ane gân
V.
1 intr. (refl. nur KvWSilv ) ‘anfangen’
1.1 zeitlich 1.2 räumlich 1.3 auf einen Text bezogen 2 tr. 2.1 mit persönl. Subj. 2.1.1
‘jmdn. angreifen’
2.1.2
‘etw. angehen, unternehmen; mit etw. beginnen’
2.2 mit sachl. Subj. 2.2.1 von Abstrakta 2.2.1.1 meist von Zuständen ‘über jmdn. kommen, jmdn. heimsuchen’
2.2.1.2 meist von Sachverhalten ‘jmdn. betreffen, einen Einfluss auf jmdn./etw. haben’
2.2.2 von Konkreta 3 Einzelnes: ‘in eine best. Richtung aufbrechen (?)’
1
intr. (refl. nur KvWSilv ) ‘anfangen’
1.1
zeitlich:
swanne der winter abe ginc / und der sumer ane ginc SAlex
5248;
daz iar gat zuo merzen von rehte an, nach der heiligen schrift MNat
6,28;
[er hatte] syn rytlersen [Reitstiefel] angethon, wann das kalt was angegangen Lanc
227,27;
[es] sint zwei jâr daz ane gie diser hunger harewer Gen
2434;
dô sich der ougest ane gie KvWSilv
2792
1.2
räumlich:
andersit [des Berges] ging ein großer walt an Lanc
420,20;
ostirhalp ein marche angat / an dem roten mer und streckit sih / westirt RvEWchr
1997
1.3
auf einen Text bezogen:
nu get hie an [das Kapitel] von den geliden Physiogn
113
2
tr.
2.1
mit persönl. Subj.
2.1.1
‘jmdn. angreifen’
sus gienger in mit slegen an Tr
6919;
also gingen sie den wißen ritter ane Lanc
162,16.
– mit Refl.-Pron. ‘sich selbst Gewalt antun’
dô gie si sich mit handen an: / die sluoc si tûsent stunde dar Tr
1174.
– mit Ersparung des Obj. ‘angreifen’
seid aber ains vor Sperrval / stuͤrmt er, do man liez hin ze tal / mit wuͤrffen vallen manigen stain, / [...] / do gie er an fuͤr ander leut Suchenw
9,213
2.1.2
‘etw. angehen, unternehmen; mit etw. beginnen’
sus vuocte sich nâch sælden ie / swaz Alexander ane gie RvEAlex
10492;
daz er ir leben ane gie [anfing, so zu leben wie sie]
ErzIII
143,31;
[die Heiden] die christenhait an giengen / und die toufe enphiengen Kchr
3933;
wil er werltlîch wunne / mit den wîben ane gân, / sô sol er brîsterlîchen orden nicht bistân Priesterl
555;
ja hat widir uch Nabuchodonosor [...] eynin rat angegangin Cranc
Jer 49,30;
Tr
6284
2.2
mit sachl. Subj.
2.2.1
von Abstrakta
2.2.1.1
meist von Zuständen ‘über jmdn. kommen, jmdn. heimsuchen’
freüd, kummer, eer, reichtumb, es sey was es sey, dz dich angang Tauler
425,15 App.;
swenn uns dehain not an get PrOberalt
60,23;
dô gesaz Tristan / und giengen in gedanke an / von sînem erbesmerzen Tr
19126;
e der rite den menschen an ge Macer
38,22;
swen sie [Schlangen] bîzint, den gêt der slâf ane PrMd(J)
354,1
2.2.1.2
meist von Sachverhalten ‘jmdn. betreffen, einen Einfluss auf jmdn./etw. haben’
was mag uch das gewerren das uch nit aneget? ir ensolts auch nicht fragen Lanc
53,15;
umme eteliche gescheffede [...] daz daz hûs unde den orden anegienge StatDtOrd
49,38;
dô der sun in der gotheit mensche [...] wart und die marter leit, daz gienc die unbewegelîche abegescheidenheit gotes alsô wênic ane, als ob er nie mensche worden wære Eckh
5: 414,7;
ginge sie min lieb yndert an [berührte meine Liebe sie] , / sie must doch [...] / anders zwor gein mir gebaren [als jetzt]
Minneb
4876;
Tr
10648
2.2.2
von Konkreta:
der nît was ûf dich grôz, dich gie ane manig gescôz [manches Geschoss flog auf dich zu]
Gen
2941
3
Einzelnes: ‘in eine best. Richtung aufbrechen (?)’
balde ez [das Volk Judas
] do uf brach / und gie baltlich im [La. nach im
] an [Moses folgend durch das geteilte Meer]
RvEWchr
10904
âne gân
V.
→ âne 1.3.2, → gân
aneganc
stM.
1
‘Anfang, Ursprung’
2
‘Begegnung am Anfang eines Weges oder Unternehmens’ (dieser wird ein vorausdeutender Charakter zugesprochen), auch ‘Deutung, Bedeutung (dieser Begegnung)’ , vgl. Hwb. dt. Abergl. 1,409-435 3
‘Angriff’
4
‘Anwandlung, Berührung’
5
‘Eintritt’
1
‘Anfang, Ursprung’
verstandenhait ist ain anegangk der tugent und ain wurtz und ain ersteu weraitschaft alles löblichen [...] lebens HvHürnh
6,2;
ungelaub ist maniger trifft / ane ganch und hant gift Teichn
203,2
2
‘Begegnung am Anfang eines Weges oder Unternehmens’ (dieser wird ein vorausdeutender Charakter zugesprochen), auch ‘Deutung, Bedeutung (dieser Begegnung)’, vgl. Hwb. dt. Abergl. 1,409-435:
sô geloubent etelîche [...] daz ein wolf guoten aneganc habe, der aller der werlte schaden tuot [...] unde daz ein gewîhter priester bœsen aneganc habe, an dem aller geloube lît PrBerth
1:264,22;
daz iz niht eben lege [nicht gut wäre] , / er [der Hase] tet uns den ersten ane ganc ErzIII
56,243;
[Moses] virbot allen anegang, / vogil vlug, stimme odir sang, / das da geloupte nieman an RvEWchr
15516
3
‘Angriff’
sus hal von Segremorse des vreidegen stimme: / ‘uf mangem snellen orse sol ir aneganc [der Angriff auf sie] hie werden grimme / mit tjosten hel, daz in diu lid erkrachen / muͤzen [...]’ JTit
4614,2
4
‘Anwandlung, Berührung’
swaz man dir [Maria] singet oder seit, / [...] ez lüftet sinne herze hô, / [...] / mit süezem anevange [La. anegange
]
LobGesMar
26,9
5
‘Eintritt’
der angang in die innern hailigkeit des vetterlichen hertzen wart im erlaubt HvNördlBrf
16,70
anegântlich
Adj.
→
anegêntlich
ane gëben
stV.
‘jmdm. etw. (Kleidung) anlegen, anziehen’
ein scharlaches mäntelîn / daz gap sî mir an Iw
327;
dô gap man im kleider an EnikWchr
22472;
Parz
270,11;
LvRegFr
2917
ane gebieten
stV.
1
‘etw. anbieten’
→ ane bieten
2
‘etw. gebieten’
1
‘etw. anbieten’
→ ane bieten
2
‘etw. gebieten’
daz dichtet der phaphe Wernere, / von Elmindorf der capelan, / vnd hatez durch daz getan, / wandez ane gebot vnde bat / der probist von Heligenstat Elmend
A 11
anegeborn
Part.-Adj.
→ ane bërn
ane gebürn
swV.
meist mit Akk., selten Dat.d.P. ‘jmdm. zustehen’
die erben sullen ze der witwen ûf daz guot varn [...] durch daz si bewarn, daz des guotes iht verlorn werde des si an gebürt SpdtL
99,19.
102,16;
uf sin selbes erbe er bleib, / daz in angeburte PassIII
427,47;
und die bet und stiuͦr suͤllen die vorgenanten vier stete alle jar geben nach dem, als ie die stat angebuͤrt [ihr auferlegt ist]
UrkFriedb
157
(a. 1346);
daz im alle tage 4 phennige angeburtent ClosChr
106,14
anegedæhtnisse
stNF.
‘Erinnerung’
ze angedaͤchtnúss diner not, / das du den bittern tod / durch menschlich kúnne hast erlitten KvHelmsd
3981
anegedenken
stN.
→ ane denken
anegedenklich
Adj.
‘eingedenk’
auch was di frouwe gude / [...] angedenclich alle wege, / mit grozer ersamekeit / zu godes dienste wol gereit Elis
8568
anegedenkunge
stF.
‘Denken, Erinnerung an etw.’ (mit Gen.):
von anegedenkunge dienstes Boner
47,Überschrift;
von anegedenkunge des tôdes ebd.
87,Überschrift
anegehenge
N.
‘Anfang (?)’ (als Ggs. zum gleichfalls unklaren nachgehenge):
ein prislich anegenge / mit swacher afterlenge / den selden ist zu strenge. / swach an-, gut nachgehenge / in gote sich zert [wenn etwas nach schlechtem Anfang Gutes erbringt, endet es mit Gottes Segen]
Frl
6:5,14
anegehœrde
stF.
nur in der Wendung ze ~
mit Verben des Sprechens ‘vor jmds. Ohren; in (jmds.) Anwesenheit, Hörweite’
Moẏses zuͦ dem volche sprach / zir angehorde und ze ir gesiht RvEWchr
11584;
der aber tugentlôs ist, der ist unwert in aller liute herzen, swie im doch sumelîche durch ir genäsche oder durch vorhte ze angehœrde mithellen unde valschlîchen liepkôsen DvASchr
310,1
anegehœre
stN.
nur in der Wendung ze ~
mit Verben des Sprechens ‘vor jmds. Ohren; in (jmds.) Anwesenheit, Hörweite’
des las Sophonias den brif zu angehore [
in auribus
] des prophetin Jeremien Cranc
Jer 29,29;
sy [...] tatin kunt alle dise rede zu angehore [
audiente rege
] dem konige ebd.
Jer 36,20.
Jes 36,11
ane gehœren
swV.
→
2ane hœren
anegênde
stN.
‘Anfang, Beginn’
du sold wizen daz van anegende minez lebenez der duifel mir vil leidez getan hat HlReg
82,27;
von dem aͮnegende bis an das ende derselben messe UrkEssl
241
(a. 1321 kopial);
sît anegênde der werlte PrBerth
1:2,10
anegêndes
Adv.
‘anfangs, sogleich’
daz dv anegondes zuͦ dem aller ersten nemest dine lieben biren MerswZM
15,22
anegenge
stN.
1
‘Anfang, Ursprung’
2 selten räumlich ‘Anfang’
1
‘Anfang, Ursprung’
noch redete wir gerne mêre / von dem anegenge [der Welt]
Aneg
2236;
[darum] ist diß mere geheißen an dem anegenge [des Buches] ‘das mere von der koniginne mit den großen ruwen’ Lanc
15,15;
sost niht sîn [des Menschen] anegenge / wan jâmer unde nôt. / sîn êrste stimme ist weinen KLD:Kzl
1: 4,7;
got, vater ewich, ist daz angengi / allir guoten dingin SuTheol
1.
– oft in Verbindung mit Antonymen zum Ausdruck für zeitliche oder göttliche Unbegrenztheit:
ein warer got ist an angeng und immer an ende PrOberalt
110,27;
von anegenge unz an daz ort RvEBarl
13484;
von anegenge unz an daz zil ebd.
16047;
von dem angenge unze an daz trum AvaLJ
207,2.
– im Sprichwort (vgl. TPMA 1,146f.):
wan nâch trûrigem anegenge / dicke ein vrœlich ende chumt KvHeimHinv
16
2
selten räumlich ‘Anfang’
sô daz houbet ein anegenge ist des menschen, sô sul wir des buoches an dem houbet beginnen Barth
128,18
anegengelich
Adj.
‘ am Anfang stehend, ursprünglich’
daz anegengeliche buoh [interl. zu principalis liber
]
PsWindb
39,Oratio(Anm.);
die angengelichen scvlde [interl. zu originale crimen
]
PsM
H 88,3
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