1harre
stF.
= → arre stF.; Gabe des Bräutigams zur Verlobung (vgl. HRG 5,764 s.v.
’Verlöbnis’); übertr.:
ouch gâben sie der stêten [bei der Einkleidung als
Nonne] / an ir hant ein vingerlîn: / den mâlschaz unt die harre sîn, /
der uns alle samen geschuof EbvErf
3408;
ich man dich nach der schrifte sage / daz man dich am achtem tage
/ nach der alten ê besneit, / da du mit grozer senfticheit / verguzze dein vil raines
pluͤt / durch mich, herre guͤt. / des gæb du die harre an mir, / des solt ich immer
danchen dir GvJudenb
375
2harre
stF.
‘Verharren, Beharrlichkeit, Ausdauer, Dauer’
so sluogen dise den bal, / die liefen die barre, / hie mit gæhe, dort mit harre, /
so schuzzen jene zuo dem zil Mantel
303;
und dî wîle der narre / sus in des zwîvils harre / trûg
unvoreinet sînen mût NvJer
22545;
ûf diser werlde harre Hadam
269,2;
JTit
1755,2.
2275,2
härre
swF.
ahd. (10./11. Jh.) harra (vgl. AWB 4,726; SchweizId
2,1517-19)
‘Schleife, Schlinge (als Vogelfalle)’
[der Vogel] fliuget in den lüften / frî von allen sorgen. /
offen noch verborgen / kan im niht arges werren. / der aber im ein herren / verbirget
und verstophet, / iemer mê sô hophet er / unz daz er dinne wirt behaft. / wirt er der
herren schadehaft, / dâ ist sîn wille schuldic / Reinfr
4882.4888
harren
swV.
‘ warten, verweilen, ausharren’
Bonalde von Mafarren, / des hêr kunde niht harren: / er gahte
vaste gein der wer Rennew
21786;
Wh
390,30;
und lâ der stete gesinde / dâ beiten unde harren
KvWTroj
30301;
swie wir langer harren / so sin wir verdorbin Martina
111,82;
vor libe ich mag nicht lenger geharren / hy uff desim ertrich, / gar sere erlanget
mich noch dich MarSp
993;
vnd daz volk was beitent Zachariam. vnd si wunderten sich daz er
so lange harret in dem tempel EvAug
123,21;
Ottok
40480;
Helbl
15,352;
Renner
16961;
Vät (K)
389;
LivlChr
1093.
– mit Gen.d.S.:
want sî dâ wol achte tage / mûstin harrin der lâge / lîdinde
[...] an spîse mangil grôz NvJer
19379.
–
ûf etw.:
wir sehen ofte manigen narren / ûf eines andern erbe harren, / der selbe vil ê
wirt begraben / denne jener des erbe er wolte haben Renner
6512
harrieren
swV.
→
hardieren
harrunge
stF.
‘Ausdauer, Beharrlichkeit’
si haben eine sende harrunge nâch gote HvFritzlHl
166,7.
231,33
harsac
stM.
→
horsac
hârschære
stF.
‘Haarschere’
forpex : harschere. harschære Gl
3:638,62
harscher
stM.
‘Kriegsknecht’
do komen doͤrt her fúr vier [...]
[oder] fúnf verruͦchter harscher Seuse
75,4.
83,7
hârschopf
stM.
‘Haarschopf’
verworren harschopf [...] den treit ein jungelinch
Jüngl
74
hârsip
stN.
z.T. mit r-Schwund hasib, hêsip.
‘sehr feines Sieb aus (Ross-)Haaren’
sedacium: harsib SummHeinr
1:369,383;
sedacium: hesib ebd.
2:89,45;
sihe ez denne durch ein rein tuͦch oder durch ein harsip in ein
rein vaz BvgSp
14;
die dâ gefüege / hêsip zhanden gerehtent [zurecht
machten] / und die ûz holze korbel flehtent Ottok
65701;
mit hæsibn UrkGeisf
436;
EnikWchr
5379
hârslihtære
stM.
‘ Haarkämmer, -glätter’
enruochet, lât sîn: waz denne, / sint uns die
hârslihtære [diejenigen, die nicht kämpfen wollen]
entriten? Wh
322,21
hârslihten
swV.
‘glätten von Haaren’, subst.:
die [...] hârslihtens phlâgen
Kreuzf
2616
hârslihtic
Adj.
→
hërzslehtic
hârsnuor
stF.
‘Band zum Zusammenhalten der Haare’; auch als Schmuck:
ietweder wintprâ [der hässlichen
Cundrîe] sich dranc / mit zöpfen für die hârsnuor Parz
313,25;
eine jungvroͤwe, die niht mannes hat, die mag wol ein schappel dragen unde ire
zoͤphe unde harsnuͤre lassen hangen SpeyrerP
59.
– im Vergleich:
dine lippen luchten san / also zwei rote harsnure
Brun
245.
2977
u.ö.
hârsnuorærin
F.
‘Haarschnürerin’ (Haarbandmacherin?):
horsnurern BerufeFrankf
59b
harst
stM.
1
‘Rost, Grill’
2
‘Braten’
1
‘Rost, Grill’
craticula : harst SummHeinr
1:344,437.
2:315,83;
etewenne wart ich entzündet / ouf einem glüegenden harste Serv
3481;
si netuont einiz noch daz andere uf deme harste gerostet
Himmelr
9,19.
–
‘Scheiterhaufen’
pyra : harst SummHeinr
1:347,474
2
‘Braten’
von dem ber und von dem schwin sol man unserm herren dem abbas den harst geben
UrkEls
2,164
(a. 1339)
hârstranc
stM.
‘Haarstrang’ (Pflanze):
peucedanum : harstranc Gl
3:544,24;
weitere Glossenbelege des 13./14. Jh.s vgl. AWB 4,728f.
hart
stMN.
stF. WeistGr .
1
‘Heide, unbebautes Land’
2
‘Wald’
1
‘Heide, unbebautes Land’
wis gegrüezet, spica nardes, / veldes bluome, klê des hardes MarGr
18
198;
chreftic velt unde hart, / gebirge unde heide, / manic tacweide / zwischen den
landen wüeste lac, dâ niemen deheines bûwes phlac KvFuss
1334.
–
‘dürrer Boden’ (s.a.
1herte
2
):
man vindet sie [
wurze
] uf harte / wachsen mit irme crute. / salbei, myncelin, rute /
wellen haben milde lant Daniel
1834
2
‘Wald’
ein holtz daz do haizzet daz mitter hard UrkHeil
2,1
(a. 1300);
wer in der hart fert, er sye arm oder rich, den soll nieman pfenden
WeistGr
1,729
(a. 1338 kopial);
vúnf vnd zwenzig march silbers, da mitte wir Heinriche Manessen im Harde
gulten UrkCorp (WMU)
1844,3
harte
Adv.
auch herte.
1 (selten) als Begriffsadverb (s. Kip, Steigerungsadv., 166) ‘hart, schwer’ ,
der Übergang zum Steigerungsadv. ( 2 ) ist fließend 2 (häufig) als Steigerungsadverb ‘höchst, sehr’
2.1 bei Verben und verbalen Ausdrücken; die belegspezifische Bedeutung von
harte ist von der jeweiligen Verbbedeutung abhängig (bspw.
harte slâfen
‘(sehr) tief schlafen’ , harte loufen
‘(sehr) schnell laufen’ ) 2.1.1 alleinstehend 2.1.2 in Verbindung mit einem weiteren Steigerungsadv. sô, vil,
ze 2.1.3 in Verbindung mit (s)wie 2.2 bei Adverbien 2.3 (seltener) bei Adjektiven 3
‘ganz nahe, dicht’ mit Präp. an (örtlich)
1
(selten) als Begriffsadverb (s. Kip, Steigerungsadv., 166) ‘hart, schwer’,
der Übergang zum Steigerungsadv. (2) ist fließend:
er lebete vil harte mit luzeleme zarte AvaJo
25,6;
des libes harte / lebete vrowe Marthe Pass III
335,21;
bî dem worte gegreif er in vile harte Gen
930;
ist aber er [der Fuchs] hart
gevangen, sô stift er sich tôten, unz man in auz der
drawhen [Falle] gezeucht BdN
164,9;
der edle mit dem parte, / ja vellet er nicht harte, / ob er
wirt ab gestochen / [...] zwischen zwain leylachen
HvNstAp
5688
2
(häufig) als Steigerungsadverb ‘höchst, sehr’
2.1
bei Verben und verbalen Ausdrücken; die belegspezifische Bedeutung von
harte ist von der jeweiligen Verbbedeutung abhängig (bspw.
harte slâfen
‘(sehr) tief schlafen’, harte loufen
‘(sehr) schnell laufen’):
2.1.1
alleinstehend:
von dem selben warte erchomen si so harte / daz si
zerukke vielen AvaLJ
133,3;
GenM
51,8;
uuárt íh [...] so hárto
gesêrot: dáz ál mîn iâmer de absentia sponsi uuárt gemániguáltot
Will
84,11;
den künec daz müete harte, / daz der werde Gâwân /
niht schiere kom ûf den plân Parz
703,18;
ich fürht hart sîn drô EnikWchr
7086;
er hantilôte si zarte, er froute sich ire harte
Gen
2668;
der so herte in bat Pass III
194,43;
Glaub
502.
– im Komparativ oder Superlativ:
dem marcgraven wart so ger
[verlangend] , / daz er harter lief danne er
gie Dietr
5452;
swer ie kumber erleit, / den erbarmet des mannes
arbeit / michels harter dan den man / der nie deheine nôt gewan
Iw
4391.
2906.
5011;
Ottok
2348;
iz sie smarz aller harteste Gen
1638;
si hartest machten riten Rol
6157
2.1.2
in Verbindung mit einem weiteren Steigerungsadv. sô, vil,
ze:
er slief so harte, / daz er sin bi der warte / niet ne
sach vor ime stan Eilh
St,7479;
[
er
] versneit in dâ sô harte / daz sich daz houbet zarte / und
tôt viel ûf daz gras StrDan
3067;
Iw
4621;
AHeinr
898;
En
10971;
ich weiz er si ûz deme paradîse liez / vile hart
âmerende in ditz ellende Gen
501;
er clagte vil harte / dem kvnige von Reinharte
ReinFu
K,1735;
Gunther der edele vil harte sorgen began
NibB
441,4;
Tr
6828;
SAlex
2083;
dû minnest ouch ze harte / der dinge widerwarte
Tr
9909;
idoch sol sich nehein man / ze harte missetrosten
Wahrh
140;
VMos
84,7;
Spec
135,8
2.1.3
in Verbindung mit (s)wie:
wie harte er si
geneizte [plagte] , vil lute er si reizte
AvaLJ
99,2.
131,3;
wie harte ez got erbarmet VMos
40,10;
wie harte du sin do vorhtest SüklV
93;
Tr
14886
2.2
bei Adverbien:
si îlten harte balde, dâ der künec saz / bî der küneginne
NibB
1408,1.
1526,4;
Parz
124,23;
Herb
2046;
dô gâht er harte starke StrAmis
1534;
sus liez ouch hie durchstrichen / iren louf die barmherzekeit / und
begreif harte breit / an gotes kinden einen roub Pass III
4,28;
dâ mit zeigt er den brief dô. / des wart der bischof
hart frô. / er sneit in ûf mit sîner hant EnikWchr
A II,330;
di sele sal harte luter sin Parad
115,34;
so sullen si sich besprechen darumme herte ebene
StRFreiberg
100,8;
Martina
130,12;
KvWTroj
18502;
Pass III
369,85;
AHeinr
928.
– häufiger mit guot oder wol verbunden:
mir was der wille harte guot Iw
759;
harte guot was sîn gemach Parz
426,13;
NibB
85,3;
Tr
8552;
di scrift er harte wol vernam SAlex
319;
der bâbst enphienc in harte wol Ottok
133;
Iw
920
2.3
(seltener) bei Adjektiven:
du bist ein harte wîs man, / der sih wol versinnen kan
SAlex
4798;
ein harte schœniu maget Iw
4471;
CarmBur
172a,5;
der harte schone iungelinc Herb
11211.
546;
diz sint harte tôrehte liute Eckh
1:8,5;
VAlex
491;
ein harte scône velt SAlex
5528.
5066;
ob dem brunne stât ein / harte zierlîcher stein
Iw
582;
dit sint harte kvrze wort: / ich spreche, daz sie schone
was Herb
8570.
1152;
Iw
7238;
GrRud
E 14
3
‘ganz nahe, dicht’ mit Präp. an (örtlich):
das daz gerichte zcu deme Rode mit vnser guͦnst ist geleit geyn Howinden, wan
syͤ [diese beiden Dörfer] hard an eynandir fluͦren
[grenzen]
UrkCorp (WMU)
N407,27;
hertt ligent [...] an der waid ebd.
67,3
|