entwâfenen
swV.
auch unverschobene Formen, z.B.
entwapent Lanc
409,24.
‘jmdm./sich die Rüstung abnehmen’
– mit Akk.d.P.:
si hetenz harnasch dennoch an: / Gâwân der höfsche man /
hiez se entwâpen schiere Parz
756,23.
164,5
u.ö.;
sie hingen synen schilt by im an eynen baum und synen helm
und halffen im das er entwapent wart Lanc
409,24
u.ö.;
dâ entwâpent in diu wîse [Gyburc] ;
/ si schouwete an den stunden, / ob er hete deheine wunden Wh
99,18;
die juncvrouwen hêten in / von dem houbte entwâfent gar / und
nâmen des vil rehte war / ob er lebte od wære tôt Wig
7922.
8382;
Iw
6479;
Tr
7254.
– mit Refl.-Pron.:
‘neve Gâwein, entwâfen dich: / so entwâfen ouch her Îwein
sich: / wan iu ist beiden ruowe nôt.’ Iw
7723;
dô entwâpende sich diu künegîn. / der marhcrâve wolte dennoch
sîn / in sîme harnasch beliben Wh
232,13;
sô sie ouch gewâpent sint, sô sulen sie niht entwâpenen sich,
ê danne ez wirt erloubet StatDtOrd
116,23;
StrKarl
6666;
GTroj
4975.
– mit Refl.-Pron. und Gen.d.S.:
er entwopet sych des helmes Alph
714.
– mit Akk.d.S. in der Wendung daʒ houbet ~
‘den Helm abnehmen’
do entwâfent’ daz houbet vil manic ritter guot
NibB
2082,1;
nu entwâfent er sîn houbet: / dô wart ez im geloubet / daz
erz her Îwein wære Iw
4261;
Wig
412.
1915
en|twahen
stV.
‘etw. waschen’
hie ensoll niemant in gan / sein hende muß er entwagen han
HvNstAp
11759;
ir zæher gaben so grozen val / daz die fûze uber al / da mit
entwûch diu clar / unt trûchent mit ir har GvJudenb
699.
749;
die trophen, die nider fluzzen, / da im [sich]
entwuoch der ewarte, / die hulfen die siechen harte [heilten die
Aussätzigen] , / wurden die da mite gesprenget Serv
735
entwahsen
stV.
1 intr. ‘kleiner werden, abnehmen, vergehen’
2 mit Dat. ‘jmdm./etw. durch Verschiebung des Größenverhältnisses (meist übertr.)
verloren gehen’
2.1 das Subj. wird zu groß/ hoch für die im Dat. genannte Größe ‘über
jmdn./etw. hinauswachsen; jmdm. über den Kopf wachsen’
2.2 das Subj. wird zu klein/ niedrig für die im Dat. genannte Größe 2.3
‘jmdm./etw. (durch eine bestimmte Entwicklung) verloren gehen’
1
intr. ‘kleiner werden, abnehmen, vergehen’
als der mane wechset und entwechsit, niemet ab und zu, also tuͦt dise werlt
PrLpz
125,21;
HeslApk
16927;
Lucid
29,12;
es [das im Sternzeichen Widder geborene
Tier] wechset snel und ouch entwechset schiere
Mügeln
302,9
2
mit Dat. ‘jmdm./etw. durch Verschiebung des Größenverhältnisses (meist übertr.)
verloren gehen’
2.1
das Subj. wird zu groß/ hoch für die im Dat. genannte Größe ‘über
jmdn./etw. hinauswachsen; jmdm. über den Kopf wachsen’
–
ez was ein sineweller stein [auf dem die Burg
stand] / [...] / ûf von der erde
/ entwahsen wol den mangen [den Wurfgeschützen]
Er
7844;
nim in [das Kind Jesus] hin zv dir / wande
er ist entwachsen mir [Joseph] / so daz er miner
lere / bedarf nicht vurbaz mere Pass I/II
55,30;
RosengD
384,3;
di rede ist ho an dem dute, / des vorcht ich,
[...], / daz si mir gar entwachse
Brun
8557;
diz lieht ist ouch sô wît, daz ez der wîte entwahset; ez ist wîter dan
diu wîte Eckh
3:261,2
u.ö.
2.2
das Subj. wird zu klein/ niedrig für die im Dat. genannte Größe:
ez sol ein rittermæzic kneht / den zaphen
[Zapfhahn] gerner schiuhen, dan den schilt:
[...] / gesigt an im der zaphe, so entwehset im der
schilt in vremde hant RvZw
114,3;
swacheit und aller itewîz / dem [prachtvollen]
wagen was entwahsen KvWTroj
30025
2.3
‘jmdm./etw. (durch eine bestimmte Entwicklung) verloren gehen’
des nam der ellentrîche war / [...] / daz in
[ihnen, dem Heer] begund entwahsen / kraft an
ritterlîcher wer Reinfr
20136;
an der [der Söhne Noahs]
geslehte nahkomin / entwuͦhs al der welte [Dat.] got
RvEWchr
3168;
alt unde junge / sint mir hie entwahsen Helbl
2,1455
en|twâl
stF.
‘Verzögerung, Aufenthalt’ (vgl. auch
entwel
):
Ihesus sprach da: ‘gant an entwal / an einen man hin in die stat / vnd
sprechent zu ym’ EvStPaul
1642.
10055
en|twâlen
swV. (st. Aneg 1943).
die Formen des Prät. fallen mit denen von →
entwellen
zusammen und werden dort abgehandelt; oft nicht zu unterscheiden von verneintem →
twâlen
.
‘innehalten, verweilen’ (vgl. auch
entwellen
und
entweln
sowie ihre Simplicia):
entwale eine wile da, / niht du engahest, here
[heran] so harte ennahest GenM
125,32.
22,4;
er wolte ein wîle entwâlen, [...] / reht als er
kurzwîle mit der frouwen wolte hân WolfdB
389,2;
div vrowe [Maria] muͦst entwalen /
bey ainer zellen smâhen Wernh
A 3323;
KvWEngelh
4366;
Krone
25087;
–
‘warten’
dvrch daz entwâlt er [Gott] mit
simme zorne, daz er uns nith slehet unz an die stât, da wir uor ime
uerroͮget [angeklagt] werden Spec
110,6;
vil gerne ich hinne entwâle, / biz ich gesihe ir
[Isoldes] liehten schîn UvTürhTr
1154.
– st. flektiert hierher (‘verweilen’) und nicht zu
entwallen
(in der sonst nicht belegten Bed. ‘entfliegen’) wohl auch:
wâ diu tûbe entwiele / oder durch waz sî daz liez, / dô er
[Noah] sie [...] hiez / ûz
varn nâch mære? Aneg
1943
(Interferenz mit →
twalten
?)
entwalken
stV.
‘beschädigen, auseinander fallen’ (?):
der prister wolde in sachen / ein teil wider machen, / daz drinne
[in der Kirche] was entwalken Pass III
386,49
entwallen
stV.
1
‘aufwallen’
2
Aneg
1943
entwâlen
.
1
‘aufwallen’
von der frowen vngehabe, / von irme geschreige /
[...], / wart Hector erschalt. / vnder in allen / was
sin blut enwallen, / sin herze zv drungen Herb
10204
2
Aneg
1943
→
entwâlen
.
entwalm
stM.
‘Bestürzung’ (?):
da ist Beniamin der iungelinch in mutes entwalme [interl. zu
in mentis excessu
]
PsM
67,28;
ich sprach in dem entwalme minem [interl. zu in excessu
meo
]
ebd.
115,11
entwalten
stV.
‘überwältigen’
dat hey van sulcher maneren ys, / dat syner zeyne weren, / so soulde hey
schere na synre eren / uns yntschofferen [
entschumpfieren, in Schande bringen ] ind intvalden
KarlGalie
12287
entwandeln
swV.
1
‘jmdn. fortschaffen, vertreiben’
2
‘jmdn. verwandeln’
1
‘jmdn. fortschaffen, vertreiben’
sa wie sin wir gehandelt / vnd vz der ere entwandelt / die vnser e
[adv.] vil dicke pflach Pass I/II
40,75;
sint ich bin missehandelt, / uz aller selde entwandelt
Vät
32482
2
‘jmdn. verwandeln’
daz [das Besessensein] im [l.
in
] ouch hete entwandelt / [...] an deme libe
gar, / der im was wunderlich gestalt Pass III
33,38
entwænen
swV.
‘jmdm. eine Vorstellung vermitteln’
–
‘zu verstehen geben, mitteilen’
itweder in dem herzen / leit bitterlichen smertzen. / dekein
torste entwenen / dem andren hie sin senen Daniel
7469.
–
‘in Aussicht stellen’
nie herze wirdeclîcher saz / ûf hôher êren krône / denn minez nâ dem lône / sô
mir ist entwænet Reinfr
3567.
5247
entwanken
swV.
im Prät. nicht zu trennen von →
entwenken
.
‘jmdm./etw. entkommen, entgehen’
eine vrouwe [...] wolde vristen ir leben, / sie wolde
deme tôde entwanken LivlChr
8723;
daz der mensch mac mit nichte nicht / vermyden noch intwanken /
den invlygenden gedanken Hiob
11631;
Vät
20677;
werk, wort, dar zu gedancken / mir
[Christus] mugen nicht entwancken HeslApk
22940
entwarmen
swV.
‘warm werden, sich erwärmen’
want dat herce muͦz aller erist van der minnen intwarmen, / dat si sich uͦver
sinen nesten sal irbarmen Lilie
55,12;
ich liͤz dich in mim lif entwarmen, / nuͥn mande dich min lif
gedruͦch MarlbRh
49,8
en|twarn
swV.
→
ent|wern2
entwæten
swV.
‘enthäuten’ (vgl.
wât
):
zem hirze gienger [Tristan] obene
stân. / dâ begunde er in entwæten Tr
2873
entwëben
stV.
1 tr. ‘etw. abtrennen, loslösen’
2 refl. ‘sich auftrennen, auflösen’
1
tr. ‘etw. abtrennen, loslösen’
daz ich niemer sol entweben / mîn herze von der minne dîn KvWTroj
29376
2
refl. ‘sich auftrennen, auflösen’
Josephus gicht hî bî / der riz sî ergangen / an beiden
vurhangen; / von oben hôhe und gar her ab, / nicht
entwirch [quer] sich daz [Tuch des
Vorhangs] entwab JvFrst
10304
entwecken
swV.
‘jmdn. aufwecken, etw. erwecken’
e er des slafes were entwakt / so sach er hin die leitern zien Pass III
371,38;
JTit
5210,3(La.)
entwegen
swV.
‘jmdm. die Kontrolle über etw. rauben’ (in Bildern der veränderten
Gewichtsverhältnisse am Waagebalken):
der schlaff entwagtte im sin craft GTroj
12588;
er stach sin glen in Lancelots schilt, und Lancelot warff
den schilt von im und entweget im die glene Lanc
572,13
entwëgen
stV.
in unterschiedlichen Bildern der durch eine veränderte Gewichtsverteilung in
Bewegung geratenen Waage
1 tr. ‘das Übergewicht in jmdm. erlangen’ , hier in Passivkonstruktion ‘sich
hinreißen lassen’
2 tr. jmdn. an etw. ~
‘jmdn. einer Sache entfremden’ (dadurch, dass etw. anderes schwerer wiegt) 3 tr. ‘entzweien’
1
tr. ‘das Übergewicht in jmdm. erlangen’, hier in Passivkonstruktion ‘sich
hinreißen lassen’
du solt dich huͤten vor gehem zorn, daz du nút entwegen
werdest mit zornlicher geberde Seuse
414,9
2
tr. jmdn. an etw. ~
‘jmdn. einer Sache entfremden’ (dadurch, dass etw. anderes schwerer
wiegt):
daz hât beswæret mich ein teil / und an mîner vröude entwegen KvWTroj
10363;
ir sint an fröuden sêre entwegen ebd.
7923
3
tr. ‘entzweien’
wan gut der art pfliget / das ez frünt entwiget Hund
24;
nu wurdent sy [die Hunde wegen eines Knochens]
entwegen / [...] / sy gerietten sich schaiden ebd.
15
entweichen
swV.
‘weich machen, erweichen’
die gemain [Akk.] uberal gar /
mochten nicht entweichenn / dise grozzen zaichenn Märt
23823;
swer ouch des [der Taufe] bleib gesundert / und
nicht sich liez erweichen [La. entwiͤchen
] / diz [Nom.] lobeliche zeichen / sunder
als e herte bleib, / den selben man vil balde uz treib MarLegPass
3,267
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