hündîn
Adj.
1
‘nach Art eines Hundes, hündisch’
2
‘aus Hundeleder’ oder ‘aus Hundefell’ (von Schuhen)
1
‘nach Art eines Hundes, hündisch’
ein volc, daz was wunderlich getan, / [...]. / ir
houbte waren als der swin, / ir hende berin und vuze hundin Brandan
1250.
– verächtlich:
sin engele die sint hundin, / die im dienstes sin gewon Pass I/II
(HSW)
20722;
schame dich, du toͤtlich húndin mensche
Tauler
199,13
2
‘aus Hundeleder’ oder ‘aus Hundefell’ (von
Schuhen):
hündein schuoch [
calciamenta
[...] de pelle canis
] sint
guot an den füezen für die gicht BdN
126,16;
der ist ungetriuwe an sînem antwerke, der gît zwêne hundîne schuohe für zwêne
bökîne PrBerth
1:86,2
hündinne
stF.
‘Hündin’
canicula: hundinne Gl
3:444,21
(BStK926)
hündisch
Adj.
‘nach Art eines Hundes, hündisch’
wes zend hündisch zend sint, lang und stark, der ist ain vrâz
und pœs BdN
46,8
hungebluome
swMF.
→
honecbluome
hunger
stM.
‘Hunger’
1 eigentl. 2 übertr. ‘heftiges Verlangen, Sehnsucht (nach etw.)’ (meist mit
Präp. nâch, zuo oder Gen.)
1
eigentl.:
daz brôt dâ dû mit fertrîbest hungeres nôt Gen
483;
der vogel [die Harpyie] hât ainen
grimmen hunger und wirt nümmer sat BdN
167,32;
Isengrin ane rovb qvam, / der hvnger im die vrevde benam
ReinFu
K,444;
durst unde hunger AvaJG
28,3;
si ersterbent hungeres [interl. zu consumentur
fame
]
PsM
C 6,24;
Herb
5460;
SM:Had
7: 3,6.
–
‘Hungersnot’
merkch das dy stat zu Regenspurg verpran von wildem feur
und ward da ein grosser hunger, das ain mensch das ander veraz
EnikWchr
540 Prosa 9,10;
her got, [...]. / sende ûf die
Unger / sô getânen hunger, / als dû wîlen sande / zuo Egypten lande
Ottok
78401;
so ist ein grozz hvnger worden in dem selben riche
EvAug
177,19
u.ö.;
PrOberalt
10,2.
64,33;
Gen
818.
– sprichw. (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 228; TPMA 6,294ff.):
der hunger ist der beste koch Freid
124,17;
swem aber wê der hunger tuot, / den dunket sûriu spîse guot ebd.
125,1;
der hunger die spise suͤzet Rennew
10774;
sîn salse was diu hungers nôt Iw
3279.
3306
2
übertr. ‘heftiges Verlangen, Sehnsucht (nach etw.)’ (meist mit
Präp. nâch, zuo oder Gen.):
frawe zart, [...] ! / wiß, ich lyde
großen hunger / nach dir und wird sin niht erlost; / [...].
/ aber der hunger den ich von dir han / von leide und trubnisse gar, / den mochstu
wol wenden zwar Minneb
2494
u.ö.;
hungir und durst zu der gerechtikeit Parad
72,27;
Mechth
3: 3,40;
Ottok
50066.
– i.S.v. ‘Entbehrung, Mangel’
aller der geistlîche hunger und bitterkeit, dâ in [die mit
einem Weizenkorn verglichene Seele] got învallen læzet, daz sol
er allez gedulticlîche lîden Eckh
2:446,1;
der meister und der junger / dort [in der
Hölle] muzen den leiden hunger / gotes gnaden immer doln
HeslApk
11738.
– nur umschreibend:
er [Jesus, im Garten Gethsemane] gie hin dan vnd
vant die ivnger / begriffen mit dez slafes hunger
[schlafend]
Martina
32,42
hungerære
stM.
wortspielende Bez. für den Saturn (vgl.
hungerjâr
2):
Saturnus haizt der satjar, darumb, daz sein craft kalt ist und
trukken. und deu zwai sint allen fruhten und allem leben widerkriegend.
daruͤmb hiez er paz der hungerjar [La.
hungrer
] wanne der satjar KvMSph
8,3
hungerbære
Adj.
‘Hunger leidend, Hunger-’
mir ist leit / dîn hungerbæriu
arbeit [Hungerleiden]
Parz
487,28
hungerbrüchic
Adj.
‘Hunger leidend, hungrig’
und wære [...], daz die [Maria und die
Apostel] iezuo wolten hungers sterben: dû soltest den selben
schillinc jenem ê widergeben, ob er halt ein sünder wære
[...], unde soltest mîne frouwen sant Marîen
hungerbrüchic lân ê und alle heiligen PrBerth
1:138,20
hungeren , hungern
swV.
1
‘hungrig sein, hungern’ (unpersönl. mit
Akk.d.P.) 1.1 eigentl. 1.2 übertr. ‘(nach etw.) heftig verlangen, sehnsüchtig
sein’ (meist mit präp. Erg nâch , seltener ze/
zuo bzw. Pron.-Adv. dâran ) 2
‘jmdn. aushungern, hungern lassen’
2.1 eigentl. 2.2 übertr.: jmdn. ûf etw. (hier Pron.-Adv.)
‘jmdn. auf etw. begierig machen’
1
‘hungrig sein, hungern’ (unpersönl. mit
Akk.d.P.)
1.1
eigentl.:
mich hungert, ich isse; mich túrstet, ich trincke
Tauler
17,6;
gvͦt was der kunic, der sich selbin ê hungirn lîe
ê sine schalche [Knechte]
Spec
63,12;
der ewige lip, der ist so getan: / da nemach daz wip noch
den man / gehungeren noch gedursten Wahrh
125;
die wîle den menschen hungert, die wîle smacket im diu spîse
Eckh
2:290,3;
Will
93,10;
SalArz
53,28.
– selten mit persönl. Subj.:
ich hungerote ir gabit mir zezenne
JPhys
14,11
1.2
übertr. ‘(nach etw.) heftig verlangen, sehnsüchtig
sein’ (meist mit präp. Erg nâch, seltener ze/
zuo bzw. Pron.-Adv. dâran):
sælic sint die armen und die dâ hungert und dürstet nâch der gerehticheit
Eckh
2:285,6.
2:290,4;
in siner alten wise lit er hie rich gefurstet, / den ie nach werdem prise
vil sere hat gehungert und gedurstet, / also daz in sin nie genuͤgen
wolde JTit
1441,2;
daz der svnder iunger / ze gotte wider hunger Martina
197,10;
PrBerth
2:5,28
u.ö.;
Daniel
2174.
– mit Obj.-Satz statt präp. Erg.:
als werleich mag disen heiligen hunger niemant gehâben denn von gotez
hunger den in seiner suzzen minne hungert, daz du in enpfâest
MvHeilFr
8.
– mit lâʒen und refl. Akk.:
er liez sich stete hungern / nach unsers lieben herren wort
Pass I/II (HSW)
32196;
sie beitten alle, diz geschach, / und liezen sich dran hungern ebd.
10101
u.ö.;
der liez sich nâch in hungern / und nâch irem bluote
dursten Ottok
22789.
2616;
der gedanc was nie sô schiere chomen, / sô sich der gotes sun hungern
lie, / ze diu, daz er in undervie [dem Teufel
entgegenträte] / und tet ouch dem Satanât des versuochens
stat Aneg
3009;
Pass III
232,4.
664,46;
Vät
2505.
– selten mit persönl. Subj.:
dâvon spricht got in dem ewangelio: di mich ezzent die hungernt noch
und die di mich trinckent di durstet noch MvHeilFr
8;
daz wir alsus nâchvolgen der gerehticheit in der wîsheit und nâch ir
hungern und dürsten, daz wir gesetet werden, des helfe uns got
Eckh
2:297,10
2
‘jmdn. aushungern, hungern lassen’
2.1
eigentl.:
man liez dar nieman ingan, / der sie durch gut bedechte / oder in icht
spise brechte, / wand man sie hungeren wolde Pass III
120,49;
do erparmät die fraw den hüettern des karichers
[Kerkers] , das sy sey als pald nicht hüngern
wolten Schachzb
63,118.
– refl. ‘nichts essen’
die fruo âzen und trunken und in der füll lebten, den
geschach nihts. welhe aber sich hungerten, [...],
die sturben BdN
112,13
2.2
übertr.: jmdn. ûf etw. ~ (hier Pron.-Adv.)
‘jmdn. auf etw. begierig machen’
diz hat an ummekere / got der vil getruwe / in tugentlicher nuwe /
verwandelt an den jungern, / die er druf weste hungern, / daz sie di werlt durch
in verkurn Pass I/II (HSW)
10662
hungergît
stM.
‘Fressgier aus Hunger’
von grôzer hungergîte wart dô den würmen zorn. /
[...]. / swaz si in dem lande funden, daz verslunden si
sô gar OrtnAW
519,1
hungergîtic
Adj.
‘aus Hunger fressgierig, ausgehungert’
im ist nâch êren alsô ger, / daz nie dem hungergîtegen ber / sô nôt enwart
nâch süezes honeges râze RvZw
228,11
hungerhâr
stN.
der erste Bartwuchs junger Männer:
pili pubertatis vel famis: hungerhar SummHeinr
1:131,217
hungeric
Adj.
‘hungrig’
1 eigentl. 2 übertr. ‘heftig verlangend, sehnsüchtig (nach etw.)’ (mit Präp.
nâch oder Gen.)
1
eigentl.:
selik syt ir dy nu hungerik synt, wen ir sult gesetit werden
EvBerl
141,5;
gnædiger herre, / du lostest Danyelen, / der den lewen was
gegeben, / di vil lange waren hungerige gelegen / in einem loche
SüklV
708;
Er
5833.
5864;
MarlbRh
8,16
u.ö.; sprichw.:
ein hungerig man mag nit tieffe studieren
Mechth
6: 1,44.
– in der Wendung ~
jâr
‘Jahr der Hungersnot’ (vgl.
hungerjâr
):
so koment huͦngeriche jaire, / und kompt der herren creig in allen
landen breit Marner (W)
Ml 2:3,14.
– subst.:
wer gît den hungerigen brôt? EnikFb
2055;
die hungrigen macht er sat WernhMl
2365;
den vrostigen solde er bewæten, / den hungerigen nerigen
Hochz
491;
Elmend
A 330;
Konr
1,13.
18,38
2
übertr. ‘heftig verlangend, sehnsüchtig (nach etw.)’ (mit Präp.
nâch oder Gen.):
er geheizt miete und lôn sinen trûten, rein spîse allen den, di hungerich sint
sîner bermde PrStPaul
57,29;
die sint oͮch sælic, der herze unde gedanc hungerick
unde durstic ist nach dem himelriche Spec
115,4;
so kumt des geistes glute / [...] / in di sele, di
nach gote / und nach dem minnenden gebote / girec unde hungeric was Pass I/II
(HSW)
10935.
10926;
Parad
72,17;
EvBerl
141,15.
– i.S.v. ‘mangelnd, bar’
das gemuͤte das get al ze dike und swerlichen von
den menschen in ein verre froͤmdes lant der ungelicheit und kumet denne
etwenne wider hungerig und turstig alles guͦtes Tauler
279,19
hungerjâr
stN.
als Eigenname auch M. ( KvMSph , BdN ).
Jahr der Missernte, Lebensmittelknappheit, ‘Hungerjahr,
Hungersnot’
1 allg. 2 wortspielend zur Bez. des Planeten Saturn
1
allg.:
siben hungerjâr kæmen über alliu sîniu lant PrBerth
1:9,2;
sich hub zeimal ein hungers not, / die sich den luten herte erbot / in sante
Nicolaus lant / mit gebrechen maniger hant, / als noch ein hungeriar pflit
Pass III
12,23;
daz volc erkennet zwar / zukumftige hungerjar, / ez helt getreide unde korn /
daz ez blibet unverlorn Secret
1424;
Renner
8095
u.ö.;
Vät
3624
2
wortspielend zur Bez. des Planeten Saturn:
Saturnus haizt der satjar, darumb, daz sein craft kalt ist und
trukken. und deu zwai sint allen fruhten und allem leben widerkriegend.
daruͤmb hiez er paz der hungerjar wanne der satjar KvMSph
8,3;
BdN
56,4
hungerkaste
swM.
spöttisch ‘Bauch, Magen’
dar kome Hildebolt mit einer stang / und sties ine da auf den hungerkasten, /
das er fiel auf seinen nack Neidh (S)
2,199 c118:6,7
hungerlachen
stN.
in der Fastenzeit den Altar verhüllendes Tuch, ‘Fastentuch,
Hungertuch’ (zur Sache vgl. LThK 5,337; vgl. auch
hungertuoch
):
drissig marke goldes, [...], die
solte ich zuͦ dem hungerlachen geben, da die gemeinen lúte zuͦ
giengen zuͦ irme gebette Mechth
5: 23,117
hungerlant
stN.
‘Land des Hungers’ (bildl.):
ist, daz wir wieder wollen / avch keren, alse wir sollen / vze deme
hvngerlande, / al von der svnden schande, / meine ich, in daz fader lant
PrHess
28,213
hungerlëben
stN.
‘Leben in Hunger, Hungerleben’
swâ daz swîn vant eine wurz, /
[...], / dâ jagete er [der verlorene
Sohn] ez balde von / und az sî. des was er gewon, / daz er der
spîse nerte sich. / diz hungerleben kumberlich / er mit grôzer armekeit / in manegem
grôzen hunger leit RvEBarl
4254
hungerlewe
swM.
‘hungriger Löwe’
wer nerte, Jona, dich in visches wamme? / wer half uz hungerlewen velsen
Daniel? Frl
2:7,2
hungerlich
Adj.
‘hungrig, Hunger-, gierig’
des lewen hungerlicher art gelich do mange strebeten JTit
1382,1;
nu begunde hungerlichiu gir / Rennewarten wisen da daz brot /
lag Rennew
10730;
[das Erscheinen des Kometen verkündet] in den landen
gemeinlîche sterben, / urlouge oder grôz urlouges nôt / oder in den selben
hungerlîchez werben Boppe
1:26,14;
GTroj
1391
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