bitterkeit , bitter(e)cheit
stF.
1
‘bitterer Geschmack, Bitterkeit’
2
‘Schmerz, Leid’
3
‘Bissigkeit, Verbitterung, Zorn’
4
‘Tod’
1
‘bitterer Geschmack, Bitterkeit’
daz ander teil [der colera
] get tzu der galle vnde wont da, daz daz blut vnde al der lip reine
blibe uon der bitterkeit di an ir ist vnde ouch daz di galle uon ir habe tzu der
labunge SalArz
3,52;
ez [Honig] sänftigt den würzen und
den kräutern und andern dingen [...] ir pitterkait
BdN
293,18;
die źrsten [Eigenschaft] hāt si
[Wermut] von irr hitz und von irr pitterkait ebd.
381,23
2
‘Schmerz, Leid’
sus hup sich die svre zit, / die svrde vnd die bitterkeit
Herb
7389;
daz in der stat die frouwen / von der grozzen bitterkeit /
weinten so, daz ir kleit / von den zeheren wurden naz ebd.
7921;
diͤ bittercheit ser din herz besuͦchte, / duͦ Herodes dinen
sun suͦchte MarlbRh
20,21;
HvNstGZ
5053;
BdN
315,34
3
‘Bissigkeit, Verbitterung, Zorn’
ich habe gisundōt in nīde, in urbūnste, in hazze, in giuāride, in ellinunge,
in aller bittirgheite BambGlB
144,9;
alle piterkeit vnd zorne vnd vnwirdikait vnd schreien vnd alle
rede, die wider gotes oder wider der heiligen ere ist, div svlen zemal von ive
[= iu
] vertriwen sin vnd alle boͤsait SpitEich
42,2;
deu sint vns elliv von vnser plodicheit ein materi der svnden: hochfart oder
travricheit, vngedvlt oder verlazzenheit, zagheit oder vngewarlichiv sicherheit,
pitercheit oder vnordenliches gelvst DvAPatern
303;
in in stont vil gebresten, hochfart, geswindekeit, bitterkeit, eigenwillekeit,
kriegelicheit Tauler
30,1
4
‘Tod’
der keiser [...] wolde lieber siech wesen, / danne
also [d.h. durch ein Bad im Blut der Kinder] schedelich
genesen / mit der kindere bitterkeit PassIII
67,49
Bitterkrūt
Name eines Riesen:
Bitterkrūt, der starke man [...]. / er ist der
küensten risen ein Virg
885,2
bitterlich
Adj.,
Adv.
1
‘qualvoll, schmerzhaft’
2
‘heftig, stark; sehr’
3
‘böse, schrecklich, zornig’
1
‘qualvoll, schmerzhaft’
alse die guͦten mit micheler wolluste sint gefrówet, also
sint die ubelin mit biterlicher nóte getrureget Lucid
159,21;
duͦ du in also bitterliche / sterven segs ind schemeliche
MarlbRh
57,7.
44,30;
KvHelmsd
1858;
HvNstGZ
3695;
rūm mir stet und lant mīn / oder ich heiz dir mit nōt / tuon den bitterlīchen
tōt EnikWchr
14192;
daz gelüppe vrumete im smerzen / [...] und
bitterlīche quāle HvFreibTr
6325;
so zugen si inen bitterliche die hut abe und wurfent si in
einen siedenden kessel Mechth
5: 14,10.
5:9,24.
–
[
Sarrazīne,
] die er warf an daz gevelle / der bitterlīchen helle
Kreuzf
644
2
‘heftig, stark; sehr’
dā mit er vor der hende den schilt dem küenen man / sluoc sō
bitterlīchen, daz im des vil zebrast NibB
495,3;
der muoz ze dirre selben frist / mit bitterlichen swertes
slegen / mich ūz mīnem rehte wegen KvWSchwanr
689;
daz er bitterlichen wāinti Spec
44,2;
Rol
6434;
UvZLanz
6849;
si vorhte bitterlīchen den Dietrīches līp NibB
1749,2;
wande ich [...] nie gesehen hān / sō
bitterlīch erzürnet sō manegen ritter guot ebd.
1986,3;
ich hān ein bitterlīchen strīt EnikWchr
25360;
WernhMl
1845;
ir ungemach / wart so bitterlichen gros ebd.
10061
3
‘böse, schrecklich, zornig’
da engegene [im Ggs. zu den
Seligen] wirt div sundige sele leider bitterlichen enphangen
Spec
146,19;
daz chan er [Teufel] wol bestęten /
mit bitterlichen ręten Wernh
D 4856;
ze bitterlichem ende / mit starken slegen er si treip
KvWHvK
592;
er [Luzifer] gruͤsset si
[Verdammte] grśwelich und sprichet bitterlich
Mechth
3: 21,32
bitterlicheit
stF.
‘Schrecklichkeit’
die bitterlicheit des fśres das ist das wort, das got sol
sprechen an dem jungesten tage: »gant von mir, ir vervluͦhten, in das ewige fśr!«
Mechth
6: 29,31
bittern
swV.
1 intr. ‘(jmdm.) bitter, unangenehm sein, werden’
2 tr. ‘(jmdm.) etw. bitter, unangenehm machen; verbittern’
3 Part.-Adj., subst. als etymologisierende Übers.
1
intr. ‘(jmdm.) bitter, unangenehm sein, werden’
do gewan iz [Buch] alda zu stunt / des suzen
honiges smacken / zwischen minen kenebacken / und bittert in minem buche
HeslApk
15321
(Apc 10,10);
swer denne durch źre und senftez leben / pfaffe ist
[...], / dem bittert honic und süezet gift / und volget
wźnic der heiligen schrift Renner
3271;
ist diu zunge bekleidet mit bitterkeit
[...], swie süeze der wīn sī
[...], er muoz ie bittern Eckh
5: 228,8;
StrKD
6,366;
Martina
78,65.
–
‘mit jmdm. zanken’
swie si [Lea und Rahel] geswester waren, so
bitterten sie doch als die gellen gein einander PrBerth(K)
111
2
tr. ‘(jmdm.) etw. bitter, unangenehm machen; verbittern’
dien [Säuglingen] man ir muoter brüste / bittert
dur ungelüste, / dā von diu kint erwindent / sūgens, sō si bevindent / der
bitterkeite, sō dar an / ist gestrichen und getān WvRh
4919;
Mügeln
268,12;
sie suzen den himel tron / und bieten ewigen lon / und bittern vur
[= viur
] der helle HeslApk
14969.
14965;
daz dritte ist swergemude [Edelmut] , daz kein pine
gevelschin noch gebitirin mac Parad
62,32;
Tauler
62,39
3
Part.-Adj., subst. als etymologisierende Übers. :
chunich dere bitterenten [interl. zu regem Amorreorum
]
PsWindb
134,11
bitternis
stSubst.
‘Bitterkeit, Leid’
so daz dis volk gemeinlich nicht / hette gehat zu vreuden phlicht, / daz sy
gehindert hette leyt, / daz nicht want biternisse treyt Hiob
1298
bitterolf
stM.
1 Schimpfname für einen grausamen Wüterich 2 als Personenname
1
Schimpfname für einen grausamen Wüterich:
ir senefrīcher biterolf, / ir tuot alsam der wolf Georg
4173
2
als Personenname:
Johannes Bitterolfe deme jungen UrkCorp
637,1;
Bitrolf sō hiez der selbe degen Bit
39;
Biterolf ebd.
201;
Wartb
Fl 14,Überschr.
bitterunge
stF.
‘Bitternis’
si gāben im tranc, / hantigen wīn sunder danc / und gemischt mit galle. / in
Marci spruches halle / nennet man di mischunge / von der mirre bitterunge. / sust
hīz der wīn ‘mirratum’ JvFrst
8536
bittervīge
swF.
‘bittere, unreife Feige’
Will
41,1;
uuante also dīe bķtteruīgon uóre kśndent, daz dīe rīefon unte
dīe sūozon nāh sślen kśmen, also sķnt dķu legalia pręcepta umbra ueritatis et
gratiae ebd.
41,7
bittunge
stF.
‘Bitte, Gebet’, hier ‘Weissagung’
erchuche bittvnge [
suscita precationes erfülle die Weissagungen Sir 36,17]
PsM
Per 3,17
bītunge
stF.
‘Erwartung, Hoffnung’
unde nu waz ist bitunge miniv [interl. zu expectatio
mea
] ? PsM
38,8;
enphahe mich [...] unde niht geschende mich uon der
bitunge min ebd.
118,116;
zuͦversiht daz ist ain gewisse bitunge der dinge die von tugenden und von
gnaden koment PrGeorg
236,11.
236,12.
236,9
bī tuon
V.
1
‘jmdn. (einen Boten) zu jmdm. schicken’
2
‘jmdm. etw. verschaffen’ oder ‘jmdm. etw. verleiden’
1
‘jmdn. (einen Boten) zu jmdm. schicken’
swie verre ich sī, / sō sende [La. Doch tuͦn
] ich ir den boten bī, / den sī wol hœret und eine siht
MF:Hartm
2:2,8.
– bildl.:
swem sīn muot stźt ūf minne gar, / und der getar dik
frowen guot / den muot getuon wol bī, / und sī daz wol enpfāhent, /
[...] des wirt sīn muot so geil
SM:Had
52: 1,3
2
‘jmdm. etw. verschaffen’ oder ‘jmdm. etw. verleiden’
daz dritte wil ich iu rügen [bekannt machen] , / daz
solte in [jungen Adligen] die gemeinschaft / bi tun an
ungefüge Frl
7:33,15
bitze
stF.
→
bķziune
bitz(e)
stM.
→ biʒ
biuche
stMF.
auch būche.
‘Laugenbad, Waschlauge’, übertr. ‘Pein, Qual’
ich Danyel quam in pin / da von vil grozer suche / ligende in der buche /
lange zit Daniel
6194.
– bildl.:
so samen ich [personif. Buße] sij
[Reuetränen] aen beiden / und dun sij zu hauff leiden
/ und machen dan dar uß einen buche, / alle unreynikeit da mit zu buchen und zu
weschen / und die sunde da mit zu verloschen Pilgerf
1947.
13519
biuchelīn , biuchel
stN.
‘kleiner Bauch’
ir beide diech, ir beide knie / an ir biuchel dructe sie / vaste und
minnenclīchen zwār HvFreibTr
706;
sy zaiget im das peuchelein HvNstAp
2370;
aller vogel hüenel wenne si gar junk sint sō habent si langeu
päuchel BdN
165,15
biuchelingen
Adv.
‘bäuchlings’
und sol man den [pflichtvergessenen] schöffeln
[...] us dem huse ziehen, und in buchelingen uffe ein
pfert legen und zu gerihte furen WeistGr
1,700
(a. 1336)
biuchen
swV.
‘etw. mit Lauge waschen, reinigen’,
ein büttin si har vür dō truog / vol tuochen, diu si solte / būchen
Boner
48,62;
es ist der zweite dauff, / da mit Busse dut iren lauff / und da mit sij wol
gemachen kan / yre laüge und da mit buchen kan Pilgerf
11479;
umb daz ich wol buchen, swingen und weschen kan, / so hat mich Got gemacht die
kammer magt fyn / und zu einer sundern wescherynnen ebd.
1954.
1948
( → biuche stMF.)
biuden
Subst.
ein Musikinstrument (vgl. Eitschberger, Musikinstr., S. 173):
ein tambur oder ein puͤden [
: guͤden (= giuden)
] , etwa heizet manz ein sumber JTit
3935,1.
– s.a.
būdel
und das Verb
būden
biuge
stF.
‘Krümmung, Biegung’
swer den bogen gespannen [bespannt] siht, / der
senewen er der slehte giht, / man welle si zer biuge erdenen / sō si den schuz muoz
menen Parz
241,19;
do newas niht urliuge / bī des meres piuge, / noch nehein
nītgeschelle Wernh
3770;
mit reben gar durch vlochten uber al di bogen. ie zwo sich oben wunden, / die
uber sich nach buge von ander giengen / unde uber die gestuͤle beidenthalp wol
klafter lenge hiengen JTit
399,3.
– umschreibend:
want alle lange mźre / [...] zu hōrne sint ummźre /
[...]; / des wil ich nū beduitin / in kurzir worte
boige, / wī daz selbe urloige / zuletst ein ende hźte NvJer
17924
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