene gemischet wart zuo dem melwe
menslîcher natûre [...], daz dehein kleip süntlîcher
brœdekeit nie dâ zuo kom DvASchr
376,37
kleit
stN.
selten stF. (
in îsenîner kleit Ottok
48276
);
monophthongiert (
kledere Hester
794
); Plural kleit/ kleide und kleider.
1
‘Kleidung, Kleidungsstück’ , v.a. die Oberbekleidung (zur rechtlichen und
sozialen Bedeutung vgl. 2 HRG 2,1872f.) 1.1 allg. 1.2 als Gabe (von Fürsten zu Hoffesten u.ä.) 1.3 zum Ausdruck von Trauer 1.4 rechtl. (s. DRW 7,1076f.) 1.5
kleider verzern
‘Jungfräulichkeit verlieren’
1.6
‘Tuch’ zum Verhüllen 1.7 Ausrüstung des Pferdes (Pferdedecke?) 1.8
‘Fell’ , hier spez. das Goldene Vlies 2 übertr. und bildl. 2.1 allg. 2.2 von der Natur (Blumen, Laub usw.) 2.3
‘Gestalt, Erscheinungsbild’
2.4 bezogen auf den menschlichen Leib Christi 2.5
‘Belag, Schicht’
2.6 von Werten oder Zuständen 2.7
‘Verfasstheit, Eigenschaft’
2.8 semantisch entleert
1
‘Kleidung, Kleidungsstück’, v.a. die Oberbekleidung (zur rechtlichen und
sozialen Bedeutung vgl. 2HRG 2,1872f.):
1.1
allg.:
wâpenrocke, spaldenîre, knîlinge, vanen, wâpenhûben,
wâpenhentschen, gurtele unde andere cleidere, dî sal der trapier den brûderen
geben StatDtOrd
108,9;
ein wol stândez cleit UvZLanz
5955.
6134;
Parz
126,26.
164,7;
wâpenlîchez kleit Wh
75,23;
strîtes kleit ebd.
416,17;
hochvertige kleider unde gezierde SpeyrerP
58;
geistlich cleyder Lanc
16,12;
StatDtOrd
52,32;
dú cleider [...], / dú der
ewarte solt an han / so er ze gotis dienste solte gan RvEWchr
12469.
28049;
an kleidern und an hâre / schuof sich der trügenære / als
er ein gebûr wære StrAmis
1328;
Tr
1267;
GvJudenb
1906;
di wermat [Wermut] ist ouch guͦt
under den cleider vor den miln [Milben]
Macer
3,28;
als ein alt cleit ubertrayn [durch zu langes
Tragen abgenutzt] , / daz di mylen gar durch
nayn [durchnagen, zerfressen]
Hiob
5217.
6960.
– Kopfbedeckung:
sein haubt trüg ain reyches klaid, / das stund im
harte schone HvNstAp
18189.
– Obergewand im Gegensatz zur Unterbekleidung:
dô zugen si diu kleider von dem lîbe dan. / in zwein
wîzen hemden sach man si beide stân NibB
976,1;
der dich sleht an ain wange. bivt im avch daz ander.
vnd von im der dir nimet din chleit. avch den rock solt dv im niht wirn
EvAug
141,20;
der kónig det all syn cleider uß, biß off syn
nydercleit Lanc
243,13;
Rennew
29288
1.2
als Gabe (von Fürsten zu Hoffesten u.ä.):
swaz man dô armer liut vant, / di wurden berâten zehant,
/ man gap in niu kleider an. / si jâhen, ez solt nieman / für den künic blôz gân
/ noch in swachen kleidern stân EnikWchr
5513.
20556;
Tannh
6,41;
ich kam auch zu hoff und kam zu spate, das alle die
cleyder waren gegeben ee ich zu hofe kem Lanc
45,15;
ein bischolf rîche / [...] wil sô
vil rittern geben / ros, kleider unde swert StrAmis
1745;
NibB
519,2;
schœniu cleider unde pfert, / der gibe ich dir swie vil
dû wilt Tr
3734;
Ottok
69347;
swer getragener kleider gert, / der ist nit minnesanges
wert! SM: UvB
6: 3,13
1.3
zum Ausdruck von Trauer:
dô wart der künic angeleit / âne küniclîchiu kleit / mit
einem hemede hærîn RvEBarl
14340;
ein jungfrauw saß zun heubten mit schwarczen cleidern
ußermaßen unfrölich Lanc
549,20.
– Zerreißen/ Zerraufen der Kleider als Klagegebärde:
von jâmer sî vürder brach / ir hâr und diu cleider
Iw
1311;
diu vrouwe begunde sich roufen wider, / ir kleit
zerren alsam ê Wig
4942.
9853;
sie raufft ir hare [...] und
reiß ir cleyder und warff sie von ir und zurkramp und zurkraczt ir antlicz
Lanc
13,32
u.ö.
1.4
rechtl. (s. DRW 7,1076f.):
vnd alliz, daz zuͦ der rade horet, daz sin alle scaph
[...], luchtere, lyn vnd alle wipliche kleidere
UrkCorp (WMU)
51,33;
StRFreiberg
53,11.
24,17.
– im symbolischen Gerichtskampf:
so sal he vregen eins urteiles: wi he in an sulle grifen. so sal man
teilen: mit zwen vingern in sin obirste kleit StRFreiberg
162,7
1.5
kleider verzern
‘Jungfräulichkeit verlieren’
swenne si [die Nonne] diu kleider hât verzert,
/ der knappe drâte von ir vert: / sô gêt si mit unêren / und getar niht
widerkêren Renner
12809
1.6
‘Tuch’ zum Verhüllen:
den toten lip sÿ nomen / her ab dem crútz mitt saͤnden laid / und
wundent inn in ain wÿss klaid, / was lin gar von guͦter wat
KvHelmsd
2278;
die jungfrauw hett sich bewunden mit eim cleyde umb das
heubt; hett er sie bloß gesehen, er hett sie wol bekant Lanc
156,7;
er sah in ir kamern dry schild hangen, und was ob
yglichem ein kleyt ebd.
159,8
1.7
Ausrüstung des Pferdes (Pferdedecke?):
rœter denn ein rubbîn / was sîn kursît unt sîns orses
kleit Parz
679,11
1.8
‘Fell’, hier spez. das Goldene Vlies:
daz golt durchliuhtic unde rôt, / daz ûf im der wider
treit, / und sîner glanzer hiute cleit, / daz hilfe ich iu gewinnen
KvWTroj
8374;
daz guldîne cleit, / daz an im der wider truoc ebd.
10344;
des widers cleit ebd.
6747.
10959
2
übertr. und bildl.
2.1
allg.:
ir lîp, ir muot wurden bekleit / mit dem kleide der
arbeit RvEBarl
4466.
6963;
der horwet [besudelt] der toufe
cleit / der houbethafte sunde tut HeslApk
4648.
4836;
lugen ist des tufels cleit, / als ist gotis di warheit
ebd.
23139;
güete ist ein kleit, dâ got under verborgen ist, und wille nimet got under
dem kleide der güete Eckh
1:153,5;
du [Gott] kleidest dich mit der
sele min / und du bist oͮch ir nehstes cleit Mechth
2: 5,8.
7: 48,60;
si sahen in da letzen [Gewalt antun] mangen
[etlichen] , dem er gap den tot zu cleide
JTit
4178,2;
Parad
99,26.
103,20;
Hiob
7819;
RvZw
41,1
2.2
von der Natur (Blumen, Laub usw.):
nûst diu heide wol bekleidet mit vil wunnenclîchen
kleiden: / rôsen sint ir besten kleit KLD: GvN
26: 1,2;
in ein trüebez cleit der walt sich gerwet, / der mit
grüenem loube was / umbevangen KvWLd
12,4
u.ö.;
KvWTroj
10486;
SM:Wi
2: 1,2;
SM:Had
19: 1,3;
holtz von der naturen sprunge / in im hat di hoffenunge,
/ ab im versniten wirt sin cleit, / daz is grunet anderweit / und daz uz sprizen
sine rys / und aber behalden grunen prys Hiob
5459
2.3
‘Gestalt, Erscheinungsbild’
der heilig geist kam nider in einem kleit einer tuben [
in habitu columbae, Mt 7,15]
ThvASu
128,31;
hüetet ivch vor den valschen propheten. di da choment zv
ivch in chleiden der schaffe [
in vestimentis ovium
] . aber inwendich sint si zvckent wolfe EvAug
14,6
2.4
bezogen auf den menschlichen Leib Christi:
sus hat Jhesus sin gotthait / verborgen under menschen klaid
KvHelmsd
2036;
do sin gotheit / mochte sin irdische cleit / gevuren in
den himel wol, / do wart uns der geloube vol / und wart die tugent vollenbracht
HeslApk
9018;
tochter, muter sie eine / ist gotis, wand sie gab kleit /
gote in warer menscheit / ane bruch vollenkumen Daniel
1065;
Pass I/II (HSW)
9525;
MarlbRh
87,17;
KvWLd
1,27
2.5
‘Belag, Schicht’
daz der sieche der spîse und des wînes niht ensmecket, waz wunders ist
daz? wan er ennimet den wîn noch die spîse niht in irm eigenen smacke. diu zunge
hât eine decke und ein kleit, dâ si mite enpfindet, und daz ist bitter nâch
sühticheit der suht Eckh
1:187,9;
ez muoz bitter sîn mit dem kleide ebd.
1:187,12;
die steine [...], / mit den diu
mûre was bereit, / die truogen schœner varwe cleit, / daz liehten schîn den
ougen bôt. / si wâren gel, grüen unde rôt KvWTroj
17398
2.6
von Werten oder Zuständen:
ir ougen swanc / gab fröiden kleit KLD: BvH
18: 1,5;
vro Triuwe [...] ist daz alre beste
kleit, / daz man an sich gesnîden kan SM: JvR
1: 1,2;
trúwe, zuht, beschaidenhait / sint der eren beste clait
RvEWh
3404;
KvWLd
28,24;
ir werder lîp / durch arge lust in schanden kleide
erblîchet KLD: Kzl
16: 4,16
2.7
‘Verfasstheit, Eigenschaft’
‘by Gote’, gyt Job (das merke!), / ‘ist wisheit unde dy
sterke, / her hat rat unde vernumphftikeit’. / unde dy selben vyr suze cleit /
man ouch ettelichir maze / vindet in der lute saze Hiob
4634;
vortrunkenheit / [...] ist gar
schentlich cleit ebd.
6058;
Helyu duchte, / daz Job [...] im
selbe velschlich diz cleit / zu schribe der gerechtekeit ebd.
12643
2.8
semantisch entleert:
in hazzes und in zornes cleit / was im der muot gegerwet
KvWTroj
9812;
aller kunige crone / truc Allexander gemeit, / e im sines
lebens cleit / versniten wart mit vergift Daniel
6224.
8333;
also ist des todes cleit / unmazen grulich und eyssam
Hiob
3978.
3901
kleithûs
stN.
‘Kleiderkammer’, Gebäude oder Raum, in welchem Kleidung aufbewahrt oder an-
und abgelegt wird (s.a.
gewantgadem
, -kamer):
vestiarium: claidhus GlAnzfKdVz
4:238,331.
– bildl.:
dar umbe sô scheidet gote allez daz abe, daz in kleidende ist, und nemet in
blôz in dem kleithûse, dâ er entdecket und blôz in im ist Eckh
2:274,5;
die obersten engel die nement got in sînem kleithûse, ê daz er gekleidet werde
mit güete ebd.
2:636,3.
1:183,4.
2:217,5
|