holf
stM.
Ansatz unsicher (vgl. Hiob , Glossar s.v.).
‘Narr, Tor’(?):
Beniamin ein vrozic wolf / idoch was er nicht ein holf [vgl. Gn
49,27]
HistAE
1028;
dy [Heuchler] uzen schinen als eyn holf
/ und bynnen syn eyn beyzig wolf Hiob
4965
holinder
stM.
→
koliander
holkrâ
F.
auch holi-.
‘Hohlkrähe, Schwarzspecht’ (s. AWB 4,1210; s.a. Suolahti, Vogelnamen,
S. 31):
sepicecula: holcra Gl
3:28,27;
parua parra: holichra ebd.
3:672,38
holler
stM.
→
holunter
hollerblâsen
stN.
‘Blasen auf einer Holunderflöte’ ( →
holunter
2):
vil süezes schalles man dâ pflac / mit hollerblâsen ûf der wer
Wig
10878;
vil lûte hôrten dâ sider / manic horn erschellen, / holre blâsen vor den snellen
Bit
8660
(vgl. z.St.)
hol|loch
stN.
‘Schlupfloch’
einen strik richt er fvr ein holloch, /
[...] Dieprechte was in den strik gach, / nv was er
gevangen nach ReinFu
K,1695
hol|louch
stM.
‘Hohllauch’ (s.a. AWB 4,1212):
vlpicium: holloͮch VocOpt
50.015;
ceplecomium: holloich Gl
3:540,5
1holn
swV.
im frühen Mhd. auch haln ( Gen , Kchr )
(ahd. halên, holên, s. AWB, 4,626).
1 tr. 1.1
‘jmdn. holen (lassen), zu sich rufen’
1.2
‘(jmdm.) etw. holen, nehmen, herbeibringen’
1.3
‘etw. tragen’
1.4
‘etw. hervorbringen, -holen’
1.5
‘etw. erreichen, erwerben’
1.5.1 allg. 1.5.2 Wendungen 2 refl. ‘sich erholen (von etw.)’
1
tr.
1.1
‘jmdn. holen (lassen), zu sich rufen’
er hiez sîne bruodere varn, haln ir vater jouch ire barn
Gen
2467;
nû haiz die boten ir wec varn / unt haiz mih Rômære hie
haln Kchr
7665;
her wolde hie holn sîn wîb En
3109;
frou Jeschûte wart geholt / ûf ir pfärde, aldâ si saz
Parz
277,12.
471,9;
«nu hol mich hie, verge’, sprach der degen guot
NibB
1550,2.
1552,3;
eines tages wurden si enein, / daz er si wolde holen heim
Hochz
229;
man muz den arzet holn / zu Rome Frl
9:13,14;
Exod
440;
Flore (P)
3516;
Herb
13866
1.2
‘(jmdm.) etw. holen, nehmen, herbeibringen’
ich muoz haln daz vingerlîn Kchr
13297;
si holten ûz den helmen den heize vliezenden
bach [an Blut]
NibB
2288,4;
[Gawan] bat daz man im holte / tincten unde permint
Parz
625,12.
552,16;
holâ vuoter, holâ, hol! HvFreibTr
586.
590
u.ö.;
vnd sol man das korne geben zwischent den messen, das son wir mit vnseren
bocken holen UrkCorp (WMU)
2175,22.
1047,14;
ein tûb von himel gâht, / diu im daz ol holte
Ottok
63609;
Tauler
27,5;
Kudr
135,3;
MF: Joh
8:1,1.
–
si sprâchen: ‘dise grôze nôt, / die verdient ez selben nie. /
sîne vordern habent ez etwie / mit sunden hin ze got geholt, / daz ez die
marter dolt.’ KvFuss
2835.
– rechtsspr.:
derselbe man sal daz urteil holen under den burgeren
StRFreiberg
207,9;
ouch suln dy inwoner der genanten stat ire recht vnd ire gestroften
orteil in vnser stat czu Cristburg holen UrkPreuss
2,206
(a. 1335)
1.3
‘etw. tragen’
daz vingerlîn, daz er holt / sô lang an sîner hende
Ottok
62521;
bischolf Arnolt / mit sînem
kolben [Keule] , den er holt ebd.
30015
1.4
‘etw. hervorbringen, -holen’
hurta, wie si holten / die slege uz starken armen!
WhvÖst
14836;
uz suͤften er do holt / die rede ebd.
13380;
mit narrenstimme er holte / und was diz wort ie dâ bî: /
‘tosî, tosî, tosî, tosî!’ HvFreibTr
5358;
die elemente [...] uf diz nuwe zeichen holn
Pass III
545,26;
alle sin herze was geholt / dar uf [darauf
ausgerichtet] , wie er uz sunden ban / mochte gerucken einen
man / und opfern deme guten gote ebd.
607,88.
–
‘Atem, Luft holen’
dô holte der arme Heinrich / tiefen sûft von herzen
AHeinr
378
1.5
‘etw. erreichen, erwerben’
1.5.1
allg.:
Biterolf der helt starc / erkande wol den sînen: / Gunthêr liez dô
schînen, / und ouch sîn bruoder Gêrnôt, / dô man si tjoste ane bôt, / daz
siz wol holn kunden Bit
10081;
di hêren von India / di holeten grôzen scaden dâ
SAlex
4717;
in was der rîche fürste holt: / daz heten sî mit dienst geholt
UvLFrd
472,8.
416,19;
‘durch got’, sprach er, ‘lat dar abe, / swer ouch
diz schaf hat verstoln, / der sal den vride an ieme holn [sich
versöhnen]
[...].’
Pass III
233,92;
so wolt ich den aplas suͦchen und holen
Tauler
276,14;
der rœmischen küneginne solt / wart nû mit
prîse aldâ geholt Wh
323,2;
wâ sol ich nu trœsten holn Parz
547,25;
holt man den touf mit strîte ebd.
814,25.
–
‘etw. finden’
sol ich iu niht verdagen, / swaz ich in mînem
herzen hol. / ir vervâht mirz übel oder wol, / ich sag iu, swaz
Ottok
14377
1.5.2
Wendungen:
–
prîs, êre, lop
~
‘Ruhm erwerben, verdienen’
swa ich holt ie prîs ûfs lîbes kost, / ôwî het
mich gesendet dar / iwer swester minneclîch gevar! Parz
812,24;
der künec ob tavelrunder az, / unt die dâ sitzen
solten, / die prîs mit arbeit holten ebd.
652,12.
420,18;
Tit
127,4;
sîn ungemach im êre holt: / im wâren di biderben alle holt
UvLFrd
490,17.
497,13;
das ich wird und ere hol HvNstAp
6146.
–
er holt / wunnebernder fröiden vil KLD:
UvL
41: 4,4;
Gâwân holt unsenften zins Parz
604,2.
–
diu âventiure ~
‘bestehen’
het er die âventiure geholt, / sô müeser sterben
hân gedolt Parz
617,29;
ichn ger niht vürbaz / wan daz mir werde erloubet
daz / ich die âventiure hol Wig
1797;
hie ist diu âventiure geholt ebd.
7904.
3387;
da ist ritterlich geholt / manic aventuͤr
WhvÖst
11366.
–
den tôt ~
‘sterben’
iz enwolte den tôt dâ haln Kchr
10042;
des holte maniger dâ den tôt NibB
1422,4;
der herzoge von Gippones
[...] brâht die burgære in nôt, / er holt
och an ir letze en tôt Parz
205,12;
ob er halt dâ holn den tôt / oder schaden nemen
solde Kreuzf
2538;
Lanc
106,1
2
refl. ‘sich erholen (von etw.)’
man mac wol senften gotes zorn / mit buze umme die sunde / unde mac uz
abgrunde / von aller unvlat sich holn Pass III
291,63
2holn
swV.
intr. ‘hol werden, einfallen’
[dem Kranken] diu ougen holent unde swindent
Barth
135,5.
– tr. ‘hol machen, aushöhlen’
swem wurme die zende holnt unde die bilare
[Zahnfleisch] ezent Barth
139,33
holne
Part.-Adj.
zu
hëln
stV.
‘heimlich, verborgen’
si vorhten, er [der Trost] wær in holne genomen
Serv
2200
hol|ôr
stN.
‘Hohlohr’, Name eines Jagdhundes:
Holôr, Spitzmûl, ungenge / an art und in dem sinne, / daz harret niht die lenge; /
ein wîl si jagent als ez umb sie brinne, / man siht bî heizer sunnen si erleschen
Hadam
164,1
holre
stM.
→
holunter
holre-
→
holer-
hölric
Adj.
‘löchrig’
die harliz [Hornissen] habent die art,
[...] daz si in hölrn wonent oder under der erden. der
harliz [Hornisse] zell sint sehseckot und die andern sint
rinden hölrig BdN
300,18
holstern
swV.
‘rollen, fallen’? (s. Bechstein, HvF., Anm.z.St. ):
sie wurfen sich mit hüeten, / mit küssen und mit polstern; /
strûchen und holstern / begondens über die bette HvFreibTr
2910
holt
Adj.
s.a.
holde
swM.;
Komp. holder.
1
‘zugeneigt, freundlich, lieb’
1.1 attr. 1.2 präd. 1.2.1 mit Akk. jmdn./etw. holt haben
‘lieb haben, mögen’
1.2.2 mit Dat.d.P. 1.2.2.1 jmdm. holt sîn/ werden
‘jmdm. zugeneigt sein/ werden’
1.2.2.2 und Akk.d.P. 1.2.2.3 und Gen.d.S. 1.2.2.4 jmdm. ein holdez herze (einen holden muot/ willen) tragen
‘jmdm. zugetan, freundlich gesinnt sein’
1.2.3 mit Gen.d.S. 2 bezogen auf das Dienstverhältnis zw. Herrn und Untertan 2.1 von Untertanen zum Herrn: ‘dienstbar, treu’
2.1.1 attr. 2.1.2 präd., mit Dat.d.P. 2.2 vom Herrn zum Untertanen ‘zugetan, gewogen, gnädig’
1
‘zugeneigt, freundlich, lieb’
1.1
attr.:
ih enbôt ir kuninginnen / mîne holde minne
SAlex
6474;
Roth
1955;
Herb
14377;
Sîfrides swert. / daz truoc mîn holder vriedel, dô ich in
jungest sach NibB
2372,3;
edile keisir Constantin, / dir intbutit din muͦter
holden muͦt, / heil unde allis liebis gnvͦc TrSilv
474;
sin holdez herze in betwanc Pass I/II
(HSW)
27660;
er siu zallen zîten scoͮwet mit holden ougon
TrudHL
145,18;
OvBaierl
120,16;
Tannh
12,2
1.2
präd.
1.2.1
mit Akk. jmdn./etw. holt haben
‘lieb haben, mögen’
Moyses hete di smide holde VMos
81,27;
ich minne zwô Îsolde / und hân die beide holde
Tr
19156;
Helenam die küniginne, die hâte Paris holde Flore (P)
1605;
ir habt den meien holden! Neidh
SL 24:2,7;
Volmar
802;
NibB
101,3;
HvBurg
2987
1.2.2
mit Dat.d.P.
1.2.2.1
jmdm. holt sîn/ werden
‘jmdm. zugeneigt sein/ werden’
min vuíne íst mir hóld.
unt íh ímo [
dilectus meus mihi et ego
illi Ct 6,2]
Will
46,1.
125,1
u.ö.;
in dûhte an ir vater gebâre daz er ime nieht holt
wâre Gen
1414;
vil lieb wâren im diu wîb, / si wâren ouch ime holt
En
12625;
ichn wart nie manne sô holt Iw
2947;
bistû mir holt, als ich dir bin Tr
5164;
wan si im wâren holt NibB
30,3.
24,4;
Parz
371,26.
14,9;
MF:Reinm
44: 2,4;
PrWack
70,252;
si wurden im von herzen holt Wig
8354;
KvWEngelh
1237;
Walth
13,9;
SM:Wi
9: 16,3.
–
swâ sich vier ougen sô gerne gesēhen, / dâ müezen zwei
herze ouch ein ander holt sî [:
bî
]
KLD: KvH
1:3,2;
ir sit ein ander enbor holt
ReinFu
K,1654;
Gen
1480.
–
‘zu sich selbst gut sein’
sun, nû wis dir selben holt / und volge mîner lêre
Greg
1450;
ob ichz mit bôsheit hân versolt, / ich würde mir selben nimmer
holt UvLFrd
103,8
1.2.2.2
und Akk.d.P.:
alsus macheten si in den chunich holt
VAlex
634.
1394;
ich mach iuch mir alsô holt AHeinr
212;
NibB
1323,2
1.2.2.3
und Gen.d.S.:
ich bin iu eines dinges holt, haz unde nît Walth
59,1;
wurdet ir mirs nimmer holt Parz
420,25
1.2.2.4
jmdm. ein holdez herze (einen holden muot/ willen) tragen
‘jmdm. zugetan, freundlich gesinnt sein’
di wîl ih dir holt herze tragen
SAlex
3011;
daz volc im holdez herze truoc
Parz
307,10.
397,22;
wie ich si minne, und wie ich ir holdez herze
trage MF: Mor
17: 3,5;
got gebiete den jungen wîben über al, /
[...] daz si hôchgemuoten mannen holdez
herze tragen Neidh
WL 3:4,3.
WL 17:2,9;
MF: Hausen
5:5,10;
SM:UvS
20: 1,6;
KvWPart
18421.
–
er wolte deme keiser sagen, / daz si mir holden muot getragen
/ hæte KvWPart
18120;
hievon truc er ir holden mut Pass III
63,13;
nach demselben gebote / was ouch sin husvrowe gut / und truc
zu tugenden holden mut ebd.
152,8;
RvEWchr
9244.
–
der edel videlære dem wirte holden willen
truoc NibB
1670,4.
364,4
1.2.3
mit Gen.d.S.:
sît ir rehter minne holt, / sô minnt als nu diu minne
gêt Parz
456,18;
si wâren ie vür daz golt / der vil trüeben
lachen [Pfütze] holt Wig
80
2
bezogen auf das Dienstverhältnis zw. Herrn und Untertan
2.1
von Untertanen zum Herrn: ‘dienstbar, treu’
2.1.1
attr.:
in tugentlicher zupflicht / was er mit dienste ir
holder knecht Pass I/II (HSW)
3261
2.1.2
präd., mit Dat.d.P.:
sie waren deme kuninge alle holt Roth
146.
313;
er hüetet disses landes unt ist Gelpfrâte holt
NibB
1547,4;
nu schouwe, künec hêre, Volkêr ist dir holt! / er
dienet willeclîche dîn silber unt dîn golt ebd.
2006,1;
SAlex
2206;
UvZLanz
9220;
dc ir vns also holt vn̄ als vndirténic wêrent
UrkCorp (WMU)
N6,27.
73,5;
hat unz der genant her Adam [...] mit truwen
gelopt und eide geschworn, [...] der herschafft
Bitsch getrew und holt zu sin UrkHeilbr
537,10
(a. 1285)
2.2
vom Herrn zum Untertanen ‘zugetan, gewogen, gnädig’
– attr.:
sô wil ich boten senden nâch den mînen mâgen; / ich enbiute in holden
willen Kudr
34,4.
– präd.:
den armen was her
[Kaiser] uile holt TrSilv
311;
Chorinthia sînes frides gesan / und crônten in an der
stunt / und gâben ime funfzic phunt / unde silber unde golt. / des wart in
der kuninc holt SAlex
2304;
do er den kuͤnech an sach, / diz wort er minnechliche sprach: /
‘[...] dem
[Roland] wis [Karl der
Große] genædech unde holt: / an im stet elliu din ere
[...].’ StrKarl (S)
432
holtlich
Adj. , holtlîche(n)
Adv.
‘freundlich, zärtlich’
– Adj.:
zu drin malen daz geschach, / daz er sie slafende fant; / do wact er sie mit
der hant / in holtlichen minnen HeslNic
597
(vgl. Mt 26,44f)
– Adv.:
benivole: holtliche HvBPhys
4:13,13;
dô reit her nâher zu dem graben / und sach vil holtlîchen dar
En
10943;
vil holtlichen er si [Jesus die
Kinder] ane sach AvaLJ
87,6
(vgl. Mt 19,14);
vil holtlîche er in kuste Kchr
14610
holtnissede
stF.
‘Gewogenheit, Freundlichkeit’
wollichintem, holtnusside : beneplacito PsWindb
88,18
holtrûne
stF.
‘freundliches Zuflüstern’
wer sint die iuncurouwen den ich dâ gerûnet hân, den ich in
holtrûne gesaget hân die minne unde die wunne mînes trûtes? TrudHL
90,15
holtsam
Adj.
Superl. in prädikativer Verwendung mit Akk.d.P. und Gen. ‘jmdm.
erstrebenswert, lieb sein’ (s. AWB 6,1272):
íh hábo des uuóla uerstántan.
[...] dáz ín [dem
Bräutigam] áller nîetesta [La.
holdsamsta
] íst an sînen hêiligon déro
candidę uirginitatis Will
46,8
|