gargarismus
M.
lat., vgl. MlatWB 4,620.
‘Mittel zum Gurgeln, zur Rachenspülung’
mache im ein gargarismum in den hals SalArz
81,12;
da nach sal man machen ein gargarismum uon ezzige der
gegozzin si an girstine clien [...] oder uon geiziner milch
ebd.
43,25
u.ö.
gargele
stF.
aus lat. gargellum, gargalum (s. Germ. Rom.
2,268).
Einschnitt an den Enden der Fassdauben zur Befestigung des Bodens,
‘Gargel, Kimme’
(s.a. Steffens, Weinbau 143); der Wein gât ûf die gargele
‘geht zur Neige, dem Ende zu’
swer och der ebtizhin kelner [Verwalter] ist /
[...] so der banwin vf die gargele gande wirt / so sol
der vbrige sin sin UrkCorp
679,26
gargôle
swF.
afrz. gargole, gargouille (Suolahti 1,93).
‘Wasserspeier’ einer Dachtraufe:
darumbe [Thron Gottes] stûnd ein dolde / von posten
und viôlen [Fialen] , / wintburgelîn, gargôlen
Erlös
442
garlîche , gerlîche
Adv.
auch gær-, -lîchen.
1
‘gänzlich, völlig, vollständig, vollends’ ; 2
‘besonders, zumal, vor allem’ , meist in der Verbindung und
(doch) ~
1
‘gänzlich, völlig, vollständig, vollends’;
ein Verb näher bestimmend:
doch newirt got dâ mitte [mit weltlichen
guten Werken] nieht garlîche [La.
gar
] fundin noͮch gezartet
TrudHL
38,21.
43,12;
darumbe got zestoren sol dich gærlichen [
destruet te in
finem
]
PsM
51,7;
der tiufel ist verteilt von dem almæchtigen got der in
von den himelischen eren stiez in den luof
[Abgrund] da er des jungisten urteils erbite, daz er
dann gærlichen verdampnet werde PrOberalt
100,5.
145,1;
Aneg
1369;
Konr
16,34;
Lilie
4,34;
DvASchr
380,24;
owe tot, todes not, / wes zvhestv dich hin von mir? / ia bistv gerliche
min gir PassI/II
73,6.
– ein Adj./Adv. näher bestimmend:
sô hât got sîne genâde garlîche here ze der armin sêle
gekêret TrudHL
72,23;
als was ouch geflôrieret / rîche garlich sîn her Kreuzf
1831;
anders ist niht gar unguot / in deheines mannes muot / ân untugent diu
zaller vrist / vil gerlîchen übel ist WälGa
5866;
Wernh
D 672;
PrOberalt
149,12;
Elis
178;
UrkCorp
1382,18;
PassI/II
67,62.
– im Ggs. zu halbe, ze mâzen:
die ampulla, da der criseme inne ist, die treit men dez
dagis [Gründonnerstag] , daz si halbe ist bedeckit
vnde halbe ist bar. [...] so men denne den crisemen
gewihet, so endecket men die ampullam gerliche Lucid
108,7;
so der harn [...] gerlichen
dicke ist, [...]. so aber er gerlichen dunne ist,
[...]. so aber er ze mazen dicke ist,
[...]
SalArz
112,15.
–
sô ~
mit folgendem (zu ergänzendem) Vergleich oder
Konsekutivsatz:
ez ist niemant so gærlich unser næchster so unser herre
der uns berucht PrOberalt
156,12;
ezn wart nie man deheiner / sô gerlîch âne triuwe [wie
Genelûn]
StrKarl
2517;
Loheng
7234;
ir ist leider nû niht vil / die diu sælde ûf ir zil / sô
gärlîche lâze / daz si mit der mâze / älliu dinc verenden Wig
2958;
Krone
27330;
RvZw
108,11.
– eine Verneinung verstärkend:
ân gnâde sol daz geriht / gerlîchen blîben niht WälGa
10052;
o gar genädiger kaiser, müg es gesein, so ensolt du nichtt
auf stan noch essenn noch trinncken noch garlichenn
nichttes [überhaupt irgendetwas] tuen an der räte
ains gelerten mannes an der stern kunst HvHürnh
26,1.
– in Bekräftigungsausdrücken:
vnd hat auch der vorgenant pruͦder Chuͦnrat / denselben
chauf vergolten / gentzleich vnd gêrleich UrkCorp
1051,41;
genzliche / vnd garliche ebd.
1687,14.
500,26.
1156,12;
do geste wir von willichlich, lieplich vnd gærlich vnd verzihen vns aller
der recht ebd.
772,17;
gerlich vnd ledichlich avf gegebn ebd.
N670,15;
weitere Belege s. WMU
1,552f.
2
‘besonders, zumal, vor allem’, meist in der Verbindung und
(doch) ~
:
daz ist ein unguoter sit / an den kunigen gerlich
Ottok
16745;
daz dûz sagest dheinem lîbe, / und doch
gerlich [besonders aber] dînem wîbe, / daz dû ez der
verdagest ebd.
62665
u.ö.;
der suͦn sol sin vurteilet eigens vnd legens vnd varendes gutes / vnd
gerlich aldes gutes ewelige / des er von vater oder van muter / erben solte
UrkCorp
494,15;
daz wiͤr der wuͦr [Staudamm zum Ableiten von
Wasser] vnd auch des wuͦrslages
[Uferbefestigung] / gewer vnd scherm wellen sein
[...] gegen allen den, die da engegen ihttesicht
zesprechen habent, vnd doch gerleich gen allen den, die iht guͦtes habent ze
nidern Schonpuhel ebd.
1156,10.
1549,18
gärmic
Adj.
→
gerwic
garn
Part. Prät.
→
ern
stV.
garn
stN.
Pl.-Formen nur in Bed. 2 ( UrkCorp (WMU) ,
WvRh , Orend ).
1
‘Garn, Faden’ , meist kollektiver Sg. 2
‘(aus Garn gewirktes) Netz, Garn’ zum Fangen von Tieren, teilw. bildl.
1
‘Garn, Faden’, meist kollektiver Sg.:
filamen: garn Gl
3:627,17;
GlHvB
399,11;
ein kunkel [...], / ab der span er
dâ cleinez garn KvWTroj
15873.
28286;
herzoginne [...] muosten garn winden Kudr
1005,4;
KLD:GvN
27:1,7;
und man sol auch zu iedem tuch niht minner nemen dann 8 gepunt garns
NüP
95;
diu vor ein tuoch von garne truoc, / diu wil nu haben einen wifelinc
Renner
12776.
–
der gúrtel [der albe
] der sol sydin
sin oder von wissem garn lýnim PrGeorg
8,33;
PrWack
41,49;
wullein garn StRMünch
460,28;
UrkCorp (WMU)
46,15;
der rok was brun val, von hertem gezwirnetem garne
Mechth
5: 23,150;
geswertz garn NüP
93.
–
allez daz ze dem varndem guote [der
vrouwe
] hœret: daz sint
[...] garn und diu bette diu si dar brâhte,
bolster, küsse [...] und elliu wîplîchiu kleider
SpdtL
102,5;
SSp(W)
1:24,3;
UrkCorp (WMU)
51,31;
treit ein geladen karre linwat, wolle, garn, flahs, hvnr, chæ̂se oder aier
ebd.
548ABC,31,46;
StRAugsb
30,11;
NüP
93;
SalMor
709,1.
– in Vergleichen:
hie wart alrêrst gevohten / und rotte in schar geflohten
/ als in daz warf des garnes wevel KvWTroj
31539.
33862;
dar în [Schar feindlicher
Kämpfer] wart er verstricket / als in daz wippe ein garnes
vaden ebd.
33483.
– phras., jmdm. bleibt niht ein ~
am Leib:
solden im die fursten allesamt / alsô verdienen ire amt,
/ als man iuch dienen siht, / zwâre, sô belib in niht / an dem lîbe ein garn
Ottok
14839;
bildl., ‘(so gut wie) nichts’ von etw.
(Gen.):
aller fröide mir niht lât / Minne ein garn an mînem lîbe
SM:UvB
2: 2,2
2
‘(aus Garn gewirktes) Netz, Garn’ zum Fangen von Tieren, teilw.
bildl.:
ich sach da fliegen manchen starn: / er must han ein
verdecket garn / der im wolt die vedern struben Minneb
5160;
daz nieman in der Jllen vischen sol [...] mit segenen
noch mit geknvpfiten garnen UrkCorp
N109A,3;
in was enpfarn / der visch mit kreften durch daz garn; / her
Tristan was entrunnen in HvFreibTr
3238;
er wart in leit verworren / als in ein garn die vische
KvWTroj
20731.
7837;
diu vertâne heidenschaft / wart umbevangen dâ mit kraft, / als in dem garne
ein wildez tier KvWPart
20995.
7998;
[der Sünder] sinen vuez von willen stiz / in diz netze und
in diz garn / der sunden, di er nicht bewarn / wolde Hiob
7269.
– in Verbindung mit machen, legen, stellen, werfen:
so der vissher en nuwe garn gemahchet UrkCorp (WMU)
240,38;
waz mac diu minne, ob ir daz garn / des ungelückes wirt
geleit? KvWTroj
2362;
volgen ir mir sollent. / stellent nach luden vwer garn. / vnd lazent daz
vischen varn [vgl. Mt 4,19
]
PassSpM
184;
werfent aber us dis garn, und ir súllent
vohen [vgl. Lc 5,4
]
Tauler
171,11;
Orend
572.
576(La.);
werf ich der witze garn in der naturen bach, / ich fische
ding Mügeln
53,4
garnasch
stF.
aus afrz. garnache, ital. guarnaccia.
‘langes Oberkleid’, wohl ärmellos und mit Pelz gefüttert (vgl.
Brüggen, Kleidung 216):
[Gawan erhält] eine garnasch [La.
garnache
] märderîn, / des selben ein kürsenlîn
Parz
588,17
(s.a. Nellmann, Parz. z.St.);
wil sich ein vrowe mit zuht bewarn, / si sol niht âne hülle varn. / si sol ir
hül ze samen hân, / ist si der garnatsch [Laa. garnats,
garnæsch, underkleit
] ân WälGa
454;
miner tohter Elspeten schaff ich [...] den
guͦten chuͦrse und min gutiu gærnætsch und garnatsch mit den perln
UrkRegensb
123
(a. 1308);
Ottok
34970
garnboum
stM.
‘Kettbaum’, Teil des Webstuhls, auf den das Kettgarn (Aufzug,
Zettel) gewunden wird:
liciatorivm: garnboͮm Gl
3:358,57
garnbrët
stN.
‘Garnwinde, Garnbrett zum Aufwickeln des Garns’, Glossenbeleg des 14.
Jh.s s. AWB 4,115
garnde , gärnde ,
garne
stF.
→
gearnede
garnrocke
swM.
‘Garnrocken, Kunkel’
girgillus: garenroche Gl
4:215,18
garnvisch
stM.
‘Fisch, der mit dem Netz gefangen wird’
vnbe die garnvisshe sprechen wir, so der vissher en nuwe garn gemahchet
[...], so sol er niht wan einen vish nemen
UrkCorp
240,38.
240,28
garnvrete
swM.
zu
vreten
.
‘Garnquäler’, Spottname für Weber:
weber: garen frett, / loder: wollen czett
Teichn
600,43
garnwinde
swF.
‘Winde, Haspel, auf die Garn aufgespult wird’
girgillus: gernwind, garnwinde VocOpt
17.028
garnzuger
stM.
‘Garnspinner’
das di garnczuger [...] kein garn vorbas me bindin
sullin mit keinim baste, sundir mit deme selbin garne.
[...] vorkoufte ouch ein garnczuger einim webir garn,
das fuchte were, das sal im an der wage ane vor [=
vâre
] sten bi eime pfunde UrkBresl
104
(a. 1324)
garren
swV.
vgl.
karren
,
kërren
.
von Tierlauten:
er [
wer gerne redet über daz maz
] garret
als ein orehan [Auerhahn] , / der den munt kan offen lan
Jüngl
601;
Mügeln
155,6
(gouch);
die valle sy [Ratte] begraiff
[...]. / sie begund vaste garren Ratte
32
garst
Adj.
‘schlecht, verdorben; ranzig riechend, schmeckend’
einen spongen [Schwamm] bant man an einen schaft, /
da inne was eczech unde gallen, / garzt was iz bitalle WildM
1,350.
– subst.:
nim mandelkern, mache in schoͤne in siedem wazzer vnd
wirf sie in kalt wazzer, loͤse die garsten vz vnd stoz die besten in einem
moͤrser BvgSp
39
garst
stM.
‘ranziger, stinkender Geruch’
nim einen stoc visch, do niht garst insi, tuͦ im die
hut abe BvgSp
20;
etewenne wart ich [Sünder in der Hölle] entzündet /
ouf einem glüegenden harste [Rost] . / darnach chom ich ze
sölhem garste, / daz diu hitze da wider was ein tau Serv
3482
gart
stM.
auch stF. (
PassI/II
12,77;
Neidh(S)
2,158 c76:9,8
); vereinzelt sw. flekt.
JvFrst
4187.
1
‘Stachel, Treibstecken’
1.1 eigentl.; 1.2 bildl. 1.3
wider dem garte spürnen, wider den gart streben u.ä. vom Ochsen und
bildl. i.S.v. ‘aufbegehren, starrköpfig sein’ (TPMA 11,95;
vgl. contra stimulum calcitrare Act 9,5. 26,14) 2
‘Stachel’ des Skorpions 3
‘Gerte, Rute’
1
‘Stachel, Treibstecken’
1.1
eigentl.;
zum Antreiben von Zugtieren, bes. Ochsen:
aculeus. stimulus: gart Gl
4:212,49;
si begunden sæn, dar nâch egen, / ir gart ob starken
ohsen wegen Parz
124,30;
die fürsten hânt der esele art, / si tuont durch niemen âne gart
Freid
73,1;
als ein vihe mit garten / wurd dû [der
das Kreuz tragende Christus] von in gement
Ottok
49886;
Wh
352,9;
Helmbr
818;
Frl
5:27,14.
– als Zeichen der Standeszugehörigkeit des Bauern:
an dem sunnentage sol er ze kirchen gân, / den gart
in der hant tragen Kchr
14806;
aber wil er hofsit / an sich nemen fuͤr den
gart, / so belibt er nit an siner art Teichn
491,25;
Greg
2805.
– anders:
man bedorft nvͥt dez gartes, / der si ze
ritterschefte tribe TürlArabel
F 833
1.2
bildl.:
diu minne manic herze mennet / mit ir vil sharpfen garte
Rennew
28007.
19194;
RuprvWü
56;
in [Paulus] stach doch seines
leibes gart [
stimulus carnis II Cor 12,7]
HvBurg
2736;
der girden gart HeslApk
5941
u.ö.;
jâmer ist ein schärpher gart Parz
90,11;
nu sage, tôt, wâ ist dîn sige? / war ist nu komen dîn gart?
[I Cor 15,55]
LBarl
3361;
HeslApk
18165;
der bittern helle gart Tund
2140.
–
unmâze ist der untugende schar / gart WälGa
9918.
–
Christ bôt sîner rede garten / gegen den gevursten
êwarten JvFrst
4187
1.3
wider dem garte spürnen, wider den gart streben u.ä. vom Ochsen und
bildl. i.S.v. ‘aufbegehren, starrköpfig sein’ (TPMA 11,95;
vgl. contra stimulum calcitrare Act 9,5. 26,14):
der ohse kumberlîche lebt, / dâ er wider dem garte strebt Freid
139,16;
TrudHL
59,14.
–
ein man vil wisliche tuͦt / der gein dem garte
nit spuͤrnet Rennew
18715;
siv wen [= wellen
] steteclichen
streben / wider dem gotlichem garte Martina
262,109;
wizze daz dir ist zu hart / vf zv leckene in den gart PassI/II
181,85;
Wernh
D 1919;
PrStPaul
6,10.19
2
‘Stachel’ des Skorpions:
der lewe fürht den spitzigen gart des schorpen
BdN
143,14
3
‘Gerte, Rute’
er [Joseph] hub uf die rute; / do wisete got der
gute / ein zeichen an der selben gart, / wande si von bladen grune wart
PassI/II
12,77;
so wettet [verbüßt] er des chuniges malter, daz
sint zwene vnd dreizzich [Schläge] mit einem
gruͤnen æicheinen garte der dreier oder zwaier daumellen lanch sei
SpdtL(E)
Ldr 115;
SchwSp
85a
|