īngezogenheit
stF.
‘innere Einkehr, Versenkung’
alle ir sinne koment in sogtan ingezogenheit und ir verstantnisse in ein schowen der blossen warheit Seuse
478,8
īn gieʒen
stV.
1 (etw. Fließendes oder als fließend Vorgestelltes) ‘eingießen’ ; übers. lat. apponere ( 2
‘etw. in etw. hineingießen, jmdm. etw. einflößen’
3 Part.-Adj.
1
(etw. Fließendes oder als fließend Vorgestelltes) ‘eingießen’; übers. lat. apponere (
ThvASu
182,16
), ingerere (
PsM
H 6,1
); zum Gebrauch in myst. Texten vgl. Egerding, Metaphorik 2,256f. 262. 269f.:
er hiez et vaste inegiezen / und lie daz in sich vliezen Weinschwelg
263.
262;
übertr.:
als ingússet sich hie got, als die natúrliche sunne gússet iren schin in die lúft, und wirt aller der luft durch formet mit dem liechte Tauler
263,12.
– subst.:
nū sī, daz ez geteilet sī, daz dīn sī daz bereiten und sīn sī daz īnwürken oder īngiezen, daz doch unmügelich ist, sō wizzest daz, daz got würken und īngiezen muoz, als schiere er dich bereit vindet Eckh
4:484,89
2
‘etw. in etw. hineingießen, jmdm. etw. einflößen’
– mit Dat.d.S.:
nu merke, das leym [Glutinleim] , noch [nach] der gerunge dem wyne ingegossin, reynit den wyn vnde macht den wyn clar Pelzb
140,18;
daz cruͦt gebrant unde der rouch dem munde in gegossen, vertribet eine suche, di heiset lienis Macer
72,6;
übertr.:
sy [die Seele] wirt von got geschepht vnd in gegossen dem leib KvMSel
210
u.ö.;
WvRh
741.
– mit Dat.d.P.:
mit ir goufen [hohle Hand] truoc si dar / des wazzers unde gōz im in Wig
5455;
wem swintelt und āmacht her gźt, dem geuzt man rōsenwazzer ein und besprengt im die stirn dā mit BdN
345,30;
BFrau
794;
übertr.:
daz niman guten willen noch begerunge zo gote mach haben, got habez ime in gegozen HlReg
19,10;
der heilige geist der an diner selen sizzet, / hat dir dise wort ingegozen ebd.
28,31.
– mit präp. Erg.:
sō sich got in die sźle bildet und īngiuzet, nimest dū in denne als ein lieht oder ein wesen oder eine güete Eckh
3:221,2
3
Part.-Adj.:
also git daz selbe anegenge von siner lutern guͤte an vnderlaͮß der beschaiden creature jnfliezzende vnd ingiezzende gaystlich leben Gnadenl
3:(A2),55;
die in gegossen liechter Tauler
378,21;
ein guot der ingegozzener tugenden [
bonum virtutis infusae
]
ThvASu
194,7.
214,15
īngieʒunge
stF.
‘Eingießung, Hineingeben’, hier übertr. (vgl. Egerding, Metaphorik 2,257):
aber daz werke der gotlichen liebi in uns, [...], daz ist die gnade, von der daz der mensche wirdig wirt dez ewigen lebennes [...]. unde also möhte man niht verstan die ablazunge der sünden, ez enwere denne da die ingiezunge der gnaden [
nisi adesset infusio gratiae
]
ThvASu
334,29.
334,16;
an dem vünften staphel wirt er gar īn gezogen von aller ūzerkeit von der genuhtsamer īngiezunge der andāht DvASchr
393,13;
PsWindb
64,Oratio
ingome
swM.
‘Mieter, Mitbewohner in einer Hausgemeinschaft’ (vgl.
inman
2):
an sweles burgers hus für ufgat, und ers oder sin ingomen des ersten inan werdent UrkThurgau
4,573
(a. 1331)
īngoʒʒenheit
stF.
1
‘Eingießung, Eingebung’ (vgl. Egerding, Metaphorik 2,269) 2
‘Zustand des Eingegossenseins, Eingegebenseins’
1
‘Eingießung, Eingebung’ (vgl. Egerding, Metaphorik 2,269):
und het doch die begirde, daz im got gebe ain in der ingossenhait, daz sin menschlich leben niht also bekümert wer EbnerMarg
27,1
2
‘Zustand des Eingegossenseins, Eingegebenseins’
alsō ist der vater unde der sun ein īngiezunge unde der heiligeist ist ein īngozzenheit KvBoyb (Pf)
242
īn graben
stV.
‘(in etw.) hineingraben’
hinder des stadels tür / gruop er ein tiefez luoc īn EnikWchr
21369.
21440.
– spez. ‘eingravieren, einmeißeln’
und an dem end der red von den stainen setzt daz puoch der gar alten maister sin von den stainen, dā tier eingegraben sint oder dar auf erhaben sint mangerlai form BdN
430,36
ingrüene
Adj.
‘intensiv grün, leuchtend grün’ (zu
grüene
mit intensivierendem in-, vgl.
1in-):
der selbe pfelle er węre / ingrüener danne ein meiesch gras Tr
2549.
16975.
17387;
mit dem ingrüenen lindenblate ebd.
4914;
ingrüene sam der louch, / dem ab geschrōten ist der kil KvWPart
12436
ingrunt
stM.
in myst. Texten.
‘innerster, tiefster Grund’ (zum intensivierenden in- vgl.
1in-):
etwen so er als gar úberwunden waz, so sprach er gar von ingrunde: owe, ewiges guͦt, diner verborgen gerihten! Seuse
48,7.
217,15;
aber wesen unde nātūre ist ein lieht in liehtes eigenschaft. des liehtes ist daz wesen ein ingrunt und ein intiefi Eckh (Pf)
669,33
ingruntlīche
Adv.
‘in/ aus tiefster Seele, zutiefst’
er erschrei inrlich und ersúfzet ingruntlich in im selb und sprach: ‘owe got, wa waz ich, wa bin ich nu?’ Seuse
11,7;
owe, strenge richter, wie ist min herz so ingruntlich erschroken! ebd.
239,23;
daz es mir nit als ingrúntlich ze herzen gat ze allen ziten ebd.
257,11
u.ö.
in guot
→
guot
stN. 1.2.2
īn gürten
swV.
‘etw. hineinschnüren’
[Vivianz wurde das Banner durch den Leib gestoßen] sō daz imz geweide / ūz der tjost übern satel hienc. / der helt die banier dō gevienc / und gurtez geweide wider īn Wh
25,27
īnguʒ
stM.
1
‘Eingießung, Eingebung’ (vgl.
īngieʒunge
,
īngoʒʒenheit
) 2 Flüssiges, das jmdm. eingegeben wird (metonymisch zu 1 ) 3 in der Astrologie wohl ‘Vorwärtsbewegung’ der Planeten (vgl. FrlWB 172)
1
‘Eingießung, Eingebung’ (vgl.
īngieʒunge
,
īngoʒʒenheit
):
gratie infusio. / daz sprichet in der diutsch alsō: / der genāden inguz LvRegSyon
3774;
alsō kumet si [die Seele] zuo irm zil; daz ist der īngus des heiligen geistes ZweiWege
245
2
Flüssiges, das jmdm. eingegeben wird (metonymisch zu 1):
ir [der Kichererbse] einguz ist guot für des zantflaisches smerzen BdN
389,18.
389,33
3
in der Astrologie wohl ‘Vorwärtsbewegung’ der Planeten (vgl. FrlWB 172):
in irem lauff die sieben planeten, / ir einguß und ir aufzug FrlSuppl
11:201,58;
wie gestecket in die firme / sint die sterne, [...], / die sich werren mit der irre, / inguz, wandel, nehe, virre Frl
1:17,25
īn haben
swV.
→
inne haben
inhaber
stM.
→
innehabęre
īn haften (?)
swV.
‘anhaften’ (oder in hier Verneinungspartikel? vgl.
Eckh
1:120,8
):
daz man kein ende habe, keinen ort und nirgin si ingeslozzin und nirgin inhafte Parad
47,29
inhaftic
Adj.
hier inhaeftich.
‘habhaft, innehabend’; in der Wendung
~ wërden mit Gen. ‘etw. erhalten’
vnd die punde [...]sullen als lang weren, vntz vnser iglicher seines tails inhaeftich wirt vnd im ein geantwurtet [überantwortet] wirt RegisterLudw
313a
(a. 1331)
īn halten
stV.
in der Wendung (sich) hart ~
‘in (einen Kampf) heftig hineingehen, sich mit Kraft hineinbegeben’
der herre menlichen streit / vnde hilt sich in hart, / vnz im ein rum wart / hin zv den schiffen. / da weren sie besliffen, / wen daz er alleine / sie troste alle gemeine Herb
11841;
die herren hilden in hart / vnde ir geferten. / den wiben [Amazonen] sie sich werten ebd.
14750
īn hangen
swV.
in oder an etw. hängen, ‘inne- bzw. einwohnen, anhaften’ (vgl. lat. inhaerere; bildl. in myst. Texten, vgl. Egerding, Metaphorik 2,320. 322):
– Part.-Adj.:
die drie personen inhangende in einikeit dez wesens ist selikeit Seuse
186,27;
die bewegunge dez menschlichen gemüetes, daz da inhanget dem bösen [
motus animi humani inhaerentis malo
]
ThvASu
180,26;
die inhangende habung ebd.
226,4
u.ö.
– subst. (vgl.
īnhangunge
):
er [Gott] ist ein īnhangen in sīn selbes lūter weselicheit, dā niht zuohangendes enist Eckh
1:56,5;
die krefte, die under gote swebent, die hānt ein īnhangen in gote ebd.
1:56,9;
Eckh (Pf)
416,33
īnhangunge
stF.
‘Inne- bzw. Einwohnung, Anhaftung’ (bildl. in myst. Texten, vgl.
īn hangen
):
nāch īnhangunge der persōnen in daz wesen, dā ist werk únd wesen ein Eckh
3:133,1;
ez ist zesagen, daz in der wirkünge der erbesünde zwei ding zebetrahten sint. daz erste daz ist sin inhangunge zuo dem gegenwurfe [
primo quidem, inhaerentiam eius ad subiectum
]
ThvASu
188,6
inhant
Adv.
‘öfter, wiederholt, immer wieder’
dō quam ouch zūgejagit sān / ein michil her Littouwin, / dī [...] an dī brūdre trāten / inhant mit strītis schricke [
et ipsos sepius hostiliter invaserunt (S. 184)]
NvJer
24974;
doch inhant eine cleine schar / ūf dem velde her und dar / irschein ebd.
14409;
ir [der Litauer] kunic daz vil harte / bevestent mit gebote, / daz inhant ein rote / mit irre wer darūffe [auf der Burg] līt / ūf eine vorbenante zīt ebd.
23181.
3676
u.ö.;
he ging nicht vel muzig noch phewin [bildl. ‘wie ein Pfau’
] , sundern io ein hant [l. ie inhant; übers. saepius, vgl. Anm.z.St.] zoch her in daz Ostirlant Köditz
35,23
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