abeval
stM.
nur in myst. Texten, ‘Lösung, Loslösung von etw.’ (zu abe vallen 6):
wan sú mit ungesaster vernunft got schowent [...], so wen [
wellen
] sú dis und daz lassen vallen [...]. daz ist wol war, es muͦss alles ab, dem reht sol geschehen; sú verstand aber noh nit, wie der abval sol gestellet sin Seuse
159,25;
so mag des menschen geburt in dis ellend welt wol heissen ein tod von der not und erbeit [...], so mag aber der liplich tod wol heissen ein núwú gebúrt von dez sweren libes abval, von dem frien ingang in die ewigen selikeit ebd.
380,3;
allez, daz gebrestenlich ist, daz ist abeval von wesene Eckh
1:132,1;
mîn ouge enpfæhet in dem liehte die varwe; si enkumet aber in die sêle niht, wan ez ist ein abeval ebd.
2:178,2;
mîn varwe enist mîn natûre niht, mêr: ez ist ein abeval mîner natûre ebd.
2:182,4.
2:183,3.
2:182,3
abe vallen
stV.
1
‘sich lösen und herabfallen’
2
‘herabfallen, heruntertropfen’
3
‘vom Pferd steigen, absitzen’
4
‘sich durch Stürzen etw. brechen’ , mit Akk.-Obj. 5
‘abtrünnig werden’
6
‘weichen, (ver)schwinden, wegfallen, sich loslösen, beseitigt / aufgehoben werden’ , v. a. in myst. Texten.
1
‘sich lösen und herabfallen’
als er ûz der toufe gie, / diu hût im elliu ab viel, / jâ wart im der lîp sîn / als ain niwe gebornez chindelîn Kchr
7945;
winierben [
= wîngerwe
] trucken vnde gebrennet machent daz di bosen nagel abe uallen SalArz
79,44.
77,8;
wen di bletir alle ab geuallin sint vnde di knuspin noch nicht sint vs gesprossin vs deme wynstocke Pelzb
131,29;
aber als ungewitter wirt und wint und sturm, so vallent si [Äpfel] ab Tauler
188,17;
BdN
393,24
2
‘herabfallen, heruntertropfen’
die rûpen, swenne die abevallent von den boumen, sô kriechent sie eine want ûf Eckh
1:134,2;
von der dicken und von dem frost entsleuzt sich der dunst in süeze fäuhten und vellt her wider ab auf die früht und auf die pluomen BdN
87,32.
–
er gerte in dem mute / sat werden von den crumen, / [...] / die dem tische vilen ab / des richen Daniel
4945.
– Part.-Adj.:
die grossen abvallenden hitzigen trehen Seuse
453,10.
– übertr.:
[...] die da gotlichen geordent werdent in die ewigen selikeit, [...] die da von disem ende vallent oder abvallen [
decidere; gemeint: von der Seligkeit ausgeschlossen werden] süllen ThvASu
282,30
3
‘vom Pferd steigen, absitzen’
die piderben helt die vielen ab, / und traten zu dem hawffen Suchenw
20,205;
do vielen die ritter ab und zukchten in [den vom Pferde gestürzten Kaiser] auf SächsWchr
Forts. 339,38
4
‘sich durch Stürzen etw. brechen’, mit Akk.-Obj.:
ich [...] klam ûf einen boum: ich möhte den hals hân ab gevallen PrNvStr
295,17;
der den [Edelstein] hât, / [...], / der vellet niemer abe daz bein / noch ander gelide kein, / sweder er rîtet oder gât Volmar
553
(oder zu abe vellen swV.?).
5
‘abtrünnig werden’
alle, die dâ abevallent von götlîchem liehte in die sünde Eckh
2:604,2;
Petrus [...] sprach von dem der abgevallen was, so solte man einen andern an sine stat setzen Tauler
89,1
6
‘weichen, (ver)schwinden, wegfallen, sich loslösen, beseitigt / aufgehoben werden’, v. a. in myst. Texten.
–
swenne daz lieht dirre werlt abevelt, sô ist ez âbent Eckh
1:326,15;
ie mêr sich der mensche dar în [
=in daz wirdige lîden in der volkomnen pênitencie unsers herren Jêsû Kristî
] erbildet, ie mêr im abevallent alle sünde und pîne der sünde ebd.
5: 246,5;
dâ got geborn sol werden in der sêle, dâ muoz alliu zît abegevallen sîn ebd.
2:231,5.
–
und wurt dis lieht [d. göttliche Licht] reht enpfangen in der worheit, und do vallent alle bilde und forme und glichnisse abe Tauler
21,20.
wanne das got disen grunt in der worheit besessen hat, so vallent dem menschen alzuͦmole alle werg abe die usserlich sint ebd.
24,33.
33,17.
361,6.
–
der [...] got von inbrúnstiger minne alle zit dienet, der nimt got [...] als ein herzklich minneklichs lieb, da dú knehtlich vorte ab gevallen ist Seuse
182,10.
296,6.
164,13.
168,20.
–
he [Dionysius] sprichit ouch: got ist ein vinsternisse, nicht daz he ein vinsternisse si, sunder fon der unbegriflichkeit sines grundelosin lichtis heizit he ein vinsternisse. und alse vinsternisse ist abenemin oder abevallin, also ist der name abevallin allir der dinge di wir ume zu gelegin mugin Parad
33,16.
–
unde dar umbe, in waz daz der wille ist oder die begirde, in daz so muoz ouch die minne sin. wan von dem, daz daz erste abevellet, so vallent ouch die andern abe ThvASu
272,29.
– vom Akzidens:
wan daz heisset zuͦval [
accidens
] , daz der understanden wesenheit zuͦ und ab vellet ane des understandes zerstoͤrung, als dú varw tuͦt an dem brete Seuse
162,20
abe varn
stV.
1 mit persönl. Subj. 1.1
‘sich fortbegeben, weggehen, abreisen’
1.2
‘(vom Glauben) abfallen’
2 mit sachl. Subj., ‘sich loslösen (und abfallen)’
1
mit persönl. Subj.
1.1
‘sich fortbegeben, weggehen, abreisen’
die frauw [...] hett angst [...] und vor ab Lanc
17,6;
sie wolden varen abe Kreuzf
3675.
3606.
3615.
– speziell rechtsspr. ‘von einem Lehngut wegziehen, es verlassen’
daz er [...] sich auzzert vnd verzech aller der selben phlegnusse an leuten, an gvͦt vnd an purgen, di im enpholihen warn, vnd sin leutt hiez ab varn von Lihtenberch UrkCorp
1239,1;
ob ich der setze inder ainen vberfure, so pin ich geuallen von allem dem rechte, daz mir fuͤget an houe vnd an zehent von der lehenshaft, vnd shol [...] ab dem houe ab varen, [...] vnd shol den houe, ob ich ab var, perichten ebd.
N774,1
1.2
‘(vom Glauben) abfallen’
[...] in des êrstin jâris vart, / dâ sî zum andrin mâle wârn / dem geloubin abgevarn NvJer
13610
2
mit sachl. Subj., ‘sich loslösen (und abfallen)’
so suͦchet si [Schlange] denne ein engiz loch an eineme steine. unte sliufet da durch. so uert ir diu obere hût abe JPhys
11,21;
der slag [...] kam sim roß so schwinde off den halß das im der halß ab fuͦre und von sim gereit ein stuck und von sim schilt ein stuck Lanc
350,7
abevart
stF.
‘Abreise, Abzug, Rückzug’
darzû mugt ir ûch lâzen wol, / [...] / daz wir von û kumen niht, / ezn sî um uns alsô beriht, / daz ir uns gunnet der abevart Kreuzf
5259;
manich menlich ouge naz / und turstige herze wart / betrûbet sîner abevart ebd.
8028
u.ö.;
fuͤrwar, het ich hie inne / gewist dise vraise, / ich het mine raise / geriht uf ein abvart! WhvÖst
3483;
NvJer
10097
u.ö.
–
‘Abtrieb von der Alm’
den halbteil der alpen [...] mit allem nutz [...] mit ûffart und mit abvart UrkBern
6,671
(a. 1342)
abe vegen
swV.
‘etw. durch vegen entfernen’
wil sie den rost zu sere abe fegen, daz waz [l. vaz
] mach lichte brechen BrEb
64
(vgl.
abschaben BrAdm
64
)
– übertr. ‘etw. (Sünde) tilgen’
svnde abe vegen Baumgart
135,31
abe vëhten
stV.
intr. ‘durch Kämpfen ermüden, erschöpfen’
vnd do sy nẅ sahen, das die reitünden all müed warn vnd nymer mochten vnd abgeuachten heten, da vyelen sy v̈ber sew mit macht vnd gebüngen den sig Schachzb
51,72
abe veimen
swV.
nur Part.-Adj. abegeveimet
‘abgeschöpft’
dar umbe ist daz wâr, daz alle crêatûren tragent inne bitterkeit. ez ist wol wâr, daz alle crêatûren tragent inne etwaz trôstes als obenân abegeveimet der sein [
seim
]
Eckh
3:366,10
abe vellen
swV.
(Kausativum zu abe vallen) ‘herabfallen machen, niederwerfen’
der hie den prîs hât bezalt / unt sô mangen ritter ab gevalt Parz
98,24
u.ö.;
Winsb
20,7;
Wig
10999;
RvEWh
7698
abe verdienen
swV.
‘etw. (Schaden) durch Dienstleistungen abgelten, wiedergutmachen’
daz wir vnd vnser eriben in vnd irm goteshause wollen ab verdienen den vor genanten schaden mit gantzen triwen die weil wir leben UrkCorp
1806,17.
1274A,25.
1274B,27
abe vergëlten
stV.
refl. ‘eine Summe abgelten’, vom zur Schuldentilgung genutzten Pfand (vgl. abe dienen swV.):
daz ich dem abt Vlreicħ vnd der samnung versetze min mvl [...] vvͦr fvmf pfunt pfenning, der ich in schuldich belaib, [...] also daz der abt vnd dev samnung die vor genanten mvl mit dienst vnd mit nutzze schuln inne haben, vntz si sich fvmf pfunt ab vergelte UrkCorp
2608,37
abe verlâʒen
stV.
1 mit Akk. oder Gen.d.S.: ‘von etw. ablassen, auf etw. verzichten’
2 mit Dat.d.P. und Akk.d.S.: ‘jmdm. etw. erlassen’
1
mit Akk. oder Gen.d.S.: ‘von etw. ablassen, auf etw. verzichten’
das ich den selben kriͤch willeklich han abfurlasen [...] vnd alle dîe ansprache UrkCorp
804,20,23.
1494,28.
1854,30
2
mit Dat.d.P. und Akk.d.S.: ‘jmdm. etw. erlassen’
her Dietrich Snewelin [...] hat den livten ze Bischoffingen die tagewan abe gelan [...], vnd hant im die livte da wider abe verlan, daz er in ze den drin gedingen solte gen [l. geben
] ze enbissende UrkCorp
383,31.
–
‘jmdm. etw. überlassen’
daz wir daz vogtreht [...] hern Stehilline von Fribvrg [...] abe han verlazen UrkCorp
266,32
abe verstëln
stV.
verstärktes verstëln, ‘jmdm. etw. stehlen’
vmb ùch ist es so gewant, / daz vwere süsze augen / dem manne vil taugen / gar verstelent ab den mút Krone
26053.
– refl. ‘sich heimlich davon stehlen’
do dachten sy vil mencher wege, / we sy sich aff verstelen / ind dat so verhelen, / da yrre nemant en woerde gewaer KarlGalie
8034
abe veʒʒen
swV.
‘losbinden’
als Joseph zem êrsten dort / daz urloub von Pilat erwarb, / dô Jesus an dem krûze starb, / zû vezzen [erg.: in?] und zû nemen ab, / er im ein sîdînz umme gab, / den lîb wickelt er dar în JvFrst
11195
abe vîlen
swV.
‘etw. durch Feilen loslösen’
ich [Maria] sælden vart, / der sorgen stric zerrîze. / der helle bant ich abe vîle Tougenhort
599.
– Bedeutung wie die ganze Strophe unklar:
waz in dem wagen lasters ist, daz künnen die rungen abe vîlen Fegfeuer
1:9,8
abe|vîlinc
stM. (?)
‘Abgefeiltes, Feilspan’
nim abfeilinch vnd rostiges eisen vnd waiches pech vnd lazze das lange vnder einander sieden; das wirt schön prawn auf rotem tuch BairFärb
1,1
abe viulen
swV.
Kausativum zu abe vûlen.
‘abfaulen machen’
der vant einen vssetzigen an der strasse ligen der [...] hatte weder nasen noch hende noch fuͤsse das hatte [La. nach hatte: jme *Y1] die vssetzekeit abe gefúlet VitasPatr
239,27
abe vlieʒen
stV.
‘herabfließen, abwärts fließen’
das bluͦt von sinen wunden / fliessende ze den stunden / und och die erde gar begos, / als es ab von im flos WernhMl
10374;
der êrst zaher [...], der ist lauter [...]. aber der ze anderr zeit ab fleuzt, der ist tunkel und unsauber BdN
463,13;
für Basel fliuzet abe der Rin Tannh
12,35;
[...] rivier, der by der burg abfloß Lanc
133,29
abe vordern
swV.
‘jmdn. (Untertanen) von jmdm. zurückverlangen’
hât ein herre einen eigenman, unde sitzet der hinder einem andern herren, unde wil er in von dem abvordern, daz sol er tuon SSpAug
217,22
abe vremden
swV.
refl. ‘sich abwenden’
si haben gelasen den herren, si haben gescholden den heiligen Israhel, si haben sich abgevremdit [
abalienare
] zuruck Cranc
Jes 1,4
abe vretzen
swV.
‘abweiden’
si civis civi agrum depopulavit, hoc est fecit abfrötzen, [...] vberschniden etc. sine violentia, reus ad septuaginta duos denarios debebit condemnari StRDingolfing
216;
ain sunderleich wilt hât den weingarten abgefrezt BdN
218,17
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