bors, borse
stswM.
‘Porsch, Porst’, als Wiedergabe von myrtus
‘Myrtenbaum’
ich Israhelis got [...] wil in der wiltnisse geben den
cedir und den dornpuz und den bors [
myrtum
] und
den olboum Cranc
Jes 41,19.
– Vgl. AWB 1,1266 mit Glossarbelegen des 13. und 14. Jh.s. für porse /
borse (Nom. Sg.) als Glosse für myrtus; zur Zuordnung zu den
botanischen Benennungen für einheimische Pflanzen vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 2,248f. (mit
Lit.)
borschœne
Adj.
‘gar nicht schön’ (vgl. → bor-, enbor- Präf.):
ist si nit schoͤner denne der mân und dú sunne? so ist si bor
schoͤn: moht er si nit hoͤher geloben? joch ist ain sele sibenvalt
schoͤner denne dú sunne PrGeorg
328,36
borsenfte
Adj.
‘gar nicht mild’ (vgl. → bor-, enbor- Präf.):
sie sin vn cristine diet / ich ne werdin borsenfte
niet [werde sie nicht schonen]
Roth
2676
borsêre
Adv.
‘gar nicht’ (vgl. → bor-, enbor- Präf.):
ez enprîset [
en- nicht in den Hss.] in
borsêre, / wirt im des siges an mir verjehen Er
8569
borst, borste, burst, bürst, burste
F. und N.,
N. Pl. auch borster
(ahd. burst, borst stN., burst stF., bursta,
borsta swF.).
‘Borste, steifes Haar (besonders des Schweins und Igels)’
1 allgem. 2 als Material für Bürsten 3 verwendet vom Schuster zur Verstärkung des Fadens / Drahtes an der Spitze (vgl. Heyne, Hausaltertümer 3,267)
1
allgem.:
sîne hût was ime bevangen / al mit swînis bursten
SAlex
5369;
an dem rucke tragent si boͮrsten sam swin
Rol
8046;
den igel mit allen sînen bursten PrBerth
1:349,35;
als eines igels borster scharf / im daz ach [Leid]
sîn hâr gein berge warf Loheng
5728;
sin [des Igels] borsten [La.
borster
]
Frl
5:75,14;
als di porsten sind sein pra HvNstAp
4472;
die [
eberswein
] hetten porster huernein
Seifrit
5552
2
als Material für Bürsten:
daz ein bürste / sô vil niht hât der borste [:
torste
]
Helbl
8,553
3
verwendet vom Schuster zur Verstärkung des Fadens / Drahtes an der Spitze (vgl.
Heyne, Hausaltertümer 3,267):
sutor [...] quasi setor, a setis – id est
burstin, borsten – porcorum, quibus suunt SummHeinr
1:288,263;
ein kurdiwæner [Schuhmacher] wæhen schuoch /
[...] / mac niemer wol gemachen, hât er niht alen unde
borst KvWTroj
117;
und als diu bürst an dem drâte tuot, daz der drât hindurchgêt Eckh(Pf)
235,27;
das eins burstes kraft / den sûtern den drât wîse in das loch Ammenh
16702
borstein
stM.
‘Probierstein, den man hochstemmt, um seine Kräfte zu versuchen’
das ich Jherusalem wil machen als einen borstein [
lapidum
oneris
] allen luten: alle di in ufburen
[
levabunt
] , di werdin sich vorbrechen und
zuryzen Cranc
Zach 12,3
borsten
swV.
→
geborstet
Adj.
borstoht
Adj.
‘mit Borsten versehen, borstig’
setosum: porstoht vel zotoht VocBV287
3:661,7
bort
stM.
→
port
bort
stMN.
(ahd. bort st. [M.?], bort stN., vgl. auch ahd.
brart stM., brort stM.), auch stF. ( Pass III ,
s. unter 3), N.Pl. auch borter ( UrkCorp , s.u.
2).
‘Rand’ und ‘Planke’; die etymol.
Zusammengehörigkeit ist ungesichert, entsprechend die Erklärungsmöglichkeiten des
semantischen Zusammenhangs; vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 2, 251-252
(bort1
und bort2
) und 294f. (brart,
brort), Kluge, S. 140 (bord1, bord2,
bord3
)
1
‘Rand, Kante’
1.1 allgemein 1.2 besonders Rand von Gewässern, ‘Ufer, Böschung, Fassung (von Quellen
und Brunnen)’
2
‘Schiffsplanke’ (gebraucht für Seiten- wie Deckplanken), auch
‘Seitenwand des Schiffs’ , ‘Schiffsdeck’
und das Schiff selbst (vgl. Kluge, Seemannssprache, S. 127-130) 2.1 allgem. 2.2
über bort
‘über, von Bord’
1
‘Rand, Kante’
1.1
allgemein:
sie slugen vnd stizzen / mit des schildes borte / vnde
mit des speres orte, / mit des swertes knoufe Herb
5409;
nv fort, ritter, vort! / ienre sweimete vmbe
bort [am Rande des Kampfkreises] ; / dirre stunt
mitten dar in ebd.
9541;
und schlug den konig [...] mit
dem kopff an syn antlicz, das im das bort von dem kopff das fleisch schneyt biß
off das beyn Lanc
57,35;
ez stêt ein turn ze Garte, dar inne lît mîn hort, / der ist gefult mit
schatze von bodem unz an den bort OrtnAW
52,4.
– übertr., für die Reimstelle des ersten Verses eines Reimpaars,
gedacht als Fuge, Zäsur?:
daz kein buchstab begegene / der vumfer an deme worte, / daz einer an
dem borte, / der ander an dem ende ste; / dem a begegene nicht daz e
[...]
HeslApk
1402.
–
über bort
‘über den (oberen) Rand hinaus, übermäßig’
hiut sî dîns süezen lobes wort / hô über bort / gelobet von allem
künne LobGesMar
41,13;
von grunde auf hohe biz uber bort / hat mich dein minne durchgozzen
Syon
556;
und mit der maz, da mit ir hie / gemeszent, mit der wirt uch dort /
gemeszen wider uber bort EvStPaul
6795.
–
got unser herre im do bot / disses amtes vollen bort
[ganzes Maß]
PassIII
557,43
1.2
besonders Rand von Gewässern, ‘Ufer, Böschung, Fassung (von Quellen
und Brunnen)’
der krieg [...] vmbe die gewer der borter des
baches, der enzvischen ir gvͦte rinnet UrkCorp (WMU)
198,5;
ûf des wazzers bort / dâ stêt ein linde wolgestalt HvFreibTr
4682;
nâhen der borte sîn gezelt / gegen den schiffen zôch man uf Kreuzf
682
u.ö.;
und stiess in von mir úber daz port ab in den Rin Seuse
80,11;
der borne werffet noch over boirt / al das veniin
[Gift] das in eme ist MinneR497
984
2
‘Schiffsplanke’ (gebraucht für Seiten- wie Deckplanken), auch
‘Seitenwand des Schiffs’, ‘Schiffsdeck’
und das Schiff selbst (vgl. Kluge, Seemannssprache, S. 127-130)
2.1
allgem.:
Vlixes trat vf des schiffes bort / vnde sluc vnd dranc, /
vnz er vf den stat spranc Herb
4394;
nu daz er in daz schif geschreit, / dô saz er nider an daz ort. / sîn
houbet legte er ûf daz bort / unt entslief ein kleine KvWPart
658;
als ie gelac ein bruoder tôt, / herzog Ernest daz gebôt, / daz man in
legte ûf des kieles bort; / dan fuorten in die grîfen vort ErnstD
3361;
die lute wanten ouch iren mut / uf den wec, den er zeigete. / den segel
man nu neigete / und wolden in zur andern bort PassIII
470,13;
als dy schif dy epphel tragen, / der [deren]
marnere balde jagen / und ylen vaste vursich vort, / nicht alleine durch den
bort, / sunder durch den willen me / daz von dem swemen uf der se / dy epphel in
vervulen icht Hiob
3518
2.2
über bort
‘über, von Bord’
und er dar în
[
barke
] getrat, / er schufte dâ manegen
über bort Wh
415,7;
daz er lieze / die vrowen werfen vber bort / als man
[...] / vz anderen schiffen plege / swanne ieman
tot gelege PassI/II
380,4;
die unden sich erhuben / vnde traden zv in vber bort ebd.
204,64;
bildl.:
diu heidenschaft in [den
Christen] über bort / an allen orten ündet în Wh
32,2.
– übertr.:
si wâren vil einbære / beidiu ir wille und ir wort. /
ich weiz wol, daz si über bort / vil geselliclîchen giengen, / dâ si die
geste enpfiengen Tr
5248;
der uber bort / sins mundes vz lat ein wort EvStPaul
8222
borte
swF.
→
porte
borte
swM.
‘Band, Borte’, ein kostbares Accessoire der höfischen Mode aus
Seiden-, Gold-, Silberfäden, häufig mit Perlen- und Edelsteinschmuck verziert
(umfangreiche Belegsammlung bei Brüggen, Kleidung, S. 207-209); in vielfältigem
Gebrauch, als
1 Besatzstreifen, besonders zur Verzierung der Nähte oder Einfassung der Kanten
(Brüggen, Kleidung, S. 110, 120, 190; synon.
lîste
) 2 Gürtelband (Brüggen, Kleidung, S. 90-94) 3 Haarband, um den Kopf gebunden oder durch die Zöpfe (auch durch die Mähnen der
Pferde) geflochten (Brüggen, Kleidung, S. 95-97; vgl. auch
gebende
) 4 Schildfessel 5 Tasselband 6 anderes
1
Besatzstreifen, besonders zur Verzierung der Nähte oder Einfassung der Kanten
(Brüggen, Kleidung, S. 110, 120, 190; synon.
lîste
):
gewæte daz wizze, / mit porten behangen Hochz
281;
dô brahte man ir einen hût, / mit grûnem samîte bezogen
[...] ein borde was alumbe drane En
1729;
vil der edelen steine die frouwen leiten in daz golt, / die si
mit porten wolden wurken ûf ir wât / den jungen stolzen recken: NibB
31,1;
ir ermel unde ir houbetloch / diu stuonden an den orten / bestellet wol mit
borten KvWPart
12484
2
Gürtelband (Brüggen, Kleidung, S. 90-94):
dô greif nâch einem gürtel diu hêrlîche meit, / daz was ein
starker porte, den si umb ir sîten truoc NibB
636,3;
der gurtel drier stucke ist: rinke, senkel, porte JTit
5561,1;
uf ir hüfel überal, / da sol ein borte ligen smal, / vil wol
gesenket hin ze tal Tannh
4,92
3
Haarband, um den Kopf gebunden oder durch die Zöpfe (auch durch die Mähnen der
Pferde) geflochten (Brüggen, Kleidung, S. 95-97; vgl. auch
gebende
):
vil manich wîp [...] mit golde joch
mit borten / wâren si gebunden Kchr
11751;
manich appelgra march [...] den waren
de manen bewnden / mit borten also cleine Roth
871;
manic wætlîchiu meit, [...] die sach
man valvahse under liehten porten gân NibB
573,3;
manec hâr wart bewunden / mit manegem kleinen borten, /
gelîstet wol zen orten / von berlîn und von gesteine, / geworht wol unde kleine
Eracl
1933
4
Schildfessel:
der vrouwen
[Brünhilds] schiltvezzel ein edel porte was
NibB
436,1.
1565,1
5
Tasselband:
an der tassel orte / lag auch ain reycher porte
HvNstAp
572
6
anderes:
duo Juljus mit Tûtiscer rîterscephte sô hêrlichen chom / unt
si sâhen scînen / die braiten scar sîne, / fan unte borten Kchr
483;
hey waz er rîcher porten an sînem kochære truoc!
NibB
952,4;
dô si daz swert erkande, dô gie ir trûrens nôt. / sîn gehilze
daz was guldîn, diu scheide ein porte rôt ebd.
1784,2
börtelîn
stN.
‘kleine Borte’
roc unde mantel hæte er an / von einem pfelle, der was rîch / und
an gewürhte wunderlîch: / er was von Sarrazînen / mit cleinen bortelînen / in
vremedeclîchem prîse / nâch heidenischer wîse / wol underworht und underbriten
Tr
2538;
huben rich gestrikett, / von frowen hand gerikett, / mitt vinen pörttlin wol
durchlaitt GTroj
15099;
got wil im blumen von in [allegorischen
Blumen] / ein bortil lobelichen Daniel
1999
borten
swV.
Bed. unklar, zu bort oder zu borte?:
der droit [Draht] des smiedes wol gebortet was: / da
mit waren die ringe [des Panzers] alle genegelt / und auch
gar wol geboͤrtet Pilgerf
3937.39
(Glossar S. 312: Übersetzung von frz. rive, rivee
‘gerändert, vernietet’, der Übers. hat vielleicht an rive
‘Ufer, Bord’ gedacht)
bortengewant
stN.
‘Kleidungsstück mit Borten’
kleider unde bortengewant, / hûsgereht und swaz man vant / in den judenhiusern
über al, / daz wart âne twâl / umb phenninge verkouft Ottok
91517
bortiure
Adj.
‘gar nicht knapp’ (vgl. → bor-, enbor- Präf.):
daz [Brennholz] enwas [
en-
nicht in der Hs.] in dâ bortiure: / dâ was waldes genuoc Er
7043
bortsîde
F.
‘Seide für Borten’
die stecken [Zeltstangen] wârn von
golde, / [...] diu wintseil
[Zeltschnüre] geflohten / von cleiner bortsîden
UvZLanz
4875;
daz seil was wol zwelf klâfter lanc, die von vier varwe bortesîden wâren
Tit
139,2;
TürlArabel
*A 262,6;
des guͦtis ist ain lƀ grozer bort sidun UrkCorp (WMU)
866,10
bortsîdîn
Adj.
‘aus Seide für Borten’
do fuͦrt si ainen kursat an / [...] der waz
bortsidin JvKonstanz
691;
an den wintseilen [Zeltschnüren] lag auch vliz, / die
warn auch bortsiden TürlArabel
*R 267,6
bortvleisch
stN.
→
brâtvleisch
borvërre, enborvërre
Adv.
‘gar nicht weit’ (vgl. → bor-, enbor- Präf.):
ich bekenne ouch mîner buoze kleinheit gegen mîner sünden grôzheit ze zellende,
wan ein paternoster langet borverre PrNvStr
284,20;
do crouch der arme herre / von der stat enbore verre / e dan in
die ummacht ane gienc GrRud
H 58.
B 9
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