gespiz
Adj.
‘spitz’
sie trûgen engestlîche wer, / hellenbarten an stilen langen /
beslagen, daz selbe ir stangen: / vorne scharf, dannoch dar în / en vier enden lange
nagele sîn, / gespiz alsam crapfen [Haken]
Kreuzf
5665
gespor
stN.
Koll. zu
spor
‘Spur, Fährte’ (vgl.
gespür
,
spür
):
allain reit jagen in den walt: / so vindestu
[Friedrich] mich in hirsen gestalt, / unnd wil dir
louffen vor: / so solt du nit kommen ab dem gespor / unntz zuͦ disem huse her
FrSchw
772.
67.
–
edeln furstin von Doringen, tret in sin [Landgraf
Ludwigs] gespor: schuzt unde schurt kloster unde arme lute
Köditz
25,19;
der lügener gêt mir lange vor / der wol kan bergen sîne spor [La.
gespor
]
Renner
15350
gesporsprinclich
Adj.
‘quellend, sprudelnd’
gesporsprinclîch êrstekeit gotlîcher berhaftekeit, êrste ursprunk gotlîcher
ûztrucht [
fontana primitas omnis emanationis
]
VocAbstr
373
gespotheit
stF.
‘Spott’
Abel, dîn gespotheit, / diu wirt dir ûf mîn triuwe leit
EnikWchr
1327
gespötte
stN.
1
‘Spott, Verspottung, Verhöhnung’
2 Anlass, Gegenstand des Spottes, ‘Gespött’
3
‘Scherz, Spaß’
4 Phras.
1
‘Spott, Verspottung, Verhöhnung’
sy phlag da gespottes genueg HvBurg
5453;
si lobtend oͮch ir ab goͤtt / und tribend mitt im
[Jesus] gross gespoͤt KvHelmsd
1518.
2070;
KvWPart
16074;
HvNstGZ
2178.
– in verschiedenen Konstruktionen mit hân:
di ketzer haben des gespot Brun
1846;
PassIII
173,24;
stirbet disú triegerin [Maria] ,
/ ob wir [Pharisäer] dennocht uf erde sin, / so súllen
wir si niemen [l. nemen
] dan / und mit ir
vil gespottes han WernhMl
13606;
anders kund iz mich vil gar betragen, / daz du
[...] gen mir din spotten [La.
gespotte
] hast durch solchez vragen JTit
4017,4;
[die bekehrte Tochter] hat darzu in ir gespote /
unser helfrichen gote, / di si mit uns solde anbeten PassIII
340,71;
die drie heten zu gespote / den tempel und die abgote ebd.
553,15.
–
‘Schmach, Erniedrigung’
in das tempel er do kam / und sach, als er och e vernam,
/ ligen sin goͤtte / in schmachlichem gespoͤtte
WernhMl
4164;
Crist herre, [...] la nicht geschên / an mir diz
valsche gespote, / daz ich die untruwen gote / uf erden nimmer angebete
PassIII
189,19
2
Anlass, Gegenstand des Spottes, ‘Gespött’
ich byn wurden eyn gespotte al durch den tag. si honen mich
alzumale Cranc
Jer 20,7;
do sprachen sus die zwelfboten / wir wollen gar zv gespote / nv machen dine
valschen gote PassI/II
306,86;
Krone
5261;
PrBerth
1:397,15;
GTroj
19349
3
‘Scherz, Spaß’
wenne ein kint ze priesters handen niht komen mac und ez junge liute touften
in gespötte und in lachter [...]: daz hât dekeine kraft
PrBerth
1:298,11;
do die mere [vom Betrüger, der sich als Kaiser
ausgab] kunig Rudolf fürkam, do duhte es in ein gespotte und
ahtete in für einen toren ClosChr
45,26.
–
‘Nichtigkeit’
es [...] was ein klein ding und
ein nút herwider daz die heilgen ir leben liessent, wanne sú hattent gottes
trost so gros von innen daz sú es fúr ein gespoͤtte nament und
froͤlichen sturbent mit wunnen Tauler
108,20
4
Phras.:
iz waz ein sprichwort manigen tag: / wer gespoͤtz
gern phlag / daz der selb zu gespoͤt gedeichet Teichn
376,2
gespöttic
Adj.
‘unwahr, lügnerisch’
mitolegia: carmen fabulosum, scilicet ein gespoͤttig gedihte
VocClos
Mi97
gespræche
Adj.
‘redegewandt, eloquent’
sin zunge was gespræche wol, / aller suͤssi und
wishait vol WernhMl
5895;
zehantt stet ainer auf der fürsten
[...], der weisär unnd der gespracher ist dann die
anndern HvHürnh
11,7;
eime gibet her [Gott] die list /
daz her vil gespreche ist, / eime daz her geloubet wol HeslApk
9220;
Herb
393.
3108;
LvRegSyon
2666.
– häufig wol
~ (vgl.
wolgespræche
stF. und
wolgespræchecheit
):
der rôt swalbenstain [...] macht
die menschen wolgespræch und genæm oder minnezæm BdN
440,16.
64,13;
da von [durch das Lob der Weisheit des
Königs] wirt er gelobet und geeret und werdent in sein leüt da von
fürchtent, so si in sehen wol gesprach in weishait HvHürnh
9,2;
im zimpt wol das er sei wol gespräch und mit redigk und ain
hele stimm hab ebd.
10,7.
19,2;
Herb
3037;
Ottok
37711
gespræche
stN.
1
‘Sprechen, Reden’
2
‘Gespräch’
2.1
‘Beratung, Unterredung’ , metonymisch auch die Versammlung 2.2 rechtsspr. ‘Beratung während einer
Gerichtsverhandlung’
1
‘Sprechen, Reden’
íh gíbo dír súlihe doctores. [...] dîe
den sélben uuistûom mît scônemo gesbrâche kúnnon uúre bríngon Will
18,7;
svmilichin ist gebin wistuͦm, sumilichin daz
guͦte gesprache, sumilichen der guͦti geloͮbi
Spec
74,29;
ez was ein münch vil wîse, / vor alter was er grîse; / sîn gespræche daz was
guot, / ze got stuont im al sîn muot LBarl
1620;
PsWindb
18,15;
EvStPaul
3613;
Eckh
3:487,7.
–
‘Sprechvermögen, Stimme’
do tet er [Christus] uolleclichen sine genade
zuo zim [dem Stummen und Blinden] , unt gab im ovch
widere paidiv sin gespræche unt ovch sin gesihene PrRoth
40;
dô sprach der künic mære / als er zornic wære: / ‘dîn rede
missevallet mir. / von rehte solt ich nemen dir / allez dîn gespræche, / daz ich
mich an dir geræche.’ LBarl
9435
2
‘Gespräch’
in arcwênigen steten unde zîten sulen die brûdere vermîden die
gesprêche der wîbesnamen [
feminarum...
colloquiua
] unde allermeist der iungen und vrowen kussen
StatDtOrd
50,40;
und nim dich mit dem vremeden man / niht sô vil gespræches an
RvEBarl
7102
2.1
‘Beratung, Unterredung’, metonymisch auch die
Versammlung:
ein gespreche er gebot. / die fursten dare quamen, / sine
wort sie vernamen Herb
15238;
dô dî red im wart bekant / [...] er sî zusamin /
in ein gesprêche alle lût NvJer
16465;
da Claudas sah das er die burgk nit licht kunt gewinnen,
da nam er ein gesprech geyn dem konig Ban, und gaben beyde sicherheit mit fried
zu farn und zu komen Lanc
3,26;
Wh
221,27;
UvZLanz
8169
2.2
rechtsspr. ‘Beratung während einer
Gerichtsverhandlung’
mer vraget in die richtere, ob her an sines vorspreche wort gie, her
muͦz wol sprechen ia oder nein oder gespreches beten UrkCorp (WMU)
51,5;
ein ieglîch man mac wol gespræches gern, sô man in ane
sprichet, sunderlîchen umb ieglîche sache SpdtL
168,21.
170,16;
SspAug
171,9;
StRMünch
309,12;
Lit.: C. Emmelius: Politische Beratung, Zwiegespräch, gesellige
Unterhaltung, in: Im Wortfeld des Textes, hg. von G. Dicke u.a., Berlin 2006, S.
107-135.
gespræchede
stF. oder N.
‘Reden, Sprechen’
ích nihabo bihálten nóh réhto giwéret in góte noh an mînemo nâhesten die
réhtun mînna nóh [...] rehten rât, lángmuoti, reht
gisprâchide, reht gisvîgide BambGlB
147,32
gespræchelich
Adj.
s.a.
gesprëchlîche
.
‘rhetorisch geschickt, redegewandt, beredt’
assidua [lingua]: gisprachliv Gl
1:580,33
(BStK637);
rethorico: kisprachlichemo Gl
1:311,3
(BStK863);
urbane: kisprachlichero ebd.
1:591,19
(BStK863)
gespræchetac
stM.
‘Tag der Besprechung’
dô wart ein fride gemachet und ein gesprâchtac WolfdA
402,1
gespræchic
Adj.
‘redegewandt’
facundus: gesprechiger SummHeinr
2:306,01.24
gespræjen
swV.
‘etw. besprühen, benetzen’
man erteilt oͮch in dem hof zu Wecgis, was der wint bewêt vnd der regen
gesprêt, das sol zehenden geben dem gotzhus WeistGr
1,162
(Anfang 14. Jh.)
gespranc
stN.
Pusteln oder fleckige Hautkrankheit, vgl. Anm.z.St.:
die bu̇ge [Fesselbeugen des Pferdes] wijte vnder
schuͦff [griff an] / die maug [Mauke,
Fesselekzem] vnd das gesprang Krone
19854
gespranz
stN.
‘protziges Auftreten’
ir gesprancz das ist gros, / wie sie gen zu tancze Neidh(S)
2,112c43:3,9
gesprëchære
stM.
‘Redner’
aedilis: gespracher Gl
4:129,22
(BStK391);
vrbanus: gesprecher ebd.
4:165,72
(BStK391)
gespreche
stM.
‘Vorsprecher (vor Gericht)’
welch man sin wort also selbe sprechen muz, deme sal man gespreche geben, wi
dicke he sin bittit, zu rechte StRFreiberg
201,4
gesprëchlîche
Adv.
auch -lîchen; s.a.
gespræchelich
.
‘mündlich’, bezogen auf göttliche Verkündigung:
diͤ bodschaf deit he [der zweite Chor der
Engel] gesprecheliche. / liͤflich sint der erzengel wort /
si sint vil gelustelich gehort MarlbRh
53,29;
alzö sprichet der ebige vater dz ewige wört im selbs
[...] gespröchelichen vnd belibet doch alzit inbendige
vnvsgesprochelichen Eckh
2:539,17
gespreidach
stN.
‘Gesträuch, Gebüsch’
ju in deme gespreidach / Moyses ein fiur gesach. / daz holz
niene bran, / den louch [Flamme] sah er obenan
MarldM
8;
ineineme gespraidach Moyses ein fivr sach PrWack
10,26;
frutex: gispraidahe SummHeinr
2:42,189
gespreide
stN.
‘Gesträuch, Gebüsch’
er [Moses] treip sin uihe an di
guten weide / do sach er ein veur an aineme gespreide VMos
34,29;
dâ erscain ime got der gewâre, / als iz loͮch viures wâre, / in mittem
deme gespreide / wol verre an der heide Exod
465
=
GenM
125,22
|