billīch
stM.
nur Tr .
‘(höhere) Gerechtigkeit, Schicksal’
sīt man mit ritterschefte / lant unde reht sol swachen, /
hźrren ze schalken machen / und daz ein billīch wesen sol, / sō getrūwen wir des
gote wol, / daz unser aller swacheit / noch werde wider hin ziu geleit
Tr
6425 .
9370.
10058.
13768.
17783.
18023
billīche
stF.
Subst. vom Adj.
‘Gemäßheit, Billigkeit’
man bśte dich hoch oder nider oder man verspoͤzze dich, so solt du es in einer
billichi uff nemen als daz tuͦch, ob es koͤnde sprechen Seuse
443,16;
wie werin sś so billich ze weinen, den die gewonheit ze einer billichi und die
billichi zuͦ einer erberkeit worden ist ebd.
456,7
billīcheit
stF.
‘Gerechtigkeit’
so vallent sś in eigene minne ir selbes. die minne stet so gereht und in so
grosser billicheit in in daz daz ein wunder ist Tauler
77,3;
es ist besser alle wuchen einest zuͦ gan mit einem tiefen grunde rehter
demuͤtkeit, denne einest in dem jare mit einem śberhebenne in sin selbes billicheit
Seuse
302,4
billīchen
swV.
‘etw. angemessen finden, jmdm. etw. zubilligen’
weiz got dā muoz er wider varn: / daz sol man ime billīchen
Tr
5671.
13059
billiclīchen
Adv.
‘zu Recht, billigerweise’
noch ger ich eins, des mir ir leben / sol billiclīchen volge geben
HvBer
8171
billungs
Adv.
s. a. bellunge;
aus afrz. de blic, bellinc (vgl. Steinhoff, Lanc., S. 878 und
Rosenqvist 2,189f. ).
– auch in ~
‘diagonal, schräg’ (Heraldik):
dar obe [über dem Mund] so stet von dyamant /
billungs, ein wenig verrenket, / gar meisterlich gesenket, / zwo cleine winbrowen
Minneb
2437;
von ruwin [
= rubīn
] ein lewarte, / der sich in billungs harte / zu sprunge hett
gestrecket ebd.
2780
bilse
swF.
‘Bilsenkraut’ (vgl. Marzell 2,925ff.):
caniculata heizet bilse. di ist vil kalder nature. di bilse
ist drierhande Macer
57,1;
bilsen bleter gestossen unde mit polenta gekneten ebd.
57,4;
nim daz saf der wizzvn bilsun Ipocr
40;
nim ruten vnde pilsen SalArz
62,10
bilsenkrūt
stN.
‘Bilsenkraut’
mit pilsen crut daz gestozen si mit honige
SalArz
78,52;
von dem pilsenkraut [Überschr.] .
jusquiamus haizt pilsenkraut BdN
404,27
bilsenöl
stN.
‘aus dem Bilsenkraut gewonnenes Öl’
swem wurme die zende holnt unde die bilare ezent, nime
bilsenole Barth
139,33;
sō nim bilsenole unde temper daz mit rōsenole unde salbe die
geswulst ebd.
140,18
bilsensaf
stN.
‘aus dem Bilsenkraut gewonnener Saft’
man sal im bestrichen den rucke
[...] vnde di hoden mit nachtschaten saffe, latich
saffe, [...], mit pilsensaffe SalArz
61,47.
62,5
bilsensāme
swstM.
‘Samen vom Bilsenkraut’
dem dehein ziter werre, der nem wegerich und pilsensamen
BenRez
30.
55;
Macer
57,10;
OvBaierl
83,19;
mit smer unde mit pilzenzome gestozen Albrant
3,6;
daz si ezzent den sāmen iusquiami, daz haizt pilsensām
BdN
220,22.
206,11;
wir sęjen bilsensāmen dar / und wellen danne, daz uns der /
liljen unde rōsen ber Tr
12228
bīlslac
stM.
‘Schlag mit dem Beil’
daz nimmer wirt gehort / hamerslac noch bilslac PassIII
267,13
bīlstat
stF.
Ort, an dem sich das von der Verfolgung erschöpfte Wild (Hirsch) den Hunden stellt
und verteidigt:
et tunc [
cervus
] aufvleucht vel anstźt an eynen auflauff, ascendit super aliquam
rupem, quod dicitur anlauf vel peylstat aput venatores, et [tunc] circumdant eum
canes, et ibi defendit se Jagdpredigt
72
(vgl. Glossar z.St.)
biltbehegede
stN.
‘Wohlgefallen an der Gestalt’
des vater zorngejeide / und unser biltbeheide / den sun treip zu der meide
Frl
2:10,2;
lob si dir, wib, durch vreuden namen / und durch din biltbehegede! ebd.
5:102,12
biltsam
Adj.
1
‘ein Gleichnis gebend’
2
‘ein Vorbild gebend’
3
biltsame ding
‘bildliche, sinnenhafte Vorstellung’
1
‘ein Gleichnis gebend’
wie biltsam [wohl auf wort zu
beziehen] uz des herzen schrin / sich daz wort in willen dringet,
swinget, slinget Frl
2:3,4
2
‘ein Vorbild gebend’
Adam biltsam vernam Frl
2:15,1
(gemeint wohl: „Adam kam zur Vernunft und gab damit ein Vorbild“; viell. als
Subst. anzusetzen, vgl. Anm. z.St.)
3
biltsame ding
‘bildliche, sinnenhafte Vorstellung’
zv̍hest dv̍ din sinne von vsern dingen, vu̍rgast dv̍ behendelich vnd lichtlich
dv̍ bildsame ding RvBib
79,10
biltsame
stF.(?)
hierher viell. auch
Frl
2:15,1
(s.u.
biltsam
Adj.).
‘Vorbild’
dar vmbe ist der obren geisten minne worden dien nideren biltsam vnde ein
vrsach, zvͦ ganne zvͦ den obren sachen RvBib
122,3
bilwiʒ
Subst.
auch pilwiht.
‘dämonisches Wesen’ (Hwb. dt. Abergl. 1,1308-1324):
si wolten daz kein bilwiz / si dā schüzze durh diu knie
Wh
324,6;
die an zouberīe geloubent [...] an nahtfrouwen und an
sō getān gespüc und an pilwiz PrBerth
2:70,32;
schrawaz [Waldgeist, Kobold] , pilwiz wart nie so
snel so des mastboumes ende und orte [im Seesturm]
JTit
2583,4;
von schrabaz, pilwihten, / fumf tusent imbe der pien so vil der ruch
[Gen. Pl. von ruoch ‘Saatkrähe’] in walde
niht enpflihten / moht in aberillen ir gedoͤze ebd.
4171,1;
RvMunre
1003;
Segen1
11
bīminze
stswF.
bī- wohl angelehnt an bīe ( ‘Biene’) und bīmente
(aus lat. pigmentum).
–
‘Katzenminze’ (Nepeta cataria, vgl. Marzell 3, 152 und 310ff.):
nepita zu latine, calamentum in chrieschen, biminze zu dute
Macer
11,1;
swer das kalde hat, der neme biminze ebd.
11,5.
der rouch von der biminzen ebd.
11,17
bīminzensaf
stN.
‘Saft aus
bīminze
’
an swem sich di [
miselsuht
] erst erhebt, der trinke biminzen saf Macer
11,8.
11,10.
11,11.
bimʒ
stM.
‘Bimsstein’
sō brenne einen bumez ze pulver Barth
147,14;
daz ich ez sō besniten habe / daz mir iemen iht dar abe / mit
pumz oder mit mezzer / schabe und mir bezzer KvHeimUrst
15;
gar spehe mit vernuͤnfte pims / waren ecken und sims / der sule wehen durch
graben / mit erholtem werk erhaben Minneb
171.
– bildl. für etwas von geringem Gewicht:
daz min kunst ringer, den ein pims, / wige Damen
6,1;
mit lastes bimz Frl
5:19,8.
5:117G,1
|