bibe
stF.
→
ėrtbibe
bī belīben
stV.
‘bei jmdm./etw. bleiben’;
mit Dat.d.P.:
gevrāget nimmer wer ich [Schwanritter] sī: / sō mag
ich iu belīben bī Parz
825,20;
ich belībe iu wol sō lange bī, / daz er mir iuwern muot /
volleclīchen ze wizzen tuot KvHeimUrst
1396;
daz ich wil guoten wīben / mit dienest āne valschen muot immer
bī belīben KLD:UvL
25: 0,4;
Mai
127,10;
RvEBarl
15923.
– mit Dat.d.S.:
ich sage niht wā mīn hźrre sī. / welt ir, er blībet freuden bī Parz
647,26;
swie kranker kunst ich doch sī, / ich belībe der āventiure bī
Wig
11668.
– subst.: ‘Verweilen’
die ander hindernisse [...], das ist das im gebristet
gegenwśrtiger andaht und das man kein bibliben hat, und louffent zuͦ vil us uf
andere ding Tauler
319,29.
383,10
u.ö.
– Part.Präs.: ‘bleibend, beständig’
mit eime biblibenden ernste in demuͤtiger hoffenunge ebd.
28,7.
351,26
bī|belīblich
Adj.
‘festbleibend, beständig’
da [
in der wesenlicheit, dem Wesen] ist es [
das oberste teil der selen
] unabziehelich und bi bliplich und nśt in der wśrklicheit
[Wirksamkeit] noch wise der zit hie Tauler
352,2
bibelinum
N.
wohl verhüllend für
wībelīn:
ich węne die phaffen unt die nunnen / ein gemäinez bīwort
chunnen, / daz si sprechent ‘post pirum vinum; / nāch dem wīne hœrt daz bibelinum!’
Priesterl
68
(vgl. Anm.z.St. mit Hinweis auf Freid
16,17
der pfaffen sünde ist anders niht, / wan daz mit wībelīn
geschiht)
biben
swV.
‘zittern, erzittern, beben’;
aus Furcht:
sin herze erschrac, er begunde biben Herb
17395.
13210;
En
1016;
he bivet alse ein espen lof Lilie
34,38;
AHeinr
724;
mīn bete unde mīn drō, / die hānt mirs gemachet sō / daz sī
[die wilden Tiere] bibende vor mir stānt
Iw
509;
Daniel
3533;
Cranc
Jes 44,11
– in med. Kontext:
mit warmen wasser genutzet vertribet her daz biben von dem
herzen Macer
86,7;
zorn macht das herze biben / und zünt bi im das blut
Mügeln
376,9;
Physiogn
185.
–
die erde bibte gliche: / die herten steine spilten sich, /
die greber worden uf getan HvNstGZ
3123;
Wernh
4164;
Daniel
5246;
Pilgerf
7854;
von den sölh stimme wart vernomen, / es möhte biben des mers
wāc Wh
41,7.
400,21.
– für das Jüngstes Gericht:
Got mit rehte rihtet, / swanne der bibende tac / kumt, unde der vervluhten
slac Vät
28233;
daz bibende urteil HeslApk
18382;
die starke bibende verborgene urteil gotz Tauler
222,29
bibenelle
F.
‘Bibernelle’ (Pimpinella saxifraga, vgl. Marzell 3, 753-761):
armoracia: bibenelle VocBV947
3:534,47;
bibinella ist goͮt zuallen arbaiten des herzen, der si mit
eziche soͮdit unt si so niuzet PrüllK
7;
nim pibinellam unde zetrīp die in wazer Barth
143,20
bibenen
swV.
‘zittern, erzittern, beben’
da pibenoten si uor uorhten [interl. zu trepidauerunt
timore
]
PsM
13,5;
do stuͦnt er und bibente vor mir Mechth
7: 7,45;
Gen
1153;
VMos
36,9;
RvEBarl
29.
–
~ wie Espenlaub:
im begunden arme unde bein / bibnen als ein espīn loup
Eracl
3027;
er [Paris] bibent unde wagete / vor sorgen als ein
espīn loup KvWTroj
20696.
–
so bibenet allez daz der ist, so nahet uns [am
Jüngsten Tag] der heilige Crist AvaJG
2,3;
und bließ so sere das jhener sal aller bibente
Lanc
116,17.
213,29;
Tr
2410;
Barth
131,15
bibenunge
stF.
‘Beben, Zittern’
tremor: bibenunge SummHeinr(Ho)
19,25;
dienet got mit uorhten unde mendet im mit pibenunge [interl. zu
in tremore
]
PsM
2,11;
WindbCant
126;
bewenunge Brun
6351
(Hs.)
biber
stM.
‘Biber’
castor: biber VocBV926
3:444,55;
fiber: biber SummHeinr(Ho)
8,26;
ave ist ein tīer und heizit castor piber unt ist uil milte
unde senfte JPhys
16,1;
BdN
127,3.
–
sō man den biber jaget sō sźre / daz er geloufen mac niht mźre, / sō bizet er
selber sīn geilen abe, / daz der jeger im die habe / und in dennoch lāze genesen
Renner
19529;
ebenso
JPhys
16,4;
Freid
139,5;
KvWLd
32,331;
BdN
127,18;
vgl. auch
bibergeil
.
–
des bibers zagel vischīn ist, / der im ouch muoz ze aller frist / nahtes in
dem wazzer hange Renner
19521;
ebenso
BdN
127,8;
der piber ist ain halb visch / daz man ezzen und cziren tuͤt Teichn
442,196.
– als Bestandteil von Personennamen
vgl. WMU 1,249.
biberans
M.
Bergmannssprache, Bed. ungeklärt (ein Metall? Grimm, Dt. Gr. 2,328):
iz sin nu wol sechs jar, / iz geschach an den stunden / do der biberans wart
funden, / ich verzimert an einer want / guldin erz mit miner hant / und verstreich
ez mit unslide gar. / iz muste do sten manic jar / e daz mans mochte vinden
ErzIII
56,466
biberban
stM.
‘Recht des Biberfangs’
piberpan DRW
2,315
(SteirLArch.; a. 1346 u. 1347)
bibergeil
stNF.
zu geile swF. ( ‘Hode’).
‘Bibergeil’
castoreum: bibergeile VocBV947
3:538,16;
und spricht Aristotiles, daz des pibers mannesgezeuglein haiz
castorium, daz haizt ze däutsch pibergail BdN
127,5.
– Verwendung als Arzneimittel (vgl. LexMA 2,108; Hwb. dt. Abergl. 1,
1221-1223):
daz pibergail ist ze vil erznei guot, und węnt der piber, man
jag in allain durch der gailn willen BdN
127,6;
dem daz vel vor den ougen washe [l.
wahse
] , der nem bibergeil, diu weich si BenRez
42;
vür gegihte [...] bringet ein ander heil / warm
ziegel, haber und bibergeil Renner
9936;
SalArz
104,35
u.ö.;
OvBaierl
87,14.
– als Aphrodisiakum:
die minnere geile / die vintent hie veile / bibergeil, alrune OsterSpM
3,55
biberīn
Adj.
‘ aus Biberfell’ (vgl. Brüggen, Kleidung, S. 60):
castorinvm: bibirin VocBV926
3:626,38;
die vedere wāren zöblīn, / bibrīn wāren die līsten StrDan
6595
bibervėl
stN.
‘Biberfell’
ein veder er dar vnder truoch, / div was reich genuoch, / von lautern
pibervellen. / jr tivr moht gehellen / dem zobel vil nahen Krone
6860;
hie waz oͮch der grave Saniel, / dez lvͥt nvͥt wan pybervel / ze kleide
trvͦgen TürlArabel
*A 274,1
bī bestān
V.
‘jmdm. beistehen’
di engel di mir [
Lucifer
] wellent bī / bestźn an diser stunt, / die tuon mir daz kunt
EnikWchr
199;
lat Symon vallen, den valschen got, / [...] ewer
cheiner beste im bey HvBurg
2361
bībilde
stN.
‘Vorbild, Beispiel’
demut ist [...]ein meisterin des vrumen, / eine
stille lererin / mit bibilden di gut sin TvKulm
2042;
Cristes demut reine / ist den uz erwelten czwar / ein by bilde offenbar ebd.
2500
biblie, bibel
swstF.
auch bibli, biblige/biblege, byblia,
wibel.
‘Bibel, Heilige Schrift’
ez truog Jeronimus von hebraisch in lateines wort ganz waz diu
wibel sinnes hāt und auch von andern zungen BdN
Reimvorr. 5,3;
uz der byblien ist dise ubirtragunge in daz mittelste dutsch mit einualdigen
slechtin worten uz gedruckit EvBeh
Einl. 18;
wol wisen phaffen das anzem, / das in die bibel were kunt!
Mügeln
107,4;
er hat ouh dem convent geben sin bibeln vnd ander siniv pvche UrkCorp
2810,34;
Hiob
149;
Loheng
4271.
–
wer nu der bibel buch / wil stricken in sins herzen tuch, /
den wil ich leren [...], / kurz, wie ir ordenunge stat
Mügeln
71,1
( ~ bezeichnet hier nur das Alte Testament; vgl. ebd. 71-109).
– häufig in Quellenberufungen:
als ih ez an der bibli las RvEWchr
13039.
30492;
als ich die biblien han hören sagen HvNstAp
8200;
als wir an der bibeln lesen Ottok
22898;
als an der wibel geschriben ist SchlierbAT(LS)
1,199;
nāch der bibel sag EnikWchr
17764;
davan in der bibelgen lis HistAE
2196
bībōʒ
stM.
‘Beifuß’ (Artemisia vulgaris L., vgl. Marzell 1,434-442):
artimesia: biboz VocBV947
3:533,1;
VocBV926
3:580,1;
mater herbarum: biboz VocBV887
3:62,66;
tantes: biboz ebd.
3:63,75;
artemesia heiset in diutschem bybos unde heiset an den
arztbuchen muter aller wuͦrze Macer
1,1.
–
swelch wip mit einem kinde arbeitet, sudet si den bibos mit
wine oder mit bire unde nutzet das: si geniset ebd.
1,10.
ob dir din fuze we tun, nim biboz BenRez
20;
PrüllK
16;
nū ir ein arzat sīt / [...] erkennet ir bībōz?
Sibote
683.
– Umdeutung des Wortes zu bīvuoʒ, wohl aufgrund des Glaubens, dass
die an den Fuß gebundene Pflanze gegen Müdigkeit helfe (vgl. Hwb. dt. Abergl.
1,1007):
artemisia haizet peipōz [La. byfuosz
] . [...] ez sprechent auch die maister, wer
ez an diu pain pind, ez benem den wegraisern ir müed BdN
385,13;
byvoz OvBaierl
130,12;
byvus samen Pelzb
140,15
bībrief
stM.
‘beigefügter Brief’
deinen beibrieff und das messer han ich gesant ze Cöln unserm getruwen in got
HvNördlBrf
48,61
bibunge
stF.
‘Beben, Zittern’
daz [bei der Klage um den
Toten] die stimme vnde die zvnge / mit der bibunge / also sere vz doz
Herb
10566;
he zonede sine suchede [zeigte seine Schwäche] an
siner bivungen, / he sueizede blut umbe dine bekerunge Lilie
36,29;
und si gingen ūz und vluͦhin von dem grabe, wan si hatte undir gangen ein
bibunge und irscreckunge [
tremor et pavor
]
EvBeh
Mc 16,8;
PrLpz(L)
60,10;
Tauler
222,9;
bewunge Cranc
Jes 33,14.
Jer 8,21
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