goukelunge
stF.
‘(falscher) Zauber, Blendwerk’
[die zouberære
] triben
[...] vil schande / mit ir goukelungen / vor alden unde
jungen Pass I/II(HSW)
34303.
34101.
32230;
siner [des Simon Magus] goukelunge snite
[List (vgl. Glr. s.v. snit)] / in
zouberlicher witze / verkarte daz antlitze / an Faustiniano Pass III
655,82.
647,90
goukelvarwe
stF.
‘unechte Farbe’
es ist mir pey namen laid [...] das
mir mit gauckel mein leib / guldein gemachet ward. [...]
auff meinen aid mir ist zoren [l. zorn
] / das
ich ye so guldein ward, / seyt es nicht ist von rechter art. / di gauckel farbe ist
da hin HvNstAp
14383
goukelvuore
stF.
auch gougelvuore.
1
‘(falscher) Zauber, Blendwerk’
2
‘Übermut, Zügellosigkeit’
1
‘(falscher) Zauber, Blendwerk’
betriuget hie der tiufel mich / mit der goukelfuore sîn KvWPart
1059;
KvWTroj
14087;
SHort
2889;
gêt ir mit zoubernisse umme ader mit goukelfure HvFritzlHl
248,7;
Pass I/II (HSW)
15811.
–
‘falsche Lehre’
di von Babilone betent an die sunnen / und [...]
sint verirret in swacher goukel fuͦre JTit
839,3;
da ist nicht zwivels an, [...] Cristus uwer got
enhabe / die goukelvure uch gelart Pass III
108,47.
381,90;
Pass I/II(HSW)
5023
2
‘Übermut, Zügellosigkeit’
(vgl.
gogelvuore
):
‘sît hînaht hie, sît morgen dort’, waz gougelfuore ist daz!
Walth
31,29;
swer [...] alsô goukelvuore phliget, / dâ ziuhet sich
diu minne von Winsbeckin
41,8
goukelvuoren
swV.
‘Zauberei oder betrügerisches Blendwerk treiben’
als die goukelere gesan / und heten gentzlich vernumen, / durch waz dise waren
kumen, / daz was in harte leide / und wolden anderweide / mit in goukel vuren
Pass I/II (HSW)
34175
goukelwîse
stF.
1
‘(falscher) Zauber, Blendwerk’
2
‘Possenspiel’
1
‘(falscher) Zauber, Blendwerk’
ouch lepten gnuoge bî der zît, / die zouberære wâren / und
wunder in den jâren / mit gougelwîse worhten KvWTroj
875.
24213;
KvWPart
7639;
ich haizz alle augelwaid / diser werlt ein gaukel weiz
Teichn
155,33
2
‘Possenspiel’
turniren, stechen auf dem ring, / ez ist auch ein gaukel
weis Teichn
452,51.
629,47
goukelwort
stN.
‘Zauberwort’
du salt mich dran nicht effen, / noch den menschen treffen / alhie mit
goukelworten Pass III
548,85
göuliute
stM. (Pl.)
dient als Pl. für
göuman
.
‘Landbewohner’
sô hœrent die geuliute selten predige unde würkent alle tage unze naht
PrBerth
1:323,39
u.ö.;
ez schol dhein vragener [Kleinhändler]
[...] pey dem [l.
den
] gaweleuten sten StRRegensb
10.
11;
BdN
412,18
göu|malter
stN.
Maßeinheit (für Getreide; vgl.
göumütte
):
decimatio ab eo acquisita tres govemaldros persolvit DRW
3,1212
(Dobenecker, Reg.; a. 1128)
göuman
stM.
nur im Sg. (Pl.
göuliute
).
‘Landbewohner’
dô kâmen sô vil häuschrecken geflogen
[...] den Main ab gegen den Rein, daz si sô vil
getraides verderbten auf dem veld, daz manich gäuman verdarb BdN
76,2;
StRRegensb
11.
– im Ggs. zum Stadtbürger:
weder purger noch gaeuman UrbBayJ
523
u.ö.
– als Bestandteil von Personennamen:
Heinr. der Goͤwman UrkCorp (WMU)
300,34
goumære
stM.
→
goumel
göumarket
stM.
‘ländlicher Markt’
zwiu suln in geumerkten juden, / ân dazs ir ketzerlîchez studen
[Gesetz] / dem einvaltigen
[Leichtgläubigen] sagent vor? Helbl
2,1093
goume , goum
stFM. (sw.
Brun
541
)
auch gâm,, gaem.
1
‘Wahrnehmung, Beachtung, Aufmerksamkeit’ , oft in Wendungen mit
nëmen , seltener mit hân, tuon
‘wahrnehmen, (auf etw.) Acht haben’ (i.d.R. mit Gen.d.S. oder Obj.-Satz) 1.1 i.d.R. von wachsamer Aufmerksamkeit 1.2 mit einem Aspekt von (meist fürsorglicher) Zuwendung 2 vereinzelt wohl von Geschmacks- und Geruchswahrnehmungen (vgl.
goumen
2 ; oder ist an ‘Speise, Nahrung’ zu denken? Vgl. Glr.z.St.) 3 bei Brun verblasst (vgl. Glr.) in den Bekräftigungs-
und Füllformeln mit ~
und sunder ~
1
‘Wahrnehmung, Beachtung, Aufmerksamkeit’, oft in Wendungen mit
nëmen, seltener mit hân, tuon
‘wahrnehmen, (auf etw.) Acht haben’ (i.d.R. mit Gen.d.S. oder Obj.-Satz)
1.1
i.d.R. von wachsamer Aufmerksamkeit:
der herzog [...] hiez nemen
goum, / ob si über den phloum [Fluss] / oder enhalp
ligen wolden Ottok
71006;
des nam mit goum der kristen wartliut merke Loheng
4853;
dô nam sîn vrâgen goume / umbe der guoten liute vart
Parz
447,10;
hœrt [...] wie die
burgære / ir letze [Verteidigung] tâten goume ebd.
205,19;
wo ich an dem tancz gieng, des nam mein mecze gam Neidh (S)
1,217 c128:7,6;
sullen si den erbtail in ir gaem [unter ihrer
Aufsicht] haben RbRupr
202;
HvNstAp
13465;
nu nym in deinen gawm [pass
auf!]
ebd.
16551;
tue gawme / ob es Lonius müg gesein ebd.
8723;
nemit daz [Akk.] alle gute
goumen Brun
541.
– in paarigen Ausdrücken:
des het er flîz und gæme Ottok
92541;
nemet war unde goum ebd.
16183
1.2
mit einem Aspekt von (meist fürsorglicher) Zuwendung:
einer ist heime, nimet sînes vater goume. / er was ime
vile liep Gen
2162;
got der njmet sin [des Menschen] goume. / vil
wol er in gewert, / svaz er rehtes an ime gert Glaub
1214;
der naturen goum / bespinnet nu den mandelboum / mit loub
Mügeln
148,1;
es ist ein troum, / wer glückes goum / sucht und nicht
klimmt des rechtes boum ebd.
359,14.
– von feindlicher Zuwendung:
dâ wart der edeln geste vil übele goume genomen
NibB
2082,4
2
vereinzelt wohl von Geschmacks- und Geruchswahrnehmungen (vgl.
goumen
2; oder ist an ‘Speise, Nahrung’ zu denken? Vgl.
Glr.z.St.):
dem edeln wirt ist sam dem oleiboume, / der mensche, tier mit
siner früchte goume / under siner este soume / spist und behust der vogel schar
Mügeln
203,10
3
bei Brun verblasst (vgl. Glr.) in den Bekräftigungs-
und Füllformeln mit ~
und sunder ~
:
ab ich dar an nicht enstruche, / so glichet si mit goume /
wol therebinto dem boume Brun
5569;
des mag her wol sundir goume / sprechin ebd.
10099
u.ö.;
ich sprach, / [...] / ich wil stigen
uf den palmboum / und wil al sunder valsches goum / siner vrucht da von
irkrigen [
dixi ascendam in palmam et apprehendam fructus
eius
]
ebd.
9712
goume , goum
swstM.
→
guome
göumeister
stM.
‘Handwerksmeister auf dem Land’ (Ggs. zu
statmeister
, zur Sache vgl. Matzel, Wortschatz, S.
114):
umb Pernolt den gaͤmaister UrkRegensb
735
(ca. 1325-1350)
goumel, goumære
stM.
‘Aufpasser, Hüter’
Benjamin bestuont heime, sîneme vater ze goumele
Gen
2136;
er wil ir selbe goumel sîn Parz
353,30;
ditz retten si in goumels sin [in der Art eines
Aufpassers]
JvFrst
9432;
ich wil iwer gaumer noh iwer behalter niht sin
StRAugsb
221,19;
ainen geumel der des hofes hvͤtet ebd.
68,21
goumelôs
Adj.
auch gâmlôs.
‘unbehütet, ohne Aufsicht’
ir warent alle sam diu gomelosen schaf diu da ane huote sint, wan der nimt im
der wolf vrilichen als vil so er wil Konr (Sch)
81,7;
ez sol maenchlich sein vich fuͤr den hoͤrter
[zum Hirten] treiben und sol ez niht gamlos lazzen
geen StRMünch
253,6
goumen
swV.
auch gâmen.
1
‘Acht geben, wachen’ mit fakultativem Gen. 2
‘speisen’
1
‘Acht geben, wachen’ mit fakultativem Gen.:
unde dâ gedenket man ze kirchen der, die getriuwelîchen dâ heime goument
PrBerth
1:85,29;
nu was ouch Diepalt dâ bî, / der wol sîns herren goumde
UvZLanz
2929;
Bit
1150;
sich, daz wir des goumen, / daz wir uns iht versoumen! ErnstD
2862;
Elis
10398;
KlageB
2866;
wenn die schefläut der [Sirenen]
stimm gaument [Aufmerksamkeit schenken] , sô entslâfent si
dick von der süezikait des gesanges BdN
240,22;
der rede ist guot ze gâmen UvEtzWh
5211;
ietweder dô des andern mit nîde goumen began NibC
183,4;
Ottok
43187;
gaum! Teichn
552,20
u.ö.
– mit Präp.-Obj.:
di mit iren glouben / an Crist wolden goumen Glaub
608;
si goumte [spähte] nâch ir friunden vlîziclîche
Kudr
1358,4;
Ottok
18144.
– mit Obj.-Satz:
der herzog hiez gæmen [in Erfahrung
bringen] , / ob man dem hûs iht möht getuon
Ottok
29347;
WhvÖst
15460;
Teichn
576,104
2
‘speisen’
in sinim [Salomons] hovi worchti man
einin disc [Tisch] / mid silbirin stollin
[...] dar obi goumit er sconi LobSal
151
göumlinc
stM.
Bed. unklar (wie
goumel
(?), dann etwa abwertend ‘Aufseher’ oder
‘Wachhund’):
wer wil da haim beliben / schaffen sinez husez ding / den haiszt man ainen
goͤmling MinneR 52 (L)
28
(vgl. die Variante:
das ist ein verlegener getteling [fauler Kerl,
Stubenhocker]
MinneR 52
28;
MinneR 52 K
28
)
göumül
stF.
‘Mühle auf dem Land’
ze rehter gewerscheffte ab minem huse zwai tail, daz bi der gevmvͤl lit
UrkCorp (WMU)
705,40
göumütte, -mutte
stN.
auch gevͦmuͦzz.
Maßeinheit für Getreide (vgl.
göumalter
):
daz man daz maln sol mit der gevͦmuͦzz vnd nicht mit der
statmuͦzz UrkSchäftl
168
(a. 1344);
ex eadem decimatione de unoquoque dominicali suo [einem seiner
Eigengüter] id quod vulgari lingua dicitur gowimutti DRW
3,1213
(Dobenecker, Reg.; a. 1105)
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