klûsenvrouwe
swF.
‘Bewohnerin einer klûse, Klausnerin, Einsiedlerin’
di closen vrowe hette di dudeschen brudere
[Deutschordensleute] wurbaz meir vil werdere und
libere dan andere geistliche lute HlReg
63,13.
63,7
klûster
Subst.
wohl metallenes Schließeisen, Schloss o.ä. (zu mlat. claustrum, MlatWB
2,699f.; vgl. s.v. Klauster DRW 7,1074; DWB 5,1040 und RheinWb
4,672):
Wylande [(einen Schmied) bezahlen] um zwelf kluster
Lexer
Nachtr. 276
klûter , kluter
stM.
auch klutter (vgl. DWB 5,1008), nur im Reim auf
lûter.
‘Schmutz, Fleck, Makel’
ein balsama luter, / da ist zugemenget kein kluter
Brun
5798.
6642;
heilec unde luter / waren ane cluter / ir beger unde ir gedanc, / ir herze
reine sunder wanc Elis
8672;
ir muot der was vil lûter / von alles lasters klûter EbvErf
1428;
daz man daz herze luttere / von allen valschen kluttere
HeslApk
8890
u.ö.;
owe mensche, din gesprinc [Ursprung] / daz hub sich
erst vil luter; / da macht ich manic cluter / darunder, daz iz trube wart
HeslNic
3380
kluterære
stM.
‘Täuscher, Gaukler’ (hier personif., vgl. Glr.z.St.):
so kumet danne bruͦder itel spot · vnd bruͦder cluterere · vnd bruͦder
schimphelin · vnd bruͦder vnnuͤzze · vnd bruͦder zit verlies · vnd bruͦder itel ere
· vnd machent ein schal da gotes ere clein an liget SelbhReg
438,53
kluterât
stF.
auch clutterât.
‘Täuschung, Gaukelei, arglistiger Anschlag, schändliches Verhalten’
manic herze in der cluterat / vil groze betrupnisse enphat
Vät
13087;
daz di selbe cluterat / were also gentzlich vor erdacht, /
als si sit wart vollenbracht / mit Johannis tode Pass I/II (HSW)
38122;
ich weiz wol, von wes râte / dî selbe clutterâte / zaller êrst sich irhûp
Widerstr
1757.
1764
kluterdinc
stN.
‘Täuschung, arglistige Machenschaft’
do irhub der ungeneme [Sathanas] /
aber do ein cluter dinc: / rehte alsam ein jungelinc / werltlich er im
[dem Einsiedler] irschein / unde gienc im uf dem wege
gein Vät
18691
kluteren , klutern
swV.
‘etw. ohne rechten Nutzen tun, herumwerkeln’
alles das man clútteret und arbeitet sunder nutz und sunder
not, das ist alles vor gotte tot Mechth
6: 1,89
(vgl. Anm.z.St. mit Lit.).
– subst.:
daz wir volgen Cristes spore / unde deme tiuvele wîderstân /
[...] / unde lâzen allez klutern
[überflüssige Erwägungen, Grübeleien] sî / unde
gelouben einvaltich an die drî, / die in ein beslozen sint Kröllwitz
3763
kluterhaft
Adj.
‘befleckt, mit einem Makel versehen’
augustiner, predier, parfuͦssen / git [der
Geiz] mit der welt unmuͦssen / und mit unrehter aigenschaft / tuͦt
vil maͤnigen klutterhaft SHort
4898
kluterheit
stF.
‘Täuschung, schändliches Verhalten’
demuͤtig vnd minnesam, / dem eltesten gehorsam, / dar zvͦ miden aller
klv̀terheit Reimr
66
kluterîe
stF.
‘Täuschung, arglistige Machenschaft’
die fürsten rîch von hôher kür / mit kluterîe [Hs.
claterie
] er dâ verriet, / sô daz er si von gelte schiet / und leite ez sînen
friunden an KvWPart
17921
kluternisse
stF.
‘Fleck, Makel’
der sunder sal des hoffen / daz er [der hl. Geist]
czu hant guzze drin / der genadin wider schin, / der gar alle vinsternis / und aller
sunde cluternis / dan uz der sele triebet / und si mit tugnt durch schribet
TvKulm
5570.
–
‘Täuschung’ oder ‘überflüssige Erwägungen’
aber wer an alle crye / wil besen wer Jesus sye /
[...] / gar an alle cluternis / mit dem wissagen er
sicze / einsam in guter wicze / und czy sich von den luͦten / und von der werlde
truten! TvKulm
2884
kluterspil
stN.
‘Täuschung, Gaukelei’
als ouch der tuvel gesach, / wie er also nicht erwarb / und im sin wille
verdarb, / do was im harte leide / und erdachte anderweide / ein kluterspil mit dem
er quam. / eine forme er an sich nam / als ir man Pass III
322,93.
323,80
kluterwort
stN.
oder kliuter- (?; vgl. Anm.z.St. Lexer 1,1641 und
kliuter
).
unklar, ob ‘Schmeichelwort, unernsthaftes Gerede’ oder ‘üble
Nachrede’
daz der guote mensch alle zît sî in einem güetlîchem ernste,
[...]. dâ mite enpfliuhet er vil schaden an
verlâzenheit, an îteler vreude, an kliuterworten [Laa. klùtter-,
chlvͦter-, chluhter-
] , an spotte, an müeziger rede, an unnützen mæren, an urteilen, an
kivelworten unde an andern sachen DvASchr
318,4
klutter
stM.
→
klûter
klutterât
stF.
→
kluterât
klûwen
stN.
→
kliuwe
knabærinne
stF.
‘Frau, die sich mit jungen Männern einlässt’
ain schön vnfürig wip / dü mangen stoltzen rainen lib / beckränckte mit ir
minne / [...] / dü mezzerly ze lon / nam sy von ir min
[d.i. minne
] / susz tett dü knaberin LS 168
24
knabatze
swM.
‘junger Mann’ (vgl. zu Wortbildung und Sache DWB 5,1310 mit Belegen ab dem
15. Jh.);
unklar, ob hierher, da nur als Personenname belegt:
[in einer Zeugenliste] Mecelin, Knapatz officiati curiae
UrkMeissen
2,72
(a. 1206)
knabe
swM.
md. auch knave (z.B. NvJer ).
‘Knabe, junger Mann’ (in verschiedenen Positionen (vgl. v.a.
2.3.2
,
2.4
) offen zu →
1knappe
)
1
‘Junge’ (noch nicht volljährig, i.d.R. unter 14/15 Jahren) 2
‘Jüngling, junger Mann’
2.1 allg. 2.2 mit der Konnotation der (jugendlichen) Unbesonnenheit und Wildheit 2.3 unter rechtl. Gesichtspunkten 2.3.1 unverheiratet ‘Junggeselle’
2.3.2 junger Mann in dienender Stellung, Bediensteter (vgl. z.B.
dienestknabe
,
hoveknabe
,
küchenknabe
,
lêreknabe
,
lërnknabe
) 2.4 junger Adeliger, der an einem Hof dient (vgl.
edelknappe
), aber auch bezogen auf einfache bewaffnete Kämpfer
1
‘Junge’ (noch nicht volljährig, i.d.R. unter 14/15 Jahren):
si hôrte dâr inne [im Körbchen] weinen / einen
wênigen chnaben [Moses]
Exod
241;
do ez kam zuo dem fünften jâre, / dô wart er ein sô hübscher
knabe. / man begunde in die buochstabe / wîsen unde lêren Eracl
397;
nu erwachten ouch diu kindelîn, / Kardeiz unt Loherangrîn: /
[...]. / Kyôt der zühte rîche / bat die knaben dannen
tragn Parz
801,21;
wan ich der jâre bin ein knabe / und ich der witze niht
enhabe, / daz ich gescheiden müge den strît KvWTroj
1791;
wan Ruͤdiger der vorgenande knabe noch ze sinen tagen nicht komen ist, als
vorgeschriben stat UrkZürich
11,295
(a. 1331);
UrkCorp (WMU)
N784,11
2
‘Jüngling, junger Mann’
2.1
allg.:
mit heiliclichin dingen / loste man dú eltesten kint, /
dú noh knaben genennet sint / und wahsen solten ze man RvEWchr
10699;
ie der man nem in den muot sîne frouwen schœne, / ie der diernen wirt ein
knabe, alsust ein jungelinc KLD: UvW
Leich 3,114
2.2
mit der Konnotation der (jugendlichen) Unbesonnenheit und Wildheit:
in der dörper dicke [Gedränge] / weiz ich
ninder zwêne vor, / die mit ebenhiuze [im Wettstreit]
/ sich zuo zin gelîchen. / inder zwêne knaben Neidh
WL 33:5,7;
als ein tœrehter knabe / loufet für des küneges tisch
HBirne
156.
204;
dort ûze hielt ein strenger knabe, / der gerte tjoste
reht als ê Parz
290,6.
736,25.
– unter diesem Aspekt auch auf Riesen, Monster und andere, außerhalb der
gesellschaftl. Ordnung stehende Personen bezogen ‘Kerl, Bursche’
[der Löwe] zart im cleit unde
brât [Fleisch] / als lanc sô der rücke gât /
von den ahseln her abe, / unz daz der michel knabe [der
Riese] / als ein ohse erluote Iw
5056;
dô der ungevüege knabe [vgl. der rise (V.
5525)] / begunde sîgen
[sinken] ûf diu knie Er
5553;
im dientte och besunder / starker ryssen wunder, /
uss den er vier zechen koss, / die alle schwertt und stangen gross / mitt
manhaitt kunden füren. / wenn die knaben rüren / da mit wolten in nott, /
der was endlichen tod GTroj
5762;
doch was der werde Cyprian / gegen dem ungestalten
Kolkan / verr mer gevëre / denn er dem wilde wëre, / dem vil ungenemen
knaben [vgl. dreyssig jar alt (V.
4474)]
HvNstAp
4599;
er kerte zu dem möre / und slug im ains an das ore,
/ [...] / da pat in der schwartze knabe / das er in
liesse leben ebd.
19505;
Appolonius zehant / nam im den brieff ab, / Albedacus
der alte knab [vgl. der greyse (V.
4845)] / floch von dannen drate ebd.
7046;
er [Simon Magus (vgl. Apc
8,9ff.)] hat den sin dar an gewant, / daz er si ein tuvels
knabe Pass I/II (HSW)
20591
2.3
unter rechtl. Gesichtspunkten
2.3.1
unverheiratet ‘Junggeselle’
swenne der jungelinc ze vierzehen jâren komen ist, sô
nimet er wol êlîch wîp âne sines vater willen.
[...], alsô ob si ir vleisch ze ein ander
habent gemischet, beidiu der knabe und diu juncvrauwe; und ist des niht
geschehen, sô mac man si sundern SpdtL
122,10;
vnde wanne wir vnser tochter dem selben cnaben zuͦ legen
UrkCorp (WMU)
3381,18
2.3.2
junger Mann in dienender Stellung, Bediensteter (vgl. z.B.
dienestknabe
,
hoveknabe
,
küchenknabe
,
lêreknabe
,
lërnknabe
):
sîn bovel man dort vor [beim Einzug in
die Stadt] ersach: / garzûne, koche unde ir knaben / heten
sich hin für erhaben Parz
18,23;
sîne gesellen und die knaben / die man zer küchen
ouch bedarf Wig
8862;
der meister, der zukt daz brot her ab. / nu sage
furbaz, lieber knab! / dine mere, die sint gut StrKD
58,II 250;
ouch ist zu wissende, welre knabe [als
Lehrling] huszgenosse werden wil, wer dann das gelt
darwürffet für den münszmeister, der sol ouch geben
[...] die fünff pfunt eime örtermeister
DRW
7,1131
(StraßbMünzg.; um 1330);
welich meister einen knaben oder einen knecht daz antwerg lerte
UrkStVerf
412
(a. 1352)
2.4
junger Adeliger, der an einem Hof dient (vgl.
edelknappe
), aber auch bezogen auf einfache bewaffnete Kämpfer:
sus wart bevolhen dâ der knabe. /
[...] / der fürste fuorte den knappen widr
Parz
345,12.
138,9;
nu was durch hovezuht gesant / ein werder juncherre dar, /
[...] / sîn vater was von Swâben / herzoge vil
gewaltec, / [...] / der selbe knabe reine / des tages
dâ ze hove gie KvWHvK
60
u.ö.;
Wig
1602;
der grêve von dem Berge vil / knabin edler slachte / zu
ritteren dâ machte NvJer
24698;
tûsent erwelde rittêre gût, / manich tûr edel knabe mit
in Kreuzf
6399;
einer sîner juncherren dâ / im fûrte ein swêre lanzen nâ,
/ von Ebenleiben, [...], / Albert mit namen, ein edel
knabe ebd.
4094;
dô kom ritter unde knab / unde viengen di alten zehant
EnikWchr
17016;
vünfzehen knaben er gewan, / [...] / iegelîches
harnasch was guot, / ein panzier und ein îsenhuot / und ein kiule wol beslagen
Er
2344
(vgl. zur Sache
kipper
);
er sante [...] / darzû von
brûdren unde knaven [
multis fratribus et armigeris
] / kegn Lîflant ein michil her NvJer
21021;
da wart ein michel gedranch / zwisschen den heiden unt den christen. / mit
vil ritterlichen listen / bewarten sich die gotes knaben [christl.
Kämpfer]
StrKarl (S)
5453
knabelich
Adj.
‘im Knabenalter stehend, knabenhaft’
daz was sîn [Jesu] chintheit in der
ime die engele dienôten [...] unde dc er die apgot
zirstôrte in Egypto, unde sîn chnabelic iugint, dô er betin fvͦr ze Ierusalem
TrudHL
24,24
|