bar
Adj., Adv.
1
‘unbedeckt, nackt’
1.1
‘(für jedermann) sichtbar, offen(bar)’
1.2 vom Körper und seinen Teilen ‘nackt’
1.3
~ swėrt
‘blankes Schwert’
2
‘frei von etw., ohne etw./jmdn.’ (mit Gen.) 2.1
mit sīn / wėrden und Verben, die Kopulafunktion
annehmen können (z.B. stān , lāʒen u.ä.) 2.2 mit machen oder tuon (meist mit Akk.d.P.) ‘jmdn.
(sich)/etw. von etw. befreien, erlösen; etw. (von jmdm.) fortnehmen’
2.3
‘rein, pur, unverfälscht’
3
‘bar, frei verfügbar’ (von Geld und Abgaben)
1
‘unbedeckt, nackt’
1.1
‘(für jedermann) sichtbar, offen(bar)’
du solt niht bergen, sun, daz vingerlīn. / swar du wellest rīten, sō lāz
ez blecken bar OrtnAW
85,3;
MF:UvG
Leich 3b,15;
die ampulla [...] treit men dez
dagis, daz si halbe ist bedeckit vnde halbe ist bar Lucid
108,2;
Gen
1138.
–
dō sagt er im ouch bar [frei heraus] , / daz
er [...] / mit im niht möht gemachen / weder frid
noch suon Ottok
82148.
–
~
machen (mit Akk.d.S. [und Dat.d.P]) ‘(jmdm.) etw.
offenbaren’
und hate gemachet bar / die verborgenen dinc vil gar Macc
10469;
daz ich dir bar / sal machen Gotis willen Daniel
6430.
–
~
tuon (mit Dat.d.P. und Akk.d.S.) ‘jmdm. etw. sichtbar machen,
offenbaren’
bar di wisen uns daz tunt TvKulm
4800.
–
~
wėsen/wėrden (ggf. mit Dat.d.P.) ‘(jmdm.) sichtbar werden’
im wart bar / Gotis engel Daniel
8106;
HvNstGZ
6863;
din gedultikeit die waz bar ebd.
2279
1.2
vom Körper und seinen Teilen ‘nackt’
an barer liche Hochz
18;
KvWLd
13,6;
arme unde vüeze wāren bar Tr
15663.
– übertr. ‘ohne etw. (von ihrer Habe) bei sich zu tragen’
dō man die porten entslōz, / mit einer klage grōz, /
[...] wol aht hundert bare wīp / man herūz zalt
Ottok
31489
1.3
~ swėrt
‘blankes Schwert’
mit eineme barn sverte VMos
75,7;
Tr
17506;
Wh
387,28;
mit al (verstärkt?):
Hector reit durch die schare / mit sime swerte albare
Herb
5812;
Lanc
594,4
2
‘frei von etw., ohne etw./jmdn.’ (mit Gen.):
daz er geriten quam dort her, / gewęfens ītel unde bar
KvWHvK
557;
ein grāve missewende bar KvWTurn
515;
der bābst [...] / sagt in sünden bar Loheng
6555
2.1
– mit sīn/ wėrden und Verben, die Kopulafunktion
annehmen können (z.B. stān, lāʒen u.ä.):
sī hāt mich ze māle und bin ich ir bar SM:Wi
1: 3,3;
des bin ich bar / fröiden und vol sorgen
SM:Had
24: 2,9;
Wh
69,28.
–
schyr ward er harnasch par HvNstAp
528;
Iw
1028;
[am Abend] diu gestüel der vrouwen bar / wśrden
Loheng
2508;
UrkCorp (WMU)
753,26.
–
si enlāt mich niht ir lōnes bar SM:Gl
3: 5,16.
–
nu stźt diu liebe heide bar der wunnenclīchen bluomen
KLD:GvN
8: 1,1;
KLD:UvW
Leich 2,5
2.2
mit machen oder tuon (meist mit Akk.d.P.) ‘jmdn.
(sich)/etw. von etw. befreien, erlösen; etw. (von jmdm.) fortnehmen’
man machte sy von harnasch par HvNstAp
3282;
er machte sich von sünden bar / mit guoter werke
stętekeit RvEBarl
13304;
KLD:GvN
16:5,6;
er maht vil kristen lebens bar Loheng
5265;
jmdn.
~ machen
‘jmdm. etw. nehmen’
ein man der alle jar / sein holden machet par / mit ungefueger stewr
pant Teichn
207,12.
–
waz tuot iuch guotes
[Besitzes] bar? KLD:Kzl
16: 6,4;
ez tuot aller sorgen bar SM:HvS
4: 4,10;
SM:Had
20:4,11
2.3
‘rein, pur, unverfälscht’
[Demut] ist ein geczugnis clar / des vil heilgen
geistes bar TvKulm
2028;
wir sśllent uns mit aller kraft keren von aller śppiger unmuͦssen und
manigvaltekeit und wes nśt bar notdurft enist Tauler
400,9;
Seuse
261,21
3
‘bar, frei verfügbar’ (von Geld und Abgaben)
daz ich von ime funfzic marc bares silbers emphangen han der selben
fśnfhundirt marche UrkCorp (WMU)
947,28.
1843,30;
tusent guldin fuͤr bar / haidnischer bysanzer WhvÖst
6168
bar
stswM.
‘Sohn’ ( ‘Kind’ (?), vgl. barn stM.):
keisir Friderīch des andrin bar [Sohn Friedrichs
II.]
NvJer
9713;
Ihesum, Gottes bar WernhMl
7810.
4315;
Daniel
7078;
Brun
5060.
–
‘Knabe, Jüngling’
starc, vetter [dicker] sie waren / me dan die andren baren [
pueris
] , / der man pflac mit der spise Daniel
260
1bar
stF.
‘Blöße’
si uunden an dem wal / so uil der toten / daz fuz niemen
nemachte gebieten / andi [l. an die
] bar der erde Rol
6956
2bar , barre
stswF.
zu afrz. barre, mlat. barra
‘Querbalken, Schlagbaum, Riegel’.
1 Querbalken im Wappen 2 Riegel, Schranke der äußeren Verteidigungsanlagen (vgl. Schultz, Höf. Leben
1,21) 3
die barre loufen , alebar loufen ein ritterlicher Wettkampf
(aus. afrz. corre as barres , jouer aux barres ; vgl. Suolahti 1,60)
1
Querbalken im Wappen:
der schilt was wīz, zwō swarze bār / schipfes [mitten hindurch,
(schräg?)] nāch dem swert zetal UvLFrd
483,14
u.ö.;
Suchenw
3,178
u.ö.
–
einen wißen schilt ubersilbert mit einer roten barren
Lanc
162,19.
270,22.
–
mit dem schild von silber mit einer schwarczen barrier
Lanc
582,8
2
Riegel, Schranke der äußeren Verteidigungsanlagen (vgl. Schultz, Höf. Leben
1,21)
er fuorte mangen ritter hein / für sīner letze [
lices, hölzerne Palisadenanlage] barre
KvWTurn
1059;
lā der stete gesinde / dā beiten unde harren / der grendel und der barren
KvWTroj
30302
3
die barre loufen, alebar loufen ein ritterlicher Wettkampf
(aus. afrz. corre as barres, jouer aux barres; vgl. Suolahti
1,60):
ouch muost er loufen alebar / und ūz der māze springen
UvZLanz
282;
sō liefen dise die barre Wh
187,19;
Mantel(W)
302
barant
stM.
→
pārāt
barantwīse
stF.
→
pārātwīse
bārāt
stFM.
→
pārāt
barbakanīe
F.
→
barbigān
Barbarīe
stF.
‘das Land der Barbaren, heidnisches Volk’, möglicherweise ‘Land der
Berber’ (vgl. Barbīe):
ein wint von Barbarie waet, der ander von Türkie
Tannh
13,75;
der künec von Barberīe / brāht im einen halsberc
Wh
356,12;
dar nāch er fuor vür eine stat / in Barbarīe, die Gāzā namen hāt
UvEtzAlex
9620;
zu Barbarie in Ruͦssen lant HvNstGZ
1663;
KvWPart
13352
barbarīn
Adj.
‘barbarisch, fremd’
alle dy anderen seint barbarein genant [vgl. Ps 113,1 de
populo barbaro, in fremder Sprache redendes Volk]
PsMb
26(Glossar)
barbarisch
Adj.
‘barbarisch, fremd’
von den barbarischen gesippen [vgl. Ps 113,1 de populo
barbaro, in fremder Sprache redendes Volk]
PsMb
26(Glossar);
von Gotlant und von Benventan / uz barbarischer terre / vil lant nohe und
verre Baldem
231
barbarōn
M.
‘Barbar, Heide’
gegen der stat ūf der flühte vart / der barbarōn gevangen wart / von Thedalūn,
der fürste von Gāzōn UvEtzAlex
9732
barbe
F.
‘Barbe’ (Karpfenfisch):
mugil: barbe VocBV926
3:456,27;
mugil: barbo SummHeinr
2:375,03.26;
subtellus: barbo ebd.
2:492,02.21
barbein
Adj.
‘mit nackten Beinen’
wir lesen vh von im [Johannes dem Täufer] daz er
parpein und parfvz gienge PrGriesh
445b,16
barbel
stFN.
Teil des Helmes zum Schutz der unteren Gesichtspartie; auch der Helm selbst (vgl.
barbier):
des wart der küene Iweret / geslagen durch sīn barbel, / daz
der degen alsō snel / bluoten begunde / zer nasen und zem munde / durch die vintālen
[Helmvisier] nider UvZLanz
4529;
halsperge gupfen gollier barbel sint ir
umbeler [der pfaffenfürsten Schultertücher]
KLD:Kzl
3: 1,4;
er stuont gewāpent an der stete / und sach si durch die barbel KvWPart
12561
Barbīe
Subst.
‘Land der Berber’ (oder zu Barbarīe?):
ouch habe wir hie noch werde kint, / von Marroch und von Barbīe / quecker
fürsten drīe UvEtzAlex
12237
barbier
stF.
Teil des Helmes zum Schutz der unteren Gesichtspartie (Gesichtsplatte mit
Sehschlitz und Atemlöchern; löst seit dem 12. Jh. das Nasenband ab), auch der Helm
selbst (vgl. Schultz, Höf. Leben 2,64ff.; s.a. barbel):
Heimrīch was undern ougen blōz: / diu barbier ez niht umbeslōz, / sīn helm et
hete ein nasebant Wh
408,6;
dā der helm unt diu barbier / sich locheten ob dem härsnier Parz
155,7;
daz er den ungefüegen schaft / an sīnem kophe dā zercloup / und sich ein
langiu spitze schoup / dur sīnes helmes barbier KvWTroj
32427.
35591;
JTit
4549,4;
Athis
B 61;
RvEWh
1260
barbieren
swV.
‘mit einer barbier versehen’
sin helm brūn lutir stālin / mit līstin wol gezierit / vnd
vaste gebarbierit / vuͦr d’oͮgin vnd vuͦrz antlitz Athis
E 104
barbigān
stF.
(stM. Kreuzf ) auch barbakanie, parkane.
‘Außenwerk einer Festung, Vorwerk’ ( i.d.R. zum Schutz eines Tores bzw. einer
Brücke; aus afrz. barbacane; vgl. Paravicini, Begriffe, S. 178f.):
si heten strīt wol disem her / an zingeln unde an barbigān Parz
664,11;
die fynde waren des gewone das sie allweg fur die
barbakanien kamen sturmende, das die dinnen weren nit ußkemen Lanc
380,21.
382,2.
389,26;
des lac ir [der Christen] nu manich hundert tōt /
in dem parkane, in den graben Kreuzf
2955.
3171;
PleierTand
2317.
–
‘befestigter Ausgang, Ausfalltor’
ieslīch zingel muose hān / ze orse ūz drī barbigān Parz
376,14;
dō zuct in [Meljanz] mīn hźr Gāwān / in
Brevigariezer barbigān / unt twanc in sicherheite ebd.
385,24
bārbrėt
stN.
‘Bahrbrett, Bahre’
dar nach über lanc trater [der wieder lebendig gewordene
Servatius] / an die erde von dem barprete Serv
3443
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