blaster
stN.
→
phlaster
blâstern
swV.
‘schnauben’
dannoch gink er blasternde als der reizige wolf vnd ne was dannoch niht sat
der drowe vnd der slachte vf vnsers herren gotes iuͦngere PrLpz(L)
82,4;
VocCum
56r,27.
57r,34
blæstic
Adj.
‘aufgeblasen, hochmütig’
daz ettelîche liute als blêstig sint PrNvStr
298,3
blâsûne
swF.
wie →
busîne
zu afrz. bu(i)sine, viell. mit Anlehnung an das Verb blâsen
oder mit unorganischem Einschiebsel von -l- (vgl. Rosenqvist 2,
215f.).
ein trompetenartiges Blasinstrument:
mit baneren, mit blasunen KarlGalie
12917
blâsunge
stF.
‘das Blasen’
er hait nutschit dan blasonge und wynt / und das die lude yme zu zu lugen
stent Pilgerf
7860
blâswarz
Adj.
‘blauschwarz’
groz wirt der tufel schallen: / blaswartz fuͤre uf in stet, /
rot flamme uz in get, / nebel, gestank und schimel, / daz ez rucht an den himel
HvNstGZ
7440
blat
Adj.
(vgl. Suolahti 1,187. 2,418).
‘flach’
dy koverschyt [Schleier] , dy wâren ê / blat, dicke,
wîz, reht wy ein snê Yolande
2762
blat
stN.
Pl. blat, blate (
PassIII
400,91 ),
bleter.
1
‘Blatt, Laub’
2 als Bezeichnung für etw. Dünnflächiges 2.1
‘Blatt, Seite eines Buches’
2.2
‘Teil einer Dachfläche’
2.3
‘Plättchen’
2.4
‘dünner Eierkuchen, dünn ausgerollter Teig’
3
‘Gaumenzäpfchen’
4 Phras. 4.1 bildl. zum Ausdruck der Geringfügigkeit, zur Verstärkung der Negation. 4.2
dehein/kein ~ vür mînen munt legen
‘offen und frei sagen’
1
‘Blatt, Laub’
einen boum âne loub, / der ne hatte blat noh fruht
SAlex
5145;
ob der walt lebete / unt waren diu pleter elliu perente
Rol
6351;
diu süeze linde süezet in / luft unde schate mit ir blate
Tr
17175.
16735;
Ipocr
68;
Barth
142,14.
– Blatt, auf dem man Lockrufe hervorbringt (vgl. Dalby, Mediaeval Hunt, S.
29ff.):
er brach durch blates stimme en zwîc Parz
120,13;
si vunden eine stat / dâ si geschuzzen zem blat. / ze blaten er begunde
[...]
UvTürhTr
550;
des weidenæres stimme / tuot mit dem blate ouch alsô [wie der
Sirenengesang] , / wan er kan in tôdes drô / vogel vil
versenken! Reinfr
22023.
– bildl.:
êren ~
:
bî reiner tugende blüete / sîn herze truoc der êren bleter KvWTroj
6831;
ir edeln, set, wie stat / der tugende ris und eren blat /
verdemphet von der schanden schat Mügeln
197,2;
das fallende und fliegende Blatt als Bild für die Vergänglichkeit und
Nichtigkeit:
dirre broeden werlde schîn, / der enist niht wan ein armer schat / und
noch unstæter dan ein blat / daz der wint abe wæt, / swenne er in die boume
schræt LvRegFr
4287
2
als Bezeichnung für etw. Dünnflächiges
2.1
‘Blatt, Seite eines Buches’
daz her si [
wîsheit
] mit lust oder mit spile / an ein blat gescribe
Elmend
A 49;
Herb
2276;
des in dem blate vergezzen sî KvHeimUrst
18;
jst ez abir ein vasttag [...],
so svns gan ze collatione [...] vnde sol eine lesin
vierv old vunvu bletir BrEng
42;
BdN
5,32.
–
als ein ungeschribenez ~
:
der anvanck ist recht berait / alz ain ungeschribens blat / daz man
noch muͦt ze schriben haut, / [...] waz man wil
Teichn
503,117
(vgl.
als daz birmit ungeschriben ebd.
503,124
).
2.2
‘Teil einer Dachfläche’
der huot [Dach eines Turmes] hêt vier blat
EnikWchr
22061
2.3
‘Plättchen’
ûf einem samît rîch / lâgen guldîn bleter sô vil, / daz iegeliches blates
zil / begreif ein ander blat; / alsus den samît hât / daz golt gar bestreut
Ottok
69244
2.4
‘dünner Eierkuchen, dünn ausgerollter Teig’
so mache ein groz blat von eiern, daz die pfannen alle
begrife BvgSp
51;
vnd mache ein blat von teyge ebd.
92
u.ö.
3
‘Gaumenzäpfchen’
uvula heyset daz blat, daz wert itwenne so lang vnde vellet
vf de zungen, daz de mensche nicht wol gesprechen mach OvBaierl
103,1;
BdN
17,2.
17,14;
zungen blat nicht endet / din lob Mügeln
141,11.
179,10.
239,4
4
Phras.
4.1
bildl. zum Ausdruck der Geringfügigkeit, zur Verstärkung der Negation.
–
niht ein ~
‘nichts, durchaus nicht’
jane vervât ez niht ein blat En
2177;
daz hulfe niht ein blat Walth
103,36;
Eracl
4599;
storm unde mangen / die ne vorhter niht ein blat En
6387.
–
umbe ein ~
‘um gar nichts’
wirn werben mit dem schalle / niht sô tiure als umbe
ein blat KvHeimUrst
1611;
Teichn
353,112.
–
als ein ~
:
swaz er drowete vnde bat / daz was ir als ein blat Martina
165,32
4.2
dehein/kein ~ vür mînen munt legen
‘offen und frei sagen’
der rede wil ich dehein blat / legen vür mînen munt
Wig
10166;
HeidinIII
4066;
ohne Negation, ins Gegenteil gewendet:
ob sich der kunic des verzêch / an des rîches stat, / des wirt von mir ein
blat / geleget für den munt, / wand ez ist mir unkunt Ottok
13624
blate , plate
swstF.
1
‘Metallplatte zum Schutz der Brust, Brustpanzer’
2
‘Tonsur der Geistlichen, Glatze’
3
‘Fels-, Steinplatte’
4
‘leere, kahle Bodenfläche, Streifen Land’
5 ein Art Münze
1
‘Metallplatte zum Schutz der Brust, Brustpanzer’
durch den halsperg er in stach / ingein der brust vf die
platen Herb
1405.
4737;
vür stôlen swert, vür albe ein plat sint in [
pfaffenfürsten
] erloubet KLD:Kzl
3: 1,3;
daz im durch halsberg und durch platen / daz swert unz ûf daz
spalier dranc KvWSchwanr
1170;
StRAugsb
151,15;
HvNstAp
3214.
7759
2
‘Tonsur der Geistlichen, Glatze’
die brûder phaffen sulen ir blatten unde ir hâr niht zu wênic
beschorn hân, als ez gecimet wol begebenen lûten StatDtOrd
40,9;
swen pfaffen sich der blaten schamen / und grâwe münche
schrôtes ob den ôren KLD:Kzl
16: 16,9;
ReinFu
K,1022;
BdN
239,6.
– übertr. auf den Klerus:
blate und krône wellent muotwillic sîn: / sô waenent
topfknaben wîslîchen tuon MF:Reinm
63,1
3
‘Fels-, Steinplatte’
du bist Petrus vnd vf dis blatten wil ich buwen min kilchen [Mt
16,18]
PrEngelb
588,169;
daz herre Cvͦnrat Wezlan [...] vnd vro Mehtilt
[...] die hofstette vf den blatton
[...] hin hant gelihen [...]
Hainriche dem zimberman UrkCorp (WMU)
523,18
4
‘leere, kahle Bodenfläche, Streifen Land’
zuͥ dem meierhof zuͥ Geismat hoͤrent zuͥ erbe der akker, das nu under Jo dem
Kelner ein blatt ist zem Egglin FWB
4,553
(Kläui, Schweiz. Urbare)
5
ein Art Münze:
das man [...] wolde yn beczalen haller vnd grosse
pfenninge vnd auch platen SchöffIglau
167
blateche , bletiche
F.
zur Wortbildung s. Etymol.Wb. d. Ahd., 2, 178.
– Name für mehrere großblättrige Pflanzen (Sauerampfer, Klette usw., Näheres s.
AWB 1,1202f. und Marzell 3,1513):
lappa vel lappatum: leticha, bleticha vel cletto, chledda SummHeinr
2:353,143
blaten
swV.
1
‘auf dem Blatt pfeifen’
2
‘Blätter, Blumen von einer Pflanze (ab)pflücken’
1
‘auf dem Blatt pfeifen’
ze blaten er begunde UvTürhTr
551.
1544;
do begvnde ich ze blaten / mit stimme in maniger ahte Bîspel(G)
242,34;
der vogeler gar süße blat Mügeln
47,7.
47,15;
dir lob min zunge blat ebd.
144,1
2
‘Blätter, Blumen von einer Pflanze (ab)pflücken’
die palmboume hiez ich blaten Vät
25017;
da pluͦmen brechen, platten / man frowen siht SHort
6728
blatenære
stM.
zu blate swstF.
1
‘Schmied, der Brustpanzer anfertigt’
2
‘der eine Tonsur trägt, Geistlicher, Mönch’
1
‘Schmied, der Brustpanzer anfertigt’
daz wir durch der stat frum willen ze Prag vnd ouch durch der meister der
platner, puchler vnd helmer willen [...] dez ze rat worden
sein [...], daz dhein wremder man
[...] sich ze Prag sezen schol, der platner, puchler
oder helmer hantwerk ze wurchen, er hab denn der stat recht empfangen vnd wird
purger StRPrag
19;
got hât evangelier, / priester und episteler, / sô hat diu werlt platner, /
halsperger und schuopeler: / die sint alle gotes knehte Renner
7281.
2383
2
‘der eine Tonsur trägt, Geistlicher, Mönch’
wafen [...] über disen blatenære, / der mir so
klegeliche swære / und laster hat gebriuwen! HvPforzen
279;
pfaffenfürsten habent vil mêr sorgen / [...] üm
werltliche platener / denne üm geistliche blatener Renner
2384
blatenblëch
stN.
‘Metallplatte an dem Brustpanzer’
sie haten augen als ein struz; / ir zene warn als die
sech [Hacke] ; / ir augprauwen als die platenblech
HvNstVis
488
blatendienest
stMN.
das Stellen der Ausrüstung eines bewaffneten Reiters als Grundlast der Bauern des
Deutschen Ordens:
do sullen sie von iklichen virczig huben einen platendienst tun DRW
10,1084
(CDPruss.; a. 1321);
so ader die czeit der freyheit vs gehet, [sollen]
[...] L. vnd seine nachkomlinge dem bischoffthume myt eynem
pferde mit leichten wopen, das dewtsch platedinst heist, ewiglich pflichtig werden
czu dienen ebd.
10,1084
(CulmUB.; a. 1321).
10,1084
(CDPolon.; a. 1347)
blatengîr
M.
‘glatzköpfiger Geier’
wo sie siht beschorn pfaffen / als ein plattengeir geschaffen Teichn
543,80
blatenrinc
stM.
‘Brustharnisch’
das ê was scone unte ganz, / daz wart geworphen, daz iz hinc / dhem manne unz
uf dhen platenrinc BraunschwRchr
8257
blatenslaher
stM.
‘Plattenschmied, Harnischmacher’
wir verbieten, daz nieman [...] von deheinem
goltsmide dehein werck ze pfant nem, niur als vil dez waerchlons gesein mach,
[...] und auch von cheinem sabuͤrchen [l.
sarwürken; Zusatz im Satzungsbuch B: und von plattenslahern
noch von deheinem hantwerchsman
]
StRMünch
216,24App.
– als Bestandteil eines Personennamen:
unser lieb pruͤder Martein der plattensloher und Peter der goltsmit
UrkRegensb
544
(a.1342)
blatensmit
stM.
wie blatenslaher, hier als Bestandteil von Personennamen:
umb Heinr. den plattensmit UrkRegensb
741
( ca. 1325 -1350).
746.
749
blâtere , blâter
swstF.
1
‘(Wasser-, Luft-)Blase’
2
‘Harnblase’
3
‘Pustel, Geschwür’
4
‘Brustwarze’
5 als Teil eines Blasinstrumentes (vgl. Eitschberger, Musikinstr., S. 235ff.;
blâse Pos. 3 )
1
‘(Wasser-, Luft-)Blase’
wann oft gillt er [Donner] sam der
ainem ain plâtern voller luftes auf dem haupt zerslüeg BdN
92,31;
unz er [Donner] daz wolken
zerpricht an ainer seiten sam der luft die plâtern tuot ebd.
92,35;
bulla: blatera SummHeinr
2:197,145
2
‘Harnblase’
niderhalb des magen gêt ein wazzersaga / in die blâterun untir
zwisken hegedruosen Gen
182;
diu plâse oder diu plâter ist ain vaz des harmprunnens
BdN
34,11;
sô hât der mensch den harnstain in der blâter
Barth
130,9;
SalArz
115,43;
den stein in der plâter(n) (zer)brechen
ebd.
12,55;
BdN
341,34.
321,18;
swel wip rinnende blatern haben SalArz
63,54;
wenn man in [Drachen] verjagen wil
[...], sô nimt man ain aufgeplâsen plâtern und sleht
dar auf mit coralleinn gärtleinn BdN
270,15.
–
‘Gallenblase’
nim des rephvnes gallun vnde sine blatervn
Ipocr
93
3
‘Pustel, Geschwür’
sin aber di blatern zu einer wrate [=
warze
] geratin, so sal man [...]
SalArz
28,6.
28,13;
di blatern di uzsetzigen hant an dem antluze ebd.
92,4;
so an dem brande blatern werden ebd.
79,52.
79,46;
ein blater als ein eie ebd.
31,17
(ähnl.
EnikWchr
7998 );
di swarzen blatern Macer
30,8;
OvBaierl
72,6;
ir [der Frau Welt] lîp was voller
blâtern / und ungefüeger eizen KvWWelt
222;
RvEWchr
10217.
– im Sinne von vîcblâter:
der die vichblatern hab, der nem hirzin unslit oder buchines
[...] und brenne di blatern bi einem fiure, unz si
breste BenRez
38a.
– übertr.:
die muter wirt der dohter blater, / die dohter an ir muter kert
EvStPaul
8423
(vgl. Lc 12,53);
geistliche blotern Tauler
95,25.
95,26.
– als Scheltwort:
dû an güet ein vippernater, / dû fræzigiu wolfes blater
[fressendes Geschwür; s.a. wolf
] , / dû schamlôsiu hundes muoter Ottok
63496
4
‘Brustwarze’
ir [des weiblichen Teufels] har das
waren slangen, / dy hiengen ir auff di wangen. / aydexen und natren / von dem halse
untz auff di platren / hingen auß ir velle HvNstAp
9022
5
als Teil eines Blasinstrumentes (vgl. Eitschberger, Musikinstr., S. 235ff.;
blâse Pos. 3):
wo in der blater grüfte / und in dem ror von meisterlicher
hende / gebrochen wirt die lüfte, / da sachet sich ein phifen sunder wende
Mügeln
316,9
blâterkopf
stM.
wohl ‘aufgedunsener Kopf’ (vgl. SchweizId 3,414), hier als Beiname:
auch ander sein guot freund / kamen mit mair Betzen dar: / Dietrich der
übelfar, / Cuonrat der platerkopf [La. plotterkopf
] / und auch maier Nastropf MeierBetz
23
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