bollen
swV.
nur im Part.Prät. gebolt, zu
bolle2
in der (erst frnhd. belegten) Bed. von
‘Kugeln von Perlen oder edlem Gestein, Metall’ (SchweizId
4,1171), ‘kugelförmiger Zierat’ (SchwäbWB 1,1275, vgl. FWB
4,753).
‘etw. als bolle, kugel- oder perlenförmigen Schmuck, auf einem
Kleidungsstück anbringen’
der roc, den man an ir vant, / der was ein phelle von Tryant, /
[...] manic tierlîn kleine als ein gleim / ûf dem phelle
was gebolt / von arâbischem golt Ottok
7902;
die kostlichait, / wie die zwerg warn angeleit, / von edelm gestain unnd röttem
golt, / manig vin berlin daran gebolt FrSchw
6728;
schwartzen samat hetten sy an, / darunder clainat und gold, / manig edel gestain
daran gebolt ebd.
7868;
Krone
15701
böllîn
Adj.
zu
bolle1
.
‘aus bolle gebacken’
und waz semelin ist, daz sol man zwicken, und daz bollin sol man
ungezwicket lazzen, also daz man einz voͤr dem andern kenne WüP
91,5;
unde boͤllein brot sol man manoht [mondförmig]
machen NüP
81
boln
swV.
‘werfen, schleudern’; allgem.:
si zukten sei [die Säuglinge] ze fluste
/ den muͤtren ab der bruste; / si polten an die wente / die fuezze vn̄ auch die
hente Wernh
A 4313;
sie enhalf weder flêg noch bet, / si muost den tôt von mir doln: / ûf daz wazzer
hiez ich sie boln, / dâ hât si verlorn irn lîp EnikWchr
27272;
si begunden ûz lesen, / in daz mer bollen, / swaz nicht envollen / dûhte si guot
genuoc Ottok
50529;
der soldan hiez gâhen / und ieslichen slahen / und teilen ze stucken drin / und
hiez diu stuc werfen hin / und bolen für die hunt ebd.
52059;
er mag si [der Spieler die Würfel] mit worten niht
betwingen, / si ensin im also holt, / der si schildet und von im bolt [auch
wenn er sie schilt und von sich wirft]
Jüngl
386.
– besonders im Krieg, Kampf, mit Schleudern, Wurfmaschinen:
sumelîche fluhen ûf die turne, / ir lîp dâ ze bescirmen, / si
bolten unde scuzzen Kchr
16706;
er lie daz werfen und daz boln / unde lief hin an den schalch.
/ mit dem mezzer erm bevalch / einen vreislîchen stich UvZLanz
1178;
si muosten tac und naht wachen, / die in dem hûse wârn, / ob si niht übel
gevarn / von den steinen wolten, / daz [l.
die
] si darin bolten, / und vor dem emzigen stein
schutten, / daz si teten mit den rutten
[Belagerungsmaschinen]
Ottok
28697;
si enmohten kummers niht gedoln, / dô si hin in sâhen boln / die grôzen steine
swære ebd.
30567.
92583.
– übertr.:
iuch mac wol verdriezen, / daz ir iuwer wortel gegen mir bolt MF:Joh
12:5,4;
maneger sîniu ougen bolt, / er möhts ûf einer slingen / ze senfterm wurfe
bringen Parz
510,2;
dâ von an den Wâleys wart vil blick gebolt / von liehten, zarten, klâren,
spilden ougen Loheng
6232;
wes hân ich silber unde golt / mînen kinden dar gebolt / und ich nu selbe niht
enhân? Schlegel
271;
den kunic darunder ruorte / die gewizzen der sippe
[...] die gewizzen er hin hinder bolte / und bewac sich
drât, / des in der Zæwisch bat, / sô daz er sînem lîbe / die selben muomen gap ze
wîbe Ottok
20321;
swaz hoͤret in der jugende / guͤtiu bispel vor im sagen, / ez
mag sich in dem alter tragen / deste baz und wil ez wol. / da von ich daz getihte
bol / in der orn die ez verstant WhvÖst
10492.
– phras.:
nu lâz wir daz hie bestên, ez ist genuog an daz zil gepolt
BdN
197,25
bolster
stMN.
‘(Sitz-, Liege-)Polster’
si ruowent da ane vederbete, bolstære unde chusse
Himmelr
9,23;
ein bette der daz treit [, gibt als Zoll] einen
helblinch; treit aber ein armez mensche vf sime rugge einen bolster oder chvssin, daz
git niht da von UrkCorp
548A,8;
nâch dem tôtlîbe sol diu vrauwe ir morgengâbe nemen und allez daz
ze dem varndem guote hœret: daz sint schâf unde geize [...]
unde garn und diu bette diu si dar brâhte, bolster, küsse, diu lîlachen, tischlachen,
badelachen [...]
SpdtL
102,5.
100,15;
küsse, bolster phlûmvederîn / wurden im vil schône geleget Schlegel
112;
gerne hatt er geslaffen / pey der lieben frauwen sein; / er hieß
im in dem gertelein / ain polster zu den fussen legen HvNstAp
12791
bolsterhündelîn
stN.
‘Schoßhündchen’
wer auff waichen seiden / sich will strecken zu aller stund, /
der wirt faul als ain hunt / und müß ain weib hüter sein / als ain polster hundelein
HvNstAp
6210
bolsterlîn
stN.
‘kleines Polster’
alsus er in den grünnen wald / brachte den kranken fürsten vin, /
ein lichtt sydin pülsterlin / waz im under den lib gelaitt GTroj
1348
bolsterschuoch
stM.
‘gefütterter Schuh, Pelz-, Winterschuh’ (vgl. SchwäbWB
1,1280):
daz wir do gelobtun in baiden [...] ze gende
[...] ze sant Martins mis [...]
vier bolstirshuͦhe UrkCorp (WMU)
1207,45
1bolz
stM.
‘Brei, Mus, Grütze’ (aus roman. pultem, lat. puls,
pultis; vgl. AWB 1,1256):
iantaculum [La. lanticulum
] primus cibus quo
ieiunium solvitur bolz SummHeinr
1:334,291
lataculum: bolz ebd.
2:90,54
2bolz
stswM.
ahd. bolz(o) stswM.
1
‘gefiederter Pfeil (für Bogen und Armbrust)’
1.1 allgem. 1.2 in Vergleichen; bezogen auf Schnelligkeit 1.3 übertr. 2
‘Stützbalken’ (vgl. SchweizId 4,1227; WBÖ 3,590) 3
‘Schlüsselrohr’
1
‘gefiederter Pfeil (für Bogen und Armbrust)’
1.1
allgem.:
Esau vuor ze holze mit bogen jouch mit bolze, / mit
netzen jouch mit hunten vieng er hirze unde hinten Gen
1074;
sie hetten [...] geschutze in
guten baten [in gutem Zustand] , / armbrust vf gezogen,
/ kocher, phile vnde bogen, / stralen vnde bolzen Herb
4741.
8706;
ich gesach nie guoten bolz / âne vedern und âne holz Freid
119,8;
er schnaid von ainem holtze / den pogen zu dem poltze, /
den sennwete er gar vaste / mit lindenem paste HvNstAp
6750
1.2
in Vergleichen; bezogen auf Schnelligkeit:
si [Barke] kam für sich geflozzen / und balde
enwec geschozzen / sam ûz der nüzze vert der bolz KvWPart
725;
ein ritter unverzagt / in einem snellen renneholz
[schnellfahrenden Kahn] / fuor als balde als ein
bolz / vert von einem starken bogen Ottok
4504;
Minneb
16;
rechtt als von der senwen vertt der boltz, / suss ylten
dorss ain andren an GTroj
462.
– bezogen auf Befiederung:
do [im Paradies] stunt gevidert also ein
bolz / gewachsin daz ture lebenes holz Brun
5343
1.3
übertr.:
niht wan tjoste was ir bolz [ihr (Liebes-)Pfeil war allein
das Lanzenstechen (mit dem sich der Geliebte ihre Huld verdienen
musste)] : / ir friwent si gein dem vînde schôz Parz
217,14;
ich wil sin ein boltz, / zu wer mich selbe shiezzen Rennew
8252;
Lemberslint schôz sînen bolz / mit gefüegen worten stolz / gegen Gotelinde
Helmbr
1497;
Partonopier [...] / lie sîner klâren ougen bolz /
an die keiserinne stolz / vil ofte vliegen unde varn KvWPart
16577;
der tuvel ouch darinne warf / an dem wirt gelust so scharf /
[...] er was geruͤret / mit des tuvels
bolzen Vät
4281;
der Minnen bolz Virg
1000,7
2
‘Stützbalken’ (vgl. SchweizId 4,1227; WBÖ 3,590):
der [
turn
] was nû underwarht gar, / sô
daz man het gesetzet dar / manigen bolz grôz, / phîlær genôz, / von eichînem holze.
/ die selben siul und bolze / habten den turn ûf, / daz er niht gie ze hûf
Ottok
59809.
28725;
WhvÖst
12000
3
‘Schlüsselrohr’
Schlegel
522
(La.);
vgl.
bölzelîn
bölzelîn
stN.
1
‘kleiner Pfeil’
2
‘Halm, Schaft des Schlüssels’ (vgl. LexMA 7,1492)
1
‘kleiner Pfeil’
bogen unde bölzelîn / die sneit er mit sîn selbes hant, / und schôz vil vogele
die er vant Parz
118,4.
– übertr.:
daz er gegen ir in rûnewarten [ ‘Flüsterworten’,
Konjektur; ruomewât
Neidh(HW)
] bölzel schiuzet Neidh
WL 19:5,10;
ein müezic mensche [...] stêt
[...] reht als ein zil, / ze dem die tiufel ir
bölzelîn / schiezent Renner
10427;
diu minne [...] schüzze
[...] dar ir bolzelîn, /
[...] dar von diu roete quam, dar nâch diu bleiche
Loheng
6641;
Virg
1000,11
2
‘Halm, Schaft des Schlüssels’ (vgl. LexMA 7,1492):
vünf slüzzel kleine [...] / diu bölzlîn innerhalben
hol Schlegel
522
bolzgevidere
stN.
‘gefiederter Pfeil’
er îlte ûf in mit sneller just / noch balder denne ein bolz gevider KvWTroj
35991;
im wart von ir gesendet / ir liehten ougen bolzgevider ebd.
7765
bônbrî, bônenbrî
M.
‘Bohnenbrei’
pultes: bonbri SummHeinr
2:429,02.22;
der bonen bri den man also machet, der ist gut mit pheffer
SalArz
10,24.
10,20
bône
F.
‘Bohne’ (nicht die heutige Gartenbohne, die erst in der Neuzeit aus
Amerika eingeführt wurde, vgl. Kluge S. 137):
erweiz vnde bonen Herb
16628;
sô die bône stênt gebluot Wh
99,25;
waz êren hat vro Bône, / daz man von ir singen sol, / si rehtiu vastenkiuwe!
Walth
17,25;
zisern [Erbsen] unde bonen / gent mir
niht hohen muot Tannh
13,61;
wold uns sîn got als wol lônen, / wir æzen ouch visch für bônen Ottok
45858;
hie ist auch ein sakch komen, / da ist inn der armen kraut /
[...]die ponn und die arbais HvBurg
5549;
gebrande bône Barth
139,17;
di grunen bonen SalArz
10,14;
BvgSp
31;
ungeschelte bônen StatDtOrd
67,35;
zwæne mvtt [Scheffel] arwaiz vnde bonen
UrbBayÄ
899,a.
– in Vergleichen, für etwas Kleines, Geringes, Wertloses:
frumt si niht mêre / wider den gotes zorn denne eine pône!
Priesterl
661;
mîn forderunge ist ûf in kleiner danne ein bône Walth
26,26;
kleine als ein bône / was der selbe stein Wig
841;
ich spriche, daz allez guot, joch alle crêatûren, gegen gote
ist minner dan ein bône gegen aller dirre lîplîchen werlt Eckh
5: 59,1.
– phras. niht eine bône
‘gar nicht/gar nichts’
sin hæten umbe ein bezzer leben / niht eine bône gegeben
Tr
16876;
sie enahteten eine bône niht ûf got Eckh
1:103,2;
der ouch der vursten persone / nicht achtet um eyne bone Hiob
12870;
kynder, uff alle die gelaszenheit, die nit usz geubet enist, engebe ich nit
eyn bone Seuse
513,21;
nun vürhte ich / dîne stange unde dich / niht eine halbe bône
Tr
15991;
tuot deweder ir welt! / ich wenz [= wende ez, ändere
es] niht mit dem [nicht um so viel] daz
man schelt / von einer halben bone RuprvWü
574
bônebluot
stF.
‘Bohnenblüte’
so nim garthagen und hasensmalz und bomole, ponebluͦt und
mach ein phlaster BenRez
9
bônenbrî
M.
→
bônbrî
bonenie
stF.
‘Päonie, Pfingstrose’
pyonia heiset bonenie Macer
60,1.
– Verschreibung für beonie? (vgl. AWB 1,879); vgl.
peon
bônenmël
stN.
‘Bohnenmehl’
aniz mit bonenmel unde mit heizem honege getempert hilfet den
man, ob im sin geschote zoswollen ist Macer
80,6;
so man daz bonen mel sudet mit zuker vnde mandilkernen, so ist iz
gut uor den husten SalArz
10,28
bônît
stN.
zu afrz. bon(n)et
‘Stoffart, woraus Kopfbedeckungen hergestellt werden’, später
‘Kopfbedeckung’.
Mhd. für verschiedene Kleidungsstücke, und zwar
1 für eine Kopfbedeckung 2 für ein über dem Brustpanzer getragenes Kleidungsstück 3 mit unsicherem Bezug
1
für eine Kopfbedeckung:
thiara: ponit VocBV926
3:626,21;
diadema: punît GlSal
169,63.
– in dieser Bed. ( ‘Mütze’) auch im Mnd., Mnl. und
Frnhd., vgl. Schiller/Lübben 1,386. 6,77; MNW 1,1359; FWB 4,776
2
für ein über dem Brustpanzer getragenes Kleidungsstück:
ain ponit vor miner bruste stat, / das vil wol durchberlot hat / dú kúneginne
gewaͤre EckenlE2
93,4
3
mit unsicherem Bezug:
sie trogen alle bonit herlich Roth
864;
ir himede waren sidin / sie trogin bonit guldin / da inne got
gesteine ebd.
1851;
von visches hiute truoger an / ein surkôt unt ein bônît Parz
570,2.
– Lit.: Schultz, Höf. Leben 2,48; Palander, S. 108f.; Suolahti, 1,69f.;
AWB 1,1258; Etymol.Wb.d.Ahd. 2,239f.; Brüggen, Kleidung, S. 207
bônsât
stF.
‘Bohnenernte’
mir würd [...] ein sô getân [so
reichliche] bônsât, / daz ich wolt êrlîchen leben Helbl
2,300
bônwibel
stM.
‘Bohnenkäfer’ (vgl. AWB 1,1259):
aigilia: bonwibil SummHeinr
1:167,767
|