g – gabiʒ? gâch – gademstat gademvrouwe – gâhe gæhe – galazîâ galban – 1galle 2galle – galsterîe galsterlich – gamanje gamânje – gampelher gampelsite – ganeist(e) ganeistelîn – ganteren ganz – gære gargarismus – gart gart – gartgabele garthagen – gasse gast – gastmeisterin gastnusse – gæʒe gaʒʒe – gebant gebâr – gebeinet gebeitic – gebërærin gebërc – gebietære gebietærin – gebiuge gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen geborc – gebraste gebræte – gebrësthaftic gebrëstic – gebrûchic gebrûchlich – gebünde gebünde – geburgeze gebûric – gebûschirre gebütel – gedæhtnisse gedalsch – gedense gederbe – gedinchof gedinclich – gedon gedon – gedröulich gedröuwe – gedwâse ge|ehte – gegate gegatrom – gegen hëllen gegenherte – gegenrede gegenreise – gegentraht gegen trëten – gegenwertige gegenwort – gegihte gegiric – geharnascht geharre – geheiligunge geheim – gehende gehenge – gehimelze gehirne – gehœric gehœrlich – gehüge gehügede – gehuobet gehuof – geilic|heit geillîche – geiselstreich geiselunge – geisticlich geistîn – geiʒeweide geiʒgalle – geiʒwolle gejac – gekleide geklûder – gelæge gelaister – gelegede gelegelich – geleitesman geleitgëlt – gëlfe gëlfen – gelîcherin gelîcherte – gelîchsame gelîchsamen – gelide gelidemâʒe – gelinc gelinc – gelle gelle – gelœte geloub- – geloupheit gelouplich – gëlte gëltel – gelübe gelübede – gelüppic gelüpschafte – gëlwelot gëlwen – gemahellich gemahelschaft – gemæʒicheit gemæʒiclich – gemeinder gemeine – gemeinmüeticlich gemeinsagunge – gemelîche gemelîcheit – gemietede gemietunge – 2gemüete, gemuote gemüetic – gemuotheit gêmuoticheit – genâden genâdenarm – genâdezît genædic – genant 1genantlich – genemede genende – genës genesche – genibelet genîc (genîge ?) – genistbærlich geniste – genôʒsam genôʒsame – gensîn gensischen – genuht genuhten – genuocsamede (?) genuocsamen – Geon georset – gequël gequide – 1gerat 2gerat – gerede gerede – gerëhtmachen gerëhtmachunge – gereiʒe gereiʒede – gerigel gerigelingen – gerihticlîche gerihtinsigel – geristic geristlich – gërne gerner – gërste gërstegrûʒ – 2gertelîn gerten – gerûmiclich gerummel, gerumpel – geruowic geruowicheit – gesagede, gesegede gesalzene – geschaffenheit geschaffenwësen – gescheftnisse gescheftvrouwe – geschepfnisse geschepfunge – geschihtic geschihticlich – geschræje (?) geschrât – geschulteret geschuoch – geselbede gesêlen – geselliclîcheit geselligen – gesigel gesigen – gesinne gesinnen – gesiuniclich gesiuse – gesloufe gesloufic – gesnæren gesnarren – 1gespenge 2gespenge – gespîwe gespiz – gespreide 1gesprenge – gestalt gestalt – gestelle gestellet – gesticke gestickelet – gestopfel gestœʒe – gestriuʒe gestriuʒunge – gestüplach gestüpnisse – gesuoch gesuochære – geswenke geswenze – geswindicheit geswindiclîche – getænede getæper – getelse getemere – getougen getougen – getregede|gülte 1getrehte – getriuwenisse getriuwewirdic – getult getumele – getwancnisse getwancsal – gëtzen getzsal – gevæhic geval – geværlich gevatere – gevellicheit gevelliclich – geveterede geveterlîn – gevlester gevlitter – gevorstet gevræʒe – gevüegelich gevüegetheit – gevürste gewach – gewalt gewalt – gewaltroubunge gewaltsame – gewantsnîden gewantsoum – gewarsamlîche gewarschart – gewehenen gewehse – 2gewende gewendelach – gewërben gewërbic – gewërken gewërldet – gewëterblitzen gewette – gewilden gewîlet – gewinnunge gewint – gewist gewiste – gewonet gewonhaft – gewuoc gewurc – gezamen gezan – gezerge gezic – gezît gezîte – geziugelîn geziugen – gezühticlîche gezunft – gheheel gibe – giegengêre giel – gifticheit gifticlich – gîgengarren gîgennagel – gîle gileht – gine|glapf ginen – gir gir – giric giricheit – girte girunge – gît git (?) – giuden giudenlich – glanken glanst – glas(e)väʒʒelîn glas(e)vënster – gleienbluome gleif – glenzezît glenzic – glîme glîmen – glîssenerîe glisterîe – glocke glockehûs – gloie gloieren – glück- glüejen, glüen – gnaister gnaistli – gogel gogel- – golf gollen – goltërze golt|esche – goltmâl goltmasse – goltslahære goltsmelz – goltvël goltvinger – gos (?) got – götelîn gotelop – goteshûsrëht goteshûswartære – gotesvriunt gotes|wâr – gotheftic gotheit – gotmeinunge gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren göugewete (?) – goukelklucken goukelkunst – goukeltocke goukelunge – göumütte, -mutte göu|phâwe – grâ grâ – grab(e)wart grab|îsen – 2grâl grâlen – gran grân – gransprunge gransprunge – gras(e)löufel gras(e)marschalcambet – grætic grâ|tuochære – grâwërc grâwërcliute – grêde grêden – gremiclich grempære – greʒenach gribellure – grieʒwart grieʒwartære – grîfvalke grieʒwartære stM. grieʒwartel stM. grif stM. grîfant stM. grîfe swstM. grîfelîn stN. grîfen stV. (Ia) grîfengevidere stN. grîfenklâ stF. griffel stM. griffelære stM. griffelîn stN. griffelvuoter stN. griffic Adj. grîfhaft Adj. grîfic Adj. griflich Adj. grift stF. grifticlich Adj. grîfvalke swM. grîfzan – grîn grindel – grisegrammen grîseleht – griuse griuselen – groben grobiln – grôʒgamander grôʒgebieter – grôʒtürstic grœʒunge – grüenheit grüenlich – grundelôs grundelôselich – gruntrëht gruntrüerunge – gruntvorschende gruntvriunt – gruoʒbære gruoʒe – grütschîn grutte – gubelnagel guc – güeticlîche güetlich – gugelkotze gugelroc – gülte gülteguot – gumpenîe gunderam – guonlich guot – guotlich guotlîche – gupfoht guppelspil – gürtelsenken gürtelsnuor – gymnosophiste
|
grieʒwartære
stM.
‘Sekundant’ im Turnier oder beim gerichtlichen Zweikampf, der mit einer
Stange (s.
boum
3
oder (grieʒ-)stange) die Kämpfenden unter
bestimmten Bedingungen trennen kann (vgl.
boumtragære
):
ziuh uz den boum, griezwarter! / den kampf ich nieman scheiden laze
Regenb
3,351b;
sit úser herre Jesu Crist / aber úser
griswarter ist / und mit dez crúces stangen / ús schirmet
SHort
4722;
got, din gries warter ebd.
4788.
4718;
iusticiarius: gries warter VocClos
Iu 40
grieʒwartel
stM.
‘Aufseher (auf dem Kampfplatz), Kampfrichter’
di chemphen waren wol gar: / uermezenliche chomen si dar /
[...], / di grizwarten [La.
grizwartel
] si manten Rol
8913;
den griezwerteln er [der König] dô gebôt, / daz sie
zuosamen liezen / die kempfer und sie hiezen / strîten unde vehten Wigam (B)
1865.
1816;
agonitheta vel sequester: griezwarto, griezwartile SummHeinr
1:292,309
grif
stM.
1
‘Zugriff, Greifen, Griff’ (vgl.
grift
1 ) 2 Tastempfindung beim Anfassen 3 Rinderfett der Nierengegend (da der Metzger beim Kauf dort durch Begreifen den richtigen Fettgehalt des Tieres erfühlt [vgl. DWB 4,1,6,290; SchwäbWB 3,833; SchweizId 2,710; BWB (Sch) 1,991; FWB 7,413]) 4
‘Klaue’
5
‘Einflussbereich, Reichweite, Umfang’ (vgl.
begrif
1 und 2 )
1
‘Zugriff, Greifen, Griff’ (vgl.
grift
1):
dô [...] im enbunden wart sîn
[gefesselte] hant, / sînen êrsten grif den tet er
nider / nâch sînem swerte, daz nam er wider Wig
6510;
der grif [der ihn vor dem Sturz
bewahrte] den tot im hat erwert Rennew
36296;
Seuse
258,15;
Parz
1,28;
sîn [des Löwen] êrster grif was
alsô komn, / durch den schilt mit al den klân. / von tiere ist selten ê getân / sîn
grif durch solhe herte ebd.
571,24;
valke, habich, sperwer / wolden ûngern múse jagen. / ir griff und ir
veder slagen / nach der naturen guft [dem Ruf der Natur
entsprechend] / leret si jagen in dem luft / und nicht diu muse
vor dem hole Pass I/II(HSW)
42170
(vgl. 4).
– übertr.:
mich der unden griffe / slugen daher uffez lant Pass III
652,36;
der wint [auf dem Meer] der was mit hertem
gryffe / in wider vnd an si gefaht EvStPaul
3413;
nû sich, wie diu sŷrêne / und ir süezes dônes
grif / ziehe an sich vil manic schif KvWTroj
2669;
der wilden meremeide / mîn frouwe sich gelîchet wol. / ir rede süezekeite
vol / und ir schœner worte grif / hât under mînes herzen schif / gezogen
und gesenket KvWEngelh
2225;
ez wære mir ein groze not, / soͤlt ich ir aller
namen sagen / [...] / ez ist miner kunst ein hoher
grif, / ob ich nenne gar die shif / die die kuͤnge dar brahten
Rennew
12917.
– beim Spielen eines Saiteninstruments:
ie neben zwein ein spilman / vil süeze videlunde gie, /
der deheiner dem andern nie / einen grif übersach Wig
7426.
8480.
–
‘Berührung’
ir [der Löwen] griffe waren linde, / swa sie in
[Jesus als Kind] indert griffen an Pass
I/II (HSW)
4860;
KvFuss
2847;
sprach si: ‘wan dâ [an der Stelle des
Zügels] lac iwer hant, / der grif sol mir sîn unbekant.’
[dort mag die Dame nicht anfassen, um das Pferd zu
halten]
Parz
512,18;
abir wart mir ruren kunt / alda uf dem gevilde / von
eines menschen bilde. / libis craft mir wider wart / nach dem griffe mittervart
/ volleclichen als da vor Daniel
6698.
– übertr. ‘Glücksgriff’
Rennewart ergreif daz shif; / daz was ein sæliclicher
grif Rennew
11992.
23860;
swâ’s [die Augen] ein schœne wîp
ersehent, / sô verst in den sprüngen pfnehent
[keuchend] / unde gedenkest: ‘heyâ, het ich
disen goldes grif!’ / so ist dir lützel kunt, / ob dîn lieber ougen funt /
âne missewende sî Neidh
WL 35:6,5
2
Tastempfindung beim Anfassen:
wâ daz vel [die menschliche
Haut] dik ist, dâ ist ez sleht und ains senften griffs, wâ ez dünn ist
und zesträut auz ainander, dâ ist ez oft gar rauch und hertgriffig
BdN
24,2.
24,5;
Solînus spricht, daz die delphin
[...] gespitzelt zungen haben scharpf und rauch an dem
griff ebd.
235,21.
85,32
3
Rinderfett der Nierengegend (da der Metzger beim Kauf dort durch Begreifen den
richtigen Fettgehalt des Tieres erfühlt [vgl. DWB 4,1,6,290; SchwäbWB 3,833;
SchweizId 2,710; BWB (Sch) 1,991; FWB 7,413]):
ez wellent di zwelf und habent auch gesetzt, daz man dez
schoͤnsten rindreins flaeschs geb 1 lb umb 1 dn, und sol darzuͦ slahen
allez daz, daz zuͦ dem rind gehoͤret, daz sind die nyerstal und die
griff StRMünch
436,19;
waz si ouch schowent, davon sont si nit mere nemen denn die nieren und die
vier griffe [das Fett zu beiden Seiten oben und unten zwischen den
Hinterläufen?]
StRRavensb
170,11
4
‘Klaue’
er [der Drachen] vuorte mit im an
den kampf / beidiu rouch unde tampf / und andere stiure / an slegen unde an viure, /
an zenen unde an griffen: / die wâren gesliffen, / sêre scharpf Tr
9021;
zehant der valk die tuben stiez / daz si gehort noch gesach:
/ hin und her er si do trach / biz si im in die griffe wart WhvÖst
7389.
– phras.: beizen mit dem smalen ~
‘mit einem kleinen Greifvogel auf Jagd gehen’ (vgl. Dalby, Mediaeval Hunt,
69b s.v.
1beiʒen
; ); hier übertr. auf die
Auswahl der Krieger für einen Feldzug:
man wolt nicht lokchen sprintzen
[Sperberweibchen] / durch paizzen mit dem smalen
griff: / vil stoltzer helt lokcht man tze schiff! Suchenw
18,139;
in Anspielung darauf auch:
Maria, hab ich iht gesait [...]
so weltliches getihtes / daz suͤnde muͤge raitzen, / dar umm mich
niht erbaitzen / nu la des hellen grien [
hellengrîfen?,
Anm.z.St.] grif! WhvÖst
10477
5
‘Einflussbereich, Reichweite, Umfang’ (vgl.
begrif
1 und 2):
der künic, der si sande, / der [l.
des
] hêrschaft hete wîten grif
KvWTroj
19409;
ir [der Könige] hiez einer
Matusalan, / daz lant was sin zu Krite; / sins gewaltes grif gienc wite
Rennew
18654;
in sînem vanen stuont ein roch [der Turm des
Schachspiels] : / daz bedûte sînen wîten grif, / daz im diu erde
und diu schif / volleclîche gâben rîchen zins. / zwischen Gêôn und Poynzaclîns / diu
lant wâren dem jungen / dienestlîch gar betwungen Wh
382,3;
diu [Stadt] âne
Babylône [mit Ausnahme von Babilon] ie truoc / ame
grif die grœsten wîte Parz
399,19.
–
‘alles was im Umfang inbegriffen ist, Zubehör’ (jüngere Belege DRW 4,1110;
s.a.
begrif
, vgl. WMU 1,157):
vnd han in den selben hof gen friliche, lidecliche vnd ler iemerme ze
niessen vnd ze han mit allem griffe vnd reht, so ich vnd alle mine vordern den
selben hof hen gehept UrkCorp (WMU)
586,20
u.ö.
grîfant
stM.
übers. lat. herodius ( ‘Reiher’), der in der Glossa Ordinaria mal
als falco (Komm. zu Lv 11,19), mal als ein Greifvogel, der größer als ein
Adler (Komm. zu Ps 103,18) ist, beschrieben wird (vgl. auch
grîfvalke
):
herodius, das ist ein greyffant, der ist dem hohen cederspawn wol bekant; er
ist der spercken und der vogel ein herre und ein hawbtman PsMb
31(Glossar)
grîfe
swstM.
ein sagenhafter, riesiger Greifvogel ‘Greif’ (vgl. Batereau, Tiere, S. 63;
Scheibelreiter, Tiernamen, S. 95f.):
dez goldes mac nieman gewinnen vor den drachen vnde vor den
grifen, die dez goldis huͦtent Lucid
21,5;
BdN
190,17;
Wh
375,29;
die grife dar inne, / di bezeichenent di tivele
HimmlJer
248;
mit zuein grîfen / vuͦr her [Alexander] in
liuften Anno
14,9;
da von het diu juncvrawe wert / disen grifen fuͤr ain
pfært WhvÖst
10888;
vor des grîfen krefte der walt dâ nider brach Kudr
57,1;
SAlex
165;
Rol
7099;
KLD:BvH
9: 3,10;
SM:UvS
28: 2,6;
Wig
5067.
– als Wappentier:
daz vorder teil des grîfen hie / der künec von Gascône truoc
/ ûfme schilt Parz
72,24;
Wh
441,15;
er sluͦg in daz der grife nider / von dem helm sturtzt
WhvÖst
8562
grîfelîn
stN.
Dimin. zu
grîfe
.
‘Greifenjunges, kleiner Greif’
in ir [der Greifen] geniste und in
ir zuht / steic er ûf daz gebirge hôch. / dâ brach er von in unde zôch / diu wilden
cleinen grîfelîn KvWTroj
6153
grîfen
stV. (Ia)
zum Gebrauch in Rechtstexten vgl. auch WMU 1,760.
1
‘jmdn./etw. (er)greifen, anfassen, berühren’ ; der Übergang zu 2
ist fließend 1.1 mit Akk. 1.2 mit präp. Obj. (mit an , în , nâch ,
zuo ; vereinzelt ûf , umbe , under ) oder Pron.-Adv. 1.3 mit Richtungsadv. oder anderen Richtungsangaben 2
‘(forschend) tasten, (er-, be-)fühlen’
3
‘sich jmdm./etw. zuwenden’ ; der Übergang zu 4 ist fließend 3.1 mit Akk. 3.2 mit Richtungsadv. (hier im vorausweisenden auktorialen Kommentar) 3.3 mit präp. Obj. (mit an , zuo ; vereinzelt in ,
nâch ; wider
3.3.1 ) oder Pron.-Adv. 3.3.1 mit wider 4
‘etw. beginnen’
1
‘jmdn./etw. (er)greifen, anfassen, berühren’; der Übergang zu 2
ist fließend
1.1
mit Akk.:
sâ bî dem worte gegreif er
[Abraham] in
[Isaak] vile harte. / [...] /
ûf den altâre er in warf Gen
930;
dô greif er einen stecken KvWHvK
144;
da greiff er syns meysters pfert und reyt heinwert
Lanc
40,18;
KvWTurn
825;
er greif in bî dem barte lanc KvWHvK
264;
Roth
2173;
Lanc
478,10;
wen der engel ist ungriflich, / der mensche tut wol
grifen sich [läßt sich anfassen] , / und sint doch
beide gliche / mechtic in gotes riche HeslApk
22618.
–
‘jmdn. gefangen nehmen’
[sie zogen dorthin] da sy den greven wisten, / den
sy wainden [l. wanden
] gryffen myt
listen HagenChr
4555.
–
‘ein Saiteninstrument spielen’
der sluͦc die drumen, dirre peif, / der ander suͤze wise
greif Elis
172;
PrHess
4,355
1.2
mit präp. Obj. (mit an, în, nâch,
zuo; vereinzelt ûf, umbe, under)
oder Pron.-Adv.:
die herren griffen an die swert Herb
4983;
frou Cunnewâre de Lâlant / greif an die gîserten hant
Parz
218,14.
–
ich sach / in ir swert zwên dorper grîffen junge
SM:Had
15: 1,2;
diu maget in ir teschen greif UvZLanz
6050.
–
si griffen nach den swerten Rol
4717;
dô greif nâch einem gürtel diu hêrlîche meit
NibB
636,2.
–
dô griffen si zô den swerten SAlex
1732;
vil dicker greif zem gabilôt Parz
153,18.
– erweitert um einen Dat.d.P.:
[Gott] greif im
[Adam] an sinen lip / unde hiez im werden ein wip
/ uzzir einem sinem rippe VRechte
383;
swenn er im [dem Pferd] ûf
den rücke / durch versuochen vaste greif, / sô seig ez nider
KvWSchwanr
993;
er greif ir undern mantel dar: / ich wæne, er ruort
irz hüffelîn Parz
407,2.
154,24;
UvZLanz
3387.
– auch mit dem Finger, dem Fuß ~ :
vater Abraham, erbarm dich uͤber mich und sent
Lazarum zuͦ mir, daz er mit sinem vinger in ein wazzer greif und mir
mein zunge erchuͤl PrOberalt
117,26;
sîn [Parzivals] fuoz
dernâch nie gegreif, / er spranc drûf [auf sein
Pferd] âne stegreif Parz
215,21.
– bildl.:
ouch grîfet sîn [des
Geistlichen] gewîhtiu hant / an daz hœheste pfant /
daz ie für schult gesetzet wart Parz
502,17;
alrerst wirt offenlich bekant / swer hie heizer ist
gewesen [in der Minne zu Gott entbrannt] , /
wan er mac luterlicher lesen / unde tiefer grifen an den grunt, / daz im got
billich machet kunt Vät
15305.
– phras.: jmdm. in die hant ~
‘jmdm. in die Hand versichern’
vnd hat dar vmb mein bruder der Marquard meinem herren dem apt in sein
hant gegrifen UrkCorp (WMU)
2194,27.
923,15.
– jmdm. næher ~
als einem anderen:
die all mitsamtt vns auf dem guet gewesen sind vnd iz peschaut vnd
pesehen habent, haben wiͤr den arm læuten nechner gegriffen denn den
erbern vorgenanten herren vnd haben peschaiden den arm læuten, von dem guet
[...] alle jar ze dienen vierczich mecczzen
charnes [l. kornes
]
UrkStVeit
62
(a. 1345).
–
um den hals ~
‘jmdn. umarmen’ (mit Akk. oder Dat.d.P.):
da greiff yn Hestor mit beiden synen armen umb synen
hals und hieß yn wilkuͦm syn Lanc
436,4.
89,3.
130,35
1.3
mit Richtungsadv. oder anderen Richtungsangaben:
do er dez schuzzes [der ihn getroffen
hatte] war [l.
wart
] gewar, / do greif er mit der hant dar: / den phil
er vz zvchte Herb
7090;
Tr
15880;
mit der hant sô greif er nider, / den helm den nam er
aber wider ebd.
7031.
16057;
er greif dâ sîn harnasch lac Parz
733,21;
– mit Richtungsadv. und präp. Erg.:
dô greif si hin z$’ir sîten NibB
677,1;
nider greif er ûf daz gras Wig
5850
2
‘(forschend) tasten, (er-, be-)fühlen’
wie scharpfe sinne der mensche hat, er kan unsinnelicher
dingen nit begriffen denne mit dem geloͮben und greiffit als ein blinde in
der vinsternisse Mechth
6: 31,8;
swer birget sô diu ougen sîn, / daz er sich von im
[dem Licht der Sonne] kêret /
[...], / der muoz grîfende gân RvEBarl
5419;
dô greif ich [Thomas] , dâ im
[Christus] mit dem sper / diu sîte was durchstochen,
/ mit nageln durchbrochen / hende und füeze KvHeimHinv
1112;
PrOberalt
89,33;
Seuse
468,16.
– im Rahmen med. Untersuchungen:
swenne si [
di
geswer
] oben an sin, so grifit man eine geswulst uffe
der leber SalArz
54,57
u.ö.;
wen de arczede wel gryfen den pulz OvBaierl
55,4
u.ö.;
owê, owê, frouwe Minne, / mir ist wê. / nû grîf her wie
sêre ich brinne KLD:UvL
7: 4,3;
Eracl
3208;
ReinFu
K,2018.
– beim Kauf von Schlachtvieh die Qualität/ den Fettgehalt erfühlen;
hier als Part.-Adj., das eine gute Qualität ausdrückt (vgl.
grif
3):
pulpa: wolgriffendes fleisch VocOpt
1.224.
– auf der Jagd (vgl. Dalby, Mediaeval Hunt, 70a):
wie dicke ich ûf die herte / greif mit mîner hande, / wie ez
[das Wild] die erden berte / und wie siu sich von
sîner schal entrande Hadam
77,2.
66,2.
– subst.:
sensibilis haist di kraft, da die sel mit erchent mitsambt dem leib, was
die aussern sinn begreiffent, als sehen, hoͤren, kosten, smekchen vnd mit
anruͤrung, das greiffen haist, vnd auch die jnner erkantnüsse derselben
sach KvMSel
506
3
‘sich jmdm./etw. zuwenden’; der Übergang zu 4 ist fließend
3.1
mit Akk.:
[die ältere Schwester] kam ze hove vor ir sô vruo /
daz ir mîn her Gâwein wart. / diu junger greif die nâchvart [wandte
sich dem Hinterreisen zu, kam hinterher; falls phras. zu 1: hatte
das Nachsehen (?)]
Iw
5670
3.2
mit Richtungsadv. (hier im vorausweisenden auktorialen Kommentar):
mich dunkchet czeit und gut / das ich furbas greiffen
sulle; / ich sol richten mein mule, / ein ander untugent umb treiben
HvBurg
277
3.3
mit präp. Obj. (mit an, zuo; vereinzelt in,
nâch; wider
3.3.1) oder Pron.-Adv.:
daz er ze diner antwerte / mit gevaztem swerte / greif an
sine were Rol
2139;
er [Gott] worhte in uzzir nihte,
/ [...] / do greif er an die ubirmuot, / daz was ze
niht guot VRechte
203;
Tr
15020;
do Antonius vernumen / hete ein sulch mere, / swie er
alte were / an dem libe und cranc, / doch greif er vroliche an den
ganc [brach er auf] / durch vrumen suchen disen
man Vät
1910.
–
da graif er do von [nachdem er die
Schriftgelehrten übertrumpft hatte] erst in d%>i
bvͦch vnde in die heilige schrift Konr
2 W1,101;
nu grîfit in iwer herze unde sehit, ob ir got minnit
Spec
74,12.
–
sîns herzen gir nâch prîse greif Parz
15,25.
–
zv strite sie griffen Herb
9548;
nvͦ sult ir widir grifen / zvͦ uwirme
schepfere TrSilv
430;
swen die rîfen / twungen und darzuo der snê, / der sol
nû ze fröiden grîfen, / sît man siht den klê SM:KvL
10: 2,3;
Parz
488,23;
si suln ouch schaden erzeigen nuo. / dâ greif mit
sîner stangen zuo / mit grôzen slegen Rennewart Wh
398,4.
– in wieder aufgreifenden auktorialen Kommentaren:
nû lâze wir die rede hie / und grîfen wider an die /
dâ wir si liezen ê KvHeimHinv
1010;
die rede lassint! griffen zuͦ / der rehten
aventure hie RvEWh
2332;
UvZLanz
4609;
Wh
7,13;
Tr
3752.
7231;
Wig
8095;
Herb
16916;
Tauler
189,10.
– phras.: ze (der) ê ~
‘heiraten’
die kur [Wahl] an zweine er
[der Vater] mir do bot: / eintweder
lesterlichen tot / oder grifen zu der e Vät
15989;
den ensol man deheinen vormunt geben âne die ze ê
gegrifen habent SpdtL
139,1;
StRAugsb
6,11
3.3.1
mit wider:
daz der sun ie wider dem vater
gegraif [sich gegen den Vater wandte] , / daz
was gaistlîchen hêrren lait Kchr
16936
4
‘etw. beginnen’
zwei geruowetiu râvît / diu lîhe ich dir an dîne var / und
einen ritter der dich dar / zuo dem kampfe bringet alsô fruo, / ê man grîfe dar zuo
UvZLanz
5108;
wan er greif in ein ander leben; / ein niuwe leben wart ime
gegeben: / er verwandelte dâ mite / al sîne sinne und sîne site / und wart mitalle
ein ander man Tr
937
grîfengevidere
stN.
unklar, ob Syntagma oder Gen.-Kompositum.
‘Federn oder Fittiche von Greifen’
dô hiez si im bereiten einen kiel [Schiff] wunnesam
/ mit guotem grifengevidere, der was wol getan WolfdB
348,4
(vgl.
WolfdB (K)
350,4;
WolfdD (H)
569,4
)
grîfenklâ
stF.
unklar, ob Syntagma oder Gen.-Kompositum.
‘Greifenklaue’
[das Gold] ab einem velse zarten / grîfen klâ, diez dâ
bewarten Parz
71,20;
ich sach den unsuessen / an henden und an fuessen / haben
starcke greyffen cla. / als di porsten sind sein pra. / teuvelisch ist sein gestalt
HvNstAp
4471;
die erste [Hand der Habgier
(personif.)] , die gewappent ist, / griffen clae sij genant ist, /
raub, der sich edel machet / und sprichet in sinen sachen / er muße sine weyde
suͤchen / und nemen wo er is findet, aen ruͤchen, / es sij yme alles
wiltfang Pilgerf
9509.
9135;
Rennew
30863
griffel
stM.
Schreibwerkzeug zum Ritzen in Wachstafeln ‘Griffel’
ain tevelein, / da schreybt man mit dem griffel ein
HvNstAp
16652;
ir tavelen sie nam / und einen griffel von golde, / dar an si scrîben wolde
En
10619;
Renner
17392;
scharpf als ein grifel Seuse
43,6;
– übers. lat. graffium, pugillaris, stilus vgl.
VocClos
Gr12.
Pu24.
St51.
–
daz ander [zweite] teil hie ende hât: / mîn griffel
an daz dritte gât WälGa
2528.
– missbraucht als Waffe:
er wolte hân erstochen sich; / wan diu künigîn den stich / underfuor daz er
niht vollekam, / und im den griffel genam Flore (S)
2394;
als die kinder diz ersan / ir leit si an im [dem hl. Felix, der
als Lehrer sehr hart zu seinen Schülern gewesen war] rachen, /
wand si in in stachen / mit griffeln also lange, / unz er von dem getwange / under
ir handen tot gelac Pass III
97,24;
ReinFu
K,2152;
Seuse
16,9;
WolfdD
2193,1
griffelære
stM.
Bed. unklar; möglich wäre in der Reihe der sonst genannten Schimpfwörter eine Bez.
für jmdn., der stichelt, ‘Sticheler, Störenfried’ (anders Lexer: jmd., der tief
eingreift, die Wahrheit aufdeckt):
sag ich in hofelicher mêre, / sô bin ich ein sloterêre
[Plappermaul, Schwätzer] ; / swîge ich mit zühten âne
gevêre, / sô bin ich ein glîchsenêre [Heuchler] ; /
spriche ich die wârheit nâch der swêre, / sô bin ich ein striffelêre
[La. griffelere
]
Renner
16178
griffelîn , griffelî
stN.
auch grüffelîn.
Dimin. zu
griffel
:
schœniu griffelîn von golde Flore (S)
829;
dô nâmen sie ir grifellî, / beidiu er unde sî, / und gap er ir daz sîne; /
‘nû nement ouch daz mîne’ / sprach diu vil getriuwe ebd.
1321;
dô zôch sî ûz ir griffelîn / ûz ir griffelfuoter.
[...] sî wolte sich erstechen ebd.
1244;
nâch dem grüffelîne muose ich senden Neidh
WL 9:4,7
griffelvuoter
stN.
‘Futteral für Griffel’
dô zôch sî ûz ir griffelîn / ûz ir griffelfuoter Flore (S)
1245
griffic
Adj.
→
gripfic
grîfhaft
Adj.
‘berührbar, anfassbar’
der teuffel ist nicht greiffhaft / und hat doch von got dw
chraft / daz er nympt den leib an sich / als ein vogel und ein vich, / daz man
waͤnt er sey ein tyr / oder ein mensch Teichn
336,83
grîfic
Adj.
1
‘(nach etw.) greifend, die Klauen in etw. schlagend,’
2
‘berührbar, anfassbar’ (vgl.
grîfhaft
)
1
‘(nach etw.) greifend, die Klauen in etw. schlagend,’
wie durchvert die vogel grîfic
are [Adler]
Kreuzf
7674.
– mit Gen.d.S.:
daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. / des ist Uoze grîfic
Neidh
WL 13:2,9
2
‘berührbar, anfassbar’ (vgl.
grîfhaft
):
[das Feuer] vngreiffig / an im selben hat den sig, / daz
ez toͤt und macht zuͦ mist / daz greiffig oder sichtig ist
Teichn
325,194.
325,241
griflich
Adj.
‘berührbar, anfassbar’
nu sich, ich bin ein menscheit, / griflich vleisch und bein
Vät
34315;
wir sullen irsten alle / (daz en ist kein lougen) / vor
unses herren ougen / griflich und entsebelich [sinnlich
wahrnehmbar]
HeslApk
20233.
18110
grift
stF.
Wort der Deutschordenslit.
1
‘Zugriff, Greifen’ (vgl.
grif
1 ) 2 übertr. auf das Verständnis der christl. Glaubenswahrheiten oder das Bemühen
darum 2.1 verstandesmäßiger oder inspirierter, ungelehrter Zugriff auf das Verstehen
oder eine Einsicht (meist des hërzen oder dessen
wîsheit ) 2.2 das Bemühen um christl.-religiöse Einsicht und Verständnis (mit
wërfen oder Bildern/ Verben der Bewegung)
1
‘Zugriff, Greifen’ (vgl.
grif
1):
mit vil semfteclicher grift / gewunnen sie her uz den dorn
Vät
27210
2
übertr. auf das Verständnis der christl. Glaubenswahrheiten oder das Bemühen
darum
2.1
verstandesmäßiger oder inspirierter, ungelehrter Zugriff auf das Verstehen
oder eine Einsicht (meist des hërzen oder dessen
wîsheit):
di Prûzin nicht irkantin got / noch diwedir sîn gebot; / tum und einveldic
was ir sin, / des inmochtin sî nicht in / bevân mit der vornumfte grift
[
cum ratione comprehendere non
potuerunt
]
NvJer
3987;
dirre gûten lêre wort / und der noch vil vorgît dî schrift, / nâmen in des
herzen grift / der meister und dî brûdre dô ebd.
27134;
di wisheit sines herzen sin / was mit meisterlicher grift / wol kumen in
di alden schrift, / doch blozlich als die andern. / wi man aber wandern / mit
vernumft solde uffen grunt, / daz was im dannoch unkunt, / daran man Cristum
solde spurn Pass I/II (HSW)
21351;
swie vil er doch enttecte / mit siner scharfen sinne grift / die valscheit
an irre schrift, / so wolden si doch blint sin Pass III
435,43;
sus samte si in ir gehuge / beide an herze und an schrift, / an vrage
manige tiefe grift [Erkenntnis, Einsicht] / und quam
in Salomonis lant ebd.
267,88.
– mit besonderer Betonung des Zupackens (im Bild der Klaue oder eines
Greiforgans, vgl.
grif
4):
swem diz buͦch wirt gesaget / und gelesen an siner schrift, /
der slet ie sines hertzen grift / dar an, als in geleret / diu art, diu an
in keret Pass I/II (HSW)
42216;
idoch hete er [der blinde Jude] von kindes
jugent / - als noch die blinden vil wol mugent - / gelernet uzen di schrift.
/ sines herzen wise grift / in den grunt so verre brach, / daz er
offenlichen sprach, / als di schrift hat gesaget, / Maria were ein kusche
maget ebd.
13036
2.2
das Bemühen um christl.-religiöse Einsicht und Verständnis (mit
wërfen oder Bildern/ Verben der Bewegung):
alle sines herzen grift / warf er an gotes gelouben / und liez an im
betouben / allen ungelouben do Pass III
423,78;
Pass I/II (HSW)
15940;
Vät
24007;
den guten sal man schriben / in allen zungen die schrift, / wan ires
herzen wise grift / dabi sal der rechten wec / wandern ane sunden vlec
Hester
56
grifticlich
Adj.
‘räuberisch’ (vgl. gripfic
1):
dar vmme sint sie vil wol glich / hie deme walfische, sprechen ich, / dvrch
ieren grifteclichen nit PrHess
8,459
grîfvalke
swM.
übers. lat. herodius ( →
grîfant
):
grifalcus haizt ain greiffalk und haizt auch herodius, sam
diu glôs sagt über daz puoch Leviticum an der stat, dâ Moyses die unrainen vogel
verpeut. der vogel ist der aller edlist under allen vogeln.
[...] der vogel ist sô starch und sô grôz,
[...], daz er den adlarn væht und im angesigt
BdN
185,26;
die alsô sprechent die wænent, daz herodius ain gemainer valk
haiz, und daz ist niht wâr, als wir hie vor gesagt haben von dem greiffalken ebd.
207,31
u.ö.
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