anegevelle
stN.
‘jmdm. zustehende Einkünfte, Besitzansprüche’ (überwiegend in Erbsachen):
he [...] virkoufte sin gebuwe / durch sine rechte truwe. / [...] jo wolde der geselle / von sinem angevelle / do vil libir werdin bloz / wen daz he wurde truwelos PfzdHech
275,26;
weitere Belege DRW 1,637.
– dem Lehnsherren zufallende Nutzung aus einem vorübergehend freien Lehen (vgl. anevelle):
van sînes mannes manne nimt die herre angevelle an sînes selbes gûde, die wîle die kindere beide binnen iren jâren [minderjährig] sîn SSp
209,14
u.ö.
anegewalt
stN.
‘Mitregentschaft’ (vgl. anewalte):
den andern bruder nach im alt / zoch er mit im uf angewalt, / [...] er liez wirken eine kronen / [...] die sazte er uf sin houbet / unde wart ein kuninc alda / uber alle lant Judea Macc
11534
ane gewërn (?)
swV.
‘durch Verjährung erwerben, ersitzen’
in usucapione quod vulgo dicitur angeweren UrkMedeb
74
(a. 1165)
anegewette
stN.
‘Pfand, Vertragsstrafe’ (nur in alem. Urk.; vgl. anewette):
[sie] enzihet sich an disem brieve mit geswornem aide alles des rehtes, so si daran hatte [...] und hat daruf ein angewethe gesezzet hundert marche silbers, ob si ir aides vergessen wolte UrkZürich
8,183
(a. 1307).
7,104
(a. 1299)
anegewin
stM.
‘Gewinn, Erwerb’
durch mines hailes angewin / wil ich hie die ruͦwe han / und unwidersaget lan / biz ich den tag erkiuse WhvÖst
5022
ane gewinnen
stV.
1
‘jmdm. etw. abnehmen’ (bes. durch Kampf oder gerichtl. Entscheidung) - meist mit Dat.d.P. und Akk.d.S. 2
‘jmdm. etw. zufügen’
3
‘jmdm. etw. nachweisen’
1
‘jmdm. etw. abnehmen’ (bes. durch Kampf oder gerichtl. Entscheidung) - meist mit Dat.d.P. und Akk.d.S.:
unze er selbe her quam unde ime den roup angewann AvaLJ
193,5;
mine burge sint mir an gewunnin Rol
3602.
7209;
daz si dem einvalten man / sînen zwîvel allen an gewan Tr
13892;
biz daz sim aber an gewan, / daz er den zwîvel aber lie ebd.
14222;
dochn mohten si im dehein êre / vürnames an gewinnen Iw
5369;
sint daz ir vriunde in ir guot vor gerihte habent anegewunnen SpdtL
90,9;
mit der kundikeit / macht er sô verzeit, / die daz hûs heten inne, / daz si niht mohten an gewinnen [nicht umhin konnten] / ze geben die klûs Ottok
74552.
– in den Wendungen: jmdm. hals/lîp/lëben
~
‘jmdm. das Leben nehmen’
sit ir bit vbeleme muͦde / stent nach dis mannes bluͦde, / wie ir ime gewinnent daz leben an, / vnschuldig wil ich sin dar an PassSpM
1058;
daz he demeselbin, deme he schult gibit umme den totslac [...], sinen hals angewinnen sal mit eime eide UrkFreiberg
1:43,32
(a. 1305)
2
‘jmdm. etw. zufügen’
unz er im aber an gewan / einen slac alsam ê; / der tet im herzenlîche wê Wig
6704
3
‘jmdm. etw. nachweisen’
vnd blibet aber die missetat von des meisters wegen vngerihtet [...], wirt es dem meistere ane gewunnen, er rûmet die stat UrkCorp (WMU)
N238AB,2,27
ane geziehen
stV.
‘jmdn. betreffen, jmdm. zukommen’ (mit Akk.d.P.):
si enphiengen [...] / von im ir lant und des geniez, / als ieslîchen an gezôch Parz
52,7;
dô er die vürsten hêt gewert / ir lêhen, als si an gezôch Wig
9550;
UrkCorp (WMU)
2205,18;
wolten auch etliche unser genozze von hinnan varn, die svͤlen zu dem bawe tun, als si an geziuht, ee si von uns varn UrkAugsb
1,130
(a. 1298);
UrkCorp (WMU)
N362,20
anegieʒ
stM. oder stN.
Vorgang des Angießens (vgl. ane gieʒen):
welch pot sich des angiesses seczt, der verlewst 12 pfenning UrkEichst
2,154
(a. 1319)
anegieʒære
stM.
städt. Bediensteter zur Eichung von Gefäßen und zur Ausschankkontrolle (vgl. ane gieʒen):
es sol auch kain angiezer in kainen kelr gen und auch kain gedinge haben mit den, die trinken schenkent NüP
112
u.ö.;
dye angyesser sollent angiessen dem armen als dem reichen alle maß und alles trincken on geverde UrkEichst
2,154
(a. 1319)
u.ö.;
WüP
19,1
u.ö.
ane gieʒen
stV.
1
‘jmdm. etw. einflößen’
2 überw. rechtl.: den Ausschank kontrollieren, durch das Einfüllen von Flüssigkeit den Inhalt eines Gefäßes messen 3
‘begießen, eingießen’
1
‘jmdm. etw. einflößen’
den schin des heiligen geistes angivz [interl. zu infunde
] vnsern sinnen PsM
H 13,2.
H 14,3
2
überw. rechtl.: den Ausschank kontrollieren, durch das Einfüllen von Flüssigkeit den Inhalt eines Gefäßes messen:
unde hat auh den gewalt daz er unde sine boten an mugen giezzen eime ieglichen litgaeben [Schankwirt] abents unde morgens uzerhalp sins huses StRAugsb
192,18;
unde swer schenket, swelherlai trinken daz ist, dem suln die angiezer alle tage angiezen, ze dem minsten aines males NüP
112
u.ö.;
UrkEichst
2,154
(a. 1319)
u.ö.
3
‘begießen, eingießen’
dô der keiser het gebat / [...] / dô sprach er: man sol giezen an [zur Dampfentwicklung Wasser auf erhitzte Steine] . / wir suln erwarmen unde gân / zu den rossen für das tor Wildon
3,163;
sÿ muͤstent in dem bluͦte über irn willen baden. / er begunde in an griffen [La. an giessen
] , daz mangem wart so heis, / der do muͤste nider schiessen tot in den kalten sweis WolfdD
2023A,2
anegin
stM. ,
aneginne
stN.
‘Anfang, Ursprung’
in der werilde aneginne / duͦ lîht war vnte stimma Anno
2,1;
wizze daz, / daz ich [Jesus] bî mînem vater was / ie und ie ân aneginne / und ich nimmer ende gewinne Philipp
5108;
vrow, miner vröuden aneginne MarlbRh
132,24.
76,3.
94,3.
133,35;
dise gedenke [Hochmut] sint aneginne aller sunden Lilie
1,20;
JGerichtH
6,4
ane ginen
swV.
‘nach etw. schnappen’
der tievel ginite an daz fleisc VEzzo
259
aneginnære
stM.
‘Begründer’
bit rade brueder Gotschalkis, der eyn aneginner und eyn stifter ist unsers closters UrkHess
310
(a. 1344 kopial?)
ane ginnen
V.
‘anfangen’
wa mach ich dines lofs beginnen, / wan dar ich diͤ werlt siͤn aneginnen? / wand himel ind erd bezeichnent dich, / gods muͦder ind maget lövelich! MarlbRh
3,6
ane giuden
swV.
‘jmdn. anrufen, durch Prahlerei herausfordern’
und die wîle si die sprâche hâten, / dô wurden die Swâben swinde / von Kernden daz gesinde / an geuden und an grojieren, / si solden turnieren Ottok
82333
ane glaffen
swV.
‘jmdn. anstarren’
ich han sie an geglaffet / lang mit miner augen zwirbel, / daz mines libes synnes wirbel / ist uff sie getorkelt Minneb
2322
anegrif
stM.
1
‘Berührung, Umarmung’
2
‘tätlicher Übergriff, Schädigung’
3
‘Halt, etw. zum Festhalten’
4 unklar, ob hierher: DRW 1, 651 ‘Sicherheitsleistung für Zinszahlung durch Mitverhaftung eines (zweiten) Grundstücks’
1
‘Berührung, Umarmung’
mîn uuîne ráchta sîne hánt ín ze mír ze / êinemo fénstre. unte mîn uuámba erbíbenêta ze sînemo ánagríffe [
ad tactum eius
]
Will
79,2;
swenne des briesters hant / wandelt gotes lîchnamen, / sol si sich danne nicht zamen / von wîplîchen anegriffen? Erinn
159;
senfte was ouch diu künegîn, / reht als ein jungez genselîn / an dem angriffe linde Wh
100,13
2
‘tätlicher Übergriff, Schädigung’
aber vmbe den angrif, den ich im tet, do ich dv́ bvͦch nam, han ich zebvͦsse ein svnnentag wullin ze lich vnd barfvͦs ze Arowa vmbe die kilchon gegangen vor dem crv́ce UrkCorp (WMU)
2362,18
3
‘Halt, etw. zum Festhalten’
[der Teufel] vorterbet in die schif, / daz sie diekeinen an grif / an iren zuvluchten mugen haben HeslApk
13386
4
unklar, ob hierher: DRW 1, 651 ‘Sicherheitsleistung für Zinszahlung durch Mitverhaftung eines (zweiten) Grundstücks’
anegrîfære
stM.
‘Angreifer, Friedensstörer’
kumet der anegrifer in etzliche der andern vorgenanten stat, da nach so es in kundet wirt, die sol den vfhalten UrkCorp (WMU)
1788AB,40,39
ane grîfen
stV.
1
‘jmdn./etw. anfassen, ergreifen’
2
‘jmdn./etw. angreifen’
2.1 mit Waffengewalt 2.2 mit Worten ‘jmdn. beschuldigen’
3
‘etw. (Vorräte, Vermögen) anbrechen, in Gebrauch nehmen’
4
‘etw. beginnen, in Angriff nehmen’
1
‘jmdn./etw. anfassen, ergreifen’
hie mite greif er sîn ruoder an Tr
2369;
er [Tristan] greif den [erlegten] hirz mit handen an ebd.
2864;
daz in die tivel grifent an / und furent in vientlichen dan StrKD
138,27;
wer sein hend reib mit zeitigem rätichsâmen, der müg slangen angreifen und handeln ân schaden BdN
418,17.
– als rechtliche Geste des Besitzanspruchs:
grifet ein man ein phert an vnd sachet her, daz iz ime vorstolen si oder abgeroubet UrkCorp (WMU)
51,15 = 606,33.
– (als Vertreter des Gesetzes) ‘verhaften, beschlagnahmen’
den sol unser schultheize [...] ane grifen, und sal man in legen in unsern tuͦrn WüP
7f,12;
vnd engat das an grifen [erfolgt die Beschlagnahme] noch dú phandunge weder an geistlich noch an wertlich gerihte UrkCorp (WMU)
3213,34
2
‘jmdn./etw. angreifen’
2.1
mit Waffengewalt:
sô greif er Morgânen an / als einen schuldegen man Tr
345;
der here greif den beren an Mügeln
59,7;
di daz lant mit roub von der selben puͤrge an gegriffen heten UrkCorp (WMU)
1239,4
2.2
mit Worten ‘jmdn. beschuldigen’
da was es ir gar schwäre / das sy den erberen man / so ubel ye gegraiff an HvNstAp
14509.
– rechtl. ‘jmdn. verklagen’
so sol men vns ane grifen mit werlicheme vnde mit geistlicheme gerihte UrkCorp (WMU)
N526,42;
daz man sie joch mit gerihte an würde grifend ClosChr
127,20.
–
‘etw. (Recht) beugen, verletzen’
vnd swa der rihtær der stat reht [...] an greiffen oder vͦbergreiffen wolde, des suͦln wir in bezzern UrkCorp (WMU)
2345,32;
swi si di [Vertragsartikel] anegriffen hant ebd.
1832,20
3
‘etw. (Vorräte, Vermögen) anbrechen, in Gebrauch nehmen’
der sol sîn guot ane grîfen, unde sol sîn êhafte nôt dâ mit gebüezen SpdtL
99,4;
das silber das dir jaͤreclich / din guͦt hat gezinset sich, / das wirt gegriffen niemer an RvEWh
3021
4
‘etw. beginnen, in Angriff nehmen’
mîn vart ich wider ane greif KvHeimUrst
1928;
ob ein hurær die suͤnt meidet und buͤzzet und diu girischheit an greiffet, daz er diu hurheit lazzen hat, daz enhilfet in nicht, ern lazze auch diu girischheit PrOberalt
126,29;
wir geloben oͧch das, dc wir dvkein vrlivge ane grifen UrkCorp (WMU)
N47,12.
–
‘anfangen zu erzählen, etw. (eine Erzählung) wieder aufgreifen’
wil ich, so ich beste kan, / die aventúre griffen an RvEWh
130;
die [
aventúre
] súln wir aber griffen an! ebd.
4487;
ich wil aber vurbaz gan / grifende die glose an / diz textis der hie gereit / lesende ist hin geleit Daniel
4764
anegrîfunge
stF.
‘tätlicher Übergriff’
swer nu di frevel oder di angreifung des hauses, daz da haizet haimsuech, [...] tut UrkKrems
14
(a. 1305)
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