huf
stF.
auch swF. (
KarlGalie
12421;
Seuse
45,9.
45,20
), Pl. auch umgelautet (
BdN
289,33
).
‘Hüfte, Lende’
sin huf was ime virlenket / darnah muse er hinken
VMos
28,20;
die zeswe huf HvFreibTr
2220;
mer doch hait Karll der here / Orias ros also sere / mit Durendarde getroffen
/ hynden up de huffen KarlGalie
12421;
er hate beschlossnú band an den armen und daz herin
niderkleid umb die huffen Seuse
45,9.
45,20;
Parz
184,13.
232,30;
HvNstAp
15031.
– häufig in med. Texten:
ob dir in der huffe we si, so nim geizinen mist, mische in mit
honge und salbe di huf da mit BenRez
18;
swem in die sîten, in den rüke, in die hüf geschiuzet, der
neme des gîres zesewen huf unde siedez mit ole; diu salbe ist guot
Barth
155,27;
si [die Arznei] ist gut fur den
sichtum in der huffe vnde ist gut ouch fur den fuzsichtum SalArz
110,11
u.ö.
– hier ‘Hüftknochen’
dâ aver irwintet der ruke [wo der Rücken
endet] dâ stânt zwô huffe. / von den chliubet sich der lîp in zwei
bein gelîch Gen
171.
–
‘Lende’ (als Sitz der Zeugungskraft):
vone Juda newirt niemer ginomin daz chunichliche sceptrum, /
noh von sînen huffen gibristet chuonere herzogin, / unze der wirt giborn der al die
werlte scol nerin Gen
2758.
– euphem. vom Schambereich:
im gap dar diu küngîn ir hemde / blanc sîdîn, als ez ir blenke
[weiße Haut] ruorte. / ez ruorte ouch etwaz brûnes an
ir huf Tit (BH)
G 74,4.
– bei Insekten entspricht der Hüfte die Coxa, d.i. der Bereich des Beins, der
dem Thorax am nächsten liegt:
die [Bienen, die] von veltpluomen
haim tragent die ladent ir vodern füezel vol oben an den hüffen und varnt haim wol
gepürdet und schôn geladen BdN
289,33
hûf
stF.
vgl. →
hiufel
.
‘Wange’
süeze frowe, riht dich ûf / und lein dich her an mîne hûf [vgl.
Anm.z.St.]
LvRegSyon
621;
da von muͦsz min auge zwahen / mine hùffe von vil manigen trehen
Krone
16995
hufbein
stN.
→
hüffebein
hufblat
stN.
wohl eine äußerliche Erkrankung an der Hüfte:
der daz hufblat hab, der nem berthram pheffer salz orgament ruten, pulver ez
zesamne und blase ez durch ein ror in daz hufblat BWB (Sch)
1,1064
hûfe
swstM.
auch F. (
di houfe [Nom. Sg.] der regulen EvBeh
Vorr. 3
).
‘Haufen, (ungeordnete) Menge’
1 allg. 1.1 Menge, Schar von (Lebe-)Wesen, meist von Kämpfern 1.2 bergm. ‘Anteil des Ertrags’
1.3 übertr. 2 mit unterschiedlich stark ausgeprägten übertr. Bedeutungen in präp. Konstruktionen
(vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 228) 2.1 mit ane und Dat./Akk. ‘beisammen,
zusammen’
2.2 mit in und Akk. ‘mit einem Mal, auf einmal’ (?) 2.3 mit mit
‘haufenweise, reichlich, in großem Maße’
2.4 mit über und Akk. ‘über den Haufen, zu
Boden’
2.5 mit ûf
‘zusammen, aufeinander zu’
2.6 mit ze
2.6.1
‘zu einem Haufen am Boden, zu Boden’ (im Übergang zum folgenden) 2.6.2
‘zunichte, zu Schutt’
2.6.3
‘zusammen’
1
allg.:
von steinin ein grozer huffe wart / uf in [den
Toten] geleit RvEWchr
30116;
ich han gesen eppil vrisch gehaldin in eyme hufin habir
Pelzb
133,9;
wer auch der ist, der die koln kauft, dem sol man den korb, er
si halber oder ein ganzer korb, ruteln dristunt und gestrichen geben, wenne der
huffe darin geichet ist WüP
72,19;
an eime houffen ez allez lac, / ir gwin vnde ir beiac
Herb
16330;
si [Stare] vliegent scharot mit
ainander und in dem flug machent si ainen sinweln haufen, alsô daz iegleicher
begert, daz er in der mitt sei BdN
224,34.
81,19;
Will
114,1;
KLD:Kzl
1: 3,13;
Daniel
2316.
–
der muost vil gar ân sînen danc / daz lant dâ verkoufen /
umb silberîne houfen [Silbergeld]
EnikFb
1098;
Ottok
91629;
sô lîst du [Ameise] in dem hûfen dîn, / unde
norst [wühlst] recht als ein swîn
Boner
41,27.
– von Gefallenen im Kampf:
smorgens dô ez begunde tagen, / an manegen hûfen getragen
/ wart diu reine kristenlîche diet, / den ir sælde daz geriet / daz si ime
sturme ir lîp verlurn Wh
451,2;
ir lac an eime houfe / tot, bleich vnde fal, / daz ich
bin ane zal Herb
5412.
7043
1.1
Menge, Schar von (Lebe-)Wesen, meist von Kämpfern:
nu kam iesâ / der hûfe dar gedrungen Tr
3695;
sô hurticlîch was ir stôz, / daz man dâ hôrte krachâ krach, / dô ir schar
in den hûffen brach UvLFrd
86,32
u.ö.;
KvWTurn
886;
Ottok
20485;
in der menig oder in dem haufen des volkes
BdN
271,20.
271,25.
– von Engeln:
des firmamentis hufe / sal uns helfen loben / got
allen goten oben / psalmo ‘benedicite’! Daniel
1476.
– vom Rudel der Jagdhunde:
dô al der hunde houfe / daz edel wilt beschoute Hadam
348,1
u.ö.
1.2
bergm. ‘Anteil des Ertrags’
darumme gebe wir und lien den vorgenanten voyten uf unsern bercwerke czu
Vuͦrstenberg ein hufen, wen wir unsen zcenden genemen
UrkFreiberg
2:5,28
(a. 1317)
1.3
übertr.:
sie [...] sament tugende grôzen houf
EbvErf
4612;
in dem huffen [Fülle] der
gottes gabe Mechth
6: 6,32.
6: 19,17;
an disem sweren gedrang gnuͤget got nit, er
macheti den hufen noh merer [vergrößerte die Mühsal]
Seuse
68,26;
sam ein voller huff der gnaͮden ebd.
552,23
2
mit unterschiedlich stark ausgeprägten übertr. Bedeutungen in präp. Konstruktionen
(vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 228)
2.1
mit ane und Dat./Akk. ‘beisammen,
zusammen’
[Lancelot] fand weidende, als yn ducht, wol zwenczig
reher [Rehe] an eim huffen Lanc
40,21.
–
in den heiligen namen drin / tet er
[Christus] uber den helle grunt / ein heilic
cruze dristunt; / do sanc die helle an einen houf [in sich
zusammen] , / Belzebub der besouf
[versank] / in deme vil heizen vure
HeslNic
3509
2.2
mit in und Akk. ‘mit einem Mal, auf einmal’
(?):
dîns sinnes lôf / sturze mich in minnenknôf, / daz ich mich in einen hôf /
ûf dîn herze velle Wizlav
L 12,47
2.3
mit mit
‘haufenweise, reichlich, in großem Maße’
mit allen den sachen, / dâ man mit sol êren, / der dem
rîch ze herren / wirt erwelt und erkorn, / daz wart dâ niht verborn, / man erbut
ez im mit hûf Ottok
12631.
12706;
lob mit huffen geben Minneb
3398.
567;
WhvÖst
19179
2.4
mit über und Akk. ‘über den Haufen, zu
Boden’
er stach den einen mit roß mit ein uber ein huffen
Lanc
322,17
2.5
mit ûf
‘zusammen, aufeinander zu’
gieng wiͤr all auf ain hauffen, / so derdrukcht
sich vraw und man Teichn
385,8
2.6
mit ze
2.6.1
‘zu einem Haufen am Boden, zu Boden’ (im Übergang zum
folgenden):
swer im dâ zorse vor gesaz, / zeinem hûfen er den
sluoc Wh
388,21;
der Lutringaer [...] sluoc sîn ros, daz ez
gie ze einem houfen Loheng
5243.
–
ze (einem) hûfen nider ligen
‘zusammengefallen am Boden liegen’
ich trîbe mîn orsse gein im hin wider, / alsô daz er lîht an der
zît / ze hûffen mit mir nider lît UvLFrd
267,8;
ze jungest gelac pfert und ich / beidiu zeinem
hûfen nider Tr
2711.
9135
2.6.2
‘zunichte, zu Schutt’
geruste grôz unde klein / hiez er dâ rihten ûf, /
dâmit man ze hûf / die burge sol werfen Ottok
23133;
von der mûr valle / erschrâken si alle, / dô si gie
ze hûf ebd.
50733
u.ö.;
do [beim Kreuzestod Christi] quam zeinander
und ze huf / vels unde hol, berg unde tal KvWGS
1984;
darnach uber ein cleyne wile begund die erd bydemen,
und die capelle thet als ob sie zu mal zu huffen wolt vallen
Lanc
507,3
2.6.3
‘zusammen’
sie waren zv samne gekart / mit worten, mit gruzze; /
zv rosse vnd zv fuzze, / zv sprunge vnd zv loufe / quamen sie zv houfe
Herb
8748;
[Lancelot, wenn er zornig war,] beiß die zene
zuhauff das sie krachten Lanc
35,10.
361,10;
BdN
88,3;
EvBerl
29,7;
Teichn
303,8.
– vom Aneinandergeraten in (Wett-)Kämpfen:
swenn si ze stôze und ze hûf / in dem strîte
solden komen Ottok
572
u.ö.;
Claudas beit so lang das sie zuhauff schlugen mit
den schwerten Lanc
32,14;
sie kamen mit großer macht zuhauff gerant, und
der ritter brach syn spere off Hestors schilt ebd.
364,12
u.ö.
– mit Gen. (Glr. Ottok
‘handgemein werden und dadurch zur Entscheidung über irgend
etwas kommen’):
er wære sîn gern ze hûf / mit herzog Heinrichen
komen Ottok
9103.
69537
hûfeht
Adj., Adv.
‘haufenweise, in Mengen’ (hier im Beleg nicht entscheidbar, ob
adv. oder präd. verwendet, vgl. 2
5Mhd. Gr. § S 38 und § S
104):
lange zit, vil arbeit / die hufecht was an in geleit / in me dan nunzic iaren
/ dar abe so mude im waren / die gelit und verkrenket Pass III
509,48
hufel
stM.
→
hübel
hûfel
FN.
→
hiufel
hûfelære
stM.
jmd., der ein bestimmtes Glücksspiel spielt, vgl.
hûfelen
:
swaz davor umbe die kegeler geschrieben ist, daz sol auh
staete sin umbe die riemenstaecher unde umbe die huffelaer StRAugsb
126,19
hûfelen , hûfeln
swV.
hier subst. ‘Häufeln’, ein Glücksspiel:
omnes ludi cavillosi, haufeln, riemstechen et taxillorum falsitas praesentibus
inhibentur DRW
5,250
(VerhNdBayern; a. 1279);
dar vber allev valschev spil haevfeln, riemstechen vnd allev valschev würfel
spil mit disem brief sind verboten ebd.
5,250
(VerhNdBayern; a. 1321)
hûfelîn
stN.
→
hiufel
hûfen
swV.
1
‘(auf-, an-) häufen’ (tr. und refl.) 1.1
‘vollmachen, füllen’
1.2
‘sich (auf jmdn.) niederlassen’
2
‘jmdn./ sich versammeln’ (tr. und refl.)
1
‘(auf-, an-) häufen’ (tr. und refl.):
Tyrus hat gebuwet sine vesten und hat gehufet silber als ein
erde und golt als der mist der gazzen [
et coacervavit argentum
quasi humum, et aurum ut lutum platearum
]
Cranc
Zach 9,3;
dort swenden hort, hie hûfen RvEBarl
4574;
KvWTroj
36479;
UrkCorp (WMU)
1168,23;
so wisze, daz sich haufe / ein schatz in dem hymel dir EvStPaul
374;
ir wart des jâmers fuoder / geschubert und gehouft
Ottok
1161;
got wil daz sich hufe / din selde Pass I/II (HSW)
9974;
Martina
60,63;
WernhMl
10359;
Pilatus
2,238.
–
mit gehûfeter mâʒe u.ä. ‘großzügig
bemessen’
uber daz sal er [der
schiltkneht
] strigelen, stemmen unde bursten geben
den brûderen unde vûter den bestien nâch der gewonheit mit gehûfeter mâze
ungedrucket StatDtOrd
110,3;
der [Gott] lônet mit voller hant, mit
übergênder mâze von freuden und mit gehûfter mâze der êwigen freude
PrBerth
2:153,33;
mit hûfender mâze ebd.
2:145,19;
ir gebent, uch wirt auch gegeben; / gut eine maz gehufet wol, / gestozen
uberfluszig vol EvStPaul
6790;
vgl.
mit wol gehufter lage / wart di sunde alzumale / geworfen in di schale
[Waagschale] / und gehufet als ein berc
Pass I/II (HSW)
15146
1.1
‘vollmachen, füllen’
‘[...] hufent waszers vol die cruge.’
/ sie guszen sin dar in die gnuge, / unz ez floz oben uber hin
EvStPaul
11119;
dem fullet man den metzen [das
(Korn-)Maß] wol / und biutet im danne die ere / und houfet in
im also sere, / daz allenthalben riset dar abe StrKD
115,10
1.2
‘sich (auf jmdn.) niederlassen’
uf wen du haufen / den geist sich syhest, vnd blibet bi ym, /
[...] / der ist, der in dem heiligen geiste / sol
daufen in warer volleiste EvStPaul
11018
2
‘jmdn./ sich versammeln’ (tr. und refl.):
si hatte [...] / vil malader lude / gehoufet an ir
mandat Elis
2957.
1700.
9482;
sîn samnunge ze Hoye hêt [hielt ab] / der von
Lütich [...]. / der Flemminge here sîn volc ze Brücke wolt
houfen Loheng
1713.
5150;
da mit gingen sie widder hin / vnd haufften sich widder als e
Krone
28661;
UrkCorp (WMU)
369,20;
EvStPaul
2030
u.ö.
huffe
swstM.
→
hûfe
hüffebein
stN.
‘Hüftbein, Hüftknochen’
diu zwei hufbein [des erlegten
Hirsches] er dô nam / unde beschelte diu alsam Tr
2879.
2899;
den [Stenelus] stach der degen
wîte erkant / Hector, [...], / mit kreften dur daz
hüffebein, / daz er vil kûme sît genas KvWTroj
40472;
von der brust unz ûf daz hufbein RvEAlex
15542
hüffehalz
Adj.
‘hüftlahm’
der heilant hiez [...] / die
hufhalzen springen Wernh
5412;
die blinden machete er gesehende, hvfhalze gereht, mænigen
siechen gesvnt Spec
26,10;
swas vihes sie toedent das hufhaltz oder lam ist DRW
6,20
(Schauberg, Beitr., a. 1331);
Barth (H)
510;
BvgSp
54.
– hier bildl. ‘hinkend’
si [die personif.
cristanheit
] ist oͮch huͦfhaltz an den
fuͤssen irer gerunge, wan si min selten und treglich gedenket
Mechth
5: 34,33
hûffel
FN.
→
hiufel
hüffelbant (?)
stN.
‘Band um die Hüfte’ oder als hiufelbant
‘Band (am Helm) zum Schutz der Wangen’ (vgl. NeidhWB S.
134):
diu sînen [des eitlen dörpers
] rôten
buosemblech / diu sint ir [der Umworbenen] ungenæme dar,
dar zuo sîn hiufelbant [La. huffelbant
]
Neidh
WL 27:7,8
hüffelîn , hüffel
stN.
auch hiffelin (
WolfdD
1159,1
); Dimin. zu
huf
.
‘Hüfte’ (oft die Zierlichkeit und den erotischen
Reiz betonend):
ir mâzen lange sîtelîn / ûf ir gedrollen
[wohlgeformten] hüffelîn / beslozzen, wol gedrungen,
/ moht balde widerjungen / hundertjæric alten, / solt er si blôz gesehen an
KLD: Namenlos
a46:114;
swa der gvͥrtel wol entsleif, / dvͥ
hvͥffel den mit senfte hielten TürlArabel
*A 280,3;
ûf ir hüffel borten rîche UvEtzAlex
14570.
16999;
Loheng
3127.
– hier wohl euphem. vom Schambereich:
er greif ir undern mantel dar: / ich wæne, er ruort irz
hüffelîn. / des wart gemêret sîn pîn. / von der liebe alsölhe nôt gewan / beidiu
magt und ouch der man Parz
407,3;
im gap dar diu küngîn ir hemde / blanc sîdîn, als ez ir blenke
[weiße Haut] ruorte. / ez ruorte ouch etwaz brûnes an
ir huf [La. -elîn
]
Tit (BH)
G 74,4;
entspr.:
iz ruͦrte ouch etwaz brunes [Laa. bi ir hvffel/
hvffelin
]
JTit
759,4;
unverwendeclîchen, wæn, er nâch ir hüffel greif Neidh
WL 11:6,9.
WL 20:3b,9
huffenier
stN.
‘gesteppter Hüftschutz’ (vgl. Rosenqvist 2,273):
ûf der huf gedozzen / lag ein sîdîn huffenier, / von blankheit ein spaldenier
/ zieret^$’ im den lîp wol DietrGlesse
647;
seht, dâ wâfent(e) sich sân / manek vrouwe wol getân, /
[...], / sô wol gesteppet huffenier / begreif nie
mannes hant, / sô man an den vrouwen vant Frauenturnier
166
hüffesiechtuom
stM.
‘Hüftleiden, Erkrankung der Hüfte’
si ist fur di gicht. vnde fur den huf sichtum. vnde fur den
lide sichtum. vnde fur den fuz sichtum SalArz
99,3
|