heimelischheit
stF.
‘Heimat’ (vgl. heimelîche stF. 1) oder
‘vertrauter, freundschaftlicher Umgang’
got wolle si [Seele] nimer losen [=
lâzen
] / zu seiner himelischait [La. haimlischait
]
MvHeilGr
1109
heimen
Adv.
‘zuhause, daheim’.
wîp und gesinde er heime [La. heiman
] lie WvRh
334.
– in der Verbindung dâ/ hie heimen:
er was dâ heimen EnikWchr
A II,814;
sô sult ir [...] dâ heimen iuwer gebet
[...] sprechen oder ûf dem velde PrBerth
1:269,11.
1:563,23;
Renner
Märe von einem Bayer (hinter v. 24611) 38(La.);
wie lang wolt ir hie heimen sein Virg (St)
31,5
heimen
swV.
auch heinen (
Rennew
36330;
geheimet [: gereinet
]
HeslNic
3214
).
– s.a. →
geheimen.
1
‘jmdn./ein Tier beherbergen, bei sich aufnehmen, jmdm. ein Heim, eine Wohnstätte
geben’
1.1 allg. 1.2
‘jmdn. (eine Frau) heimführen, heiraten’
2 refl., ‘ein Heim, eine Wohnstätte haben’
3
‘jmdn. heimnehmen, -holen’
4
‘jmdn./etw. heimisch, vertraut machen’
5
‘sich etw. aneignen, an sich ziehen, einheimsen’
1
‘jmdn./ein Tier beherbergen, bei sich aufnehmen, jmdm. ein Heim, eine Wohnstätte
geben’
1.1
allg.:
vnd suln in dem selben hofe [...] kainen gast vmb
phenning enphahen noch haimen UrkCorp (WMU)
2213,21;
die gnade und liebin, die mir die [...] frowan
von Seuelingen getan hant, daz sie mich zuoz in hant gehaimet
UrkUlm
2,201
(a. 1338);
daz mich sin [Gottes] gnade
meine / und mit den rehten heine [beim Jüngsten
Gericht]
Rennew
36330;
wenn diu slang den menschen getœtt hât mit irm hecken, sô
nimt si daz ertreich [Subj.] niht mêr noch haimet si
mêr BdN
260,16;
Heidin III
4319.
– bezogen auf Missetäter, unerwünschte Leute:
swer [...] die levte, die in des landes æhte
sint, behaltet oder haimt UrkCorp (WMU)
467,13;
swer die selben huset, heimet oder schirmet UrkLudw
158
(a. 1331).
194
(a. 1340);
Ottok
98138;
StRAugsb
63,36.
– bezogen auf Vieh:
wil aber er daz vich haimen der ez da beschedigt hat biz daz ez
gehailt, daz mag er wol getuen OberBairLdr (R)
447,179;
StRMünch
359,8
1.2
‘jmdn. (eine Frau) heimführen, heiraten’
git ein vater sine tohter hin fvͥr eine maget, vnd der man heimet si
SchwSp
94b
2
refl., ‘ein Heim, eine Wohnstätte haben’
die sele, die sich geheimet / da [in der Hölle]
heten wol fumftusent iar, [werden von Christus befreit]
HeslNic
3214
3
‘jmdn. heimnehmen, -holen’
daz ez [ein zuvor von ihnen ausgesetztes Kind]
vater oder muoter heimen SchwSp (W)
298,4;
wir wellen auch, [...]
[wenn wir an einem Ort sterben,] da man unns erlangen
oder erraichen möge on gevarde, das uns die abtissin [...]
holen und haymen soll zw irem closter UrkSchönfeld
401
(a. 1345)
4
‘jmdn./etw. heimisch, vertraut machen’
was heimet fremde geste, / waz samet fremder herzen wilt gemüete?
[Antwort: minne
]
Hadam
499,3;
[ich verzichte auf Auftritte in der Heimat,] swie gar
geheimet si min kunst [mag ihr meine Kunst auch noch so vertraut
sein]
Frl
13:32,8
5
‘sich etw. aneignen, an sich ziehen, einheimsen’
du hâst diu silberînen vaz / geheimet HvBer
2532;
swelich purger chauft [...] chorn,
stro, holtz, hae, graz, roz, rinder oder swelherlay guͦt daz sey, und auch daz haimt
StRMünch
343,20;
antwurtt man einem pfant, daz varntiu hab ist [...],
der sol er sich underwinden und underziehen und haymen in sein gewalt
OberBairLdr
223;
er [Lehnsmann] heti ze chaufen geben Hainrich dem
Rüplin das gut ze Rainweiler [...] vnd bot vns
[dem Lehnsherrn] das gut an nach des landes reht, vnd
bat vns, das wir es selb haimutin, oder das wir den chauff stetin
UrkUlrich
23,112
(a. 1339);
Rennew
8643.
– übertr.:
unpris er nit dulte; / den pris kunde er wol heimen
Rennew
13989
heimenen
Adv.
‘zuhause’
wer alliu cit do heimenen ist, dem ist got gegenwürtig SprMyst
(W)
889,3
heimer
Adv.
→
heimwërt
heime suochen , heimsuochen
swV.
Part. Prät. auch
gehaimesuchet StRAugsb
121,3.
1
‘jmdn. besuchen, aufsuchen’
2
‘jmdn. an oder bei seinem Wohnsitz feindlich überfallen, belästigen, jmdn.
heimsuchen’
2.1 allg. 2.2 rechtsspr., ‘bei jmdm. Hausfriedensbruch begehen’
1
‘jmdn. besuchen, aufsuchen’
daz dû mich heime suochest / [...] in deme hûse mîn
KvWEngelh
4402.
5685;
daz mich sande Martin / hie heim hat gesuchet
StrKD
59,79;
new leitgeben suͤht man gern haim StRMünch
527,26;
daz er sie [Gott die Seele] heime suochet, / ich
meine in dem herzen LvRegSyon
4183;
KvFuss
316;
Georg
1601
2
‘jmdn. an oder bei seinem Wohnsitz feindlich überfallen, belästigen, jmdn.
heimsuchen’
2.1
allg.:
got suͦhte si heime / mit herige vile chleinime [d.i. die
Froschplage, vgl. Ex 8,2-5]
Exod
1339;
do vuͦr kuͦnik Eraclius von Iherusalem und besamnte sich und suͦchte ienen
kuͦnik sinen vient Cosdram da heime PrLeys
106,18;
do der vorvluchte [Teufel] /
die gotheit heime suchte, / daz paradis beroubete HeslApk
9988;
waz tuost du, saelic wîp, / daz dû mich heimesuochest an
der stat, / dar sô gewalteclîch wîbes lîp / mit starker heimesuoche nie getrat?
MF: Reinm
46: 2,2;
SAlex
6911;
StrKarl
2986;
GTroj
23615;
KarlGalie
2278.
– subst. Inf.:
mich müet dîn heimsuochen JSigen
141,8
2.2
rechtsspr., ‘bei jmdm. Hausfriedensbruch begehen’
suͦchet ieman den andirn vræuilliche heim in sinem huse, swas er jme da
tvͦt, der da wirt ist, er enbezzirot ez nieman UrkCorp (WMU)
248AB,2,38;
jmdn. geværlîche/ vîentlîche ~
ebd.
1975AB,44,46,4.
475AB,15,18;
jmdn. âne/ mit schaden ~
StRZürich (B)
28,3.19;
unde brachen den vride an im unde heimsuchten in mit gewapenter hant
StRFreiberg
173,7.
178,12;
braeche daz [Asylrecht der
Münze] iemen daruber, der hat den bisschof haimgesuͤchet reht
als in siner kamer, wan diu munzze in sine kamer hoeret StRAugsb
18,8;
wirt ein man gehaimesuchet ze sinem huse der niht haime
ist, swan der wider haim chumt, der mak wol chlagen umbe die haimsuche ebd.
121,3;
swer vns avf dem selben gvͦte haymsvͤchte, der sold vns ze wandel geben
fivnf phvnt Wienner phenninge UrkCorp (WMU)
2802,43;
Mühlh
105,2.
106,17;
StRMünch
310,22.
311,3;
NüP
100;
weitere Belege s. DRW 5,645f.
– subst. Inf.:
so sol ein voget rihten [...] swert zuchen
und heime suͦchen SchwSp
6a;
heimsûchen ist drîerlie StRZwick
246;
vmb ein heimsuchen die bezzerunge, die ist dem richter fwnf pfunt
Haller StRRotenb
489;
swer einen gevaerlichen iaget in ein haus
[...] und im nach volget mer siben schuͤch
lanch vor der haustuͤr, der sol daz fuͤr haimsuͤchen puͤzzen
StRMünch
238,25.
310,20;
OberBairLdr
1;
NüP
100
hei|metze
swM. , hei|metzen
M.
vgl. fnhd. heimzen (FWB 7,1574), mnd. himte (MNDWB 2,311);
zur Etymol. vgl. Besse, Gefäß- u. Hohlmaßbez. S. 379f. mit Lit. –
obersächs. Hohlmaß:
triginta modios siliginis mensure, que hemezzen vulgariter nuncupatur
DRW
5,653
(PforteUB.; a. 1250);
sex mensuras tritici et totidem ordei, que heymetzen Hallenses vulgariter
appellantur ebd.
5,654
(Germania^2; a. 1272);
quatuor mensure tres heimezzen Pigauienses faciunt usuales
UrkMerseb
369
(a. 1281)
heimgarte
swM.
auch hein-.
– vgl. ahd. heimgart, -garte (AWB 4,848);
zur Bed.-Entwicklung s. Heyne, Hausaltertümer 1,191; SchweizId 2,435.
1
‘ eingefriedeter Garten’
2
‘öffentlicher Dorfplatz für gesellige Zusammenkünfte und Unterhaltungen’
3 übertr., ‘Zusammenkunft, Versammlung’
1
‘ eingefriedeter Garten’
so pestaetig wir [...] dem vorgenanten gotzhaus
seinen haimgarten [lat. Parallelurk.: ortum suum domesticum qui
haimgort communi uocabulo nuncupatur
] den da cwai wazzer vmb vahent, dev Graden vnd dev Leuznig
UrkSteierm
1,82
(1. Hälfte 14. Jh.).
– folgende Belege viell. zu 2?
item huba Berhtoldi bi dem heingarten UrbBayJ
154;
UrbBeuron
203.
204
2
‘öffentlicher Dorfplatz für gesellige Zusammenkünfte und Unterhaltungen’
cômpetum vel compitum est locus ubi rustici diebus festivis conveniunt ad
iocandum. vulgariter dicitur heingarte GlZfdW
5,6
(BStK 324e);
man singet dur alle gassen da / daz loblich wort alleluia, / daz vns suz
betutet ist: / lob si dir herre Ihesu Crist! / svz singet man dem zarten / lob an
dem hein garten Martina
274,74;
ob du ze pithe [Beichte] gegangen pist hín ze
chirchen oder an diͤ straz oder an den haímgarten DtBeichten
138,41;
LügenrM
15
3
übertr., ‘Zusammenkunft, Versammlung’
hoͮtet ivch uon den lûten; si uerratent ivch an ir heingarten [
tradent enim vos in conciliis Mt 10,17]
Spec
125,32.
– hierher oder zu 2?
wilt dû [...] zuo dem tanze unde zuo dem
heimgarten unde wilt dâ vil gerüemen unde gelachen PrBerth
1:481,27
heimgereite
stFN.
auch hein-. – Zur Sache vgl. DRW 5,611; 2HRG
2,903-905.
‘einer Gruppe von Dörfern gemeinschaftlich gehörender Waldbestand,
Gemeinschaftswald, Allmende’
den gemeinen walt der die heingereide heizet UrkWürdtwein
2:12,228
(a. 1283);
quod vos habeatis plenum jus utendi lignis in silva heingereite
UrkEls
2,49
(a. 1291);
[der Hofamtmann maßt sich Gewalt an] öber alliz daz
heymgerede, daz zuo deme dorfe hoerit: iz si an eynunge, iz si an des feldis
schützen zuo setzene DRW
5,611
(MittFrankf.; um 1300);
daz wir ubir eyn sin komen [...] mit den von
[...] B. und dem hofe von G., die do recht hant in die
heingereit umbe sollich missehelle, als wir mitenander hatden umbe den walt, der do
heißet heingereite ebd.
5,611
(ZGO; 14. Jh.)
heimgereite
swM.
auch hein-.
Angehöriger einer Gruppe von Dörfern, die gemeinschaftlich einen Waldbestand
besitzen, dort Nutzungsrechte haben:
usque ad Pawemportam urbani, qui heimgereiden dicuntur, operando pervigilent
DRW
5,611
(MWormat.; 11. Jh.);
universitas eorum qui heingereide dicuntur UrkWürdtwein
2:12,170
(a. 1256);
controversia exorta inter venerabiles Ludolfum abbatem et conventum Uterine
vallis [Eußerthal] ex una parte et rusticos de
Gotramestein & Nuzdorf et eorum complices qui vulgari nomine heingereide
appellantur, ex altera parte pro quadam silva communi que almende vulgariter
nominantur [l. -atur
]
ebd.
2:12,173
(a. 1256).
2:12,171
(a. 1256)
heimgesinde
swM.
‘Dienstmann des Hauses, Hofbediensteter’
der kaiser hiz im gewinnen / sine haim gesinden / hirzine
hute, / da man in sute / di heren lichenamen Rol
7590
heimgesinde
stN.
‘Dienerschaft des Hauses, persönlicher Hofstaat’
von drîzec hundert recken wir geben dir tûsent man, / die sîn
dîn heimgesinde NibB
697,4
heimgeverte
stN.
‘Heimfahrt’, übertr. vom Sterben:
dis [diese Frauen] würden
gemartert [...]. / mit frewden was ïr haim gevert
Märt
24645
heimholde
swM.
‘Hausgenosse’
swer der siner heimholden unde siner nahesten roͮche niht
hat, der hat sines geloͮben uerloͮgent Spec
136,19
heimic
Adj.
‘daheim, zu Hause befindlich’
Vnstett ist durchbrüchtig [l. -brüchig
‘zerbrechlich’, d.h. unbeständig] / teglich vnd wüchig; /
haimig vnd ferig / aller schanden wierig [= wiric
‘dauerhaft’
]
MinneR 332
133
heim|île
stF.
‘Heimreise’
der richter an der haim eil / ertrankch in des meres wak
Märt
3186
heimisch
Adj.
1
‘heimisch, einheimisch’
1.1 von Personen 1.2 von Pflanzen, Tieren 2 von Tieren, ‘zahm, als Haustier gehalten’ ; von Pflanzen, ‘kultiviert,
als Nutzpflanze angebaut’
1
‘heimisch, einheimisch’
1.1
von Personen:
heimsch und frömden rotten / [
wart
] ein swîgen dô gebotten Reinfr
8347;
diu heimsche mûs Boner
15,28;
vnd sol oͮch enkain webær enkain linwat noch nieman, der linwat vaile het,
ze pfragen koͮfen, er si haimscher oder vroͤmde UrkCorp (WMU)
584,7;
subst.:
weder der ~ e noch der gast:
Reinfr
24990;
~ e und unkunde:
WvRh
8033.
–
daz iuwer heimisch rîche [in dem ihr
einheimisch seid] / bekome in vremeder liute hant
KvWTroj
30440.
– übertr., subst., als Übers. von domesticus fidei (Gal
6,10) ‘Glaubensgenosse’
[Gäste sollen wie Christus empfangen werden,]
unde da von soln allen cimlich ere werdin irbottin, unde alrmeist diͤn
heimschen unde din bilgrin BrEng
53
1.2
von Pflanzen, Tieren:
der pfeffir wechst uf den heymischin struchirn MarcoPolo
65,25;
[das Vieh der Einheimischen und der fremden Gäste wird den Hirten
anvertraut: sie sollen] mit guͦter huͦt es wol bewarn, / das
haimsche mit dem froͤmden WernhMl
2867
2
von Tieren, ‘zahm, als Haustier gehalten’; von Pflanzen, ‘kultiviert,
als Nutzpflanze angebaut’
der per [
was
] gehorsam, / sam er were haimisch und zam HvBurg
2560;
daz heimische gevogele [
altilia
]
EvBeh
Mt 22,4;
der has wirt haimisch BdN
149,24;
die swalben werdent niht haimisch ebd.
201,15;
der [
ochs
] ist ain starkez tier under haimischen tiern ebd.
159,15;
diu wilden rint und auch diu haimischen ebd.
265,8
u.ö.
–
[Arten des Eppichs:] ainz wehset auf pergen, daz ander
in wälden, daz dritt ist haimisch und daz vierd wehset in wazzer
BdN
382,18;
ainez ist veltkümel und ainez haimisch kümel ebd.
396,18;
der salvei ist zwaierlai, wilt und haimisch ebd.
421,10
u.ö.
heimischen
Adv.
‘heimlich, verstohlen’
er kan nur heimschen lachen TrunkenhG
70
heimleite
stF.
auch hein-.
‘Heimführung (einer Braut)’
ir svnt vzvaren alse ein brvt zir heinleite PrGeorg (Sch)
35,20;
von Syon tohter nû sich, / wie tiure er [Christus]
hât gemahelt dich! / nun soltu dich niht sûmen, / swenn er dichz hie heizet rûmen, /
du ensîst alle zît bereit / gegen sîner heimlicheit [La.
haimlait
]
LvRegSyon
1526
heimlendisch
Adj.
‘heimatlich, in der Heimat seiend’, auf die patria caelestis
bezogen:
status patrie: hymelisch, heymlandisch leben VocAbstr (H)
S,1
(vgl.
status vie: uzlandisch, wegevertik leben ebd.
S,2
)
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