balster
Subst.
übers. falarica
‘Speer, (brennendes) Wurfgeschoß einer Wurfmaschine (fala),
Brandpfeil’
falarica est telum ingens: ger vel balster a falis, id est turribus
SummHeinr
1:352,79.
2:94,187
balt
Adj.
in seinem vorwiegenden Gebrauch als heldisches Epitheton erstarrend
(1). Das Adv. → balde wird zunehmend temporales Adv. ( ‘schnell,
sogleich’), während adv. ‘unerschrocken’ hauptsächlich durch
baltlîche ( → baltlich) ausgedrückt wird.
1
‘unerschrocken, stark, mutig’
2
‘dreist, vermessen’
3
‘heftig, kraftvoll, angestrengt’
4
‘schnell’
5 mit näheren Bestimmungen ‘hinsichtlich etw. Bestimmtem stark, eifrig oder
schnell’
5.1 mit Gen. der Relation 5.2 mit präp. Erg.
1
‘unerschrocken, stark, mutig’
ir sit iunc oder alt. ir sit prode oder balt
VMos
65,19;
Gen
1526;
owi, wiͤ wart iͤ herz so balt! / he gaf sich in des vinds
gewalt MarlbRh
17,31.
–
listic, gwaldich unde balt SAlex
254;
VAlex
663.
825;
MinneR497
240;
diu snellen ros frech unde balt KvWSchwanr
1105.
– i.d.R. nachgestelltes, formelhaftes Attr. für heldenhafte Kämpfer (meist
degen, helt oder recke u.ä.; seltener
ritter z.B.
NibB
391,4.
926,2;
KvWSchwanr
826
):
er sach wie sich der helit balt / sinin vijandin virgalt
Athis
A 1;
doch werte sich der degen balt / mit fil grozzen
widerslegen Herb
5117;
NibB
219,2
2
‘dreist, vermessen’
si guzzen ein kalb. si waren vbel unde balde
VMos
52,20;
SAlex
1586;
des sint ir künege noch sô balt, / daz sie sich keiser
nennent Eracl
4466;
Herb
12;
Schachzb
120,35
3
‘heftig, kraftvoll, angestrengt’
sîn jâmer würde an im sô balt RvEBarl
6530;
sin stimme balt, / greslichen en zu horen Daniel
6598;
vor was ez [sein Beten] heiz und balt, / nu was ez
laz und kalt Vät
4715.
– formelhaft baldeʒ ellen:
NibB
1935,3;
UvZLanz
3382
4
‘schnell’
ân sumen was er balt: / ilende heim durch den walt / lief er Vät
4841
5
mit näheren Bestimmungen ‘hinsichtlich etw. Bestimmtem stark, eifrig oder
schnell’
5.1
mit Gen. der Relation:
werdiu jugent, du wesen salt / fröiden balt
KLD:Kzl
13: 1,16;
si sint so minnen balt SM:Had
50: 1,4;
Wh
326,6
5.2
mit präp. Erg.:
–
~ ane etw.:
des sult ir wesen an fröiden balt
KLD:Kzl
11: 2,5;
KvWLd
2,106;
Herb
3042.
–
~ in etw.:
mich machte in den sünden balt / laider mein grosseu hochvart
HvBurg
3786.
–
~
ûf etw.:
daz ich ûf guot gelinge was ze balt
MF:Reinm
48: 2,7.
–
~
zu etw.:
zu rechten zuchten was sy palt HvNstAp
15026;
RvEBarl
8760;
SM:HvT
2:1,10;
vurbaz er sîn loufin treib, / unz er doch begreif den walt, / want er
was zu vûze balt NvJer
12436.
– Lit.: E. Oksaar, Sem. Stud., S. 280-87, 346-56, 404-14
balteniere, baltergin
stM.
→
paltenære
baltheit
stF.
‘Unerschrockenheit, Dreistigkeit’
ein ros, daz nie nichein man begunde weichen, /
[...] ûzer deme gademe erz reit, / daz was ein michel
paltheit VAlex
322;
ze Rabene ein herre wære, / der satzte sich tägelîche / wider
rœmisch rîche: / daz was ein michel baltheit Eracl
2493.
4266.
5169;
JTit
1239,2;
PrGeorg
12,3;
BrHoh
49
baltinære
stM.
→
paltenære
baltlich, beltlich
Adj., Adv.
adj. Gebrauch ist selten (z.B.
baltlichen trôst KvWHvK
623;
sîn fuore baltlich Ottok
42975;
baltlîchez ellen KLD:UvL
16: 3,1
); baltlîche(n) ersetzt balde als Adv. zu
→ balt.
1
‘unerschrocken, entschlossen, tatkräftig’
2 temporal (?) ‘in kurzer Zeit, bald, schnell’
1
‘unerschrocken, entschlossen, tatkräftig’
si baltlîche striten UvZLanz
3292;
paltlichen ez dar fur gie. / ir gesahet von einem chinde nie / so gar
unverzagten muͦt Jüdel
175;
Tr
12035;
swer einen frumen man / beltlich niht getar sehen an Renner
16378;
diu alte hiez Morphêâ. / diu greif baltlîchen sâ / Paridê
under sîn gewant [um ihm den Puls zu fühlen]
Eracl
3212;
Spec
78,14
u.ö.;
UvZLanz
267.
– in Verbindung mit sprëchen
‘frei heraus, offen’, auch ‘dreist’
baltlich zuͦ mir sprich! WhvÖst
3398;
Mai
212,29;
Roth
2266;
al si Petern ansach, / zu im si paltlichen sprach: / du
pist ouch von Galilee / Jesus junger GvJudenb
1834
2
temporal (?) ‘in kurzer Zeit, bald, schnell’
der spart sin sanch, unze daz er wider kome zvͦ Ierusalem in
die himelischen haimodi denni baltlichen Spec
40,1;
das er baltliche tete / swas in hieze oder bete / an disin dingen Sara
RvEWchr
5060
baltspræche
Adj.
‘offen, frei heraus sprechend’
manic frowe lussam / stuont dâ ze redene / mit manigem helede
edele. / ain paltsprâchiu was dâ, / gehaizen Almênîâ Kchr
4579
balûren
swV.
→
parüllen
balwahs
Adj.
‘stumpf’
jst aber, das es [das Eisen] wider stozzen wiͤrt
vnd also pullwëchs weleibet SchlierbAT(LS)
1,93
(s.a. Anm.z.St.).
1,101;
aller mîner vîende gewâfen / deu ligen hiut und slâfen / und sîn hiut alsô
palwasse Segen4
19
balz, balzer
stM.
‘Haar(-schopf)’, ( ‘Zöpfchen’ (?) vgl. belzelîn):
coma: balcz [La. vachs
]
VocOpt
1.012;
cirrus: balzer [La. balczan, balcz
]
ebd.
1.009
balzieren
swV.
Bed. unklar: ‘wehrhaft gürten’ (zu ahd. balz
‘Gürtel, Wehrgehenk’ aus mlat. balteus, vgl. En
(FSch) Anm.z.St.) oder ‘frisieren’ (zu balz
‘Haar’):
mit einem borden was ir daz hâr / wol gewalkieret. / si was gebalzieret / als
ein ritter lussam En
5202
bambist
Subst.
wohl aus Baumwolle (bombyx, vgl. LexMA 2,1699) gefertigtes Ausrüstungs-
oder Kleidungsstück (vgl. bambas AWB 1, 801; FWB 2,1795):
amizdel: bambest GlHvB
399,60;
bambitium: bambist [hier unter der Ausrüstung von Packpferd und
Maultier]
SummHeinr
2:95,222
bammais
stN.
→
wambeis
bamtzec
Adv.
‘aufgeblasen, protzig’
ez ist pezzer der sein gut / miteinander geben tut / dann der pamtzig geit da
van Teichn
564,683
ban, bane
stFM.
1
‘geebnete Fläche, Bahn, Weg’
2 übertr. 2.1 mit explikativem Gen. 2.2
‘die rechte Bahn’
2.3
‘Gang der Erzählung’
1
‘geebnete Fläche, Bahn, Weg’
daz phat was rûch und enge, / der ban ich schiere niene vant.
/ manige hôhe steinwant steic ich ûf und ze tal; / dorne und hagen âne zal, / dâ
muose ich durchsliefen KvHeimUrst
1907;
der jegermeister vuortin dan / die wilde wider ûf sîne ban
Tr
17486;
die rechten banne sy do ritten / gegen Troye in daz riche GTroj
11146;
RvEWh
11366;
nû was der heidenschefte bane / von huofslegen sô wît erkant,
/ daz man si kuntlîche vant Wh
440,12;
do slug er umb sich ain pan. / wen er mit dem schwerte traf,
/ dem ließ er auß das rote saff HvNstAp
9412;
EvStPaul
3342.
–
‘Kampfbahn’
sy pegunden puhurtiern / und versuchen dy pan / hin auf
und her wider dan HvNstAp
18715.
18809;
nû sach man [...] manic rîchez wâpenkleit, daz
die swertdegen vuorten / vor den vrouwen ûf der ban Loheng
2438;
NvJer
10385.
– phras. (?):
in Galileen zoch er bane EvStPaul
11540;
ez müest allez werden ban [dem Erdboden gleich
gemacht] / swaz man dâ gebûwen het Ottok
28655
2
übertr.
2.1
mit explikativem Gen.:
sô verst ûf gelückes ban / unde ouch in der sælden huote
KLD:BvH
14: 4,4;
der selden ban Frl
1:6,5
u.ö.;
wer glücke han / wil sunder wan, / der folgen muß der
tugent ban. / wil er der tugent straßen lan, / so wendet sich das glücke dann
Mügeln
380,15
u.ö.
2.2
‘die rechte Bahn’
sint ich bin uf der rechten bane Brun
2990;
wer nu wil wissen das, / [...] /
der folge mines tichtes maß: / die leit in uf die rechten ban
Mügeln
194,4;
von siner druwelichen mane / was die frouwe an rechter bane Elis
3842.
–
mit godelicher mane / brachte er wider si zu bane, / daz ir lichter
wurde / ir ungemaches burde Elis
4208
2.3
‘Gang der Erzählung’
swas von dén hie dú mere / sagint, das sint die biwege / nebint der rehtin
mere pflege, / die úns hie suln bemeren / von dén Gotis burgeren / fúr sih der
rehtin mere ban RvEWchr
3786.
3118.
26803.
20380
1ban
stM.
‘Bann’ (vgl. 2HRG 1,429-436, LexMA 1,1414ff.)
1 kirchl. Bann, Ausschluss aus der christl. Gemeinschaft als Strafe für schwere
kirchl. Vergehen 1.1 großer Kirchenbann ( excommunicatio maior ) 1.2 kleiner Kirchenbann ( excommunicatio minor ) 1.3 ohne Differenzierung 2 weltlicher Bann 2.1
‘Gerichtsgewalt, Gerichtshoheit’ ; das Recht, Gebote und Verbote auszusprechen und durchzusetzen 2.2
‘Vorrecht, Sondernutzungsrecht’ (z. B. Monopole für Wein, Wald) 2.3
‘Gemarkung’ , Herrschafts-, Zuständigkeitsgebiet (i.d.R. mit Ortsangabe) 3 im weiteren Sinne 3.1 metonymisch ‘Gebot, Verbot’ (und die auf die Übertretung stehende Strafe) 3.2 zur Bildung von Gen.-Umschreibungen (nicht immer deutlich zu trennen von
bane ) 4 in Paarformeln mit âhte, gebot, geriht, schutz und twinc , i.d.R. in Rechtstexten
1
kirchl. Bann, Ausschluss aus der christl. Gemeinschaft als Strafe für schwere
kirchl. Vergehen
1.1
großer Kirchenbann (excommunicatio maior):
wan der grozz pan schaidet den menschen von allen sacramenten
[...] vnd schaidet in auch von der gemain der
heiligen christenhait [...] wer auch in dem grozzen
pann ist, der ist vnwirdig aller wirdikhait, aller ampt vnd aller lehen
RechtssA
B1,5
u.ö.
1.2
kleiner Kirchenbann (excommunicatio minor):
wan der chlain pan verpewtet dem menschen die heiligen sacrament daz er
der niht enpfahen sol. jedoch mag der mensch der in dem chlainen pann ist ze
kirchen gen, vnd gotez dienst da hörn RechtssA
B17,5
u.ö.
1.3
ohne Differenzierung:
jâ flouch des bâbes pan / allenthalben in die cristenhait
Kchr
16853;
da wolt ers nit thun, uncz die pfaffen daten yn und
alles sin lant zu banne Lanc
535,26;
ich [...] absolviere dich von
dem banne da du inne bist ebd.
538,26;
so sol er mainaidich sin vnd sol in der ertzbischolf oder der bischolf, in
des pistum er sitzet, ze pann tuͦn UrkCorp (WMU)
879Sa,12;
BrZw
23;
Spec
84,5;
PrMd (J)
354,15;
BdN
193,11.
– öffentlich verkündeter Bann:
swelich graf, frei oder dienstman, iar vnd tach in offen banne ist,
den sol man in die æht tuͦn UrkCorp (WMU)
475AB,42;
bennigen lûten, unde die offenlîche zu banne gekundet
sint, den sal dekein brûder gemeinsamen geturren an den dingen, die
unreloubet sint StatDtOrd
50,45;
swer mich hât gezigen ê, / daz ich in offen bannen sî, / der ist
unwârheit niht frî Ottok
59987.
– Kirchenbann in Verbindung mit der (weltlichen) Acht (s.a.
5; vgl. âhte 2):
alse der man in der æhte ist sehs wochen und einen
tac, sô sol der rihter sîne gewisse boteschaft dar senden ze dem geistlîchem
rihter, daz er in in den ban tuo SpdtL
187,6
u.ö.;
ich wolde ins rîches âhte sîn / und vallen in des
bâbstes ban, / daz ich der lieben frouwen mîn / solde heizzen werder man
SM:Gl
1: 13,14;
der hat den lantfride gebrochen, vnd vmb den bruch so ist er in der
ahte vnd in des babestes banne UrkCorp (WMU)
1401,23
u.ö.
2
weltlicher Bann
2.1
‘Gerichtsgewalt, Gerichtshoheit’; das Recht, Gebote und Verbote
auszusprechen und durchzusetzen:
swer des bannes niht enhât von dem künige, der enmac niht
gerihten SpdtL
164,1;
die leienherren die bedurfen des niht, daz ir rihter den
ban enphâhen von dem künige. daz ist dâ von daz der leie selbe urteile gibet
über den tôtslac ebd.
198,6;
mit al deme rechte, daz mir das lantvolk irteilet oder die schepphenen, ob
iz vnder kuͦninges banne ist UrkCorp (WMU)
606,44
2.2
‘Vorrecht, Sondernutzungsrecht’ (z. B. Monopole für Wein, Wald):
den ban, so wir úber den win dristunt in dem jare
[...] vor iêclichem hohgezit vierzehen naht haton
UrkCorp (WMU)
1854,29;
uz deme holze, daz daz dorf in ban hat gelegit ebd.
1149,40;
das gotzhuss zu Engelberg hat den dritten ban in dem holtze,
[...] vnd die andern zwenne teil des waldes sind
des gotzhuss ze sant Bläsi WeistGr
1,36
(a. 1347)
2.3
‘Gemarkung’, Herrschafts-, Zuständigkeitsgebiet (i.d.R. mit
Ortsangabe):
das eigin, das jch han in dem banne und in dem dorf ze Brunstat
UrkCorp (WMU)
2162,7;
ein halb manwerch reben lit in dem banne von Eymuͦtingen ebd.
2350,13;
von ainem richen manne, / der hett in sinem banne / ainen wingarten
KvHelmsd
1806
3
im weiteren Sinne
3.1
metonymisch ‘Gebot, Verbot’ (und die auf die Übertretung stehende
Strafe):
da zebrach er [der Teufel] den
ban / an dem aller ersten man / unde an sinem wibe Hochz
966;
wan manz mit banne gebot, / also dicke ist er
[der Wucherer] zebanne chomen StrKD
138,162.
138,156;
und danne vone swanne der bischof einen voget setzet, so sol im der keiser
setzen, daz da heizzet der ban, das ist die rache mit dem swerte
StRStrassb
51,11;
RvEWchr
23439;
Tauler
209,21.
–
‘Verfolgung, Friedlosigkeit, Verbannung’
diz gebot und dirre ban / der gie vür sich sô sêre, /
daz nieman keine kêre / [...] / dâ hin gehaben
kunde Tr
7212;
swer der vrouwen / hüetet, dem künde ich den ban; /
wan durch schouwen / sô geschuof si got dem man MF:Mor
18: 3,2;
wer Tyrum den weygandt / doten pracht, zu der stund /
man gab im goldes hundert pfundt [...]. / sust ward
gelegt der achte pan / uber den Tyrlander HvNstAp
868
3.2
zur Bildung von Gen.-Umschreibungen (nicht immer deutlich zu trennen von
bane):
doch entstan / sal er [Christus] von des todes
ban / an deme dritte tage Daniel
4452;
wan der totlichen sunde ban / den sunder scheide verre dan / von salden
und von genaden Hiob
4261;
o meit, du bist der se, / [...]
/ (wer in den quam, der wart von we / enbunden und von süche bann)
Mügeln
157,4.
59,9;
KvHelmsd
2447
4
in Paarformeln mit âhte, gebot, geriht, schutz und twinc,
i.d.R. in Rechtstexten:
daz er ze banne vnd ze ahte were getan UrkCorp (WMU)
981,14;
MF:KaiserHeinr
3:4,7;
noch sol her Ortolf nit haben deheinen twing noch ban UrkCorp (WMU)
327,4;
bi unsirme gebotte vnd banne ebd.
93,24
u.ö.
2ban
stswM.
‘Untergang, Verderben’
→
bane
banbe, baube (?)
stSubst.
(fällbares) Totholz:
duͦrre baube [...] filin, die duͦrrin banbe und zele
[minderwertiges Holz (das zu Wellen gebunden werden
konnte)] suͦllen wir undir uns deilin UrkDOHess
2:451,13
(a. 1335)
banbërc
stM.
‘Bannberg’, hier: Weinberg unter bes. rechtl. Regelung:
driezehen schazze rebin ligent in dem bamberge [l.
banberge
] nebent dem ritter, heizet der Gyr UrkCorp (WMU)
1431,17
banboum
stM.
durch ban festgesetzte Holzabgabe:
omnes [...] debent dare annuatim panwerch, et debent
eciam ire ad panwerch, hoc est I. panpom UrkTirol
1:3,143
(a. 1239)
|