bīschaft
stF.
1
‘belehrendes Beispiel, Vorbild’
2
‘belehrende Geschichte (Gleichnis, Parabel, Fabel), Sprichwort’
3
‘Ausdeutung, Auslegung, Lehre’
4
‘Vorbedeutung; Zeichen’
1
‘belehrendes Beispiel, Vorbild’
sage mir der [
bīspel
] noch mźre, / daz mir ir lźre bīschaft gebe, / wie ich in dirre welte
lebe RvEBarl
4763;
von āventiuren wilde, / dā bī man sęlic bilde / und edel bīschaft nemen sol
KvWTroj
285;
PrGeorg
283,26;
[Helena zu Paris:] ir nęment dar an bīschaft, / daz ich
hęt iuwer hie gegert / und woltent węnen, daz ich wert / dā von hęt alle werde man
ebd.
22242;
von guͦter bischaft also: swaz es [Mensch] an aim
andern sehe guͦtes, daz es sich dar nach bilde und sich ordne PrGeorg
56,11.
339,17;
swas Got uf erde ie begie, / daz hat er śs verlassen hie / ze lere und och ze
bischaft SHort
4609.
9256
2
‘belehrende Geschichte (Gleichnis, Parabel, Fabel), Sprichwort’
diz merke an einer bīschaft, / diu seit von der grōzen kraft,
/ die diu gotes erbärmede hāt RvEBarl
4225;
des hœre eine bīschaft ebd.
11622;
dis bīschaft sī den geseit, / die hertiu wort mit hertekeit / der worten
wellent gelten Boner
41,59.
26,3.
33,43;
ūz dem besten wīne scharpher ezzich wirt, / swenne er sich
verkźret: / diu bīschaft mich lźret, daz ich wirde sūr KvWLd
19,13
3
‘Ausdeutung, Auslegung, Lehre’
ist dīnen sinnen iht ze snel / ze merkenne diz bīspel, / sō
wil ich dirz ze tiute sagen, / die rehten bīschaft niht verdagen
RvEBarl
4708;
daz [ausgeführte Beispiel mit dem königlichen
Gewand] ist ebene [verständlich] genuc,
/ die bischaft, die ich meine: / die gotheit vil reine / ich bi der varwe merke, /
bi der wollen sterke / sin heilige menscheit, / swaz die urlouges an ir leit, / so
bleib die edele gotheit / davon ie vri und unbeweit PassIII
83,7.
82,95
4
‘Vorbedeutung; Zeichen’
er [Gedeon] ilte balde unde gie / do er das
worzeichen lie, / das er dar ane besehe / wes im sin bischaft jehe / und ob er solte
do gesigen RvEWchr
18389;
ich wil ze diute kźren / daz swert und ouch den sunnenwagn, / die rehte
bīschaft von im sagn RvEAlex
986;
swaz von ir [Fackel in Hecubas Traum] schīnes
crefte / lac hōher bīschefte, / daz wart erfüllet schiere KvWTroj
23720.
23667.
niun vogele, die der slange fraz, / begunden si betrahten / und in ir herzen
ahten, / waz bīschaft an in lęge ebd.
24205.
–
zu Rome in deme tempele / sach man ienes
[abtrünnigen] landes got / sich verkart haben
durch spot, / und durch bischaft gewere / dem abgote der Romere / hete er gekart
den hindern, / als ob er wolde hindern / sin ere und der nicht achten
PassIII
576,21;
ob lichte ein lant sich entsluc / und trat uz ir gehorsam, / die geschicht
man hie vernam / mit bischaft der exempele
[Götzenstatuen]
ebd.
576,17
bischof
stM.
auch bischolf, buschoff (
KarlGalie
12633 ).
1
‘Bischof, Priester’
2 als Bestandteil einer Ortsbezeichnung und der Personennamen s. WMU 1,259f.
1
‘Bischof, Priester’
– christlicher:
Antyoch, da wart er [der Apostel
Petrus] inne ein biscof AvaLJ
209,2;
den daz vingerl unt der stap ist geben / unt ander vil bezäichenlīch
gewant, / dā von si bischof sint ginant Erinn
64;
so wuͦnschent uns heilige biscofe / umbe got gnaden / mit
anderen unseren magen / unt peuelhent uns der erde Rol
6048;
bischove und prźlāten [...]
segenten daz gerihte Tr
15637;
die bischolf die der hiligen christenhait pflegent
PrOberalt
78,8;
der künic hevet den źrsten [
herschilt
] , die bischolf und die äbte und äbtissinne, die gefürstet sint,
diu hevent den andern, die leien fürsten den dritten SpdtL
83,16.
– jüdischer und sonstiger heidnischer:
er [Pharao] gab ime
[Joseph] ein rīche wīb, / eines piskofes tohter
Gen
2092;
do sprach der biskof Cayphas des daz ambahte was
AvaLJ
103,1;
des chone hiez Elisabeth uon des bischolfis Aāronis
geslahte Spec
80,17;
vnd sint ditz der [Mainzer] juden namen: Moyses
der juden bischof, Frvmolt der juden meister [Rabbiner als
Vorsteher und Richter einer Judengemeinde]
UrkCorp (WMU)
1729,6;
die biscoffe heidinische, den daz leit was, daz man die
abgote cebrach PrMd(J)
351,26
2
als Bestandteil einer Ortsbezeichnung und der Personennamen s. WMU 1,259f.
bischofkrōne
stF.
‘Bischofsmütze, Mitra’
cidaris: bischofcroͮn VocOpt
18.038.
18.039
(tiara)
bischoflich
Adj.
auch pischolflich.
‘bischöflich, priesterlich’
di dinistmin [...] / bizeichnont
bischoflichi man, / di dinunt imo in plichti LobSal
230;
ein geleite an den wec des ewigen heiles / si din biscoflich
gerte / zu unsir jungistin hineuerte Litan
796;
Bonus
29;
daz wir den selben chavf vnd avch die gabe von vnserm pischolflichen gewalt
bestętigiten UrkAltenb
111
(a. 1305);
der tete sich bischoflich an / und opferte da gote san Macc
2593
bischofschuoch
stM.
‘Bischofsschuh’
sandalia: bischofschuͦch VocOpt
17.153
bischofshūbe
stF.
‘Bischofsmütze’ (hier für lat.-bibl. cidaris):
nym weg di bischofshube [
aufer cidarim
] , nym weg die crone Cranc
Ez 21,26
bischofshūbelīn
stN.
‘Bischofsmütze’
infula: biscofeshubelin GlHvB
395,17
bischofsstuol
stM.
‘Bischofsstuhl’
cathedra: bischouesstul GlHvB
394,10
bischofstap
stM.
‘Bischofsstab’
pastoralis baculus: biscofestab GlHvB
395,18;
he [Engel] nam den biscopstaf, / sent Servase he’ne
gaf HvVServ
585.
4087;
do hiez er den bischofstap / legen ouf sante Marien alter Serv
224
bischolf
stM.
→ bischof
bī schrīben
stV.
‘jmdm. etw. zuschreiben’
davon ist im [Teufel] swartz noch plankch / noch
chain gestalt czu schreiben pey. / er ist gestalt und formen frey Teichn
564,3762
bīschrift
stF.
‘Aufschrift’
dō sī sust vornāmin / an der bīschrift den namin / Barbarin sō minnesam
NvJer
6404
bischtuom , bistum
stN.
Kürzung aus bischoftuom (Kluge, 127).
1
‘Amt eines Bischofs’ , auch ‘Amtsbereich, Amtszeit eines Bischofs’
2
‘Heiligtum’ (vgl. AWB 1, 1115), hier wohl ‘Pyxis, Ziborium’ (Pl.
viell. beeinflusst durch sanctuarii sanctuaria Ex 26,33, vgl. Wells, VMos., S. 103)
1
‘Amt eines Bischofs’, auch ‘Amtsbereich, Amtszeit eines Bischofs’
ouch hāt der chunig ze site daz pischtuom mahilen dar
mite [mit dem Ring] / swelehen phaffen er ze hźrren
wil machen Gen
144;
ir bistuͦm si stiften Rol
8633;
KvHeimHinv
86;
liutkirchen, klōster, bistuom / der wart durch gotlīchen ruom
/ vil gemachet überz lant RvEBarl
13607;
marche unde bistuom, grascefte unde herzochtuom
AvaA
2,3;
BrEng
64;
jn dem tritten iar sines bistvͦmes UrkCorp (WMU)
331,44.
3496,23
2
‘Heiligtum’ (vgl. AWB 1, 1115), hier wohl ‘Pyxis, Ziborium’ (Pl.
viell. beeinflusst durch sanctuarii sanctuaria Ex 26,33, vgl. Wells,
VMos., S. 103):
so leitet man si [Sünder] shone /
in ze den bistumen, / so sehent si ze ware / di marter also here / di got an deme
uritage leit VMos
57,6
1bīse
swstF.
auch pise.
‘Erbse’
pizen sint vuchte vnde warm an dem erstin gradu vnde machen
den buch vuchte SalArz
11,5
u.ö.;
daz was des reinen spise: / crut, fave und bise, / daz sprichet erweiz und
bone Rennew
36358.
– übertr. zur Verstärkung der Negation (niht gen einer ~
):
dazs [
= daz si (unwirde)
] im in drizic rasten niht genahen / getorst gen einer pise. sus kund
der werd unwirde gar versmahen JTit
5351,4
2bīse
F.
‘Nordwind, Ostwind’
winter hāt vorbotten ūzgisendet, / die hānt vogel süezzen sang
erwendet [...]. / der botten heizzet einer sūriu bīse, /
diu lźrt mangen hiure ziterwīse SM:Had
28: 1,4;
der ander heizit eurus, bisa oder nider wint, unde weget von
oriente MNat
9,27
bisem
stswM.
auch pisen; swM.
HvNstAp
17990.
‘Bisam, Moschus’
vnde uon andirn dingin di edilin smac habin, als pisen vnde
amber vnde graffer vnde neilekin vnde holz aloes SalArz
21,47;
pisin [...] kreftigit daz herce daz
abe nimit uon kelde ebd.
22,7;
bisem und spicā nardī. / [...] umb
den smac stźt ez sō: / nie niemen wart sō unvrō, / gesmecket er sīn, sīn leit zergź
Wig
10366;
man sach das tierel allda gan / das den guten pisen drait
HvNstAp
8527;
BdN
151,17.
– übertr., als Anrede:
ach Mynne, du werder krisem, / du sußer balsam und bisem Minneb
1338.
3590
bisemen
swV.
‘etw. mit Bisam versehen’
gebalsamt lüge, gebismet lüge RvZw
169,3
bisemsaf
stN.
‘mit Bisam vermischte Flüssigkeit’
swer ein schurpigiz houbit hat
[...], der mache mel uon cisern [=
kichern
] vnde mische daz mit pisen saffe vnde striche daz an daz houbit
SalArz
27,44.
27,46;
ein clister uon pizen saf vnde uon klien ebd.
68,58
bisemtier
stN.
‘Moschustier’
von dem pisemtier [Überschr.] .
musquelibet haizt ze däutsch ain pisemtier BdN
151,9;
wenn der [= unvlāt
Eiter] hert wirt, sō haizt er ze latein muscus, daz ist ze däutsch
pisem. dar umb möht wir daz tier ze däutsch haizen pisemtier ebd.
151,18
bisemvaʒ
stN.
‘Gefäß für Bisam’
auff den stainen stet ain knopf: / das ist ain guldener kopf
/ gemacht zu ainem pisen faß HvNstAp
12993
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