armuot
stF., auch stN.
‘Elend’
1
‘Not, Mühsal’
2
‘Bedeutungslosigkeit’
3
‘Mittellosigkeit’
3.1
‘Mangel’
3.2
‘geringer Besitz’
3.3 als Synekdoche Bezeichnung für eine Gruppe mittelloser (unfreier) Menschen 4 im Sprichwort (vgl. TPMA 1,181-224)
1
‘Not, Mühsal’
in der armut [interl. zu in miseriis
] niht gestent si PsM
139,11;
do min her Adam volles slages / uzer dem paradise / durch die vorbotenen spise / zu disen armuten wart vortriben HeslApk
20523;
aber die armuot oder die iamerkeit [
miseria
] ist widerwertige der selikeit ThvASu
278,11;
ich bin die mitt jomer streben / müss umb den libsten man / den frow ze trutt ie gewan. / [...] armütt wirtt mir niemer rautt GTroj
4108
2
‘Bedeutungslosigkeit’
wez mugent si me geren, wen si sint den engelin gelich. Alexanderes groz gewalt were da ein armuͦte Lucid
157,9
3
‘Mittellosigkeit’
3.1
‘Mangel’
sam nû ist sumelichen liuten / die fon rîchtuomen zarmôten [in Armut] choment Gen
594;
si daz armote, dv den richtum Litan
327;
die armuͦt machet vil dikche den menschen vil dimuͤtich PrOberalt
123,3;
vrow, dat armuͦt ded dir diͤ not MarlbRh
42,6;
sit man nü hasset armuot, so wer ich gerne rich SM:Ga
1a: 2,1;
gymnosophiste, daz sint plôz weis läut, die gênt plôz in armuot und in diemüetichait und versmæhent die üppigen werlt BdN
491,14;
in der armuot des geistes Eckh
5: 297,8.
–
al sîn wâpenlîchez kleit / nie dehein armuot erleit / (wan ez was tiuwer und lieht) Wh
75,24;
sîn schilt was geworht aldâ: / des buckel was armüete vrî ebd.
125,11.
– personif.:
nû bedahte vrouwe Armuot / von grôzer schame daz houbet Er
1579;
Armuot si troffen hæte dô / mit ir vil scharpfen strâle KvWKlage
14,3
3.2
‘geringer Besitz’
wie dû einem sîne armuot an gewinnest mit wuocher PrBerth
1:271,22;
sie brechent iu die selben armuot abe mit unrehte, daz iu mit rehte got beschaffen hât ebd.
1:59,32
3.3
als Synekdoche Bezeichnung für eine Gruppe mittelloser (unfreier) Menschen:
swen ir di armuot fro / mit ivwer gabe machint / daz si von frovden lachent Martina
26,16;
und von deme ungeverte / lyt iz dem armute herte / daz nicht mac kumen dar ir vuz / da in werde kummers buz Hiob
10684.
8145
4
im Sprichwort (vgl. TPMA 1,181-224):
– Armut ist hart und schmerzlich, raubt den Verstand:
diu armuot mit jâmer lît, / diu rîcheit niwan vreude gît Wig
5694;
sô wê dir armuot! dû benimst dem man / beide witze und ouch den sin, daz er niht kan MF:Sperv
1:10,1.
– Armut macht sorgenfrei, kann Reichtum sein:
armuot ist âne sorge gar, / der rîch nimt manger sorgen war Boner
15,59;
ez sprach her Bernhart Frîdank: hôchvertigiu armuot / daz ist rîcheit âne guot Helbl
8,488.
– Lit.: W. Schröder, Armuot, DVjs 34 (1960), S. 501-526
armuotsiuche
stF.
‘Plage der Armut’
er ist nu hin, [...] / des hant [Hand] die armen sorgen siechen kunde laben / daz er sie wol von armuotsiuche erloste Rumelant
3,55b
armuz
Subst.
→
almuz
armvol
stM.
‘Menge, die man im Arm halten kann’, hier übertr. ‘Geliebte, Geliebter’
ich hân den süezsten armvol / den ie frouwe umbevie Flore(G)
5904;
ach, minnenclicher arn vol, / schol ich dich ymmer ummvan? WhvÖst
7458;
ain getrüwer armvol / des nachts an dem bette by / mit dem lept ich sorgen fry MinneR11
18
armvöllec
Adj.
‘armfüllend’ (zu armvol) oder ‘armdick’ (vgl. armgrôʒ) (?):
er furt ein armfelliges sper, / das ist an massen lank und schwer, / der helt in seiner hende Virg(St)
97,1
armwîp
stN.
‘bedauernswerte, (abhängige?) Frau’
wie stâtz um disiu armen wîp [La. armwip ─ die Frauen im Spinnhaus betreffend] ? Iw
6267.
7317
1arn
stM.
→ ar swM.
2arn
stM.
‘Ernte, Erntezeit’
daz ist aue der ameizin geslâhte. so si indem arne an den ahchar gat. so gestinchit si [riecht sie] wa diu gersta unt der weizze ist JPhys
17,31;
MillPhys
125,2;
do er siu [Christus die Jünger] do hina sante, do sprah er, daz der arin michel ware, unte dero snîtare luzil wari. [...] pittit den almahtigen got, daz er senti di werhmanne in sinen aren [Mt 9,37f.
]
PrSchererB
168,17;
daz ist ergangen, do von Christes geburd warn dreuzehenhundert jar, dar nach in dem vier vnd zwaintzigisten jar des svntags in dem arn nach vnserm vrôwntach UrkEnns
5,401
(a. 1324)
arnære
stM.
‘Tagelöhner, Erntearbeiter’
ich bin iezvnt niht wirdich geheizzen werden din svn. mache mich als einen vz dinen arneren EvAug
178,8.
178,4;
vnd si [Jakobus und Johannes] liezzen irn vater Zebedo in dem schiffe mit den arnern ebd.
77,18;
umb H., den Trawblinger, den arnaͤr BWB
1,587
(Rgbg. Urkb., a. 1342)
arnebote
swM.
‘Bote, Fürsprecher’
herre sancte Petir, ich bite dich [...], daz du mir zi unsirme trehtine arnebote siest, daz min ser unde min not [...] in mandunge bicherit werde MuriGeb
96
arnen
swV.
1
‘(sich) etw. verdienen; sich etw. einhandeln’ (mit Akk.d.S. oder Obj.-Satz) 2
‘(für) etw. büßen’ (mit Akk.d.S.)
1
‘(sich) etw. verdienen; sich etw. einhandeln’ (mit Akk.d.S. oder Obj.-Satz):
martires. dîe der mit íro selbes blûote hímilrîche árnôton Will
52,28;
da vone [mit seinem Martyrium] garnete er, daz er die himele offen sach Spec
26,6;
ich han garnet dinen zorn, / ê muz er uber mich chomen Rol
3050;
dû hetis garnit widir mich den êwigen tôt, wende dû mînen pilgerîm hâst irmordit PrMd(J)
347,14;
VMos
53,3.
– in der Wendung gearneter/gearneteʒ lôn
‘Arbeitslohn; verdienter, rechtmäßig zustehender Lohn’ (vgl. auch DRW 1,831):
uf swen man chlaget umb garntez lon, daz man mit dem swæizz verdient hat, der sol dem chlagær zwispil geben UrkCorp (WMU)
3452,10;
alle die den andern ir gearneten lôn vor behabent über ir willen, die sint zehant in der ruofenden sünden einer PrBerth
1:90,8.
– mit Übergang zu 2:
diu sêle danne [nach dem Tod] garnet / swaz der lîcham hât gefrumet Wernh
2710
2
‘(für) etw. büßen’ (mit Akk.d.S.):
du solt ez arnen; du gihest, ich sî verzagt NibB
2141,3;
dû garnest al mîn herzesêr Wh
80,17;
er muoz arnen den haz den er uns âne schulde truoc KvHeimUrst
1722;
ir arnent es das ir mich hut geunert hant Lanc
82,18;
dâ muoste er arnen daz gemach, / daz im in der stat geschach RvEBarl
5079.
– mit Akk.d.P.: ‘für jmdn. büßen’ (hier: für jmds. Leiden, Sünden büßen):
er [der römische Kaiser] hieze zevuoren die stat / dâ der hêrre gemarteret wart, / si [die Juden] arneten in vil tiure / mit swerten unt mit fiure Kchr
845;
si muozen iuh vil sêre arnen: / ich geriche iwer ougen [die sie euch ausstachen]
ebd.
14538;
swenne [du] dinen vater den zarten got mit dinen sünden erzurnest, der dich so harte hât gearnet PrSchw
1,107
arnmânôt
stM.
‘Erntemonat, August’
augustus: arnomanot [La. ernemanot
]
SummHeinr
1:104,1125
Arnolder
stM.
Anhänger des Arnold von Brescia (Häretiker):
daz sint ketzer [...] die sint geheizen Manachêi und Patrîne unde Pôverlewe unde Runkeler unde Sporer unde Sîfrider unde Arnolder PrBerth
1:130,31;
ähnl.
ebd.
1:402,16
arnot
Subst.
‘Ernte’
diu des morgens choment / unde grozzen lon nement. / die habent sich gewarnot [vorgesehen] , / allen den arnot Hochz(HV)
416
(vgl. Anm.z.St.);
satio: seiunga. messis: arnot SummHeinr
2:89,26
arnunge
stF.
1
‘Verdienst’ (zu arnen 1 ) 2
‘Bestrafung, Vergeltung’ (zu arnen 2 )
1
‘Verdienst’ (zu arnen 1):
das dach bleyb stende unvorserit [...] von der arnunge sente Johannis baptistin MarcoPolo
13,16
2
‘Bestrafung, Vergeltung’ (zu arnen 2):
do sprach der Allexander / zcu dem rouber wedir her / ‘din gelucke wil ich wandiln / und wil iz mit dir handiln, / daz icht dine bosheit / si dem gelucke uf geleit, / sundir der arnunge’ PfzdHech
187,23
arnvëderich
stM.
‘Adlerflügel’
das dritti dier was ein lêbarte. / vier arin vederich her havite. / der beceichinôte den criechiskin Alexanderin Anno
14,2
arnvëtach
stM.
‘Adlerflügel’
daz êrste tier was ain liebarte; / der vier arenvetech habete, / der bezaichinet den chrîchisken Alexandrum Kchr
537
arnvlügel
stM.
‘Adlerflügel’
vier grose tyr irhuben sich uz deme mere [...]. daz erste was alse eine lewinne und hatte arenvlugil Cranc
Dan 7,3
arôma, arômât
stswSubst.
‘aromatisch duftende Pflanze, Gewürz’ (pharmaz. Aromata); findet in Heilkunde und Kochkunst vielfältige Verwendung (u.a. zur Konservierung):
aroma unde balsme die sterkent die jugent Meissner
1:8,4;
der beste ruch / in suͤzzem winde quomen, / mit mirren, thus, aromen / gemischt Baldem
70;
du [Maria] apoteca rich, / mit aromat gezieret Frl
9:1,6;
balsame und mirt, / swaz edelen smac von arte birt / oder arômâtes namen ie gewan KvHeimUrst
1953;
rîchiu pflaster wol getiuret, / müzzel [wohl Mastix] und zerbenzerî [Terpentin] , / arômâte und amber was derbî Wh
451,22;
dô si den lîp [Leichnam Mariens] bereiten / mit rîchen aromâten / schône condieret hâten WvRh
14949.
12132;
vil schône man sîn [Herzog Albrecht] phlac / mit latwerje und triac / und mit aromaten rein Ottok
68325;
wer uff uns gegoßen / hete die sußen aromaten Minneb
3433;
HvNstGZ
3967.
– oft auch in der lat. Form:
in die selben schrîne dâ / hiez er tragen arômatâ, / mirren, balsem, alôê RvEBarl
1844;
zelt man ez zuo den edelsmeckenden dingen, diu man ze latein aromata haizt BdN
89,11;
an in streich man dar nâ / balsam und arômatâ En
8248;
KvHeimHinv
566
arômâten
swV.
‘jmdn. (einen Leichnam) einsalben, einbalsamieren’
swaz Gyburge mâge ist hie verlorn, / die sol man arômâten, / mit balsem wol berâten, / und bâren küneclîche Wh
462,27;
si [die tote Schoysiâne] muose gearômâtet und gebalsmet ê schône werden Tit
21,2;
balsamen und aromaten / hiez sie [die toten Könige] der vogt von Baldag Rennew
24148
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