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ABCDEF s.VGHIJK
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k – kachez
kachezen – kalamît
kalander – kaldiment
cale – kalopeiʒ
kalopieren – kaltlîchen
kaltnisse – camênisch
kamer- – kamerlant
kamerlêhen – kamerwîp
kamerwise – kampfgeziuge
kampfgezouwe – kampfwât
kampfwërc – kannel
kannelgieʒære – kantner
kantnisse – kapfel
1kapfen – kappel
kappelære – kappûnen
capût (?) – karclich
kardamôm – Karlingen
karm|bendic (?) – karrer
karret – karvrîtac
karvunkel – kæselîn
kæse|lüppe – kastëlân
kastëllære – kastvogetîe
kasugele – katzenhurt
katzenkint – kavalerîe
kâwerzîn – kefse
1kegel – keiserinne
keiserlich – këlcheht
kelchvaʒ – këllerhûr
këllerknëht – kelten
kelterboum – 2kemelîn
kemelînvleisch – kempfen
kempfenbrôt – kennen
kenneschaft – kërbelîn
kërben – kerlingisch
ker|mël – kerrîne
kerschlich – kerzentâht
kerzestal – kestigen
kestigunge – ketzerkint
ketzerlich – keʒʒelgarn
keʒʒelhuot – kîche
kîchen – kienlîte
kienmarket – kîlhouwe
kilîn – kinde|lege
kindelen – kindischheit
kindischlich – kintbettegemach
      kindischlich Adj.
      kînen stV. (Ia)
      kinne stN.
      kinnebacke swM. (st.
      kinnebackenslac stM.
      kinnebein stN.
      kinnebracke swF.
      kinnelîn stN.
      kinnereif stM.
      kinnezan stM.
      kint Adj.
      kint stN. (selten M.)
      kintamme swF.
      kintbære Adj.
      kintbarn stM.
      kintbëte stF.
      kintbettærinne stF.
      kintbette F. (?)
      kintbette stN.
      kintbettegemach stN.
kintbetten – kîp
kipel (?) – kirchære
kirchberc – kirchenvride
kirchgâbe – kirchlêhen
kirchlich – kirchtac
kirchtor – kirchzëhende
kirchzûn – kistelîn
kistenphant – kiusche
kiusche – kiver
kiverære – klâfterlanc
klâftermâʒe – klageliet
klagemære – klagevüerære
klagewandel – 1klanc
2klanc – klarisian
klârivunkel – klëber
klëbereht – klefte
kleftic – kleine
kleine – kleinnæsic
kleinôt – kleithûs
klemberen – klepfze
kleppisch – klinc
klincwerft – kliusel
kliuselen – klopfen
klopfunge – klôsterliute
klôsterlugenære – klôsterweide
klôsterwërre – kluc
kluche – klunsen
klünzen – klûsentür
klûsenvrouwe – knabelich
knaben – knëhtelîn
knëhten – kniebein
kniebëten – knistunge
kniuwelîn – knopfelære
knöpfelîn – knüpfel
knüpfen – kobel
kobel – kochespîse
kochgëlt – kochlêhen

   kindischlich - kintbettegemach    


kindischlich Adj. in der Wendung von kindeslîchen jâren ‘von klein auf, von jungen Jahren an’ si hatte ir [ihre Magd] sunder ouch begert, / wande si bi der claren / von kindeslichen jaren / in ensteclicher [liebevoller] gnade / gewonet alles hade Elis 6910

kînen , kîmen stV. (Ia) ‘keimen, aufbrechen, wachsen’, übers. lat. germinare ( PsM Per 23,11 ): swanne daz korn nit ne kinet / in der fuchten erden, / so nist nehein trost, daz iz werde / jemer wole berhaft Litan 1117; also treit si [die Ameise] ieriu korn in ier hol. unde chliubet iegeliches entzwain darumbe dc ez iht chine PrSchw 1,22; GenM 146,25; PsWindb 64,11. – übertr.: also tuͦt der geistliche mensche, der gottes geist enpfangen hat; das ist ein so edel sat, si kinet und wahset untz an des seligen menschen ende Mechth 4: 18,18; Will 42,4(La.); duͤ nacht von dem tac wart kiment RitteruT 231. – verengt auf ‘wachsen’ ie mid demo steini / gab er [Gott] uns gimeini di herti der beini, / mid der poumi grunin / der negili chimin SuTheol 90. – verengt auf ‘aufbrechen’ da wolde got sine truten / Jherusalem die nuwen / mit allem vlize uf buwen / und legete dar den edelen stein, / ober den die mure nicht enkein / noch vor der last nicht enweich HeslApk 21602

kinne stN. (stF. EnikWchr 14172 vgl. 1.4; stM. WvRh 6342 vgl. 1.5); bei Komposita in Gl. vereinzelt kind-. ‘Kinn’, auch von Tieren ( Walth XVII,40 s.u. 1.1 und BdN 160,13 ) mit fließendem Übergang zu ‘Kinnlade, Unterkiefer’; übers. lat. mentum ( VocOpt 1.050; SummHeinr 2:365,125. 1:128,173 ) und molae ( PsM 57,7 ). 1 ‘Kinn’
1.1 als Ort des Bartes in Wendungen zu Alter, Reife und Mannheit
1.2 Tränen, die über das Kinn laufen, als Merkmal großer Trauer
1.3 das Kinn in die Hand legen, als Teil einer betrübten und nachdenklichen Haltung
1.4 die Hand am Kinn eines anderen als Geste der Vertrautheit
1.5 oft im Rahmen idealtypischer (höfischer) Schönheitsbeschr. (von Männern und Frauen)
2 ‘Kinnlade, Unterkiefer’ , hier vom Esel (vgl. kinnebacke , kinnebein , kinnebracke )
   1 ‘Kinn’ dâ das gollier [der Kragen] unz an daz kin / gereichte, unz an die rinken [Gürtelschnalle] hin / diu knöpfel wâren silberwîz Helmbr 185; eyn blattere an deme kynne OvBaierl 72,7; dem vih sol ein knecht nachgan, der sol tragen ein partholz [langstielige Barte] vnd soll das isen zu berge keren an syn kinne, ob er schlieffe das er [l. es] in steche, das das vih nit gestigen in keines mannes matte WeistGr 4,164 (a. 1343); UrkCorp (WMU) N815,7; er stach mir mit der tyoste sîn / den helm dâ an daz kinne mîn, / daz mir daz kinne wart bluotes naz UvLFrd 226,10 (vgl. kinnebein ); Herb 4407    1.1 als Ort des Bartes in Wendungen zu Alter, Reife und Mannheit: sô junc ein man, / daz sîn kin noch nî granen gewan Crane 3591; ich gewinne [...] ein grawez kinne als ein bok Walth XVII,40; bartlôser muot, nu birc daz kinne! KLD: LvS 8:2,7    1.2 Tränen, die über das Kinn laufen, als Merkmal großer Trauer: ir wâren wengelîn ind kin / begozzen gar mit trênen naz Crane 3421; NibB 2257,4    1.3 das Kinn in die Hand legen, als Teil einer betrübten und nachdenklichen Haltung: wie wart hie undersetzet ir kinne mit den handen? / an vreuden unergetzet begunde siz den ougen lieht enblanden [schwer zu machen] JTit 4518,1; Herb 10594; ich saz ûf eime steine / und dahte [bedeckte] bein mit beine. / dar ûf sazte ich den ellenbogen, / ich hete in mîne hant gesmogen / mîn kinne und ein mîn wange. / dô dâht ich mir vil ange [bedrückt] , / wes man zer welte solte leben Walth 8,8    1.4 die Hand am Kinn eines anderen als Geste der Vertrautheit: in triutelîcher wîse dô was der megede hant / an ir vater kinne Kudr 386,3; dô er in gruozte und an sîn kinne / im greif in valscher [geheuchelter] friundes minne Renner 6249. 6256; er nam si bî ir kinne / unt kuste si an iren munt DietrGlesse 100; sie ging zu Lancelot und nam yn by dem kinne; des schampt sich Lancelot ußermaßen sere Lanc 462,29; Neidh (S) 2,131 c48:6,4; Loheng 7226; UvLFrd 365,8; den künic si bî der [La. dem ] kinn gevie EnikWchr 14172    1.5 oft im Rahmen idealtypischer (höfischer) Schönheitsbeschr. (von Männern und Frauen): din [Christus] wolstendes kinne Seuse 552,6; ir [der toten Maria] enwas ouch niht entwichen / ir varwe noch erblichen / ir nase, ir munt, ir chinne KvHeimHinv 577; er hett eynen großen munt und einen großen langen hals, die zene wiß und ein hohes kinne Lanc 26,22; Herb 3197; ir kinne, ir kel, ir goltvar hâr, / [...] / sol ich daz lange mîden, / so muoz ich kumber lîden SM: WvH 4: 1,9; MF:Mor 25: 2,1; KLD:GvN 48: 3,2; SM:KvA 2: 4,1; Herb 2927; MinneR 3 44; wichtig auch das Grübchen: die kunst wil, daz man prise / ein kinne von guter wise. / daz mezseclichen sie getan / und sol ein grubelin mitten han Physiogn 266; sunder an dem kinne was her ein wenic gezweigespeldit EvBeh Einl. 15; KvWTroj 19985; HvNstAp 13213. 15059; Lanc 35,5; sinwel was der kinne sîn, / und ein kleinez gräbelîn, / als ez wol dem kinne zan, / was enmitten dar an WvRh 6342    2 ‘Kinnlade, Unterkiefer’, hier vom Esel (vgl. kinnebacke , kinnebein , kinnebracke ): uf einim velde das geschah / da Sampsonis manheit / ê mit des esils kinne streit / den sig RvEWchr 30942. 30945. – ‘Kiefer, Rachen’ (vgl. kinnebacke 2): dem [Fisch] brich ûf sînes mundes kinne [ aperto ore eius Mt. 17, 26(27)] , / dâ vindest du zwên phenninge inne Philipp 5960

kinnebacke swM. (st. GenM 36,22 ) ‘Kinnlade, Kiefer’, sowie angrenzende Gesichts- oder Kopfpartien; übers. lat. maxilla, mandibula, mentum, mala ( VocOpt 1.051; SummHeinr 2:365,125. 2:365,124. 1:126,151. 2:5,65 ) 1 ‘Kinnlade, (Unter- und Ober-)Kiefer’ von Mensch und Tier (vgl. backe )
2 ‘Rachen’ (vgl. kinne 2 )
3 (untere Partie der) ‘Wange’
4 bei Fischen wohl auch der Kiefer einschließlich des Kiemenbereichs (vgl. DWB 5,682 und 778 mit weiteren Belegen; MlatWB 1,1562f. weist branchia wegen des mhd. Interpretaments in diesem Beleg (und einem weiteren [ ckivvi piscis ]) die Bed. ‘Kiefer’ zu, ebd. 1,1563)
   1 ‘Kinnlade, (Unter- und Ober-)Kiefer’ von Mensch und Tier (vgl. backe ): in deme munde liez er [Gott] hangen eine zungen lange. / fure die îlte er machen einen chinnebachen, / zane zwei geverte, beinîn vile herte, / daz si daz ezzen brechen unt daz diu zunge spreche Gen 125 (= GenM 5,18 ); er sluc einez dagez mit einez esilez kinnebaken dusent starke risen da nider HlReg 43,10; Lucid 146,15; er stach im ain scharten / uz dem kinbacken WhvÖst 12043; do gewan iz [das Buch] alda zu stunt / des suzen honiges smacken / zwischen minen kenebacken / und bittert in minem buche [Bauch] HeslApk 15320; alsus betriegent si daz livt, [...], we gescheh ir chinnebach GenM 36,22. alliu tier, die hörner auf dem haupt habent, mangeln der zend an dem obern kinpacken BdN 13,27. 115,5; ain iegleich tier mag seinen undern kinpacken gewegen ebd. 115,3. 233,12    2 ‘Rachen’ (vgl. kinne 2): es legent wol hundert ritter dot, / e denn verderbet wùrd der track, / wann sin wijter kynnback / verslùnd wol zwölff man, / keme er sie miteinander an Krone 26649. 12789. 13646    3 (untere Partie der) ‘Wange’ dirre selben vælinne / hiengen nider auf daz chinne / zwen gerüntzelt kinnebachen Krone 9377; vermocht ich id, ich soult zo deser zyt / uch sere slaen up uren nacken / ind ouch an ure kynbacken KarlGalie 4266; [ ] spîten im [Jesus] under sîn ougen, / in sluogen an sînn kinnebacken, / an sîn hals und an sînn nacken Philipp 6654    4 bei Fischen wohl auch der Kiefer einschließlich des Kiemenbereichs (vgl. DWB 5,682 und 778 mit weiteren Belegen; MlatWB 1,1562f. weist branchia wegen des mhd. Interpretaments in diesem Beleg (und einem weiteren [ckivvi piscis]) die Bed. ‘Kiefer’ zu, ebd. 1,1563): brantia: kinnebacho SummHeinr 2:201,03.3 (vgl. kinne 2)

kinnebackenslac stM. Schlag auf Wange und Kiefer, ‘Backenstreich, Ohrfeige’ do quamen andere und gabin ime kinnebakinslege in sin antlitze und spotten mit ime und sprachin: prophecie uns, Christe, wer ist, der dich sluc? PassHarm (R) 105,14 (Mt 26,67b+c)

kinnebein stN. auch kind- ( SummHeinr 1:128,173 ). ‘(Unter-)Kieferknochen, Kinnlade’ von Mensch und Tier (vgl. underkinne ); übers. lat. mandibula und mentum ( VocOpt 1.051; SummHeinr 2:365,125. 1:128,173 ) und vgl. submentum ( v̈nder kinpain ebd. 1:128,177 ): sîn [Jesus] bart was swarz und lanc genuoc / [...] / er tahte [bedeckte] des kinnebeines zil WvRh 6331; WernhMl 5935; dc er [Samson] mit aines esels kinbain tusent haiden zu tôde scluͦch PrSchw 1,125; KvHelmsd 1190; RvEWchr 20864; schrephe danne under dem chinnebein oder dû setze die egelen an den chinnebachen Barth 147,21; mit ir liehten hende blanc / graif si im an das kinnebain, / [...] / si sprach: geselle, [...] / maht du genesen? RvEWh 4849 (vgl. kinne 1.4); Iw 461; Seuse 61,19; SHort 5794; Ottok 7993. – als Zielpunkt im Turnier: diu ors nâmens mit den sporn; / ir ietweder hêt erkorn / den andern underz kinnebein Wig 545; Iw 5334; (s.a. ähnl. Beschr.: UvLFrd 226,10. 452,28; Herb 4407. 8894 )

kinnebracke swF. ‘Unterkieferknochen, Kinnlade’ (vgl. 2bracke ): wie vertruoc / Sampsôn daz man im hete getân, / der mit ein ander tûsent man / sluoc mit eines esels kinbracken [ (inventamque) maxillam id est mandibulam asini Idc 15,15] Renner 6867; van der kennebracke. deme kenebracke vz der stat gestot wert [ausgerenkt] , daz saltu alzo erkennen: eme stet de munt vffin vnde kan en nicht czugetunn OvBaierl 158,1; des hæcchedis [Hechtes] chinnebrachin Ipocr 166 (vgl. kinnebacke 4)

kinnelîn , kinnel stN. Dimin. zu kinne , ‘zierliches Kinn’ ein kinnelîn wol gestellit MinneR 27 235; der touwigen rôsen glîche / wâren ir wengel und ir munt, / ir kinnel minniclîchen stunt ErnstD 2660

kinnereif stM. ‘Kinnkette am Pferdegeschirr’ (vgl. Pfeiffer, ross, 18,15): submentile: chinneraif Gl 3:641,18; das gebisse das was stehelin, / das val das was silberin, / von golde der kinnereyff TristMönch 421

kinnezan stM. auch kind-. ‘Backenzahn’ molaris (lapis): muͤlstein; [ molaris ] (dens): kinnezan GlAnzfKdVz 8:397,246; genuinus dens maior: kinnizan SummHeinr 2:316,98; dens molaris: kinzan, kindzan VocOpt 1.067

kint Adj. ‘jung, im Kindesalter’ (Altersspanne vom Säugling bis zum jungen Erwachsenen, vgl. kint ; s.a. kindisch ; Ggs. alt), auch ‘klein’ (Ggs. michel BuchdRügen 756 ): die wil ich [...] nider drücken, / sie sîn alt oder kint Helbl 4,339; StrAmis 520; geislîche vrowen [...], / si sîn alt ode kint BuchdRügen 842; sie [die Schüler] sîn michel oder kint ebd. 756; er hat [zu seiner Schwertleite] zwelf gesellen kint / dú oͮch von hoher arte sint RvEWh 5337; swie kind ich von den jâren sî, / mir sint iedoch die witze bî, / daz ich mich des vil wol verstân UvLFrd 61,28. ze ~ sîn ‘zu jung sein’ dar zuo bist du noch ze kint: / du enkanst dich schaden niht bewarn UvZLanz 324; swîget! ir sît gar ze kint / und gegen sô hôhen dingen blint UvLFrd 41,25; dû bestunde mich ze frû, / ich bin ze kint noch dar zû: / wâr ich der sterkiste man, / der in der werlde ie lîb gewan, / dû hetest mir schiere wê getân En 10296. 11258; Wig 3384. – als Bestandteil von Personennamen: her Hug der kinde UrkCorp (WMU) 466,3. – übergehend zu ‘unwissend, naiv, unerfahren’ weise unde listich si sint, / si werdent nimmer mer so chint, / daz si uns getuͦn die stat Dietr 8519; man vindet liute so kint, / die lihte zweinzic jæric sint, / die die werlt niht rehte erkennent / und si doch dicke nennent [hier: zu allem eine Meinung haben?] StrFra 935; Lanc 452,6; bei Neidh auch ‘kindisch, einfältig’, auch in der Form kinder (NeidhWB, S. 151): erst kint, der in bestât Neidh WL 1:4,11; niemen ist sô kinder [ winder: ] , / tuot im liebe leiden wanc, / im enkan der bluomen schîn, / triuwen, niht erwenden, er ensen sich zaller zît ebd. WL 22:1,5; Komparativ: die alten / die suln sîn deste kinder ebd. SL 17:3,10

kint stN. (selten M.) Nom. Pl. neben kint auch kinde (z.B. [interl. zu filii ] PsM 35,8 ), kinder (z.B. Parz 23,18 ) und kindere (z.B. Hester 1815 ), s.a. den Formenüberblick WMU 2,1000; stM.: wahsen begunde do der chint GenM 39,18; Kchr 13204. 2794. 14333; Spec 81,6. 81,16; SüklV 221; mit mask. Dem.-Pron.: herre, hie ist ein chint, der treit funf prot PrRoth 42. 1 einen Menschen in seinem ersten Lebensabschnitt von der Zeugung bis zum jungen Erwachsenenalter bezeichnend, ‘junger Mensch’ (zur Hervorhebung eines sehr jungen Alters mit junc z.B.
1.1 von ungeborenen Kindern und Säuglingen
1.1.1 allg.
1.1.2 in Wendungen und Kollokationen mit Verben zu Zeugung, Schwangerschaft, Geburt und Kindbett
1.1.2.1 oft ~ gewinnen
1.1.2.2 ~ machen
1.1.2.3 ~ ziln
1.1.2.4 ~ entvâhen
1.1.2.5 eines kindes nôthaft sîn
1.1.2.6 eines kindes swanger wërden
1.1.2.7 eines kindes swære sîn
1.1.2.8 oft ~ tragen
1.1.2.9 ~ verliesen/ behalden
1.1.2.10 ~ verdërben ‘ein Kind abtreiben’
1.1.2.11 mit einem kinde arbeiten , auf die (außergewöhnlichen?) Mühen einer Geburt bezogen
1.1.2.12 ze (einem) kinde gân , auf den Geburtsvorgang bezogen
1.1.2.13 ~ gebërn
1.1.2.14 eines kindes (ge)ligen
1.1.2.15 eines kindes genësen ‘eine Geburt überstehen, ein Kind gebären’
1.1.2.16 eines kindes verdërben ‘an einer Geburt oder deren Folgen sterben’
1.2 von Kindern bis zur Pubertät (in höf. Texten auch ‘Knappe, Page’ , vgl. z.B.
1.2.1 allg.
1.2.2 in Vergleichen
1.2.2.1 bezogen auf Unberührtheit
1.2.2.2 bezogen auf Unfähigkeit, Unbeholfenheit, Unwissenheit und Unbedachtheit
1.2.2.3 bezogen auf Unbeständigkeit, Unzuverlässigkeit
1.2.3 in Wendungen zur Beschreibung des zeitlichen Kontinuums seit der Kindheit ‘von Kindheit an’
1.2.3.1 von (einem) kinde
1.2.3.2 von kindes beine
1.2.3.3 von mînen kindes tagen
1.2.3.4 von kindes jugend
1.2.4 in der (abwertenden) Umschreibung kindes spil , der kinde spil von etw. als ‘eine einfache Sache, etwas Geringfügiges’ (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 245; vgl. kintspil )
1.2.5 in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 2,94; 7,39; 10,114)
1.3 von Jugendlichen und jungen Erwachsenen
1.4 in der Anrede
1.4.1 von geistlichen Schülern oder Gemeindemitgliedern
1.4.2 im Aufruf zum Feiern oder zu geselligen Unternehmungen
2 ein Verwandschaftsverhältnis bezeichnend, ‘Kind’ (von jmdm., auch im Erwachsenenalter)
2.1 allg.
2.2 in der Anrede an das eigene Kind
2.3 in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 7,14.43.47)
2.4 in Umschreibungen für die gesamte Familie
2.4.1 wîp unde kint/  kinder
2.4.2 mâge unde kint
2.5 in Umschreibungen für ‘Mensch’
2.5.1 wîbes kint
2.5.2 oft maneger muoter kint (vgl. barn 2.1 )
2.5.3 maneger diete/  liute kint (s.a. 2.6 )
2.6 in Umschreibungen für ‘Nachkommen’
2.7 in Umschreibungen für Einwohner unterschiedlicher geogr. Größen (Reich, Land, Stadt; vgl. 2.5 und 3 )
2.8 in Umschreibungen für Angehörige religiöser Gruppen (vgl. 2.5 und 3 )
3 ‘Zugehöriger’ in Umschreibungen, die jmdn. als zugehörig zu jmdm./etw. darstellen oder als dessen Einfluss unterworfen
3.1 zu abstrakten Mächten
3.2 zu Gott oder seinen Widersachern (Teufel, (ewiger) Tod, Welt u.ä.)
3.2.1 Gott
3.2.2 Teufel
3.2.3 ewiger Tod
3.2.4 (gottferne) Welt
4 ‘Tierjunges’
   1 einen Menschen in seinem ersten Lebensabschnitt von der Zeugung bis zum jungen Erwachsenenalter bezeichnend, ‘junger Mensch’ (zur Hervorhebung eines sehr jungen Alters mit junc z.B. Flore (P) 4006, kleine z.B. BdN 331,28, lützel z.B. VAlex 174, wênec z.B. PrOberalt 67,28 )    1.1 von ungeborenen Kindern und Säuglingen    1.1.1 allg.: noch ain grœzer wunder ist, daz daz kint niht ætempt [atmet] in der muoter leib und doch, wenn ez geporn wirt, sô mag ez ain klain zeit ungeætempt niht beleiben BdN 33,33; [Brüste,] den die wartze kleine sint, / so gerner saugent sie die kint Physiogn 336; ich han eu noch niht zessen gegeben, ich han eu diu milich ze trinchen gegeben alsam den wenigen chinden PrOberalt 67,28; Spec 15,16; VAlex 119; PrBerthKl 6,65; Mechth 5: 23,61. – übertr. in Bezug auf ein Unvermögen, z.B. im Rahmen von Bescheidenheitstopoi (vgl. 1.2.2.2): wann ich pin ain chinde mit herrenn Jeremia a. a. a. und chan nichtt redenn [‘ich bin nicht redegewand’, Anspielung auf Ier 1,6] HvHürnh Vorr. 33    1.1.2 in Wendungen und Kollokationen mit Verben zu Zeugung, Schwangerschaft, Geburt und Kindbett    1.1.2.1 oft ~ gewinnen    1.1.2.1.1 ‘ein Kind bekommen’ (auch von Männern und Paaren): got sprah Abrahamę zuͦ / du solt einen edelen sun han / du solt ein kint gewinnen VMos 18,16; Amfortas, / des swester Herzeloyde was, / bî der Gahmuret ein kint / gewan Parz 455,21; si gewunnen samt schœniu kint ebd. 826,9; ein vrîe vrauwe mac gewinnen fünf hande kint [je nachdem, welchem Stand der Vater angehört] SpdtL 141,15; AvaJo 9,2; Gen 1333; Wahrh 31; Rol 497    1.1.2.1.2 auf den Geburtsvorgang bezogen: swelch zit si das cruͦt nutzet, si mus das kint gewinnen Macer 11,12. 5,9. 12,3; swenne ein wîp êrste man nimet, gewinnet si kint ê ir rehten zîte, man mac daz kint beschelten an sînem rehte [die Rechte des Kindes anfechten] SpdtL 117,1. 117,4; Gen 856. 1314; RvEWchr 408; PrOberalt 94,26; HvNstAp 2452    1.1.2.2 ~ machen: welher man vil hârs hât an dem part und an der prust, der macht schier kint BdN 117,8    1.1.2.3 ~ ziln: sie hât emphangen einen sun [...] / und ist daz der seste mânt / daz sie daz kint gezilet hânt Erlös 2786    1.1.2.4 ~ entvâhen: du hast ein chint enphangen AvaLJ 6,3    1.1.2.5 eines kindes nôthaft sîn: ze wîbe si se imo gab [Sara ihrem Ehemann Abraham ihre Magd Agar] , eines chindes wart si nôthaft. / dô begunde si ire vrouwen sâ ze stunt versmâhen Gen 848    1.1.2.6 eines kindes swanger wërden: si newurde eines chindes swanger Gen 529; Konr 8,22. 8,15; RvEBarl 2592; Roth 2945    1.1.2.7 eines kindes swære sîn: ich pin ains kindes schwäre HvNstAp 6132    1.1.2.8 oft ~ tragen: diu frouwe hête getragn / ein kint, daz in ir lîbe stiez Parz 109,3; Calmana, / dú bi Caine kinde genuͦg / inden selbin ziten truͦc RvEWchr 411; KvWTroj 17117; Konr 18,20; Macer 9,20 u.ö.; si [Maria u. Joseph] füerent ein chindelîn, / daz nie wîp sô schœnez truoc KvFuss 1761    1.1.2.9 ~ verliesen/ behalden: so mochten si di kint uorliesen. man sal den wiben so si des ersten swanger werden geben zu nutzen da uon si di kint behalden SalArz 65,29    1.1.2.10 ~ verdërben ‘ein Kind abtreiben’ [der Teufel] ræt, wie diu muoter daz kint verderben müge PrBerth 2:57,1; die [ meide ] stolz sint, und kint verderbent tougenlîchen Renner 12511    1.1.2.11 mit einem kinde arbeiten, auf die (außergewöhnlichen?) Mühen einer Geburt bezogen: swelch wip mit einem kinde arbeitet, sudet si den bibos mit wine oder mit bire unde nutzet das: si geniset an der stunt Macer 1,10. 11,12 (vgl. swen si des kindes in arbeiten gent ebd. 8,3 )    1.1.2.12 ze (einem) kinde gân, auf den Geburtsvorgang bezogen: swenne ein wip zu einem kinde ge. vnde des nicht ân muge werden. so sal man si setzen in ein bat SalArz 65,54; SHort 10809. 11242    1.1.2.13 ~ gebërn    1.1.2.13.1 auf den Geburtsvorgang bezogen ‘gebären’ das si ir kint gebere / mit erbeiten und mit grozer not RvEWchr 384; Hochz 889; MarldA 11. 12; Macer 1,13    1.1.2.13.2 ‘Kinder zeugen, bekommen’ als er [Jakob] intslief got in ane rief. / er gehiez ime ze wâre daz er vil chinde gebâre, / daz chunige die hêren von ime chômen Gen 1672. 1083    1.1.2.13.3 (vom Kind) geborn wërden: do daz chint geborn wart, ein sterne iesa gesehen wart AvaLJ 18,1. 13,4; VMos 31,10; PrBerthKl 5,14    1.1.2.14 eines kindes (ge)ligen: Nausica eines kindes gelac; / einen son sie gwan Herb 17797; des hirten wîp dô kindes lac KvWTroj 564    1.1.2.15 eines kindes genësen ‘eine Geburt überstehen, ein Kind gebären’ duo des zît was Adames wîb des chindes gnas. / si gebar einen sun Gen 573. 1679; Eracl 324; PrüllS 1,6; BdN 487,34; eines chindes si genas / vil unlange ir leben was / do daz kint geborn wart / dev shone muͦter ime sturb VMos 31,9    1.1.2.16 eines kindes verdërben ‘an einer Geburt oder deren Folgen sterben’ du solt, here, pey mir wesen, / untz das du sichst mein genesen / oder ob ich soll sterben / und des kindes verderben HvNstAp 2336 (vgl. wie im dy schone Lucina, / [...] / auff deß mers wag verdarb / und des kindes tod starb ebd. 6142 )    1.2 von Kindern bis zur Pubertät (in höf. Texten auch ‘Knappe, Page’, vgl. z.B. Parz 429,13; Wig 11310 ; s.a. knabe 2.4, 1knappe 2)    1.2.1 allg.: tô was er ein lutzel chint VAlex 174; diu klainen kint BdN 331,28; den kinden treumet nicht vor dem dritten jâr oder vor dem vierden ebd. 9,3; dú ungetoͮften kint under fúnf jaren wonen in einer sunderlichen wirdekeit, die inen got us sinem rich hat bereit Mechth 3: 1,154; nu wuohs daz chint, daz ist war, unz iz chom vur ahte jar AvaJo 13,1; Macer 60,12; SalArz 35,18; der knapp sah wol das das kint [Lancelot ist 10 Jahre alt] ein edelman was, und antwurt im alsus: lieber juncker, das uch got ere, [...] ! Lanc 36,35; wer das wais, den hais ich alt, / ob er der jar ain kind wär KvMSph 2,12; Pelzb 121,17; Walth 66,8; Wig 5604; Mechth 4: 3,3. – spez. vom männlichen Kind (vgl. die Wendungen unter knëht 1.1 und 2.2.1): ez si herre oder kneht, man oder wib, magt oder kint WüP 97,8    1.2.2 in Vergleichen    1.2.2.1 bezogen auf Unberührtheit: [ ich weiz ein wîp, diu wont mir in dem sinne, ebd. 9: 1,3 ] sist kiuscher dann ein kint von siben jâren SM: Wi 9: 3,6; an der [einem wîp dar ich mich hân gwendet, ebd. 1a:2,1)] vinde ich niht wan kindes muot KLD: VdK 1a:2,3    1.2.2.2 bezogen auf Unfähigkeit, Unbeholfenheit, Unwissenheit und Unbedachtheit: fünf sterkiu regna [Reiche] sint, / er ist vil gar ein kint, / swer der niht weiz Tannh 5,42; swer daz sô vergebene tæte, / seht, der dûhte mich ein kint, / alse ich hân daher getân. / wan wil mich ze tôren hân SM: UvS 23: 3,4; sô dûht ir mich ein kint, / unde wolt ir den bestân Wig 2626; ich bin ein wîp: næm ich mich an / ze râtenne als ein wîser man, / sô wær ich tumber danne ein kint Iw 7853. 3321. – bezogen auf einen senil gewordenen Mann (hier den Marner): ez was ein kint unde wart ein man und ist ein kint geworden Rumelant (K) 4:7,3. 4:7,9. – übertr. in Bezug auf ein Unvermögen, z.B. im Rahmen von Bescheidenheitstopoi (vgl. 1.1.1): ich bin der sinne ein kint KLD: GvN 2: 4,2    1.2.2.3 bezogen auf Unbeständigkeit, Unzuverlässigkeit: hüett dich das du ichtt zerprechest die gegebenn treu unnd die gevesstent freüntschaft, wann das getzimt nur den untreuen und den chinnden und den pösenn weiben HvHürnh 22,1; ich gesach nie wîp sô staete, / – des ich ir doch niht engan – / diu sô harte missetaete, / sô si tuot an einem man. / mîn rede diu ist noch gar ein wint. / nu wil si mich zuo allen zîten triegen als ein kint MF: Reinm 57: 5,6    1.2.3 in Wendungen zur Beschreibung des zeitlichen Kontinuums seit der Kindheit ‘von Kindheit an’    1.2.3.1 von (einem) kinde: swaz uns von kinde / ie leides gescach / biz an den selben tach SAlex 5232; liute und lant, dar inn ich von kinde bin erzogen, / die sint mir frœmde worden Walth 124,7; lât mich an eime stabe gân / und werben umbe werdekeit / mit unverzageter arebeit, / alse ich von kinde habe getân ebd. 66,36; waz touc der dienest mîn, / den ich iu von kinde tete UvZLanz 1625. 7800; NibB 1419,4; Iw 6995; Parz 528,19 u.ö.; Tr 11587. 18656; Wig 175. 1967; MF:Mor 15: 2,5; RvEBarl 11154 u.ö.; KLD:GvN 7: 2,5 u.ö.; die mînen besten zît daher von einem kinde SM: Te 2: 1,2; ich bin noch, [...], / vil staete her von einem kleinen kinde MF: Mor 17: 2,3    1.2.3.2 von kindes beine: aller der sunden, die ich ie gevrvmt han von kindes pêine unz an dise wile, der gib ich mich schuldich in dine gnade Spec 4,14. 98,24; din edele kuscheit, / di du von kindes beine / luter unde reine / behalden hast mit vlize Pass I/II (HSW) 26367; HimmlJer 65; SHort 5670; KLD:GvN 14: 4,14    1.2.3.3 von mînen kindes tagen: die lêre, die ich hân getragen / her von mînen kindes tagen RvEBarl 3944    1.2.3.4 von kindes jugend: du hâst von kindes jugende / getragen ie der êren cranz KvWWelt 140; wend ich nie man baz vollinkuͦmin / an allir slachte tuͦginde / gesach von kindis iuginde Athis F 144; ein sunder tugent, / die hette sie von kindes jugent Vät 38168. 32165; auch in sîner kindes jugent ‘in seiner Kindheit’ in sinir jungin kindis jugint / er wuͦhs mit kraft an mannis tugint RvEWchr 20498. 20510    1.2.4 in der (abwertenden) Umschreibung kindes spil, der kinde spil von etw. als ‘eine einfache Sache, etwas Geringfügiges’ (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 245; vgl. kintspil ): swer mich des bescheiden wil / nâch wâne, deist ein kindes spil Freid 11,12; SM:UvB 1: 2,5; Parz 79,20. 557,13    1.2.5 in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 2,94; 7,39; 10,114): ich fürhte als ein verbrantez chint KvHeimUrst 23; sô ein frumich rîter zû zim chom, / dem bôt er lîp unt gût. / er ne chêrte cheinen sînen mût / weder an chint noch an tumben man VAlex 159; daz kint daz dâ ist geslagen, / daz muoz wol weinen unde clagen Iw 723    1.3 von Jugendlichen und jungen Erwachsenen: wir wollen ouch, daz man dekein kint cleide oder entphâhe in disen orden, ê danne ez kume zu der zal sîner vîrzehen iâre StatDtOrd 51,25. 51,30; so der selbe harn gerlichen dunne ist. vnde eines kindes ist. vnde ez ist hinder sechzehen iarn SalArz 112,50. 113,19; unt alsô daz chint [Alexander] nâch dem site / was wol gewâfen unt geriten, / dô was er ein scôner jungelinc VAlex 365 (vgl. fater, nû bin ich funfzên jâr alt ebd. 349 ); ‘ave Marie! / got unser herre mit dir wone!’ / daz edele kint [Maria] irschrak da vone / der unkundiger gruze [vor den (ihr) unbekannten Grüßen] . / zu stunt als die suze / gelouben entpfienc der botschaft, / do entpfienc sie von der gotes craft / den waren gotes sun Crist HeslApk 596; swâ man tanzet alder springet, / da ist er vor in allen. / mit gewalte in nieman dringet / des muoz er uns kinden wol gevallen SM: Go 2: 5,11; Tannh 1,98; wa das kint [Jesus] hin kam unz an die zit, das es gewohs ein kint von drissig jaren und ein vollekomen man Mechth 5: 23,154. – als Beiname: dô kom aber sint / Gêrnôt, ir bruoder, und Gîselher daz kint NibB 1219,2    1.4 in der Anrede    1.4.1 von geistlichen Schülern oder Gemeindemitgliedern: ‘liebez kint, got minne dich!’ / diu frouwe gnâte im unde neic Eracl 754. 2080; Tauler 152,6; lieben kint, dis hant wir alle gote gelobet und mit eiden gesworn ebd. 58,8; Spec 10,21; EnikWchr 1861; lieben kint mîn ebd. 1939; vil lieben kint, nu verstont das ich sage Tauler 151,15; miniv uil liebin kint Spec 85,21    1.4.2 im Aufruf zum Feiern oder zu geselligen Unternehmungen: wir sun den winder in stuben enpfâhen, wol ûf, ir kinder, ze tanz sun wir gâhen! KLD: BvH 1: 1,2; KLD: KvK 5:2,1; kinder, kinder, sint gemant, / wir sun schouwen wunne manicvalde ebd. 5:1,3; ez meiet hiure alsô, / daz aller frowen heil / ûf gât ein michel teil. / ir kint, ir sunt mit fröiden / jârlang wesen geil [fröhlich] SM: KvA 3: 2,7; lieben kint, wa ist der wirt? / wann aller freuden man enbirt / wa man deß wirtes nicht enhat, / wie wol der kost ist voller rat HvNstAp 16265; SM:WvT 1: 1,1    2 ein Verwandschaftsverhältnis bezeichnend, ‘Kind’ (von jmdm., auch im Erwachsenenalter)    2.1 allg.: ein wîp mac gewinnen êkint, vrîiu kint, eigen kint unde kebskint SSpAug 141,18; wem man auch einen teschern [Teigtasche?] oder zwene oder kuchelech sinen kinden mit dem broͤte bringet, waz die wegen, als vil sol dem pfister abegen an dem gewihte WüP 92,18; Mühlh 131,8; ûz gie dô Noe mit sînen chinden jouch mit ire wîben Gen 711; sun, so wil ich nit mit dir mer / vehten, wan du bist min kint Rennew 20015; man sagt, daz chein kint sîner mûter kebeskint en sie SSp (W) 1:51,2; Rol 1137; VRechte 271; Wig 1599; [Maria] so wol dich des kindes! MarseqM 56; Seuse 268,16. – übertr.: frauw Salde vnd das Heil, ir kint Krone 15829. 23094    2.2 in der Anrede an das eigene Kind: dô sprach diu vrouwe Uote ir lieben tohter zuo: / swaz dîne bruoder râten, liebez kint, daz tuo NibB 1246,2; chint mîn Neptalim Gen 2919; ich sage dir kint minez VMos 14,22; Wig 11365; Herb 18413    2.3 in Anlehnung an ein Sprichwort (vgl. TPMA 7,14.43.47): daz ist immer und was ie / daz diu jungisten chint / dem vater aller liebest sint KvHeimHinv 421; daz kraut [...] ist den zaubræren gar nütz. [...] aber die haimleichait [...] schol diser gazzenspringer niht wizzen. man hât mir daz kint verstoln, ê daz ez volporn würde, dar umb muoz ich im diu klaider dester kürzer schrôten BdN 424,13 (Bed. der Wendung unklar)    2.4 in Umschreibungen für die gesamte Familie    2.4.1 wîp unde kint/  kinder: der sal Wirzeburg ruͦmen mit wibe und mit kindin cehin mile von der stat on geverde WüP 9,13. 89,48; des saget er sime gesinde, / wibe vnd kinde, / daz sie fride hatten Herb 15366; beide wip unde kinder / die sluc man alse rinder GrRud #g+d#g- 25; so behalte wir den lib, / dar zu kint unde wib / unde alle unse ere Rol 436. 184. 889; Herb 11521; KvWWelt 248; KvWSchwanr 1555. 1512; Eracl 4457; Roth 2867    2.4.2 mâge unde kint: daz die mvzzen wesen fro, / die deheine rechte rede verstant / vnde hie hus vnde hof hant / vnde mage vnde kint / oder mit truwen hie inne sint Herb 15395    2.5 in Umschreibungen für ‘Mensch’    2.5.1 wîbes kint: ir nemuget under wibe chinden neheinen grozzeren man vinden AvaJo 25,10; Spec 81,14; Neidh WL 23:11,1; MF:Wolfr 9: 1,8    2.5.2 oft maneger muoter kint (vgl. barn 2.1): dû solt heizen schrîben / disiu dinc diu hie sint, / daz vil maneger muoter kint / wîten ûf der erde / dâ von gebezzert werde Tund 1792; Rol 7401; NibB 19,4; KvWTurn 497. – (vgl. 4): manges tieres kint ReinFu K,1356    2.5.3 maneger diete/  liute kint (s.a. 2.6): vier lant groz und wit irkant, / darinne manegir diete kint / in aller hande geschepfede sint RvEWchr 1494; maneger hande lúte kint / hat das selbe lant mit wer ebd. 2095    2.6 in Umschreibungen für ‘Nachkommen’ ire [der anderen Söhne Noahs] scalche wâren die Cham unde sîniu chint gebâren Gen 760; diu zwelf chunne / der Jacobis chinde Hochz 955; von sinin kindin gar, / die er insinir zit gebar / und dú do in den jaren / sinir kinde kint gebaren RvEWchr 1195; do mit buwe nidir lie / Sem und der geslehte kint ebd. 2160. 1367. 4408.    2.7 in Umschreibungen für Einwohner unterschiedlicher geogr. Größen (Reich, Land, Stadt; vgl. 2.5 und 3): kint des riches, / uwer gelichen / newurden nie uf der erde geborn Rol 6976; Assur bezeichent ubermuͦt, Babylon schante, Nabuchodonosor den tîefil, dei kint Babylônis hellekint Spec 39,1    2.8 in Umschreibungen für Angehörige religiöser Gruppen (vgl. 2.5 und 3): du has al, diͤ glöuvich sint, / genant des heilgen Abrams kint MarlbRh 77,29; den machte her sender ougen blint, / daz her der israhelen kint / vorvluchte HeslApk 2908; daz diu kint von Israhel daz selb püechel machten BdN 469,8. 431,11; proselîtes sint die liute / die nâch der ê sint / besniten und doch der heiden chint KvHeimUrst 712    3 ‘Zugehöriger’ in Umschreibungen, die jmdn. als zugehörig zu jmdm./etw. darstellen oder als dessen Einfluss unterworfen    3.1 zu abstrakten Mächten: aber wir wollen hie niht sagen, waz gestalt und waz siten icleichs planeten kint haben KvMSph 8,21; daz wizzen wol der minne kint StrKD 54,189; ich spriche hintze der witze chinde / vnt zesinnes ingesinde Warnung 1631; Ottok 710; ich bin der Unsælden kint: / mit ten die unsælec sint / muoz ich leider sîn unvrô Iw 4449; der vorluste kint HeslApk 18863; man verfluocht der sælden kint / und segent, die verfluochet sint Freid 134,2    3.2 zu Gott oder seinen Widersachern (Teufel, (ewiger) Tod, Welt u.ä.)    3.2.1 Gott: von der touffe wurte wir alle gotes chint VEzzo 206; an ir werchen bechennet man si. mines trachtines chint PrOberalt 46,3; nâch dem vil süezen lône, / daz got sînen kinden gît, / dâ warp er nâch alle zît Eracl 2433; Mechth 1: 25,2; Litan 748; Rol 5625; Spec 19,13; LobGesMar 3,6; JPhys 26,21    3.2.2 Teufel: die von grozzer schulde / gotes vnt der werlt hulde / mit michelem recht ane sint, / wan si waren ie des tivels chint Warnung 378; daz lút wirdit bekeret; / di dír abir widir sint, / die heizent des tuvelis kint / unt sint allesamt uirlorin Rol 60; PrOberalt 14,21 u.ö.; durch elliu diu wiͤcze, der der tiufel vnd siniu chint [die die Märtyrer gefoltert haben] mohten erdenchen Konr 19,59. 20,40. – auch wegen der Schnelligkeit der Teufel: man sach dort vor der purg jagen / ainen ritter, der was wol peraitt, / mit wappen reichlich angelaitt. / er floch dort her durch den wind, / als er war deß teufels kind HvNstAp 458    3.2.3 ewiger Tod: hôre mich, tôdis kint; dû zû deme êwigin fûre gemeinit bist PrMd (J) 342,35; RvEWchr 25518    3.2.4 (gottferne) Welt: der kunich het einen bruͦder, / der was der werlt luͦder. / der chunde [...] niht wan nach der werlde lebn. / dem zugen der werlde chint zuͦ StrKD 98,19; KvWWelt 260; Rol 7009; RvEBarl 1546; dien gotes minne vrömde sint, / die sint mit liehten ougen blint: / diu selben kint / die heizent kint der erde LobGesMar 3,3; min lip ist kint der erde. min sele got vater nennet JTit 6299,1    4 ‘Tierjunges’ si losten die eselinne vnde ir kint vnde brahten si vnserm herren Spec 47,9; so sin zît chumit daz er [der Elefant] chint wil giwinnen JPhys 8,4; al des meigen zît si [die Vögel] wegent mit gesange ir kint MF: Wolfr 6: 2,4; eins alten strûzes jungiu kint Reinfr 20903; BdN 165,4 u.ö.; StrKD 100,6; Volmar 904; HvNstAp 8877. 10143

kintamme swF. ‘Amme’ (vgl. 1amme ): wil dû, daz ich dir gewinne / eine chindammen, / diu uns daz chint behalte, / unz iz sîn selbes walte? Exod 248. – bezogen auf Maria: maget wesende du in gebærest, / sin chintamme du wærest SüklV 85; er wil dich selbe bewarn, / des chintamme dû wære, / den dû muoter maget gebære KvHeimHinv 281

kintbære Adj. ‘ein Kind habend’ (übers. lat. puerpera ‘im Kindbett liegen’), auch ‘schwanger’ (sicher nur PrWack 63,5 ): dô von des engels worten / dîn muoter [Maria] kintbære wart / unt beleip iedoch verspart / der magde guldînez tor / dar nâch als dâ vor KvFuss 17; siehe, liute hant maniger lege girde vnd sunderlich frovwen die kint bere sint PrWack 63,5. – subst. ‘Kindbetterin, Mutter’ sæligiv mit manchvaltem lobe chintbær [Maria] [interl. zu felix multiplici laude puerpera ] PsM H 86,4. – übertr.: diu sele die von dem götlichen worte swanger vnd kintber worden ist PrWack 63,6

kintbarn stM. hier ‘(männl.) Säugling’ (vgl. barn stN.): do der geleidegot [hier: trauernde] man von dem grabe [seiner im Kindbett verstorbenen Frau] heim chom / er nam an sinen arm den vil chleinen chintbarn / den weisen [verwaisten] Benonim, den hiez er do Beniamin [Gen 25,18] GenM 71,20

kintbëte stF. eine jährliche Abgabe (vgl. bëte 2; DRW 7,815): ius annualis petitionis. quod uuͦlgariter kintbeide dicitur UrkMittelrhein 2,306 (a. 1210)

kintbettærinne stF. Frau, die gerade geboren hat und besonderen Schutz und Fürsorge genießt und die bis zur Einsegnung oder dem ersten Kirchgang (nach 40 Tagen) eine besondere kirchenrechtliche Stellung hat (vgl. DRW 7,816), ‘Wöchnerin’ (vgl. kintbette ): puerpera: kind betterin GlAnzfKdVz 4:235,201; ez sol auch kein man zu keiner kint betterinne schenke [Beschenkung] gen StRRotenb 492; WeistGr 1,425 (vor 1400); an únser frowen tag zuͦ der liehtmiss bereit er vorhin drie tag mit gebete ein kerzen der himelschen kindbeterin Seuse 29,9

kintbette F. (?) kintbette stN.

kintbette stN. Zeitspanne (von 40 Tagen/ 6 Wochen) nach einer Geburt, in der Mutter und Kind besonderen Schutz und Pflege genießen, ‘Wochenbett, Kindbett’ (vgl. kindelbette , kintbettærinne ) und die Feierlichkeiten und Bräuche zu dessen Ende mit dem ersten Kirchgang nach der Geburt (vgl. DRW 7,815f.): er hêt mâge in der stat, / frouwen, die er sume bat / [...] chomen dar, / dâ sîn frouwe gebar, / daz si sie beruohten [betreuten] wol, / sô man wîp ze chintbette sol KvFuss 780; si sprâchen in triuwen, / die êbrêisken froͮwen / die chunden selbe den list, / der zuͦ chintpette guͦt ist Exod 182; Erlös 3221; es ist auch gesetzet, daz niemant, ez sei fraw oder man, [...] in kein kintpette [...] niht pringen noch geben noch senten sol, ez sei cleinot oder gelt oder wie ez genant sei NüP 78; zcu kynthouffene sullen nymmer danne zcwelf vrouwen gehen czu der kirchen, vnd vier vrouwen sullen derbie dem kintbette beyte StRMühlh 119; Macer 96,7. – übertr.: er [Gott] hât sînen sun êweclîche geborn unde gebirt in iezunt unde sol in êweclîche gebern, und alsô hât der vater kintbette in einer iegelîcher guoter sêle Eckh (Pf) 598,12; dâ ist kintbette in der gotheit, dâ werdent sie getoufet in dem heiligen geiste Eckh 2:86,4. – hierher oder F. (?) ‘Wöchnerin’ daz si es [diesen Text] den lesen sont / [...] / in doͤrfern, búrgen oder in stetten, / vor siechen, kinden und kintbetten SHort 32

kintbettegemach stN. hier kindebetgemach. ‘Wochenbettruhe’ daz man der kunigin stôrt / ir kindebetgemach, / daz kom ir übel hernâch Ottok 69144