grâwërcliute
stM. (Pl.)
Bearbeiter von grauem Pelz (vgl.
grâwërc
):
item cubicula grawerclude solvunt 11 sol. et 3 den. UrkKöln
3,221
(a. 1285)
grâweʒ
subst. Adj.
wohl ‘graues Pelzwerk’ (vgl.
grâwërc
):
soocrîsum: grauuiz quod nec rufum, nec album nec nigrum est Gl
3:664,15
(BStK287)
(lat. Lemma verderbt vgl. Anm.z.St.; AWB 4,404)
graʒ
Adj.
‘wütend, aufgebracht’
Esau der wart vil graz. / nu begunde grozen haz / und
umbruͤderlichin nit / tragin von der selbin zit / Esau dem bruͦdir sin
RvEWchr
5896;
al dar begunde gâhen / von dem volke ein menge graz
JvFrst
8977
graʒ
stN.
‘frische Sprossen oder junge Triebe von Nadelhölzern (und immergrünen
Pflanzen?)’ (für Futter und Streu):
got gebe daz der [Schnee] schier
zergê. / nu brechen [wir] die wîl îwîn graz. / ich wæn dîn
ors dicke gaz / ze Munsalvæsche baz dan hie Parz
485,13
(vgl. Lit. unter
2îwîn
);
swelich purger chauft [...] von
einem pawmann, der auf dem land sitzzt, chorn, stro, holtz, hae, graz,
[...]
StRMünch
343,19
grâʒ
stM.
Vokalquantität bei
FrlSuppl
5:205A2,37
wohl kurz.
‘Zorn, Hass’
dâvon vil gar der alde zorn / vorswundin was, [...],
/ unde [der Herrscher] was ôt wolgemût / intnumen allem
grâze [
:sâze
]
NvJer
21812;
dü zehen gebot, dü werdent las / der kristenheit dur sinen [des
endekrists] gras [
:was,
has
]
FrlSuppl
5:205A2,37;
swer sinen kranz / so birt daz er vor graze [
:maze,
saze
] / sine zungen hat behuot, / der treit in, daz er
im niht wirt ze swære Damen
6,1
grâʒen
swV.
auch greʒen.
laut und unruhig oder wild Aufregung, Zorn u.ä. kundtun, ‘wüten, toben’ (oft
subst.):
– von Pferden:
unserem guoten knehte / begund sîn ros
weien [wiehern] , / grâzen unde schreien
UvZLanz
474;
do begunde im [dem Pferd] müede
entwîchen. / ez dreste [schnaubte] und grâzte
Wh
59,17;
Herb
14740;
subst.:
diu selbe maget [...] / der lûten stimme wart gewar,
/ diu von des pherdes munde schal. / und dô in alle ir ôren hal / sîn grâzen und sîn
weien KvWPart
10609.
– von Menschen:
sie mügen selten höne sich mazen, / so sie uz rechtem grunt in herzen grazen
Frl
11:14,7.
13:18,1;
hin geet / sie, graset dick vnd cleit
[
claget
]
Krone
24253
(vgl. Anm.z.St. und Felder, Krone, S. 606).
subst.:
hie mit die krank gemuͦten [auf der Flucht]
sich ze rehter manheit mohten binden. / ir schupfen
[Stoßen] und ir grezen wart ein teil gestillet
JTit
4997,1;
meist i.S.v. feindseligem Verhalten:
schelten, smehis grazin / muoze div maget liden Martina
109,12;
sin zcornin und sin grazin PfzdHech
184,8;
wir lebent fruͤntlich, ich und er / in himel sunder grazzen
HeinzelJoh
61,6;
NvJer
23543;
Georg
1862;
Herb
5427;
dâ [auf dem Schlachtfeld] was manec
sunder grâzen [da war viel außergewöhnliches Wüten (vgl. Heinzle, Wh.,
S. 1064f.)]
Wh
402,17.
– vom Feuer:
die [Heiden] druz [aus den erzenen
feuerspeienden Kriegern] daz fiur so gruͤslichen grazen /
sahen JTit
6212,2
grâʒieren
swV.
‘aufgeregt und unruhig schreien/ gebärden’ (vgl. Suolahti 1,101; s.a.
grâʒen
):
bî snellen rossen fliegen / sach man dâ ritterlîchiu bein, /
dô sich begunden underein / die schar mit nîde werren. / grâzieren unde scherren /
diu ros man hôrte lûte KvWTurn
754
græʒlich
Adj., Adv.
adv. -lîchen.
‘feindselig, furchterregend, grausam’ (vgl.
graʒ
Adj. und stM.):
dâ beiz er în [der Rüde seinen toten Herrn, einen verräterischen
Anführer] mit grimme / in grêzlîchir stimme / vast allumme
gnarrinde / und doch dî wîle zarrinde / des vleischis von dem lîbe gnûc NvJer
18471;
so koment etliche mit den grúwelichsten worten und
geberden, als si finden, als gresselich und als zornig und bitter umb ein klein ding
Tauler
209,7;
eme yst wers dez auendez vnde dromet gerne von greselychen
dyngen OvBaierl
4,21;
das volk [die Menschenfresser] ist alczu greslich
den vremdin lutin MarcoPolo
52,10;
durch waz sache so ein greslichis
[
crudelis Dn 2,15] orteil von des
kunigis antlicze were uzgegangen Cranc
Dan 2,15.
–
der herre hat zuqueczt [...] di gerte
der herschenden, [...], di undir sich brach di dijt in
grymme und vorvolgete si greslichen [
crudeliter Is
14,6]
Cranc
Jes 14,6;
greslichen wirt er [Gott] brymmen
ebd.
Jer 25,30
graʒʒach
stN.
Koll. zu
graʒ
stN. ‘eine Menge Tannen- oder
Kiefernsprossen’ (vgl.
greʒenach
):
bi einer wîle sul wir beide gên / und brechn im
[dem Pferd] grazzach unde varm: / anders fuoters bin
ich arm Parz
458,17
grebede|êre (?)
stF.
‘Begräbnisfeier, Leichenbegängnis’
exequie: grebdere VocOpt
12.098
grebel
stM.
zu
graben
stV.
1 übers. lat. paxillus
‘kleiner Pfahl, Pflock’ , sowie erpica und sarculum
‘kleine Hacke, Egge, Jäteisen’ (vgl. weitere Glossenbelege in DWB 4,1,5,1545
s.v. gräbel und 4,1,6,1 s.v. grebel ) 2
‘Totengräber’
1
übers. lat. paxillus
‘kleiner Pfahl, Pflock’, sowie erpica und sarculum
‘kleine Hacke, Egge, Jäteisen’ (vgl. weitere Glossenbelege in DWB 4,1,5,1545
s.v. gräbel und 4,1,6,1 s.v. grebel):
paxillum: rivtel vel grebel Gl
3:649,38
(BStK926);
sô er [der Räuber] rîtet über velt / bî der naht
und in dem nebel, / hert îsen unde grebel, / örter zuo den slozzen / füert der
unverdrozzen / in dem einen ermel wol Helbl
1,184
2
‘Totengräber’
daz ein ieglich grebil ze der abtei [...] den lon sol
nemen greber ze machenne als hie nach geschriben ist StBZürich
10
(a. 1316)
grebelîn , grebelî
stN.
Dimin. zu
grabe
‘kleiner Graben’
die richte vf vnz an den grozen birbovn vnd dannan vf vnz an daz ober grebeli
UrkCorp (WMU)
460,14;
sinwel was der kinne sîn, / und ein kleinez gräbelîn
[Grübchen] , / [...], / was
enmitten dar an WvRh
6343
grebenlich
Adj.
s.a.
grævelich
greber
stM.
→
grabære
grebinc
stM.
‘Dachs’
melos / melus quedam bestiola / bestia: dahs [La.
greuinchc, vgl. Bd. 3,63]
SummHeinr
2:369,184
grebnisse
stF.
auch grabenusse.
‘Grabstätte’
si ouch walgten und erwegten / einen stein michel grôzen, /
der wart gevûget und gestôzen / gelîche vur des grabes tur / und wol gevezzent ûzen
vur. / in der nâhe daz ergînc, / dâ man di grebnis înbevînc [bedeckte,
einschloss]
JvFrst
11266;
(daz selbe selgret), daz wir so offenlich mit vnsern triwen biͤ vnsern
frivnten vnd bi den lantlauͦten gestetigt haben vnd vervestent dazz
[l. da ze
] Ranshouen ze der grabenvsse
vnsers bruders Chuͤnens UrkCorp (WMU)
2899,33
grech
stM.
‘untergeschobenes Kind, Bastard’ (vgl. Bech, Germ. 9 (1864), S.
336):
Eckerich sprach: ‘du vngetruwes wip, / dz der grech schende dinen lyp! /
wy meinestu, dz yer kein man / in mine kemmenaten doͤrste ghen, / he mieste
dar ymme sterben / vnd den dot erwerben?’ KarlElegast
689
grechel
stN.
‘untergeschobenes Kind, Bastard’
ouch hete er des vil grôzen ruom, / , / daz er daz göuchel
[La. grechel
] hæte gezogen
SchneekindA
58
greck
stM.
→
gricke
grêde
stswF.
s.a.
1grât
.
1
‘Stufe’
1.1
‘Podest’ auch ‘stufenartiges Unterlager für Waren’ (vgl. Glr.z.
StrMünch ) 1.2 in weiterem Sinne ‘Schritt, Abschnitt’
1.3 übertr. 2
‘Treppe, Leiter’ (meist nicht sicher von 1 zu unterscheiden)
1
‘Stufe’
die sehs grede, die hin zvͤ dem stvͤle
[Salomos Thron] giengen Konr
18,37;
vnd waren sehs greden die dar vͦf giengen ebd.
18,6;
sus sâzen si dâ bêde / durch ruowe ûf einer grêde
Wig
7243;
darnach do sach ich das sich der himel uff tet ob mir, und das wunneklich gret
von dem himel herab giengent untz an die stat da ich was Stagel
58,18;
auch sol under iedem toͤr ein
kyeser [Prüfer von gängigen Maßen und Münzen] sin, und
ienhalb Meins auch einer, uf den greden zwene, einer an dem eyermarkte,
[...]
WüP
65,3.
23,2
1.1
‘Podest’ auch ‘stufenartiges Unterlager für Waren’ (vgl. Glr.z.
StrMünch ):
der toufnapf was ein rubbîn, / von jaspes ein grêde
sinwel, / dar ûf er stuont Parz
816,21;
swer salz uf dem margte chauffet, der sol ez niht uf den
marcte setzen, er sol ez setzen uf ein grede oder in sein haus
StRMünch
268,21;
swelich gast wein herpringet, den er verchauffen wil hie
ze Muͤnichen, den sol er in chainen keller legen; er mag in aber legen
auf ein gred oder in ain gewelb, biz er in verchauffen mag ebd.
408,28
1.2
in weiterem Sinne ‘Schritt, Abschnitt’
sich [
ecce
] , ich wil
widirkeren lasen den schaten [auf der Sonnenuhr des
Ahas]
[...] zurucke zehen striche widir durch di grete, an
den er sich [bereits vorher schon einmal] gesenket
hat [
decem lineis per gradus quos
descenderat
]
Cranc
Jes 38,8
hierher?: an die alden grede gan i.S.v. ‘einen Schritt (in
der Erzählung) zurück gehen’
hie mvz ich dise rede lan / vnde an die alden grede
gan, / sagen gemach vnde vngemach, / waz Achilles svne geschach
Herb
17803
(vgl.:
hie mvz ich dise rede lan / vnde griffen an die alde ebd.
16915
)
1.3
übertr.:
die lanttherrenn sind ain zu gabe unnd ain merung des
reichs, unnd von in wirt getziert der hof und geordent das reich in ir
graden [
in gradibus, vgl.
grât
] . du wedarfft wol der pesstenn ordnung an ir
gredenn [
in gradibus
] unnd an ir
ordnunge [
in dispositionibus
]
HvHürnh
73,2
2
‘Treppe, Leiter’ (meist nicht sicher von 1 zu
unterscheiden):
der sælige bâbst gienc dô / von oben eine grêden abe / in die gruft zuo dem
grabe LvRegFr
4991
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