beklagen
swV.
(meist mit Akk., selten Gen., präp. Erg. oder Obj.-Satz)
1
‘jmdn./etw. beklagen’
2
‘jmdm. etw. klagen’
3 rechtl. 3.1 mit Akk.d.P. ‘jmdn. anklagen, verklagen (wegen etw., vor jmdm.)’
3.2 mit Akk.d.S. ‘etw. einklagen, durch Klage beanspruchen’
4 refl. ‘sich beklagen, sich beschweren über jmdn./etw.’
1
‘jmdn./etw. beklagen’
si beredeten unde besageten, / si betrūreten unde beclageten,
/ [...] / daz der armen Canāze / in der minnen namen
geschach Tr
17188;
wolden mich die heiden jagen, / ez möhte etslīches māc
beklagen Wh
58,28;
sy bechlaget ir untugent HvBurg
5146;
des kunft beclagete da manic Turc Kreuzf
1683
2
‘jmdm. etw. klagen’
Maria, muͤter und magt, / unser not si dir beclagt!
HvNstGZ
7045
3
rechtl.
3.1
mit Akk.d.P. ‘jmdn. anklagen, verklagen (wegen etw., vor jmdm.)’
swen man hie ze hove beklage, / ist er hie niht, daz manz
im sage / vnd sol in dristvnt vur laden ReinFu
K,1447;
Iw
5626;
undi wirt he biclagit vor mi
[dem] richteri undi din burgerin
Mühlh
115,17;
umbe solich gūt da mich dirrer man umbe hat beclaget, daz
enweiz ich noch enhan es nit PfJud
12;
swelhes purgers svn [...] vngevolgich
[...] węre [...] vnd des
bechlaget wirt UrkCorp (WMU)
2345,31;
ob ein man den anderen beclaget, daz he ime sines erbes icht abe gebuwet
habe ebd.
2265,33
3.2
mit Akk.d.S. ‘etw. einklagen, durch Klage beanspruchen’
dc wir [...] den bś niemer ane gesprechen noch
beclagen suln mit keime rehte UrkCorp (WMU)
984,35
u.ö.
4
refl. ‘sich beklagen, sich beschweren über jmdn./etw.’
wan daz ein sinnic herze sich / beklagen sol des im beschiht
MF:Reinm
43: 2,7;
daz sich der man siner sundin inneclich beclagin mach
Spec
79,30;
ich beclagen mich von uch, herre, zu uchselber
Lanc
620,2;
UrkCorp (WMU)
83,20,15;
Tauler
290,4
beklagnisse
stF.
‘Anklage’
als wol in verkuntnusse [
in denunciationibus
] als in beklagnus StatTrient
127
beklammen
swV.
‘jmdn. einklemmen, bedrängen’ (vgl. beklemmen):
des gerihtes hefte / die kranken armen nideren / beklamment āne wideren
HvBer
1985;
der ait ist mir ain zange / der mich hat bi der not beclamt WhvÖst
4879;
div verschamptiv / in schanden div beclamptiu Martina
106,26;
JvFrst
5600
beklęren
swV.
‘jmdn./etw. klār machen, erleuchten’
mit wazzer wirt beclaret der mensch [...] in dem
paradise JTit
46,1;
beklaret hat / dich sines geistes zunder EngelbLd
21;
ein engels lieht ob im bran, / beclęret als der liehte tac Mönchl
131.
–
‘erhellen, erklären’
daz ist nemeliche billicher daz man der heiligin rede neme mide zu beclerne
Christi rede, wan he selbe sprach: ‘vadir, mache clair dinen son’ Parad
91,15.
– in der Wendung
~ unde niderlegen
‘klären’
dat ze becleirne inde nieder ze leginne UrkCorp (WMU)
78,30.
83,44
beklārivunkeln
swV.
‘etw. erhellen’
der helme lieht zimiere mit nebel was verdunkelt. / daz wart dann aber schiere
mit swertes ecken schon beklarifunkelt / von dem fiur, daz uz den helmen dręte / sam
blicke schoz der lufte JTit
4154,2
beklęwen
swV.
‘jmdn./etw. (wie) mit Klauen ergreifen’
dez wurden siv begriffen / mit svnden in ir herzin / ane rivwe smerzen / in
bosem willen beclęwet / uon dem tievil Martina
159,53;
mit mangem süezen smerzen / was beider sin bevangen. / minne mit ir zangen /
sī leides hāt beklęwet Reinfr
4327.
6527
u.ö.
beklėben
swV.
1
‘etw. bekleben, verkleben’
2
‘haften bleiben, verbleiben’ (vgl. beklīben )
1
‘etw. bekleben, verkleben’
beklebe dy ris, als vor gesprochin ist Pelzb
124,15;
io saltu yn an beydin endin beklebin das loch, als man tut eyn
pfrop rys ebd.
131,24
2
‘haften bleiben, verbleiben’ (vgl. beklīben):
des wil ich daz an uch beklebe / die morgengabe, die ir habet, / wand ir wol
damite labet, / die hie twinget enge not PassIII
623,32;
idoch was im leit, / daz im dikein werdekeit / mit der wihe was beklebet
[verliehen]
ebd.
595,21;
obil ist an uns beclebet [
agglutinata
]
Cranc
Bar 3,4.
–
‘fortbestehen’
swa man lieze eben / daz dinc nach siner art bekleben Frl
5:34,17;
wan der leib erfault nider, / daz dw sel dann lebt sider / als des
menschen sel bechlebt / und den leichnam uͤber lebt Teichn
324,113
beklecken
swV.
‘jmdn./etw. beschmutzen, beflecken’ (vgl. beklicken und
beklocken):
si liefen zu im vor / und beklecten in mit hor PassIII
357,8;
daz kumt von der unkuscheit, / in der du ligest bevlechet: / des wirt von dir
beclechet / vil manic bruder hinderwart Vät
12604;
dez menschen bild beclecket, / gar vorschaffen und vorstalt / von der sunden
ane walt TvKulm
682
u.ö.;
Hiob
4368
beklegęre
stM.
→
beklagęre
bekleiben
swV.
1 intr. ‘(fest)kleben, haften’
2 tr. ‘etw. bestreichen, beschmieren’
1
intr. ‘(fest)kleben, haften’
unz in mancvaldir crumme / dī derme sich uzreiftin / und um den boum
becleiftin NvJer
9110
2
tr. ‘etw. bestreichen, beschmieren’
lege sie [die Birnen] in einen hafen
vnd bedecke den hafen vnd becleibe ez mit teyge, daz der bradem iht vz muͤge
BvgSp
12;
sint die wende niht gemuret, so sol man si zuͥnen und mit laime beclaiben
StRRavensb
105,5;
er ist becleibet mit der eren leime MinneR480
426.
– übertr. ‘jmdn. versehen (mit etw.)’
daz du mich giruochis ze bechleiben / mit dinis tiskis aleiben
[Überbleibseln]
Litan(M)
925
bekleiden
swV.
‘jmdn./etw. bekleiden’
sie warn schon und wol bekleit. / frawlicher zuchte minnekeit /
sie zierte me dann rich gewant Physiogn
5;
vindet man uns wol bekleit, / niht nackent āne reht gewant
RvEBarl
6318;
dā man den bœsen wol becleit mit purpur siht behźret, / dar
gāt unde kźret / der frume ān allen phellel wol KvWLd
32,201.
– übertr.:
ir līp, ir muot wurden bekleit / mit dem kleide der arbeit
RvEBarl
4465;
so het trurikait / Wildehelm und sin trut beclait WhvÖst
9760;
das s’ solt schwanger werden / und bringen uff die erden / mit menschlicher
natur beklaitt / Jhesum KvHelmsd
307;
Eckh
5:228,7.
– häufig in Naturbildern des Minnesangs:
nu stāt bekleit diu heide / mit wunneklicher wāt
SM:Tr
5: 1,9;
mit grüenem loube stźt der walt / bekleidet wol, / recht als
er sol / gźn der wunne gesten sich SM:Tu
6: 1,10;
nū hāt meie walt heid ouwe wol bekleit mit manger wunneclīchen
spęhen wāt. / alsō hāt mīs herzen frouwe / sich bekleit mit kleide daz ir wunneclīch
an stāt KLD:GvN
38: 1,2
beklemmen
swV.
‘jmdn./etw. einklemmen, bedrängen’ (vgl. beklammen):
jā sęhe ich gerner veltgebū, / danne ich lange in selcher drū / beclemmet
węre, als ich bin nū Walth
76,20;
im hāt der minne stricke / sīn wildez herz gezemmet, / mit süezer nōt
beklemmet Reinfr
446;
nach des ersten menschen val, / von der sunden uber swal / wart al die werlt
beclemmet / und in den tot geschremmet / von der erbe sunden slac TvKulm
353;
Martina
11,49;
mit vast getwungen knubelen [Knöcheln] / sin swert
beclemmet [umklammert] halden HeslApk
4901
beklepfen
swV.
‘jmdn. bezwingen’
nū lach ob mich mīn tumpheit iht beklepfe Loheng
46;
Wartb
Rs 7,6;
daz ich uf dirre erde / sinne kunst so schepf / daz mich iht beclepf / der
ewiclich tot da von WhvÖst
14416;
wen sie mit im iren willen han / und haben in so beclepfet / daz her allez daz
wol schepfet HeslApk
18691
bekletzen
swV.
‘jmdn. betrügen, blamieren’
so węnent dan die giegen [die von den Frauen zum Narren gemachten
Männer] / daz in daz niht schade sī, / ob si ir ofte wonent bī. /
si sint vil balde becletzet / sos ir art wider wetzet, / und hinderkomt die tumben
knaben Katze
2053
beklībe
stF.
‘Empfängnis’
an deme manthage vor vnser frauwen tak annunciacio bekliebe UrkHenneb
2:7,21
(a. 1333)
beklīben
stV.
1
‘haften bleiben, verbleiben’ (vgl. beklėben 2 ) 2
‘auf der Strecke bleiben, umkommen’
1
‘haften bleiben, verbleiben’ (vgl. beklėben 2):
die kvnst ich also lange treip, / vnz mir der name bekleip, /
ich were ein zouberinne Herb
848;
wan er gedingen hęte, / ob sime ze herzen beclibe, / daz er
si nęme und dā belibe Tr
19093;
da von ovch ime der fluch becleip MarHimmelf
60;
ich sten auch an den rodeln / do eygen lut sin angeschriben. / ich bin in
eygenschaft becliben Minneb
1722.
–
‘Wurzel fassen, gedeihen’
daz Theucer zv Kypre was bliben, / vnde were da wole
becliben / an lande vnde an gesezze Herb
17471.
17279;
swā guoter hande wurzen sint / in einem grüenen garten / bekliben, die sal
ein wīser man / niht lāzen unbehuot Walth
103,15;
der helt was küene unde wīs, / der triwe ein reht beklibeniu fruht
Parz
26,13;
Wh
43,5;
Pelzb
131,19;
in der gnāde gotis beklīben und gewurzelet sīn HvFritzlHl
16,38;
dō stizin si ime diz rīs zu grōzen źren zu sīnen houbiten, und iz becleip
und wuchs ein grōz boum dar ūz ebd.
127,12;
Cranc
Jes 40,24
2
‘auf der Strecke bleiben, umkommen’
scalchen und diuwen bevalech er daz vihe ze triuwen, / daz si
iz sanfte triben, daz dei bārigen [trächtigen] ieht
bechliben Gen
1434;
dō hźte Jacob gemachōt ein muos ūz linsen vile guot. / Esau
bat ime sīn geben, sprach er wāre vil nāch bechliben [vgl. Gn 20,32
enmorior
]
ebd.
1091
u.ö.;
dū bist sō gar enwiht / worden ūf der wilden vart: / daz wirt wol von mir
bewart, / daz ich dich lāze beklīben Mai
185,15.
–
‘schwinden, aufhören’
daz clagt [der kranke] Porus
[...]: / zu stünd so mir becleib / der siechtag und
ich gn’ß / ich pring ym vil gewyß / zehen legyon GrAlex
2278
beklicken
swV.
‘jmdn./etw. beschmutzen, beflecken’ (vgl. beklecken):
sprich, frouwe selic unde zart, / durch waz du dich beflickes, / din hende
also beclickes / mit also snoden dingen? Elis
7448;
er [der Teufel] in bringet an die stat / da er in
wol beclicket / mit sunden unde bestricket Vät
18863
beklieben
stV.
refl. ‘sich spalten’
sich ze wīten brüchen vil herter vlinse dō zercloup [La.
becloup vgl. Bartsch, Troj. z.St.]
KvWTroj
10541
beklimmen
stV.
Part.-Adj.? ‘bedrängt, beklommen’
sa er der frouwen ungemach / unde ir beclummen herze sach, / er nam si von den
forchten Elis
4204
beklipfen
swV.
‘etw. gewaltsam wegnehmen’ oder zu begripfen als Verschreibung aus
bekripten (vgl. Bech, NvJer., S. 94) ?:
dī heiden gar beclipten [
violenter abstulerunt
] / gewinnende burge unde stete NvJer
21853
|