griuselen
swV.
‘Grausen empfinden, schaudern’
ach, ach, vnd wüstend ir, wes ir ivch selber hinderent
[...], ivch griuselete ab ivch selber PrWack
62,42
griusen
swV.
→
grûsen
griusenlich
Adj., Adv. , -lîche
Adv.
→
grûsenlich
griusinc
stM.
‘Grausen oder Ekel erregender Mensch’
waz wirret daz, / lît ein alter griusinc an der strâze?
MF:Reinm
64: 2,7
griuslich
Adj., Adv. , -lîche(n)
Adv.
auch grûs-.
‘grausig, entsetzlich, schrecklich’
1 Adj. 1.1 attr. 1.2 präd. 2 Adv.
1
Adj.
1.1
attr.:
so grúselich wágen / die vergen und die
marner / nie gehortent uf dem mer SHort
10804;
er ist zuo den schultern dick / und hât die griuselîchsten plick
Orend
1182;
swer sich des underwinden wil, / daz er bestê griuslîchiu
dinc KvWTroj
18303;
daz diu [...] vrouwe
[...] sach [...]
unmenschlîche und griuslîche pîn, die man irn siben sünen anelegete und anetete
Eckh
5: 59,16;
RvEWchr
27860;
ElsLA
526,14;
Cranc
Joel 2,31
1.2
präd.:
wie bist du [ein Riese] sô reht griuselîch /
und hâst doch menschenbilde! JSigen
62,2;
wer lêrte dich die sprünge, die sint sô griuselîch WolfdD (J)
6:150,1;
[die Marter] was getân unbarmeclîch, / ze sehenne was
ez grûslîch MargAntioch II
364;
Krone
13418
2
Adv.:
owê wie griuslich er [Christus] uns kumt
[zum Jüngsten Gericht] ! LBarl
2753;
dô sprach vil grûslîche der rise RosengA
214,1;
er verslant sî grûslîchen / und tet ir mortlîchen MargAntioch II
433;
JTit
6212,2
griuwe
swstM.
→
grûwe
griuwel
stM.
auch grûwel, griul, griule (
Neidh
WL 9:7,5;
JTit
864,2
).
1
‘Gräuel, etw., das Grauen, Schrecken hervorruft’
2
‘Furcht, Angst’
3 als Bestandteil von Pers.-Namen
1
‘Gräuel, etw., das Grauen, Schrecken hervorruft’
alse die guͦten mit micheler gezierde werdent
erlúhtet, alse werdent die v́belen mit michelme gruwele
gewuͦstet Lucid
159,13.
128,10;
hilf uns [...] / vor des leiden tiuvels griule
MarGr 18
726;
auch Pl.:
daz diu helle [...] / wer uf getan mit aller tiuvel
gruͤlen JTit
6213,3.
– präd.:
div iuwel [Eule] / ist der vogel gruwel
Martina
116,64;
[die Askese der Altväter ist] ze disen núwen
ziten etlichen weichen menschen ein grúwel Seuse
107,23.
– übertreibend:
maneger sagt den wîben von dem guote [seinem
Besitz] grôzen griule
[Imponierendes]
Neidh
WL 9:7,5
2
‘Furcht, Angst’
dem [Mutlosen] machent lîhte butzen griul
KLD:LvS
8:2,2;
wære ich in einer wüestenunge aleine, dâ mich grûwelte, hæte ich dâ bî mir ein
kint, sô vergienge mir der grûwel Eckh
3:356,3;
in dem grúwele der
neiglicher [nächtlicher] gesichte do
heilt [packte] mich angst und bibunge [Iob
4,13f.]
Tauler
222,8.
222,12;
JTit
5538,2.
– jmdn. nimt ~
+ Gen.d.S. ‘jmdn. ergreift Schrecken vor
etw.’
iz nem den baruk grule [La. ez næm ein armer
grewle mit persönl. Konstr.] , solt er solche richeit
han verkustet [aufgewendet]
JTit
864,2
(vgl. Grimm, Dt. Gr. 4,288)
3
als Bestandteil von Pers.-Namen:
Cvͦnrad Gruwel UrkCorp (WMU)
2273,29;
UrkWürtt
7,322
(a. 1274);
[
teste
] Ludewico dicto Griͮwel ebd.
7,259
(a. 1273)
griuwelen
swV.
auch grûwelen, griulen ( Walth ,
JTit ).
1
‘Grausen, Schrecken, Angst empfinden’ . 2
‘starke Abneigung, Abscheu empfinden (vor etw.)’ , 3 refl., ‘jmdm. gegenüber Abscheu, Abneigung zeigen’
1
‘Grausen, Schrecken, Angst empfinden’.
– jmdn./jmdm. griuwelt:
wære ich in einer wüestenunge aleine, dâ mich grûwelte Eckh
3:356,2;
dô grûwelte im ebd.
1:331,3.
– mit Präp. ab/von/vor:
kinder, wistint ir wie schedelichen das ist
[...] das man gotte ungehorsam ist, úch
grúwelte dar ab Tauler
342,12.
343,3;
von disen worten grúwelot mir ie und ie
Mechth
5: 5,5;
er stêt dem tiuvel wol gelîch [...], / mir
grûwelt vor im iemer mê Virg
248,12;
Eckh
1:344,1;
Tauler
38,8.
– jmdn. nimt ~
+ Gen.d.S.:
ein ziborje [...] mit zwein und drizic
suͤlen / [...]: mangen nimt der richeit
gruͤlen [mancher erschrickt über die Pracht; La.
maniger nimt im ab der reichait greulen
]
JTit
6243,2
(vgl.
griuwel
2
)
2
‘starke Abneigung, Abscheu empfinden (vor etw.)’,
jmdn./jmdm. griuwelt:
mich griulet, sô mich lachent an die lechelære, / den diu zunge honeget
und daz herze gallen hât Walth
30,12;
du bist bose und arc [...]. /
mir grouset, swanne [La. mir grvlet, daz
]
ich dich sehen sol StrKD
163,43.
– mit Präp. vor, ‘jmd. empfindet Abscheu vor einer
Sache’
si [die Verdammten in der
Hölle] sint stetelich in so grimmeklichem muͦte, das
inen grúwelt vor allem guͦte Mechth
3: 21,80
3
refl., ‘jmdm. gegenüber Abscheu, Abneigung zeigen’
er muez sich gein ainem graulen / und den andern lachen an
Teichn
404,26
griuwelich
Adj., Adv. , -lîche(n)
Adv.
auch grûwelich, griulich.
1 Adj. 1.1
‘schrecklich, furchtbar’
1.2
‘grausam’
1.3 als Pers.-Name 2 Adv., ‘schrecklich, furchtbar’
2.1 ein Verb näher bestimmend 2.2
~ getân 2.3 übergehend zum Steigerungsadv. 2.4 präd. (vgl. Behaghel, Dt. Syntax 2,13)
1
Adj.
1.1
‘schrecklich, furchtbar’
er [...] vant den griulîchen man
/ ûf einem gevilde / stân [...] / und vor sînem
aneblicke / segent er sich vil dicke Iw
980;
dô er [der verwilderte
Iwein]
[...] sich selben ane blihte /
und sich sô griulîchen sach ebd.
3507;
[des Fallsüchtigen] anblic der was griulich
LvRegFr
2716;
Seuse
89,11;
(subst.:)
schaf ir [Seele] , herre, solhe
phlege / daz ir iht griulîches an dem wege / erschîne den si varn sol
KvHeimHinv
514;
ich was [...] gebunden
[...] uf einen grúlichen rost
Mechth
2: 24,39;
grûwelîch was ir [
Sibille
] lîb
En
2727;
swie rîche er was, / sô wirt sîn fleisch ein griulich âs Renner
24380;
dar zuo gevie der selbe slac [die geschlagene
Wunde] / einen [...] griulîchen smac
Tr
7276;
dâ vâhten mit grimme / mit griulîcher stimme / wisente und
ûrrinder Iw
410;
SAlex
5021;
Konr
5,36;
KvWTurn
817;
Pass III
238,53;
Seuse
204,14.
–
daz griulich urteile / gots soltû vergezzen niht LBarl
7922;
so erschrikt aller meniglich / von der dat
gruͤwelich HvNstGZ
5993;
dô was der tôt hezlich und grûwelich allen den menschen
HvFritzlHl
118,29;
er nerte [...] mich / von
einer griulîchen suht KvHeimUrst
571;
grúweliche vorchte Tauler
145,34;
Mechth
3: 14,12;
RvEBarl
4564;
PrSchw
1,20;
Rumelant
3,57a.
–
~
dinc/ sache:
wer hat sogetane grueliche ding
[
horribilia
] gehort?
Cranc
Jer 18,13.
Os 6,10;
daz [Rest der Haube] wart nû gar zefüeret.
/ daz was ein griuwelîch dinc: / sô breit als ein phenninc / beleip ir niht
bî einander Helmbr
1883;
Er
8445;
KvWTroj
6193
1.2
‘grausam’
ir ist genunch die barmhertzich sint wider ander læut und
sint wider sich selb gruͤlich PrOberalt
127,18;
Nerô der griulîch künic und æhter der kristenheit, der
kriuzet sant Peter EnikWchr
456 Prosa 2,1;
[Herodes] gebôt, [...], /
daz man si [Kinder] elliu samt ersluoc. / daz was
griuwelîch genuoc KvFuss
1308;
daz si [Viper] gräuleicher sei
denn all ander slangen, iedoch ist si gar sänftig gegen irm weib
BdN
286,9.
254,12.
282,20;
KvHeimUrst
682;
HvHürnh
13,4
1.3
als Pers.-Name:
Grivlich vnd sin brvͦder Lvtfrit UrkCorp (WMU)
1963,9;
[
teste
] Conrado dicto Griulich
UrkWürtt
9,266
(a. 1289)
2
Adv., ‘schrecklich, furchtbar’
2.1
ein Verb näher bestimmend:
griulîchen er in ane sach LBarl
8957;
sú schrúwen uf mich vil grúwlich
Seuse
204,21;
es ist dw genad vor im verdekcht / als vor ainem der
grauͤleich smecht / und ist harbig [= horwic
‘schmutzig’
] uͤber all Teichn
284,32.
–
daz [
bilde
] er gruwelichen sluc
/ mit scharfen geiselen genuc Pass III
21,38;
er [...] kússet si
vil grúwelich Mechth
3: 21,40.
3: 21,31;
wie griulîch er über si rihtete
BuchdKg
71,9;
SalArz
75,27;
Ottok
51310
2.2
~ getân:
der [Riese] was griueliche
getan Roth
5022;
ich fvrchte din ovgenblicke, / die sint grevlich getan
ReinFu
K,193;
dú lugin [Lüge] ist
ussen schoͤne und innan grúwelich getan Mechth
4: 4,35;
Teichn
411,50
2.3
übergehend zum Steigerungsadv.:
[Christi Dornenkrone] was ein grulich scharfer dorn
Pass III
84,70;
dem hie sô griulîchen wê / [...]
sol geschehen KvHeimUrst
1734;
êweclîche verdamnet sîn ist griuwelîche müelich ze leisten DvAOff
12;
StrKD
58,II 185;
Ottok
94249
2.4
präd. (vgl. Behaghel, Dt. Syntax 2,13):
an sînem schilte was der Tôt / gemâlet vil griulîche
Wig
2999;
sin angesichte was grulichen Cranc
Dan 2,31
griuwelîcheit , -lîchkeit
stF.
‘Schrecklichkeit’
dô vluhen di brudere alle von der grûwelichkeit des tirs [eines
Löwen]
HvFritzlHl
211,15;
wer [= wære
] das
in [den Teufel] ein ieklich mensche solte sehen in
sinem rechten bilde, si zerstúben alle von der grúwelicheit
Tauler
146,32;
die gruͤwlicheit des hellschen fuͤres EvAlem
46(Mt 18,9).
–
[der Bauer] slüg mit solcher grùwlicheit / an die mure
einen so mehtigen slag, / das sie gantz vnd gar gelag Krone
14304
griuwelinc
stM.
‘jmd., der Grauen erregt’
wê dir, gîtiger, [...] / du wêre der werlde ein
schiuhelinc / und bist nâch tôde ein griuwelinc, / dîner sêle nieman gehelfen mac!
Renner
8038
griuwiclîchen
Adv.
‘gräulich, schrecklich’
griuweclîchen sach man dort / stân den grôzen langen
[Riesen]
Reinfr
18924
griuʒe
stN.
‘enthülste Körner, Grütze’
alle die veile habent [...] griuze und nuzzen und
kesten StRMeran
413
griuʒel
Subst.
wohl zu grutsch
‘Hamster’, in derselben Bed.:
wâ kom hin der Priuzel? / der verswant sam ein griuzel / tuot
in einer valle EnikFb
2172
griuʒel
stN.
Dimin. zu grûz.
‘Körnchen’, zur Verstärkung der Negation:
die werden Priuzel, / die hieten niht ein griuzel / umb tûsent Unger gegeben
Helbl
15,348
griuʒinc
stM.
zu
grûʒ
.
‘Weizenbier’
celia [...] ex suco tritici confecta: gruzinc
SummHeinr
1:340,383;
ein offenev vnd freiev tabern, da man inne schenche wein, pier, met vnd
græuzzinch UrkSchäftl
83
(a. 1308);
der [
angiesser
] sol wein
und graͤwssing angiessen StRMünch
414,6
gröbe
stF.
vgl. ahd. grobî (AWB 4,442).
‘Grobheit (des Ausdrucks)’
rethorica [...] uß der rede kerbt /
und strichet gar die grobe dann Mügeln
283,4
grobekeit
stF.
→
gropheit
grobelich
Adj., Adv. , grobelîche(n)
Adv.
auch gröbe-.
1 steigernd (positiv und negativ); 2
‘stofflich, körperlich’ ;
1
steigernd (positiv und negativ);
Adj., ‘stark, groß’
wande din sele von den worten suszecheit vnd grobelichen trost enphehet
Fittiche
354;
daz diz lut hete entsaben / der grobelichen
heilikeit [d.h. des Leichnams des Evangelisten
Markus] , / di in ir schif was geleit Pass
I/II(HSW)
36285;
daz si sô krefticlichen [La.
grobleichen
] / schaden heten genomen
Ottok
50766;
der vader hatte ouch nû verkorn / ûf den grobelîchen zorn Erlös
4242;
Pass I/II (HSW)
23636.
38817.
3723.
– Adv., ‘in hohem Maße, sehr’
Tyberius der cranke man / wart sich grobelich do vreun
Pass I/II(HSW)
8069.
41590.
19378;
dy heren ertin en groblich, / si machtin en czu einem furstin loblich
Dalimil
7,4;
daz der ieweder grobelîche hat missetân
StatDtOrd
67,26;
der heiden here dem was gâch, / sie zogeten den cristen nâch, / in wûchs
grobelîchen zû / beide spâte unde vrû LivlChr
8375;
er gap sô grobelîche [reichlich] , / daz die
kargen des verdrôz EbvErf
684;
sie schazte grobelîche [sammelte sich ein großes
Kapital] / in daz himelrîche ebd.
3519;
als die nature [eines
Menschen] in unrasten ist [...],
dannan ab wirt si grob und manigvaltig [abgestumpft und
zerstreut] und sloffet der mensche vil deste tieffer und
groblicher [fester]
Tauler
384,34;
Vät
12931.
5222;
UrkFriedb
183
(a. 1350)
2
‘stofflich, körperlich’;
Adj.:
das ist in einem geistlichen sinne, ob es nút
groblich [in körperlichem Sinn aufzufassen] enist
Tauler
289,14.
– Adv.:
nu muͤssen wir sprechen von der liplicher spise;
aber es lutet groblichen und machet doch [die hl.
Kommunion] verstentlich Tauler
294,1.
310,20
groben
swV.
‘
grop sein/ werden’
wann ich sol die
muͦter [Gottes] loben, / so moͤcht ich
vor vorchten groben, / daz ich mich besorgen tuͦ, / daz ich sey ze chranch
dar zuͦ / daz ich von iͤr ticht und sag / daz iͤr wirden wol
behag Teichn
464,1476;
GlAnzfKdVz
8:493,33
|