gifticlich
Adj.
‘giftig’
umb ditz gifticlich unkrut [jeder zu sagen, sie
sei sines hertzen truͤt
] , /
[...] dir din fraw licht niht gelaubet / und lest dich
sin in jamer gros Minneb
3540;
der selben jungen kinde ains / ain schlange gifteklich
erbais, / das es vil balde gross geschwal / und wolte sterben uf der
wal [dem Feld]
WernhMl
4426
gifticvar
Adj.
‘giftig (aussehend)’
o, vater gut, vil reiner man, /
[...] / ob ich dir sage nu myn leben, / deme ich ewilen
was ergeben, / so vluhestu mich von rechte gar / als ein nateren giftec var
Vät
34372
giftrëht
stN.
‘Stiftungsrecht’
umb zu wissen, was erworben seye, das ist [...] auch
alles erb, daß einigen gegeben wirdt alß gifftrecht ist DRW
4,888
(SaarbrückenLR.).
giftrîche
Adj.
‘reich an Gift, giftig’ übertr.:
in sînem munde swebt ein strâl [Pfeil] / mit
geluptem [vergiftetem] lastermâl; / der schuz ist
giftrîch und ir slac KLD:Alex
2:2,12
giftseckelî , giftseckelîn
stN.
‘Säckchen mit Gift’
min geselle der ist ein wolkunnender wiser man, und dem hat
der orden bevoln giftseklú, die sol er in die brunnen versenken
[...], und wil alles daz verunreinen mit boͤser
gift, da er hin kumt Seuse
75,15;
er hat einen grossen buͦchsak, der ist vol dero
giftseklin ebd.
76,2
gifttragære
stM.
‘jmd., der Gift bei sich hat’ (um damit Schaden anzurichten, hier: Brunnen zu
vergiften):
[vier Kriegsknechte] vallend in och an und sprachen, der
boͤs múnch weri ein gifttrager; wan es was in den selben ziten, do
daz geschell waz von der gift Seuse
75,5.
77,3
u.ö.
gifttragende
Adj.
‘giftig, tödlich’
mortifer: gifttragend EvAlem
54(Mc 16,18)
giftunge
stF.
‘Schenkung’
daz wir [...] dy hube gegeben han
[...] deme convente [...] unde
vergiftet zu eyner gift, dy da heizet ‘giftuͦnge under lebendigen
luden’ UrkFrankf
2,18
(a. 1315)
giftvar
Adj.
Bed. unklar, etwa ‘wie/ nach Gift aussehend’ (vgl. Mhd. Gr. Wortb. §
227f.):
ist der mensch siech unde ist daz harn giftevar unde ist doch
zâch, sô ist der lîp aller innen zebrosten Barth
130,24
giftwîse
stF.
‘Schenkungsweise, -typ’ (vgl.
giftrëht
):
ich hab och den vorgenemten [...] die vorgescriben
vier hofstet und die fu̍nf schilling phenning zinses gegeben, ufgeben und
gevertgot in der gift wîs, die man nemmet ‘beschehen under lebenden
lu̍ten’ UrkKlWald
465
(a. 1333)
giftwort
stN.
‘tötendes Wort’ (vgl. FrlWB,126):
ein künigin uz India [...] / nerte mit vergifte / von
kintheit uf ein stolze maget. die gab nach der schrifte / giftwort, ouch sehen uf
gahen tot Frl
5:20,6
gigâ
Interj.
lautmalend für das Schnattern einer Gans:
‘bi minem [einer eitlen
Gans] adel ich nimmer bi den gensen ge, / in einem vogelhuse wil ich
singen me.’ / [...] / ‘giga’ sie schrei
Mügeln
58,10
gîgant
stM.
‘Riese’
di uns daz lant wereten, / di wâren ummâzlîchen grôz. / owî
wî starke uns der verdrôz, / wandiz wâren gigande SAlex
5075;
der selbe was ein guot kneht, / der langeste gîgant, / der ie
mit wârheit wart bekant UvZLanz
7535;
Wig
7354;
jn dem lande lit Babilonia. die zinberte ein gigant, der hiez
Nemroth Lucid
30,6;
Anno
10,4;
Gen
679.
–
du hast reht als ein gygant / dinen lauf vollebraht
HvNstGZ
4622
gîgære
stM.
‘Fidler, Spieler eines Streichinstruments’ (vgl.
gîge
):
ez ist ein lobelîchiu kunst, / der seitenspil zuo rehte kan. / die gîger
vreuwen maniges muot Unverzagt
2:1,3;
man horte manchen kunstenrichen man, / spilman unde gyger, / harpher unde
phifer LaurinA (L)
975;
schirmer, gîger, goukeler / siht man werden vil schuoler, / die guotes vil ze
schuole verzernt / und sich mit loter fuore doch nernt Renner
16507;
PrSchw (St)
6,237;
Helbl
2,1439;
Tannh
5,116;
daz was ein sin [Sinn] kleiner, /
daz er sich sô liez vermæren [berühmt machen/ ins Gespräch
bringen] / mit sînen gîgæren Ottok
282;
UrkCorp
3203,26;
VocClos
Vi34
gîge
swF.
1
‘Streichinstrument’ , wohl ‘Rebec’ und/ oder ‘Fidel’ (vgl. MGG 3,434-446. 8,112-119; LexMA 6,697; Eitschberger, Musikinstr., S. 66-84, bes. S. 67-69) 2 übertr. aus dem Bild des Spielmanns, der ‘die Wahrheit geigt’ , tadelt und spottet oder selbst zum allg. Gespött wird (vgl. DWB 4,1,2,2567-78)
1
‘Streichinstrument’, wohl ‘Rebec’ und/ oder ‘Fidel’ (vgl. MGG
3,434-446. 8,112-119; LexMA 6,697; Eitschberger, Musikinstr., S. 66-84, bes. S.
67-69):
menger edlen harpffen doss / ze wunsche in süssekaitt
erklang, / gigen, rotten sunder wank / ze allen zitten man da sach
GTroj
4860.
– oft in Verbindung mit Gesang und Tanz:
vil wol spilete diu
maget [Salome] . / si begunde wol singen,
snellichlichen springen / mit herphin unde mit gigen, mit orgenen unde mit lyren
AvaJo
26,9;
ich sing ouch wol des raien wîse /
[...] / und tanze nâch der gîgen niht ze swinde
SM:Go
2a: 1,11;
sô die voretanzer danne swîgen, / sô sult ir alle sîn gebeten, / daz wir
treten / aber ein hovetänzel nâch der gîgen Neidh
WL 4:3,12.
WL 2:5,5.
–
mit jamer sie sich shieden. / nach gigen joch nach
lieden / nieman da tantzen sach Rennew
33682.
– übers. mlat. fidula und vigella vgl.
VocClos
Fi30.
Vi33.
–
die gîgen richten, wohl ‘die Geigen stimmen’, hier übertr.
‘sich abstimmen, einig werden’
[während des Zwists über einen evtl. Rückzug erfolgt ein
ungarischer Angriff:] von Ôsterrîch dem herren mîn / schad und
laster hie geschiht: / ê daz ir die gîgen geriht, / langst ê die Unger hânt / an
der herberg daz gewant [Ruhe geben?] . / ir muget lange
kaphen [Ausschau halten, warten] , / ê si mit
rotten [Musikinstrumenten] zuo
staphen [in friedlicher Absicht kommen]
Ottok
25439.
–
welsche gîge (Eitschberger vermutet einen ital. Fideltyp, S. 69,
80f.):
sus lie daz kint [Salome] sich
schowen / mit ainer welschen gigen SHort
2843;
di [jene Gruppe von
Jungfrauen] schone sungen, / dise mit den herphen klungen, / dy
mit welischen geygen HvNstAp
13177
2
übertr. aus dem Bild des Spielmanns, der ‘die Wahrheit geigt’, tadelt und
spottet oder selbst zum allg. Gespött wird (vgl. DWB 4,1,2,2567-78):
–
sîne ~ ûf jmdn. heben
‘jmdn. tadeln oder verspotten’
sus [durch die Antwort] was der êrste în getân
[übertr.: gefangen, in seine Schranken gewiesen] ,
/ daz er für guot muoste hân, / obe jener wolde swîgen / ûf den er ê huop sîne
gîgen Bîspel (Pf)
36,36.
– jmdm. die Gumpoltes ~ anehâhen
‘jmdn. zum Narren halten, in die Irre führen’
er [der entlassene Knecht] kunde niht geswîgen
[falsche Glaubenswahrheiten zu verkünden] . / die
Gumpoltes gîgen / wolt er hâhen stæt an mich Helbl
9,142.
– jmds.
~ sîn
‘Gegenstand des Spottes sein’
der arme truhsæze was / ir gîge unde ir
rotte [ein Saiteninstrument] ; / si triben in mit
spotte Tr
11361;
Parz
143,26;
vgl.
diu rotte noch diu gige / nie so mangen spot enpfienc von munde / alsam
die uf der fluhte JTit
4598,2
gigel
stMN.
→
giegel
gigen
swV.
→
gugen
gîgen
V.
meist im Inf. oder subst.; eindeutig sw. belegt nur
Martina
124,100,
st. (Ia) nur
Neidh
WL 4:2,6
(vgl. 2
5Mhd. Gr. § M 76; DWB 4,1,2,2575).
1
‘ein Streichinstrument spielen’ (vgl.
gîge
) 2 übertr. ausgehend vom Bild des Spielmanns, der zur gîge singt und Nachrichten bringt
1
‘ein Streichinstrument spielen’ (vgl.
gîge
):
harpfen unde gîgen / und allerhande seiten spil, / des kund er
mê danne vil UvZLanz
262.
2678;
Tr
7564;
sî viengn an maneger leige spil, / harpfen, roten, gîgen vil Virg
1092,2;
dâ gesach man schône ridewanzen. / zwêne gigen Neidh
WL 4:2,6
Lucid
151,9;
Seuse
242,13;
so man eine liebe brut hein leitit, so sleht man den sumber vor ir und gigit
unde swegilet und videllet engegen ir PrGeorg (Sch)
21,35.
– mit Gen.d.S.:
gegn starker note gigen sol man die seiten rihten JTit
3513,1
2
übertr. ausgehend vom Bild des Spielmanns, der zur gîge singt und
Nachrichten bringt:
[um die Gefahr zu erkennen] ich wæn, dâ gehôrt niht gîgen
zuo, / wand in spâte unde fruo / der Karlote mande / mit roube und mit brande
Ottok
373;
swaz im [dem Altersschwachen] wirt gegiget
[durch seine Gebrechen angekündigt] / wie clein in
daz frowet / wan der tot in drowet Martina
124,100;
hierher oder zu 1?:
sô gerne hœrt ich gîgen / niht, sam dîniu mære Helbl
15,84
gîgendôn
stM.
‘Ton eines Streichinstruments’ (vgl.
gîge
; vgl. TPMA 3,65f.):
die snüere [Saiten] müezen brechen wol / swâ der
esel klenket [erklingen lässt] gîgendœne
Marner
S. 160
gîgengarren
swV.
Bed. unklar; wohl bezogen auf das Hervorbringen kreischender oder unartikulierter
Laute, also etwa ‘gicksen und gacksen, stammeln’ u.ä. (vgl.
girregarren
und
gîgen
; DWB 4,1,1,1373f. s.v. garren; anders
Bechstein, HvF., S. 289 ‘geigenpfeifen’):
sînen ganc er [Tristan als
Narr] ouch verkêrte, / sîn houbt begonde er vaste wegen / unde mit den
vüezen schregen. / sus gienc er gîgengarren / glîch einem rechten narren: / gar
tœrisch wâren sîne trite / und nerrisch alle sîne site
HvFreibTr
5169
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