hôn
stM.
‘Schmach, Schande’
zubrochin ist mit valle / dînis houbtis crône, / gedigin ist zu hône / dîn
rûm, dîn êre und al dîn prîs NvJer
21973;
Johel, der seit, [...] wie got
zukünftig ist, die werlt zu richten, / und wirt die argen mit den guten slichten, /
gut hon und arg vernichten Mügeln
98,11;
MinneR 481
100
hœnære
stM.
jmd., der verspottet, verhöhnt (vgl.
2hœnen
2
):
ein höner gernder wirdikeit Frl
8:23,1;
falscher höner ebd.
8:23,17
hœnde
stF.
→
hœnede
hœne
Adj., Adv.
häufig im Reim auf schœne und diesem gegenübergestellt; die
Übergänge zw. einzelnen Bed. sind fließend und Zuordnungen im Einzelfall oft
problematisch.
1
‘schändlich, unehrenhaft’
2
‘verachtet, in Schande stehend’
3
‘wild, ungezügelt’
4
‘zornig, böse’
5
‘trügerisch, gefährlich, (Gefahr der) Schmach in sich bergend’ ,
sprichw. als Kehrseite der Schönheit (vgl.
hœne
stF. und Friedrich, PhrasWB, S. 352f.) 6 vereinzelt wohl positiv ‘stolz’ (hier subst.)
1
‘schändlich, unehrenhaft’
nu sich daz dîn sêle sî / von sünden reine unde frî. / mache sie vil
schœne / von den gedanken hœne LBarl
7806.
12449;
owe dir, werltliche schone! / din lob ist mir ze hone
Erz III
6,128;
er [der Teufel] leret so hone /
sprechen und gedenchen HvBurg
3426;
EnikWchr
306.
–
‘spöttisch, höhnisch’
hœner schimph gevellet nimmer guoten liuten wol
Neidh
WL 20:3,11;
an wîbe lobe stêt wol, daz man si heize schœne. / mannen stêt ez
übel, ez ist ze weich und ofte hœne Walth
35,28
2
‘verachtet, in Schande stehend’
triuwe kam ze verte nie: / diu was geseilet vaste, / gebunden zeinem aste /
smâchlîche, hœn unde truop, / loufen wol unhôch sie huop Helbl
4,429;
da enwart ouch nieman hœne / von zorne noch von nîde
UvZLanz
230.
–
‘verachtenswert’
die werlt sie locte / und zu ir lebene ouch zocte, / uf daz si wurde ir
hone Pass III
669,45;
hie vor dô was diu welt sô schœne, / nû ist si worden alsô
hœne Walth
23,33
3
‘wild, ungezügelt’
daz ros, daz was vil schone / und was unmazzen hoͤne
StrKD
57,96;
ain muterswin grosz und schön: / dü waz so recht hön, / daz si kain wolff
erbaisz Bauernh
298;
trunkenhait nymant wol zimet: / dem weisen sy den syn benymet,
/ dem wolgefarben die schon, / den zuchtigen machet sy hon HvBurg
226.
–
‘ausgelassen’
des wurde sô gar hœne / der Karlot und die sîn, /
daz si ir vehten liezen sîn / und hüeben lîht ein tanzen an Ottok
680.
– bildl. vom Winter, wohl i.S.v. ‘grausam, unbändig’
(vgl. ähnlich grim Adj.):
leides wunder wil darunder / uns besunder tuon der winter
hœne KvWLd
8,6;
hœne der winter was ebd.
9,13
4
‘zornig, böse’
so er die maget so schone / an sach so wart er hone / und sin varwe verwandelt
/ si hatte in gehandelt / vbil mit gotes warheit Martina
220,100;
vber die maze schœne / senftmüetic niht hœne ebd.
97,8;
ain biderb wip / gar zúhtig und schón, / die
nieman kund hoͮn / noch reht zornig machen SHort
10968;
AristPhyll
206.
–
‘feindselig, missgönnend’
discordiâ ze tiute / ein missehellung ist genant, / dâ von
der name wol bewant / was an ir lîbe schœne, / der nîdic unde hœne
/ bî wunneclichem bilde was KvWTroj
1266
u.ö.;
si si wiz oder swarze / vnfletic oder schœne / guot willic alder
hœne Martina
133,104;
dar umb ist sie gein mir so hon / und also rechte swinde
Minneb
4884
5
‘trügerisch, gefährlich, (Gefahr der) Schmach in sich bergend’,
sprichw. als Kehrseite der Schönheit (vgl.
hœne
stF. und Friedrich, PhrasWB, S. 352f.):
ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; /
daz ist leider an iu schîn KLD: UvW
9:3,5;
der wehsel nieman missezimt, / swer guot für die schœne nimt. / man
siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne Freid
104,21;
diu was unmazen schœne / und dabi ouch gar hœne
Frauenlist
66;
MinneR 52
126.
– hierher (?):
michels boumes schone / machet dicke hoene : / er dunchet
uzzen gruͦne, / so ist er innen duͦrre Rol
1963
(vgl. Anm. z.St. in: Kartschoke, Rol.)
6
vereinzelt wohl positiv ‘stolz’ (hier subst.):
die starken und die hœnen / ir herze kumbert KvWPart
16230
hœne , hône
stF.
1
‘Schmach, Schande’
2
‘Spott, Hohn’ (offen zu 1 ) 3
‘Überheblichkeit, Anmaßung’
4
‘Hinterhältigkeit, Falschheit’
1
‘Schmach, Schande’
die was der eren chrone / und lebt an alle hone
Furstengesl
685,15;
die si nu machent schoͤne / mit der sodomiten
hoͤne, / die decchent mist mit miste StrKD
99,54;
Krone
10351.
– sprichwörtl.:
ez ist doch wâr ein wortelîn: / ‘schœne daz
ist hœne.’ [wohl i.S.v. ‘Schönheit trügt,
birgt Gefahr der Schmach’, vgl. hœne Adj.,
Adv. 5 und Friedrich, PhrasWB, S. 352f.)]
Tr
17803;
dâ über sprach her Frîdanc / einen spruch niht ze lanc: / ‘dicke
worden ist ze hœn / getwungen dienst, geribeniu schœn’
Helbl
2,149.
6,48
2
‘Spott, Hohn’ (offen zu 1):
leg dines trostes kusselin / under mich an spottens hon!
Minneb
1489;
Salomones wisheit / wer alda ein dorheit; / Absolones
schoͤne / wer alda ein hoͤne HvNstGZ
7753;
der anvanch der waͤr vil chlueg, / aver daz end ist
offt nicht schoͤn; / ez pringt ungemach und hoͤn Teichn
267,6;
WälGa
1004.
–
wart ie chain weip ze hone / von dier [hast
du je eine Frau verleumdet] durch ier schone
HvBurg
1057.
– in der Wendung sunder ~
‘in Wahrheit, ungelogen’ (vgl. sunder
spot):
ich sag iu sunder hœne, / daz si fuorten schœniu hâr / und
ir wât was goltvar Anteloye
170;
durch sinen werden lib, / stigen beide man unde wib / uf di muren sunder
hone, / daz si gesehen sine schone HistAE
1017.
1594;
laz mich sehen din antlitze, / daz ist wunniclich und
schone / vor allen antlitzen sundir hone Brun
763.
4006
3
‘Überheblichkeit, Anmaßung’
wib, vliuch den ganzen sprenzel, / der treit der höne krenzel / in sines
herzen swenzel Frl
6:9,12;
sie mügen selten höne sich mazen, / so sie uz rechtem grunt in herzen grazen
ebd.
11:14,6;
di andere schult und val, / do mete her
[Luzifer] quam an di hone, / was wedirschin siner
schone Brun
6602
4
‘Hinterhältigkeit, Falschheit’
daz eine was diu minne / diu im verriet die sinne, / daz ander sîner swester
schœne, / daz dritte des tiuvels hœne, / daz vierde was sîn kintheit
Greg
326
honec , honic
stN.
auch hönic, hong, honinc
(ahd. honag, honig, auch nasalisierte Formen, vgl. AWB 4,1227 mit
Lit.).
‘Honig’
1 allg. 2 bildl. und im Vergleich exemplarisch für Süßes, Angenehmes, Gutes
überhaupt,
1
allg.:
die jungen [Bienen] vliegent auz ze
würken und tragent ein honig und wahs BdN
289,31;
daz guot honig ist goltvar ebd.
293,10
u.ö.;
sin spise daz warn haüschrecken vnd hönich des
waldes [
mel silvestre Mt 3,4]
EvAug
4,14;
da ze Knogel ein halbe hvbæ giltit ein eimber hoͮnigis
UrbBayÄ
249;
Spec
34,30;
Barth
142,7;
BenRez
18.
–
die harliz [Hornissen] und die
websen habent kainen küng [...]. ir hong ist kaim
mensch nütz BdN
300,27;
mel atritum [l.
atticum
] . id est humeln honic SalArz
36,20
(vgl.
humbelhonec
).
– bei Strafe bzw. Folter (zur Anlockung von Insekten, vgl.
DRW 5,1537):
als sie [diebische Knechte] sint geslagen, sô
sal man sie smîren unde salben mit honege unz an den mittentac. darnâch sal man
sie legen in die prisûne StatDtOrd
142,15.
–
‘Honigtau’ (auch wildeʒ oder
natûrlicheʒ
~ ):
ez kümt auch ze stunden in dem sumer, daz hönig vellet
von den lüften auf die paum und auf daz gras, und fliegent die peinen dar auf
und sament daz BdN
87,22;
dar zuo siht man [...] wildez
hönich her ab vallen [vom Himmel]
ebd.
74,31.
87,34;
dû scholt auch wizzen, daz des nâtürleichen hönigs in
unserr wonung wênig vellet ebd.
88,5;
Philipp
2371.
– im Vergleich ‘so groß wie das Verlangen des
Bären nach Honig’ s.
bër
2.4
2
bildl. und im Vergleich exemplarisch für Süßes, Angenehmes, Gutes
überhaupt,
häufig bitterer galle gegenübergestellt (vgl.
1galle
4 und ausführlich Friedrich, PhrasWB, S. 225f. mit weiteren
Belegen):
ich sihe die bittern gallen mitten in dem honige sweben Walth
124,36.
25,18;
minne, [...] / dich solde wol
verdriezen / din süez honic ze giezen / und mischen zuo der gallen
Ottok
18176;
swenne ez [das Glück] beginnet vallen, / der honic
wirt ze gallen Renner
17284;
dú galle ist honig worden in dem guͦme miner
sele Mechth
4: 12,71.
5: 35,35;
man gît vergift mit honic wol, / swenn uns diu süeze triegen sol
WälGa
965;
HvFreibTr
6626;
AHeinr
152.
– sprichw. von schmeichelnder, täuschender Rede:
sú [Venus] hat honig
in dem munde und gift in dem hertzen Seuse
435,5;
si tragent honic in dem munde, / gift und gallen im herzen grunde
Renner
14133.
14451.
– im Sprichw. ‘bei Honig ist ein Haken’
s.
angel
stMF. 1.3
– im Zusammenhang einer auf das Göttliche bezogenen heiligen Süße
(vgl. süeʒe):
din [Mariens] suͤzcheit
is dem honich glich MarlbRh
11,8;
min [Gottes] geist ist
suͤzer denne honig und min erbe úber honig und honigsein
Seuse
223,7;
got ist ein honing in dem munde Brun
9331;
Tauler
26,28.
228,13;
PrBerth
2:7,6;
(vgl. noch Salzer, Sinnbilder, S. 488ff.).
– im biblischen Bild für Überfluss:
er bringit iuh wider heim / zuo deme guotin lante daz
milichi jouch honiges ist fliezzente Gen
3029;
honeges rinnet Geon, / milche rinnet Vison
VEzzo
91;
vgl.
Konr
1,44.
– Lit.: LexMA 5,117f.; zur Tradition der bildl. Verwendung vgl.
E. Wimmer, Biene und Honig, Wien
1993
honec|bluome (?)
swF.
hier hungeblume.
eine Pflanze (vgl. AWB 4,1228):
ligustra: hungeblume Gl
3:481,33
(BStK 945).
3:481,32
(BStK 461)
honec|brunne
swM.
‘Honigbrunnen’ (bildl., vgl.
honec
2):
ey uber clerte frawe clar, / [...]
min honig brunne, / liep, bul, spigel, engel, / balsam staud und zucker stengel
Minneb
4972
honec|einber
stM.
Maß der Honigabgabe (vgl.
einber
stM. 2):
Fridr. Heroldi in curia medonis [Methof] , recepit
den hongeymer UrbWürzb
920
(a. 1303-1313)
honec|gëlt
stN.
Abgabe der Waldimker:
soll auch jeder zeidler von seinem gut geben sein honiggeld uns und dem reich
WeistGr
3,611
(a. 1350)
honec|griebelîn
stN.
Bed. unsicher, wohl kleines Stückchen einer Honigwabe oder eines
Honiggebäcks:
er [der Sattel des Herbstes] hatte eine decken: /
betröifete wecken, / mit gebraten elen [Aalen] genat, /
ein reßer bulfer [l. ræʒerpulver, wohl ‘fein
zerstoßene Honigwabe’
] daruf gesat / mit manigem
honiggriebelin Herbst
147
honec|huobe
swF.
Honigabgaben zu leisten verpflichtete huobe (vgl.
honecgëlt
,
honeczins
):
honic hvbe [
giltit
] ein
einber honigis vnde zwelf kæse UrbBayÄ
264
honec|krâte (?)
swSubst.
Bed. unklar, wohl ein Honiggebäck oder zu mnd. honnichrote
‘Honigwabe’ (vgl. Schiller/ Lübben 2,295 und mhd.
râʒ
, râʒe):
milch ist den kinden bequeme, / den jungen daz honig geneme,
/ den alden sint honigkraten gut Brun
2900
honec|küechelîn
stN.
‘(kleiner) Honigkuchen, Lebkuchen’
hie von die frauwe dicke saz, / daz sie nicht ander spise enaz, /
[...] / dan under wilen idel [nichts
als] brot, / [...] / ader ein
honigkuchelin Elis
1755
honec|mæʒe
Adj.
‘honigartig, süß’ (bildl., vgl.
honec
2):
sin honic maze lere / bezzerte uns vil sere / mit manigem
suzen rate Vät
6067.
33677;
er [Barnabas] getrue helfe in gab / durch vnseres
herren ere / sin honichmaze lere / er mit vlize dicke treib Pass I/II
322,68;
dîn honicmæziu zunge hât / mir guote lêre vürgeleit
RvEBarl
4176;
Vät
2996.
–
got den sînen [den
Israeliten] schiere erwarp / einen lêrer,
[...], / der sie vüeren solte / hin in daz honicmæze
lant RvEBarl
2249
honec|mæʒic
Adj.
‘honigartig, süß’ (bildl., vgl.
honec
2):
mit honichmezziger zungen / als si [Maria
Magdalena] ouch waz betwungen / von dem heiligen geiste /
[...] / begunde si den heiden / die abgote leiden
Pass I/II
376,3
honec|mengære
stM.
‘Honighändler’ (als Bestandteil von Personennamen):
Johan honigmenger in der frawen hobe von Lympurg BerufeFrankf
59b
(a. 1346)
honec|mete
stM.
‘Met, Honigwein’ (bildl. in der Wendung süeʒe alsô
ein ~
‘besonders süß, angenehm’, vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 225 und
honec
2):
daz wallende und daz heize blî / dûhte in
[Pantaleon] süez alse ein honicmete
KvWPant
1313
honec|rëgen
stM.
‘Regen von Honig(tau)’
ain honigregen da zehant / von hymel kam in allú
lant, / als man noch singet so der tag kunt: / ‘hodie celi melliflui facti
sunt.’ WernhMl
3001
honec|rœre
swF.
‘Zuckerrohr’
canna mellis haizt honigrœr. diu geleicht nâhent der
gemainen rœrn [Schilfrohr] , ân daz diu
honigrœr dick ist und süez BdN
394,33;
wenn man die honigrœrn speltet und seudet, der
schaum, der dâ von kümt, wirt zukker ebd.
395,3
|