bīspėl
stN.
1
‘ausgedeutetes, zur Ausdeutung dargebotenes Bild, lehrhafte Erzählung, lehrhaftes
Beispiel’
1.1
‘Gleichnis, Fabel, Exempel, Spruch, Sprichwort’ u.ä. 1.2
‘Beispiel, Vorbild’
2
‘typologische Ausdeutung eines Typus’
1
‘ausgedeutetes, zur Ausdeutung dargebotenes Bild, lehrhafte Erzählung, lehrhaftes
Beispiel’
1.1
‘Gleichnis, Fabel, Exempel, Spruch, Sprichwort’ u.ä.:
diz vliegende bīspel / ist tumben liuten gar ze snel, / sine mugens niht
erdenken Parz
1,15.
241,9;
von segel balde gźt der kiel: / der man ist sneller der drūf gźt. / ob ir
diz bīspel verstźt, / iwer prīs wirt hōch unde snel ebd.
660,6;
Walth
85,32;
KgTirol
13,3. 7;
Jźsus [...] / ein ander bīspel
hāt geseit, / daz seiter künfteclīche / von dem himelrīche
RvEBarl
3460.
3360;
diz bispel tuter [
dūte er (Joatham), vgl. Idc 9] in also
RvEWchr
19095;
nv merchet alle besvnder / ein bispel durch wunder, / wie einem wolfe
geschach FabelCorp
37,2;
StrKD
112,8.
122,2;
HlReg
11,33;
Elmend
A 149.
A 606;
hōchvart stīget manegen tac, / biz sie niht hœher komen mac, / sō muoz si
danne vallen; / diz bīspel sage ich allen Freid
29,1
1.2
‘Beispiel, Vorbild’
mich sterkden ouch diͤ godes brüde / bit iren bispeln
wider diͤ luͥde MarlbRh
104,2.
106,21
2
‘typologische Ausdeutung eines Typus’
diz bīspel [Ezechiels
Pforte] muoste ervüllet sīn / an dirre selben
künigīn [Maria]
RvEBarl
2527.
– Lit.: H. de Boor, Über Fabel und Bīspel (SBA. PPH 1966, 1), München
1966
bīspėln
swV.
‘in Gleichnissen reden’
dō Jesus het gebīspelt / in dem tempel vor den juden JvFrst
592
bīsprāche
stF.
‘üble Nachrede, Verleumdung’
ober [= ob er
] firbirt pisprache unt giriskheit unt huͦrlust und ander werltliche
achust JPhys
9,13;
ich begihe dem almahtigim got, daz ich mich versundet han
[...] mit bisprāche, mit luge, mit lugen urkvnde, mit
maineidin, mit hintirkosunge Spec
4,6;
Litan
1300
bīspręche
stswF.
‘üble Nachrede, Verleumdung’
ob im bispręche ist leit MillPhys
70,2;
sich hat zuo iu gesellet / bispręch und akvst Krone
1743;
noch nīt noch haz was under in, / noch bīspręche noch arcwān LvRegFr
1729;
du solt din red also maͮssen, das du wenig redest und nit zuͦ lut brechtest
und nit zuͦ verlaszner bisprechen pflegest Seuse
481,12
bīsprāchede
stF.
‘üble Nachrede, Verleumdung’
ich habe gisundōt [...] in meinrāte, in bisprachide,
in murmelōde BambGlB
144,11
bīsprėch
stN. oder stM.
Ansatz unischer.
– wie bīspręche:
daz er niht wirt geleidet / mit deheinem beispręch, / da man mit nah ręch /
dise speis vnd daz ezzen / sam manigem wirt gemezen / hin nach, wie vil er verzert
Krone
8754
bīsprėchęre
stM.
‘Verleumder’
obtrectator: bisprechare SummHeinr
1:296,372.
2:23,446;
wan swaz iemen nū getuot, / daz velschent die bīsprechęre / mit manigem bœsem
męre LvRegFr
124
bīspruch
stM.
‘Sprichwort, Spruch’ (Übers. von proverbia):
man liset in den bīspruchen: dā ist heil, dā vil rātes ist
StatDtOrd
96,26
(vgl. Prv. 11,14 und TPMA 9, 192f.)
bisse
stSubst.
‘feines Leinengewebe’ (Heyne, Hausaltertümer 3,228f.; Suolahti 1,67):
ein phellel der heiz [l. heizet
] pissus VMos
59,10.
56,4;
di phellele uil wahe, / pisse unde purpur Rol
2497;
sie santen den edelen wiben / purpuram unde siden, / coccum
vnde bisse Wernh
D 2249;
der karge rīche vert von hūs / in purpur unde in bisse
KvWLd
25,62
bīstal
stN.
‘Türpfosten’
ein kriuze mit drīen orten, / geschaffen sō der buochstap /
den got den Israhźlen gap / mit dem lambe bluote / ze schrīben durh die huote / an
bīstal und an übertür Wh
406,25;
sleht er nah im in daz bistal oder in die tur oder in daz
drisschuͤfel oder in daz ubertur StRAugsb
119,7;
von derlai holz macht Salomōn die peistal der tür an dem
tempel BdN
348,32;
die peistal haizt diu geschrift fulchra ebd.
349,2
bī stān
V.
1
‘in die Nähe von jmdm./etw. treten; neben jmdm./etw. stehen’
2
‘jmdn./eine Sache unterstützen; zu jmdm./etw. stehen’
2.1
‘jmdm. (bei etwas) helfen, eine Sache unterstützen’
2.2
‘zu jmdm./etw. stehen, sich zu jmdm./etw. bekennen’
3
‘jmdm./einer Ansicht beipflichten’ , mit Dat.- (und Gen.-)Obj. 4
‘etw. beaufsichtigen’ , mit Dat.-Obj. 5
‘(einem Land) angehören’ , mit Dat.-Obj.
1
‘in die Nähe von jmdm./etw. treten; neben jmdm./etw. stehen’
da vunden si inne die muoter mit dem chinde. / si gestunten ir
bi, si vielen nider alle dri AvaLJ
24,4.
176,3;
vrlob er da nam / vnd troste Elenam. / als taten die andern
dri, / die ime stunden bi Herb
7340;
mir stźt hie bī / Schźrīns und Buove von Kumarzī; / die hānt
dort suone enpfangen Wh
163,27.
–
wir wellen, daz diu stętecheit / den guoten vrouwen rehte ein krōne sī. /
kunnen sie mit zühten sīn gemeit, / sō stźt vil wol die lilie der rōsen bī
Walth
43,32;
diu liebe stźt der schœne bī / baz danne gesteine dem golde tuot ebd.
92,25;
swā ir [
triuwe
] stęte bī gestāt, waz bedarf der tugende mźre, / swer die tugende
beide hāt? KLD:UvL
23: 1,5
2
‘jmdn./eine Sache unterstützen; zu jmdm./etw. stehen’
2.1
‘jmdm. (bei etwas) helfen, eine Sache unterstützen’
– mit Dat.-Obj.:
sō gwinnih noh di man, / di mir suln bī stān
SAlex
4171;
Roth
3432;
nū ruoche mir got bī gestān RvEBarl
7381;
wil niht sīn helfe uns bī gestān
KvWSchwanr
626;
wil er [Gott] dem rehte bīgestān, / sō kan
uns nimmer missegān PleierMel
8019.
– mit Präp-Obj. (gegen) und Inf.:
so sol ich kegen dem selben meinem getrewen vrevnde graven Vͦlreich
von Hevnenburch bei gesten, daz recht vollangen mit ganzen trewen
UrkCorp
1576,5.
– mit Dat.d.P. und Gen.d.S.:
Agomennon do enthiez / Vlyxi, er solde
ez [Palladium] han. / des wolde er ime bi stan
Herb
16685;
daz sie im allez des bi gesten / daz her gedenket ane gen
HeslApk
18681.
– jmdm. wider ( ‘gegen’) jmdn.
~
:
daz ich wider in vnt seine dienere niemen an [=
āne
] meinem herren bischolf Arnolten von Babenberch bei gesten
oder helfen sol UrkCorp
1576,8.
– in der Wendung jmdm. beholfen unde bīgestanden sīn mit Inf.
mit ze, ‘jmdm. helfen, etw. zu tun’ (vgl.
bestendec
2 und
bīstendec
):
UrkCorp
1038,33
2.2
‘zu jmdm./etw. stehen, sich zu jmdm./etw. bekennen’
solte ich nū durch dīn gebot / Krist, den gewęren got, /
[...] lān / und dīnen goten bī gestān?
RvEBarl
8354;
wil du der Schanden
[Personif.] bi gestan, / so soltu werben umbe
guͦt, / rehte als ein wocheręre tuͦt StrKD
161,426;
mīn munt der lüste bī gestźt KLD:WvB
2:2,5;
ich wil durch niemans vorchte schanden bi gestan Frl
5:47,1
3
‘jmdm./einer Ansicht beipflichten’, mit Dat.- (und Gen.-)Obj.:
die daz sprechent, die gestont Iude siner bózer rede bi
Lucid
106,3;
nu stuonden sis im alle bī / und jāhens al gemeine / wan der
truhsęze al eine Tr
11246;
der selben jehe der stüende ich bī ebd.
106;
und wüsten sī, / wie rechte krank daran gewesen ist mīn
gelinge, / si stüenden mir des alle bī, / daz es mir nōt tuot, daz ich swīge und nit
ensinge SM:Te
6: 1,9
4
‘etw. beaufsichtigen’, mit Dat.-Obj.:
‘nū sage mir waz dīn ambet sī.’ / ‘dā stān ich disen tieren
bī.’ Iw
490
5
‘(einem Land) angehören’, mit Dat.-Obj.:
durch unser suntliche werc [...] / ist Jerusalem
alhie / kumen in dise schande / mit luten die dem lande / bi sten, und ouch anderswa
Daniel
6373
(vgl. Dn 9,7.16)
bīstant
stM.
‘Beistand, Hilfe’
habtt verainten mütt / und tünd bystantt geliche / der cronne und dem riche, /
wan üns angste da nachett GTroj
21807;
sint dem mol wir von angebornem adel phlichtig seyn, dem heiligen lande
beystant zcu thune UrkCorp (WMU)
222AB,37
bīstat
stF.
‘Nachbarort’
Sodoma und Gomorra und ire bystete Cranc
Jer 49,18
bīstendec
Adj.
vgl.
bestendec
.
‘beistehend, behilflich’
sine dienstman heizent si ouch von diu, wan si habent im also lange gedient
unde sint im bistentic gewesen Konr(Sch)
252,13
bīstendel
stM.
ein Tier:
abides [...], daz mag ze däutsch
haizen ain auzgängel, [...] ist ain mertier
[...]; dar nāch verändert ez sein nātūr
[...] und wirt ain lanttier
[...] und haizt dann ze latein astois, daz mag ze
däutsch haizen ain peiständel, dar umb, daz ez dann pei uns stźt auf dem land
BdN
231,18
bīster
Adj.
‘verlustig’, des lebens ~
:
darundir ouch ein prīstir / bleib des lebens bīstir NvJer
21075
bīstrāʒe
stF.
‘Nebenstraße, Nebenweg’, bildl. ‘Abschweifung’
wir suln mit rede lazen / alhie die bistrazen PassIII
197,38
bistuom
stN.
→
bischtuom
bit
Präp.
→ mit
bīt
stN.
‘Verzug’, sunder/ān (allez) ~
:
komit zu mir alle sunder bit, / di miner genaden gerende sit Brun
4097;
an des turnes venstern schone / giengent sü sitzen sunder bit / durch daz sü
gesehen den strit ParzRapp
14,44;
er [Wolf] tōt daz schāf ān allez bīt Boner
5,36
|