bediuteclîche
Adv.
‘deutlich, unmissverständlich’
die ir eit darumb muosten bieten / und bediuticlichen sagten gar, / daz diu
sache wære wâr Ottok
71554;
der predigær sol rinclîchen / sprechen und bediuteclîchen, / daz man sîn rede
müg niht verkêren WälGa
11208;
WolfdA
139,3;
UrkCorp (WMU)
2814,5
bediuten
swV.
in allen Verwendungen wird ein hohes Maß an Verbindlichkeit, Genauigkeit oder
Wahrheit ausgedrückt.
1
‘einen bestimmten Sinn haben, Zeichen sein für etw., bedeuten’ (gelegentlich
in paarigen Ausdrücken mit bezeichenen 2
‘einen Sinn vermitteln, verständlich machen’
2.1
‘(jmdm.) (etw.) zu verstehen geben, (im ganzen Umfange) begreiflich
machen’ (der Übergang zu 2.2 ist fließend):
‘andeuten’
2.2
‘erklären, auslegen, deuten, übersetzen’
1
‘einen bestimmten Sinn haben, Zeichen sein für etw., bedeuten’ (gelegentlich
in paarigen Ausdrücken mit bezeichenen:
waz ez aver bezeichent und beduͤte PrOberalt
10,13.
24,8;
Lucid
87,17 [s.u. 1]; Konr
18,27):
– von sinnbildlichen Bedeutungsträgern, meist im Zusammenhang christl.
Allegorese:
nu vernemet, liben liute, / waz der stein bedute
HimmlJer
145;
wen beduͥt dis thron baz dan dich, / ei muͦder ind maget
süverlich? MarlbRh
62,27;
mit Dat.d.P.:
der vogel bedäut uns die läut, die in glückhaftiger zeit
træg sint BdN
172,13;
dâvon den tôt bediutet mir der slâf mit sîner lêre
KvWLd
32,257;
refl.:
bi disem tier reine / betiutet sich alleine / Jhesus crist der milde
Martina
97,74.
– von natürlichen Zeichen (z.B. von körperlichen Erscheinungen als Symptomen
für Krankheiten und - im weitesten Sinne - für die Konstitution eines
Menschen):
du salt merken, ef de adere cleyne werde, alzo dat du kume
vornemest, vnde dat se drate slet, dat bedudet, dat dy mensche deme dode na is
OvBaierl
65,11
u.ö.;
BdN
48,2
u.ö.;
Physiogn
123;
wenne diu sunne in irm aufganch des morgens rôt scheint
[...] daz bezeichent regentage BdN
58,8.
– von konventionellen Zeichen in bestimmten Handlungs- oder
Lebenszusammenhängen:
ein zirkel ist ein zeichen und bedütet win
Mügeln
15,4;
waz betútet der gúrtel? [...]
der gurtel bezeichent die stetin vnde die kúschen, da mite sich die prester
twingen suln Lucid
87,17.
107,21
u.ö.
– von sprachlichen Zeichen (Wörtern, Texten, Rede):
missio, daz betútet sendunge vnde hat zwo bezeichenunge.
die eine betútet den heiligen Crist, die ander die ewarten Lucid
88,8;
KvHeimUrst
709;
Spec
114,28;
in sein hilig junger vrakten waz diu selb gelichnuͤzze
betuͤt die er in gesait het PrOberalt
50,15;
PassIII
565,8;
refl.:
‘glôria in excelsis dêô!’ / daz bediutet sich alsô: / ‘lop in dem himel
gote!’ KvFuss
960;
GvJudenb
484;
HvNstGZ
1906
2
‘einen Sinn vermitteln, verständlich machen’
2.1
‘(jmdm.) (etw.) zu verstehen geben, (im ganzen Umfange) begreiflich
machen’ (der Übergang zu 2.2 ist fließend): –
‘andeuten’
[das taubstumme Kind] bediute im nâch stummen aht, /
daz er iz behielt die naht. / sîn houbet neigetz in die hant, / dâmit tetz dem
wirt erkant, daz ez dâ woldes nahtes ligen LvRegFr
4758;
RvEWchr
15963;
mit dem wihroͮche bedvtten si, daz er der ware Krist wære
Spec
33,1;
Konr
3 W1,148.
–
‘nennen, mitteilen, erzählen’
und hiez den lantliuten / einen tac bediuten, / an dem er rihten wolte
Wildon
3,110;
daz man solde gân / und einen kunic
bediuten [verkünden] / offenlich vor den liuten
Ottok
59523;
daz waren wilde lütte, / von den ich üch betütte. / sy waren ruch über
all, / ryssen gross [...]
GTroj
16070;
Tr
8799.
–
ih ne mac/kan iu niht
~ als Rede- und Schreibgeste:
ine könde iu niht bediuten mit den sinnen mîn, / wie
rehte minneclîchen iu Etzel enboten hât / unt iuwer edel swester
NibB
1446,2;
ine mac niht wol bediuten / wie dâ wart gevohten
Wh
365,30;
Parz
728,22;
Ottok
1362
u.ö.
–
als ich bedute als einleitende Floskel zu weiteren Erläuterungen
‘wie ich ausführe(n werde)’
nu horet albesundere, / wie got bi sime lebene / den luten pflac zu
gebene / durch in helflichen trost, / des genuge do erlost / wurden, als ich
bedute PassIII
11,45
u.ö.;
KvHelmsd
2610.
–
‘beschreiben, darlegen’
diu schrift betiutet uns vür wâr / wie er
[der Phönix] gejunget wirt
KLD:Kzl
16: 2,7;
swer diu reht brichet als si davor betvͤtet
[rechtsverbindlich dar-, niedergelegt] sint
StRAugsb
46,16;
UrkCorp (WMU)
1355,44
u.ö.
2.2
‘erklären, auslegen, deuten, übersetzen’
waz Matheus schreib dort / den ebrayschen levten, / daz
wil ich iv bedevten Wernh
A 172;
dar umbe daz ez stüende / ze nutze werden liuten, / sô hiez er mich
bediuten / diz götliche mære KvWSilv
96;
Mügeln
206,9.
–
er wære ein sælig man, der daz künde betiuten / waz
iegelîches menschen herze minne KLD:BvH
13: 2,2;
[eine Frau, die] nieman iͤr gruezzen pauͤtet, / dw
wirt hochvertig bedautet Teichn
189,52.
– mit Dat.d.P.:
waz iuwer ê gebiutet, / des ist mir vil bediutet /
von kristenen liuten RvEBarl
12196.
13544;
de nam is beduͥdet [wird verstanden
als] bittercheit MarlbRh
19,12.
–
‘(Träume) deuten’
ir saget waz mir getraumet sî, unde betiutet mir waz
dâ von geschehen sulle BuchdKg
64,2;
Lanc
247,21
bediutenunge
stN.
‘Bedeutung, Auslegung’ (s.a. bediutunge):
daz di zunge ein beduterinne si / des herzen daz merke hie bi: / wen des
stummen zunge ist vorlamt / daz si nicht uben mag ir ampt / so wizze wir daz
bedutenunge nicht / sines herzen Brun
3188.
10557
bediutesal
stN.
übers. mysterium:
chrvzes betivtesal [interl. zu crucis mysterium
]
PsM
H 60,1
bediutlîche
Adv.
‘mit der richtigen Deutung, verständlich’
‘vindica, domine, sanguinem / sanctorum tuorum, qui effusus est!’ / daz habt
alsô bedûtlich: / ‘got herre, du rich / dîner heiligen blût, / daz vergozzen ist
wolgemût!’ Kreuzf
4675;
alle entwerfunge Christi und der cristenheit hat er so bedutlich gesatzt, daz
du wenen magst, nicht daz er von zukumftigen dingen eine prophecie, mer von
vergangenen geschichten rede habe gesatzt Cranc
Vorr. Jes 7,15;
TvKulm
2638;
Hiob
9600.
10268
bediutnisse
stF.
‘Bedeutung, Auslegung’
dins namen beduͥtnis lere mich MarlbRh
15,1;
do wart daz selbe juncfrouwelin deme jungen fursten zu geleit in kindis wise
in eime bedutnisse [in Vorausdeutung] der zukunftigen
hochzit Köditz
14,30;
er was enzwar behende / mit siner bedutnisse [des
Traumes] , / idoch ich noch vermisse / geistlicher uzlegunge
Daniel
923
u.ö.;
ûz der glôse bedûtnus JvFrst
3532.
9957;
HeslApk
11084
bediutunge
stF.
1
‘Sinn, Bedeutung’
2
‘Zeichen, Vorzeichen’
3
‘Mitteilung, Verkündung’ (?) (vgl. bediuten 2.1 ) 4
‘Erklärung, Auslegung’
1
‘Sinn, Bedeutung’
– von sinnbildlichen Bedeutungsträgern, meist im Zusammenhang christl.
Allegorese:
ich wil ir betuͥtunge och sagen dir: / es betuͥtent die rosen rot / daz
man dur got sol williklich liden den tot Cäc
340.
– von Träumen:
sage den troum dinen knechten, so sage wir dir sin beduetunge Cranc
Dan 2,4;
EnikWchr
17161.
– von sprachlichen Zeichen (Wort, Text, Rede):
iedoch hât daz wort macis noch ain ander bedäutung, wan
ez haizt auch ain muskâtplüet BdN
371,20;
vernemt mit uzlegunge / der glosen bedutunge! Daniel
8176;
der [
brieve
] bediutung und der meine / in dennoch unkunt was, / wand man ins
noch niht las Ottok
35897;
HvHürnh
70,1;
Hester
676;
‘Übersetzung’ (?), zu 4.?:
tabita cumi. daz ist in der bedaütvnge: ivnchfraw ich sag dir stand vf
EvAug
88,23
u.ö.
2
‘Zeichen, Vorzeichen’
durch daz stozet men die kerce in den toͮf, e man sie
enzundet, ze betútunge daz niemer dehein mensche enphahet die gabe dez heligen
geistes, er enwerde e gereineget in dem toͮfe Lucid
116,7;
Pilgerf
605;
wir vinden och ain ander betuͥtunge [ eine zweite Vorausdeutung
(auf das Christentum)] in der alten ê PrSchw
2,122
3
‘Mitteilung, Verkündung’ (?) (vgl. bediuten 2.1):
geistlich gewant, / daz er an solt legen, / swenn er wolde phlegen / der
bediutunge / der fursten meinunge Ottok
59531
4
‘Erklärung, Auslegung’
manich wort ich gesprochin han, / daz wol darf bedutunge Brun
930;
das ist die bedutonge / des swerts und auch bewisonge / der slußel und
underichtonge Pilgerf
1150
bedonen
swV.
‘anwesend sein, verweilen, sich ausbreiten’
dâ er ouch dâchte wonen / und vridelîch bedonen NvJer
17493;
darumme vluhen daz leit / die in Jerusalem wonden, / vremde darinne bedonden
Macc
1570;
swer der bôsheit ist gewont / und alze sêre dâ mite bedônt
[ausgefüllt] , / der læzet si vil selden
Frauentrost
96
bedœnen
swV.
‘etw. mit (Wohl)klang versehen, erfüllen’
sît der walt ist wol bedœnet: / dâ hânt vogelîn fröiderîchen
schal SM:KvL
18: 1,5.
7:1,3;
meie hât die heide wol geschœnet / und den walt mit sange wol
betœnet SM:St
10: 1,10;
KLD:GvN
10:1,6.
34:1,4.
48:1,5
bedonren
swV.
‘etw. mit Donner begleiten’
daz regin wazzer daz da bedonrit ist, daz is dunner denne daz
da kumit ane donir SalArz
19,34
bedraben, bedreben
swV.
‘gegen jmdn. im Trab anreiten, etw. im Trab angehen’ nur übertr.
1 mit Akk.d.P. ‘jmdn. bedrängen, angehen’
2 mit Akk.d.S.
1
mit Akk.d.P. ‘jmdn. bedrängen, angehen’
Achilles wante in bedreben / mitten in dem ringe
Herb
8906;
die Israhelen komen hin / in eine wueste, hunger si bedrabt Regenb
353a;
nicht hat sie [die Israeliten] do zu Gabaa der
strit bedrebet von der sone wege der bosheit [
super filios iniquitatis
]
Cranc
Os 10,9;
MinneR336
245
2
mit Akk.d.S.
nu hat got so wol getan / daz wir haben ungeleichen sin: / ainer wil gein
Prauzzen hin / [...] / so wil ainer daz mer bedraben
[aufs Meer fahren]
Teichn
385,17
bedræhen
swV.
‘etw. (mit Duft) anwehen’
in den landen, die der luft bedrehet, / ich meine daz paradise, da Eve und
Adam inne wart gesmehet JTit
6162,3
bedræjen
swV.
‘jmdn./etw. umwinden (mit etw.)’
dû solt ouch wizzen sunder list: / wer sîner sêle vîent ist, / des wort mit
sîden sint bedræt / dar inne, dâ mit diu vrouwe næt KgTirol
39,3.
– hierher wohl auch Elis
bedrât
‘bedrängt, beschäftigt’
hie zuschen bleip die wise / bedrat juncfrouwe Elizabet / same ein lilje in
mitten stet / mit dornen ummefangen Elis
1039;
do lag sie also lange zit / vor irs herren bette, / daz sie
[...] / geving soliche drakeit, / daz sie mit slafe
wart bedrat ebd.
1643
bedranc
stM.
‘Bedrängung, Einengung’
myn [der Anfechtung] zangen sint yn auch gehaß /
und sint geheißen bedrang, / da mit ich drucken und dun betwang Pilgerf
12311;
von trehenen ein großer floß, / die von den bedrange sint ußgeschoß ebd.
12322;
kleider kuͤrtze und ettwan lang, / lederhosen kleine und enge mit bedrang
ebd.
7516
bedrangen, bedrengen
swV.
‘jmdn. bedrängen, behelligen, einengen’
in allen dingen ist er niht betrenget von innen, also daz er dekeine enge von
in habe Vateruns(Sch)
61;
ich [die Hoffart] muß desta wyder stat han, /
großern sessel und breyder bancke han, / [...] / von
ferrem, daz mich sij nit bedrangen; / dann ich gar balde zornig wuͤrde / wo ich von
yemans gedrucket wuͤrde Pilgerf
7590;
du pist mit not bedrenget, / di alle weis dich twenget Vät
40605
bedrât
Part.
→
bedræjen
bedreben
swV.
→
bedraben
bedrencnisse
stF.
‘Zwang, Druck’
unde de geswornen des selben hoves irtailent ane alle geverde unde ane alle
bedrenknisse der herren von Userstal an allem irem rehte UrkCorp (WMU)
2746,32
bedrieʒen
stV.
‘jmdn. verdrießen, ärgern’ (unpersönl. mit Akk.d.P. und Gen.d.S.):
uuanta míh der vuérlte bedrûzet Will
31,8;
ir aller weinen wart vil groz, / hern Isengrinen des bedroz
ReinFu
K,1052;
des mac dich wol bedriezzen, / daz min rede so lanc ist
Herb
8638;
AvaLJ
87,4;
StrKD
6,90.
– subst. ‘Verdruss, Ärger’
denn ein pider man der vellet / in bedriezzen von der tat / daz man in neben
einen schalk hat Teichn
559,53
bedringen
stV.
‘jmdn./etw. bedrängen’
vch we, die hie hant saden buch, / wan hunger dort bedringet uch
[Lc 6,25]
EvStPaul
6733;
daz hûs was unmâzen / von siechen bedrungen, / die dâ nâch
heile rungen KvHeimUrst
561;
er gie vil nâhen an ir sîten gar bedrungen [eng an sie
gedrängt]
Neidh
WL 17:4,9.
WL 14:1,11;
Bit
12077.
– übertr.:
ichn gesach ir nie deheine [...] /
diu sô wol bedrungen / mit gezierde wære Wig
789
|